Habe Sie schon viel gehört und gelesen von wundervollen „Stauden-Gärten“? Wundervoll sind Stauden tatsächlich oft, bloß der Ausdruck ist eigentlich etwas komisch, es ist ein bisschen so, als wenn Sie einen Garten „Pflanzen-Garten“ nennen – ja natürlich, was denn sonst! Ein richtiger Garten enthält immer Pflanzen, die Zusatz-Bezeichnung wäre eher angebracht, wenn sich nicht um einen richtigen Garten handelt, ein Beton-Garten wäre dann etwa ein Garten, der fast nur aus einer Betonfläche besteht. Vielleicht soll der Namenszusatz aber auch nur eine Betonung sein, weil ein Stauden-Garten zu den vielseitigsten und pflegeleichtesten Gärten gehört – die Stauden zählen zu den am willigsten wachsenden und am bequemsten zu pflegenden Pflanzen überhaupt. Nachfolgend mehr zu beliebten winterharten Stauden.
Was ist eigentlich eine „Staude“?
Als Stauden bezeichnet der Gärtner all die mehrjährig lebenden Pflanzen, die während des Wachstums keine verholzenden bzw. verholzten Triebe entwickeln. Meist sterben die oberirdischen Teile der Stauden im Winter ab und treiben im Frühjahr aus dem Wurzelballen (Zwiebel) neu aus, es gibt jedoch auch einige immergrüne Stauden wie den Kriechgünsel. Zu den Stauden zählen damit die mehrjährigen Blumen, Farne und Gräser und die meisten Zwiebelgewächse. Damit sind die Stauden neben den Gehölzen (Sträuchern und Bäumen) eine wichtige Pflanzengruppe, nämlich die zweite große Gruppe von mehrjährigen Pflanzen.
Wie so häufig in der Botanik, sind die Grenzen zwischen den zwei Gruppen nicht ganz scharf und klar definiert, es gibt Sträucher, die umgangssprachlich Stauden genannt werden (Haselstauden z. B.), von der Wortherkunft her sind alpine Polsterpflanzen keine Stauden, für den Botaniker und den Gärtner aber schon, und dann gibt es auch noch die Halbsträucher, eine Art „verholzende Stauden“, bei denen nur der untere Teil der Pflanze verholzen kann …
Wichtige Bestandteile eines pflegeleichten Gartens
Sicher ist jedoch, dass Stauden mehrjährig sind, und dass garantiert winterharte Stauden unter den einheimischen Gewächsen zu suchen sind. Sicher ist auch, dass diese winterharten einheimische Stauden besonders robust und pflegeleicht sind, sie haben sich ja unter hiesigen klimatischen Bedingungen entwickelt und auch ohne jede Pflege eines Gärtners in diesem Klima schon sehr lange überlebt. Die normale einheimische Staude ist bei uns natürlich bei uns winterhart, und sie braucht eigentlich nicht mehr als einen Standort, der ihr zusagt, schon wächst sie zufrieden und ohne Ihr Zutun jahrelang vor sich hin.
Wenn Sie einen pflegeleichten Garten haben möchten, können Sie wohl nichts besseres tun als diesen reichlich mit einheimischen Stauden zu bepflanzen. Diese einheimischen Stauden sind auch ökologisch eine gute Wahl, unsere Kleintier- und Insektenwelt kennt diese Gewächse sehr lange und hat sich in vieler Hinsicht an sie angepasst. Wenn Sie Stauden aus Ihrem natürlichen Umfeld anpflanzen, schenken Sie der Tierwelt dieses Umfelds Wohnstätten, Nahrung und Schutz.
Der dekorative Wert einheimischer Stauden rückt nach langen Jahren der (zweifelhaften) Freude an exotischen Gästen auch gerade wieder in den Vordergrund – was bei uns Zuhause ist, entwickelt sich normalerweise prächtig und in einer Form, die unseren Augen vertraut ist und deshalb immer gefällt. Es gibt sicher auch winterharte Stauden, die aus Gebieten mit ähnlichen klimatischen Bedingungen zu uns importiert werden, bei denen können die Zufriedenheit mit einem Standort und die Winterhärte dann aber häufig nicht wirklich garantiert werden, und in einem wirklichen Garten – einem naturnahen Umfeld im herkömmlichen Sinne – stellen diese exotischen Gewächse häufig eine Art optischen Störenfried dar.
