Fleischfressende Pflanzen gehören zu den interessantesten Gewächsen, die Mutter Natur hervorgebracht hat. Gemeinhin wird angenommen, dass diese Pflanzen sehr schwierig zu pflegen sind, dabei gibt es wirklich pflegeleichte Arten. Karnivoren, wie fleichfressende Pflanzen auch bezeichnet werden, fangen mit ihren umgewandelten Blättern meist kleine Einzeller, aber auch Insekten oder Gliedertiere. Große fleischfressende Pflanzen fangen und verdauen aber auch größere Beutetiere wie Frösche und Nagetiere. Karnivoren wachsen langsam. Sie benötigen viel Licht und Wasser und sind ansonsten Selbstversorger. Man unterscheidet insgesamt fünf Fallentypen, die Klebefallen, Klappfallen, Saugfallen, Fallgrubenfallen und Reusenfallen. Der jeweilige Name sagt schon aus, wie die Pflanzen ihre Nahrung fangen.
Die Pflege fleischfressender Pflanzen
Bis auf einige Ausnahmen sind fleischfressende Pflanzen gar nicht schwer zu kultivieren. Sie brauchen viel Licht und ausreichend Wasser und zwar kein Leitungswasser, sondern weiches Wasser, möglichst sauberes Regenwasser. Die Überwinterung hängt von der Art der Pflanze ab.
Standort
Fleischfressende Pflanzen dürfen nicht zu dunkel stehen. Ein Platz direkt im Fenster ist ideal. Selbst für Ost- und Westfenster gibt es eine Menge geeigneter Exemplare. Mordfenster sind in der Regel zu dunkel und im Inneren eines Raumes ist ebenfalls zu wenig Licht.
- So viel Licht wie irgend geht!
- Ideal ist ein Südfenster.
- Mittagssonne ist allerdinsg nicht ideal, also besser etwas beschatten.
- Nur das Fettkraut gedeiht auch im Nordfenster.
- Bei zu wenig Licht Kunstlicht verwenden, 120 bis 150 Watt pro Quadratmeter!
- Da Karnivoren eine hohe Luftfeuchtigkeit mögen, sollte auch dieser Punkt bei der Standortvergabe berücksichtigt werden!
- Direkt über einer Heizung stehen die Pflanzen nicht gut. Dort ist die Luft zu trocken. Die Klebetröpfchen des Sonnentaus trocknen ein.
- Ideal ist ein kleines Terrarium oder Aquarium, wo alle fleischfressenden Pflanzen zusammen eine Heimat finden. Hier kann man die Luftfeuchte gut regulieren. So um die 70 Prozent sind ideal.
- Im Sommer können die Pflanzen ins Freie gestellt werden, allerdings auf eine hohe Luftfeuchte achten!
- Um die Farbe gut zur Geltung bringen zu können, brauchen viele der Pflanzen, z.B. Schlauchpflanzen den sonnigsten Platz.
- Heimische Arten lassen sich auch im Garten kultivieren, am besten im Moorbeet. Zu ihnen gehören: Drosera rotundifolia,Drosera angglica,Drosera intermedia,Drosera filiformis,Pinguicula vulgaris,Pinguicula alpina und praktisch allle Sarracenia und Hybriden Arten. Mehr dazu unter Gartenkultur.
Pflanzsubstrat
Im Handel gibt es spezielle Karnivorenerde. Diese ist am besten geeignet für fleischfressende Pflanzen. Allerdings ist sie sündhaft teuer. Alternativ geht WeissTorf, allerdings muss dieser unbedingt ungedüngt sein! Blumenerde ist absolut ungeeignet.
- Karnivorenerde
- WeissTorf mit Quarzsand mischen als Ausweichlösung
- Keinesfalls Erde mit Dünger oder Blumenerde verwenden!
- Um die Luftfeuchte zu erhöhen ist es sinnvoll, die Töpfe in große, wassergefüllte Untersetzer oder Schalen zu stellen, am besten mehrere zusammen.
Pflanzen
Ideal ist, fleischfressende Pflanzen in ein Aquarium oder Terrarium zu pflanzen, da so die Luftfeuchte reguliert werden kann. Man darf es allerdings nicht verschließen, da es sonst zu einem Hitzestau kommen kann. Wichtig zu beachten ist, das passende Pflanzsubstrat zu verwenden!.
Die meisten Karnivoren werden in Gefäße gepflanzt. Dabei gibt es nichts besonderes zu beachten. Bei der Haltung im Freiland ist das etwas anders. Für beide Pflanzarten ist ein Wasserspeicher absolut günstig.
