Kumquats oder Zwergorangen oder Zwergpomeranzen sind der neueste Schrei auf jedem angesagten Event, und schon lange ein Geheimtipp unter Gourmets. Dazu sind sie noch ungemein dekorativ, und Sie können zu Hause ernten – eine Pflanze, die die Kultur sicher lohnt. Die Kumquats gehören zur spannenden Pflanzenfamilie der Rautengewächse, zu der neben dem gesamten, nicht gerade übersichtlichen Feld unserer Citrusfrüchte auch noch rund 2.000 andere Arten von Pflanzen gehören, von denen viele Arten als Arzneipflanzen, Nutzpflanzen oder Zierpflanzen uns Menschen zu Diensten wachsen.
Ist die Kumquats nun eine Orangenart oder nicht?
Kumquats gehören nach Ansicht einiger Botaniker nicht zu den Zitruspflanzen im engeren Sinne, sondern zu einer eigenen Schwesterngattung, den Kumquats oder Fortunellas mit insgesamt sechs Arten. Andere Forscher ordnen die Fortunellas als „japanischen Teil der Zitrusfrüchte“ ein, als Citrus japonica eben. Das scheint den Rautengewächse aber ziemlich egal zu sein, zumindest Rautengewächse, die zur gleichen Unterfamilie gehören, paaren sich ohnehin hemmungslos und ohne Rücksicht auf botanische Abgrenzungen, so ist aus Mandarine (Citrus reticulata) und einer Kumquat (Fortunella margarita) die Calamondinorange entstanden.
Der Großteil dessen, was heute als Zitrusfrucht verkauft wird, entstand überhaupt erst durch Züchterhand, eine kleine Sortengeschichte erweckt in den meisten Menschen ein ziemliches Staunen: Die vielgeliebten Orangen entstanden durch eine Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse, wie die Bitterorangen ebenfalls. Die Orangen hat man dann wieder mit den Pampelmusen zurückgekreuzt, das ergab die Grapefruit. Die Grapefruit wurden gleich noch einmal mit den Pampelmusen gekreuzt, mit dem Ergebnis Pomelos. Weil’s so schön war, hat man die Orangen aber auch wieder mit den Mandarinen zurückgekreuzt, so entstanden die Clementinen, und die Satsumas auch, obwohl die deutlich anders schmecken. Unsere Zitrone ist auch nicht „echt“, sie ging aus einer Kreuzung der Zitronatzitrone mit der Bitterorange hervor, ebenso wie die Bergamotte. Das war übrigens nur ein winziger Ausschnitt aus der gezüchteten Sortenvielfalt …
Die Kumquats ist auf jeden Fall eine ursprünglich entstandene Pflanze, die aus gutem Grund Zwergorange oder Zwergpomeranze genannt wird, ihre Früchte haben nun einmal einen sehr typischen Zitrus-Geschmack. Interessant für den Hobbygärtner ist vor allem die für Heimkultur wunderbar geeignete geringe Größe der Früchte und die Tatsache, dass sich Kumquats sehr gut in unseren Breiten ziehen lassen.
Die Pflege der Kumquats
Die Fortunellas haben eigentlich in Asien ihre Heimat, wachsen aber gerne auch an anderen warmen Orten in der freien Natur, heute werden sie in Amerika, in Afrika und in den wärmsten Ecken Südeuropas (z. B. auf Korfu) auf Kumquatplantagen gezogen. Die nahe Verwandtschaft mit den Zitruspflanzen zeigt sich auch im Aussehen der Pflanzen, in der Natur können sie zwar als niedrige Sträucher wachsen, eine Kumquat auf einer Plantage ist jedoch von einem Orangenbaum fast nicht zu unterscheiden. Im Freien kann eine Kumquat bis zu fünf Meter hoch werden, wenn sie in Wohnungskultur gehalten wird, wird sie jedoch selten höher als etwa anderthalb Meter. Die Kumquats, die bei uns im Kübel verkauft werden, sind in der Regel als Hochstamm gezogen. So pflanzen und pflegen Sie die „Zwergorangen“:
- Wenn Sie sich eine Kumquat zulegen möchten, sollten Sie vorher prüfen, ob Sie dem „Südkind“ einen angemessen hellen Standort bieten können.
- Das sollte ein Platz sein, an dem die Pflanze möglichst häufig direkt von der Sonne beschienen wird.
- In der Saison verträgt die Kumquat jede normale Zimmertemperatur, steht aber auch sehr gerne im Garten.