Während sich eine einheimische Staude ohne viel Federlesens in ihr Umfeld einfügen wird, mit wenig Pflege oder Schnittmaßnahmen:
Schnitt
Stauden müssen überhaupt nicht beschnitten werden, wenn Sie ein wenig Unordnung in Ihrem Garten ertragen. Sie können aber zur Schere greifen, mitunter macht das Sinn:
- Blütenstauden können durch einen Beschnitt zur richtigen Zeit zu neuer Blütenentwicklung animiert werden. Bei Stauden, die über längere Zeit während der Saison laufend Blüten entwickeln, können Sie den abgeblühten Trieb jeweils direkt nach der Blüte großzügig abschneiden, oft entwickeln diese Stauden dann in der gleichen Saison mehr und weitere Blüten. Relativ gleichzeitig und früh blühende Stauden können Sie nach der Blüte insgesamt eine Handbreit zurückschneiden, nicht selten bilden sie dann im selben Jahr nochmals einen vollen Blütenflor aus. Sie können aber auch das unterlassen, dann könnten die Stauden sich allerdings selbst aussähen. Stauden, die im Sommer einziehen, sollten das auch tun dürfen, es kräftigt die Pflanzen, wenn erst das welke Laub entfernt wird. Wenn die Staudenpflanzen erst sehr spät im Sommer bzw. im Herbst blühen, sollten Sie sie bis zum Frühling am besten ganz in Ruhe lassen, die alten Triebe sind zunächst ein sehr guter Winterschutz, und dann sehen die welken Fruchtstände im Winter auch einfach sehr dekorativ aus.
- Auch die Zwiebelblumen (Blumenzwiebeln) gehören wie gesagt zu den Stauden. Bei ihnen sollten die Blätter nicht weggeschnitten werden, in ihnen produziert die Pflanze Nährstoffe, die sie in den Zwiebeln für die nächste Blüte einlagert. Sie können höchstens die Blütenstiele abschneiden, damit sich die Blume nicht auswildert, die Blätter erst weggeschnitten werden, wenn sie vergilben.
- Polsterstauden können etwas knifflig sein – wenn sie zum Verholzen neigen, sollten Sie sie schneiden, weil sie sonst meist in ein paar Jahren verkahlen. Wichtig ist aber, beim Beschnitt immer noch ein wenig frischen Austrieb stehen zu lassen, wirklich nur ein wenig, denn ein Rückschnitt ins alte Holz führt häufig zum Eingehen dieser „Halbsträucher“, ohne Beschnitt ist das Verkahlen zu erwarten.
Pflanzen, Gießen, Düngen
Zur Pflege von einheimischen, winterharten Stauden gibt es erfreulich wenig zu sagen. Wenn Sie der Staude einen passenden Standort gegeben haben, wird sie sich ganz von alleine kräftig entwickeln. Vorausgesetzt, Sie haben beim Pflanzen die korrekten Abstände beachtet. Die einzelnen Pflanzen sollten so nebeneinander gesetzt werden, dass sie schnell einen geschlossenen Bestand ausbilden. „Geschlossen“ ist ein Bestand, wenn benachbarte Pflanzen sich mit den Blättern leicht berühren. Stauden sollten so gesetzt werden, das sich der Bestand spätestens bis zum zweiten Jahr geschlossenen hat. Die Blattmasse schattiert dann den Boden, die Feuchtigkeit wird gehalten, Konkurrenten werden am Keimen gehindert – Sie haben einen pflegeleichten Bewuchs.
An den richtigen Ort gepflanzte einheimische Stauden wachsen in der Natur in genau dieser Umgebung, und dort gießt sie auch niemand. Also brauchen Sie sie im Garten auch nicht extra bewässern – nur wenn das Wetter völlig verrückt spielt, dürfen Sie gerne unterstützend eingreifen und Ihrem „Gartengast“ so das Überleben erleichtern. Wertvolle Bewässerungszeit und wertvolles Wasser können sie auch durch Mulchen der Bodenflächen sparen, das hält die Feuchtigkeit länger im Boden.
Dünger brauchen die Staudenpflanze auch höchstens zur Unterstützung der Blüte, gelegentlich etwas Kompost reicht meist völlig aus, der eingeharkt werden sollte, damit die Mikroorganismen im Boden schnell beginnen können, ihn in Nährstoff umzuwandeln.