Gartenkultur
Für die meisten fleischfressenden Pflanzen reicht es, sie in ihrem Topf im Sommer ins Freie zu stellen. Einige Arten können aber auch ausgepflanzt werden. Man kann sie im Kübel eingraben oder direkt ein Beet für sie anlegen, ein so genanntes Moorbeet. Auf alle Fälle ist einiges zu beachten:
- Sehr sonniger Standort!
- Etwas geschützter Platz!
- Wichtig ist, dass sich keine Laubbäume in der Nähe befinden!
- Keine Gartenerde verwenden, nicht ein bisschen!
- Der Größe nach pflanzen, damit alle gut Licht bekommen!
Kübel eingraben
Da die Haltung im Kübel im Winter nicht ideal ist, weil so ein Pflanzgefäß doch einmal durchfrieren kann, ist es besser, dieses im Winter einzugraben. Allerdings ist auch das nicht ideal, denn der Wasserspeicher kann unter Umständen zu gering sein. Man muss also im Sommer sehr viel gießen. Praktisch ist deshalb, im Gefäß einen Wasserspeicher einzubauen oder gleich ein Gefäß mit Wasserreservoir zu verwenden.
Haltung im Moorbeet
Das Moorbeet ist vergleichbar mit einem großen Kübel, nur das dafür in der Regel Teichfolie genutzt wird. So hat man mehr Gestaltungsfreiräume. Wichtig ist auch hier ein Wasserspeicher, ein sonniger Standort, keine fremden Nährstoffe, also keine Bäume!
Problematisch bei der Freilufthaltung sind Schnecken und Vögel. Für Schnecken ist es ein ideales Umfeld. Sie lieben fleischfressende Pflanzen. Schlimmer aber sind Vögel, allen voran Amseln. Durch die ständig feuchte Erde sind diese täglich am Wühlen und auf der Suche nach Futter. Auch mögen sie Sphagnum für ihren Nestbau. So einen Amselangriff überstehen kleine und empfindliche fleischfressende Pflanzen wie Sonnentau und Fettkräuter meist nicht. Abhilfe schafft nur engmaschiger Maschendraht. Netzte sind ungünstig.
Im Winter sind Karnivoren bedroht, wenn der Boden gefriert. Dann vertrocknen sie oft, denn sie können keine Feuchtigkeit aufnehmen. Auch Fröste ohne schützende Schneedecke sind gefährlich.
Gießen und Düngen
Karnivoren vertragen keinen Kalk. Kalkhaltiges Gießwasser bringt die Pflanzen ziemlich schnell um. Je härter das Wasser ist, um so schneller verabschieden sich die Pflanzen. Gegossen wird immer in den Untersetzer. Dort sollte der Wasserstand nach dem Gießen 2 bis 3 cm betragen. Dieses Wasser muss erst verbraucht werden, bevor erneut gegossen wird. Zwischendrinn sollte die Pflanze etwa 2 Tage trocken stehen, also nicht sofort nachgießen! Die Erde braucht Luft, das funktioniert nur ohne Wasser.
- Kein kalkhaltiges Wasser verwenden!
- Regenwasser ist gut geeignet, allerdings ist das in der Großstadt auch nicht ideal.
- Besser ist dann destiliertes Wasser oder auch demineralisiertes Wasser.
- Wer eine Umkehrosmoseanlage hat und sein Leitungswasser da durchlaufen lässt, kann dieses Wasser auch für fleischfressende Pflanzen nutzen.
- Die Pflanzen mögen es auch, wenn sie mit diesem Wasser besprüht werden. Das sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit, was sie sehr mögen.
- Niemals düngen!
Nahrung
Fleischfressende Pflanzen müssen nicht gefüttert werden. Sie versorgen sich selbst. Selbst im Winter fangen sie hin und wieder eine Fliege oder eine Spinne. Will man sie aber füttern, um den Vorgang beobachten zu können, muss man lebende Insekten verwenden! Allerdings dürfen die nicht zu groß sein. Man rechnet bei der Insektengröße etwa ein Drittel der Größe der Falle.
Überwintern
Der Winter kann schwierig werden. Viele der fleischfressenden Pflanzen bekommen zu wenig Licht. Das ist nicht so schlimm, wenn sie nicht gleichzeitig zu warm stehen. Wenn also der Standort zu dunkel ist, müssen die Temperaturen tüchtig herabgesenkt werden. Ideal für die Überwinterung sind Pflanzenlampen.
- Möglichst heller Standort, aber bei Temperaturen zwischen 5 und 10 °C.
- Je heller der Platz, um so höher können die Temperaturen sein.
- Bei kühlen Temperturen hört das Wachstum auf.
- Blätter können braun werden.