Beliebte Stauden und ihre speziellen Bedürfnisse
Welche Stauden beliebt sind, ist natürlich auch immer eine Modesache. In den letzten Jahren sind auf jeden Fall die Ziergräser in Mode gekommen, und verschiedene Blütenstauden zählen immer zu den Dauerbrennern. Hier eine Übersicht diverser beliebter Stauden, ihrer Lieblings-Standorte und ihrer Besonderheiten:
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Astern (Aster):
- klein bis mittelgroß
- reiche Sortenvielfalt
- blüht den ganzen Herbst
- nährstoffhungriges Sonnenkind
- braucht Kompost oder Blühdünger
- regelmäßige Wurzelteilung hilft der Gesundheit
- Besonderheiten der Astern: als Insektenliebling eine ökologische Bereicherung
- Chinaschilf (Miscanthus sinensis):
- helle Standorte und lockeren Boden
- blüht im Herbst
- gut angießen und anfangs sehr regelmäßig bewässern
- ausgewachsen nach etwa 2 Jahren
- Besonderheiten des Chinaschilfs: viele Sorten von 50 cm bis über 2 m Höhe
- Pampasgras (Cortaderia selloana):
- dicht in Horsten wachsend
- sehr attraktive Blüten mit filigranen Wedeln
- braucht viel Sonne und Nährstoffe
- braucht an kälteren Standorten leichten Winterschutz
- Besonderheiten des Pampasgrases: Höhen zwischen 45 cm und 3 m verfügbar, schmückt auch im Herbst und Winter
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Rittersporn (Delphinium):
- klassische Staudenpflanze mit insgesamt 300 Arten
- braucht Sonne mit Schatten in Erdnähe und nährstoffreichen Boden mit ein wenig Lehm und Sand
- hoher Wasserbedarf
- Achtung: giftig!
- Besonderheiten des Rittersporns: sät sich selbst aus, wenn die Samen ausreifen dürfen
- Salbei (Salvia officinalis):
- in magerem, durchlässigen Boden an einem sonnigen und windgeschützten Platz anspruchslos
- darf als Halbstrauch nur ins Grün beschnitten werden
- Besonderheiten des Salbei: Würz- und Heilkraut und Teepflanze
- Sonnenhut (Echinacea):
- wird in rund 40 Farben und Formen verkauft und bis 1,5 Meter hoch
- mag am liebsten Sonne
- sonst anspruchslos und kaum krankheits- oder schädlingsanfällig
- Besonderheiten des Sonnenhuts: blüht über den ganzen (Spät) Sommer, Heilpflanze
- Taglilie (Hemerocallis):
- wächst in fast jedem Boden, egal ob feucht oder trocken
- diesen gut mit Kompost anreichern
- volle Sonne oder Halbschatten
- bekommt nur im Frühjahr einmal Volldünger
- Besonderheiten der Taglilie: inzwischen gibt es rund 3.000 Sorten, laubabwerfend
Spannende Stauden
Natürlich gibt es viel mehr Staudenpflanzen als die gerade genannten. Viele davon waren schon einmal sehr beliebt und sind heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Wenn Sie sich an die Erkundung der Stauden machen, gibt es viel zu entdecken. Sie können außer den Standortbedingungen auch noch ganz andere Ordnungskriterien heranziehen. Hier ein paar Vorschläge für thematische Gestaltung mit Stauden:
- Ein klassischer und ordentlicher Garten kann durch Stauden sehr gewinnen – sie sind die Pflanzen, die mit dem geringsten Aufwand eine Fläche geschlossen bewachsen. In einem solchen Garten können z. B. formale Gestaltungselemente geschaffen werden, indem bestimmte Flächen mit immergrünen Stauden bepflanzt werden. Ein paar Blüten bringen dann z. B. der Kriechende Günsel oder die Zwerg-Schafgarbe, außergewöhnliche Blickpunkte könnten Sie z. B. mit Christrosen und Anemonen setzen.
- Für einen Bauerngarten gibt es sehr viele zauberhafte Stauden, die den Garten bei richtiger Kombination schnell wirken lassen, als wenn er nur so vor Fülle übergeht. Dafür sorgt z. B. die Goldrute mit ihren verschwenderischen, von reichbesetzten gelben Blütenrispen gekrönten Wedeln, üppige Dolden aus größeren Einzelblüten fügen die Lupinen hinzu, richtig große Blüten schenken Ihnen die Pfingstrose, Phlox und Stockrose.
- Ein Stauden-Steingarten könnte mit Wolfsmilch, Mauerpfeffer und Pfennigkraut seine Struktur bekommen. Diese Basis wird nun mit verschiedenen Polsterstauden kombiniert, Steinkräuter z. B., Blaukissen, Gänsekresse oder Zimbelkraut.
- Der Erntegarten mit Stauden enthält alle möglichen winterharten Stauden, von denen Sie einen über den reinen Pflanzenschmuck hinausgehenden Nutzen haben. Wohnraumschmuck für die Vase bringen z. B. Königs-Lilien und Prachtscharten, Rosenlaub entwickelt nicht nur dekorative Blüten, sondern diese und die Blätter und die Zwiebeln können auch gegessen werden. Wie auch viele Stauden-Kräuter in gleichem Maße lecker, gesund und dekorativ sind.