- Viele der Fleischfressenden Pflanzen brauchen ein kaltes Winterquartier. Sie halten eine Ruhepause ein.
- Schlauchpflanzen und Venusfliegenfalle – von 10 bis 15 °C.
- Kannenpflanze und Wasserschlauch – von 20 bis 25 °C.
Schneiden
Fleischfressende Pflanzen müssen nicht geschnitten werden. Lediglich abgestorbene Teile werden vorsichtig entfernt, aber erst, wenn sie vollständig abgetrocknet sind. Wird eine Pflanze zu groß, gerade im Terrarium, sollte man sie lieber teilen, bevor man an ihr herumschneidet. Das sieht am Ende unnatürlich aus.
Vermehren
Die Vermehrung von fleischfressenden Pflanzen erfolgt über Samen, Stecklinge oder Teilung der Rhizome. Alle Arten sind nicht wirklich einfach und eher nichts für Anfänger. Man braucht sehr viel Fingerspitzengefühl und muss sich täglich um die Pflanzen kümmern.
- Samen – Samen sind nicht lange haltbar. Einige Samen müssen vorbehandelt werden, also durch Kälte oder Hitze. Samen nur auf das Substrat legen, fast alle sind Lichtkeimer. Ständig feucht halten!
- Blattstecklinge –entweder die Stecklinge auf frisches Substrat drücken und lediglich den Blattstiel etwas mit Subtrat bedecken oder alles in einem Glas destillierten Waser einlegen und abdecken. Die erste Möglichkeit ist besser, denn der Steckling wurzelt gleich in Substrat. Frische Pflänzchen am Anfang sehr feucht halten! Langsam an normalen Wasserstand gewöhnen!
- Wurzelstecklinge – einfach ein Stück Wurzel abtrennen und separat einpflanzen. Alles schön feucht halten. Nicht alle Pflanzen vertragen das!
- Rhizomteilung – Pflanze aus dem Topf nehmen und in mehrere Teile brechen. Alles separat einpflanzen. Vorsichtig vorgehen!
Krankheiten und Schädlinge
Bei guter Pflege treten Krankheiten eher selten auf. Vor Schädlingen sind natürlich keine Pflanzen geschützt. Wichtig ist, dass man regelmäßig nach dem Rechten sieht und Krankheiten und Schädlinge schnell entdeckt. Dann ist es relativ simpel, etwas dagegen zu tun.
- Grauschimmel – tritt vor allem im Winter auf, bei feuchter und kalter Haltung. Befallene Teile müssen entfernt werden! Weniger gießen! Pflanzen isolieren! Am besten heller und luftiger stellen! Abgestorbene Pflanzenteile entfernen!
- Schimmliges Pflanzsubstrat – nur ein optischer Mangel. Beheben kann man dies durch umtopfen in ein luftigeres Substrat und einen luftigen Stellplatz. Speziell im Winter weniger feucht halten und gut belüften!
- Blattläuse – machen auch vor fleischfressenden Pflanzen nicht Halt. Viele der Gewächse reagieren empfindlich. Abspülen hilft, aber schwierig bei den zarteren Pflanzen. Besser ist Blattlausspray. Langzeitwirkung haben Pflanzenschutz-Zäpfchen.
- Schildläuse – speziell an hartblättrigen Pflanzen. Sehr schädlich. Hilfe bringt Blattglanzspray (Kontralineum Lösung).
- Spinnmilben – hier kommt es auf rechtzeitiges Entdecken an. Bekämpfung mit Blattlaus- oder Milbenspray.
- Raupen – bei Freilandaufenthalt. Am besten absammeln!
- Schnecken – bei Kultivierung im Moorbeet. Absammeln oder Schneckenkorn
Fazit
Fleischfressende Pflanzen sind nicht so schwierig in der Pflege, wie oft angenommen wird. Für Menschen, die nicht viel Zeit für Pflanzen haben, sind sie aber nichts. Man muss seine Schätzchen schon täglich mal kontrollieren, ob sie auch zufrieden sind. Auch die Beschaffung von geeignetem Wasser ist nicht immer einfach, zumindest für Großstädter. Ansonsten kann man die Kultur der Karnivoren nur empfehlen. Es sind total interessante Pflanzen. Auch Kinder kann man dafür begeistern, denn bei diesen Gewächsen tut sich was. Sie stehen nicht einfach nur herum. Am besten man beginnt erst einmal mit einer Pflanze, z.B. einer Venusfliegenfalle. Ich persönlich finde Sonnentau am einfachsten zu kultivieren. Meiner stand in der Küche im Nordfenster und im Sommer auf dem Südbalkon und hat sogar geblüht.