- In ihrem Kübel sollte die Kumquat mit einer nährstoffhaltigen Erde auf Kompostbasis versorgt werden.
- Die Erde darf auf keinen Fall einen pH-Wert im basischen Bereich aufweisen, also zu viel Kalk enthalten.
- Das Substrat sollte außerdem durch eine großzügige Beimischung von grober Lauberde oder Torfersatz gut wasserdurchlässig gemacht werden.
- Denn eine Kumquat möchte zwischen Frühling und Herbstanfang ziemlich gut gegossen werden.
- Sie gehört zu den wenigen Pflanzen, die schon Wassernachschub bekommen dürfen, wenn sich die Erdoberfläche noch feucht anfühlt.
- Da sie jedoch keine Staunässe verträgt, ist es wichtig, dass das Wasser gut abläuft, und der Kübel braucht natürlich unten einen Auslauf für überschüssiges Wasser.
- Die Abneigung gegen Kalk gilt nicht nur für die Erde, sondern auch für das Gießwasser, eine Kumquat verträgt wirklich nur kalkfreies Wasser.
Die hohe Luftfeuchtigkeit, die die Kumquat gerne um sich haben möchten, können Sie erreichen, indem Sie die Kübel im Ganzen in etwas größere, mit Wasser gefüllte Schalen stellen, die rund um die Pflanze die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Da der Ablauf des Kübels wegen Staunässe nicht im Wasser stehen darf, muss die Pflanze im Wasser erhöht aufgestellt werden.
Die wachstumsfreudige Kumquat hat während der Saison einen gesunden Nährstoffbedarf, sie sollte deshalb etwa alle zwei Wochen etwas normal konzentrierten Flüssigdünger bekommen. Wenn sich die ersten Blütenknospen zeigen, können Sie auf einen Volldünger umsteigen, der sehr viel Kalium enthält. Dieser Dünger darf die Pflanze nun über die nächsten drei Monate genießen, bis Sie wieder zum herkömmlichen Flüssigdünger zurückkehren.
Wenn Sie merken, dass Ihre Behandlung der Kumquat so gut tut, dass die Wurzeln schon fast den gesamten Pflanztopf ausfüllen, braucht die Kumquats einen neuen und größeren Kübel, umgetopft wird sie dann zu Beginn der Wachstumssaison.
Kumquats überwintern
Die Kumquats brauchen bei uns eine winterliche Ruhepause, die eingeleitet wird, indem Sie die Pflanze an einen etwas kühleren Ort stellen. Weil die Kumquat zumindest im Vergleich mit anderen Zitrusgewächsen deutlich weniger kälteempfindlich ist, darf sie etwas länger im Freien stehen bleiben, wenn Sie ihr während der Saison einen Platz im Garten oder auf der Terrasse zugedacht haben. Eine Kumquat hält sogar kurzfristig Temperaturen bis zu minus 5 Grad aus, sie sollte von einem sonnigen und windgeschützten Platz im Freien wirklich solange profitieren können, wie noch kein Frost zu erwarten ist – über den restlichen Winter wird dieses Gewächs aus südlichen Gefilden bei uns noch genug Lichtmangel erdulden müssen.
Die Winterpause sollte die Kumquat dann an einem möglichst hellen und möglichst kühlen Raum verbringen dürfen, ideal wären Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad. Wenn Sie ihr das nicht bieten können, können Sie die Kumquat auch wärmer überwintern, dann kann es jedoch sein, dass sie nicht wirklich in die Ruhe geht. Das merken Sie dann in der nächsten Saison – die Kumquat „schwächelt“ wahrscheinlich ein wenig und bildet weniger Blüten und Früchte.
Dünger bekommt eine Kumquat in der Wachstumsruhe nicht, Wasser erheblich weniger, je kühler sie steht, desto vorsichtiger sollten Sie gießen. Der Wurzelballen sollte nur nicht durch und durch austrocknen.
Wenn die Kumquat über den Winter wenige oder auch viele Blätter verliert, ist das kein Grund zur Sorge, sondern nur ein Zeichen dafür, dass der Stoffwechsel der Pflanze sich wirklich zur Ruhe begeben hat. Für die Kumquat in unserem Klima die günstigste Strategie, denn das Licht in einem europäischen Innenraum ist wirklich nicht das, was eine Kumquats gewohnt ist und braucht. Wenn Sie erst wieder die Frühlingssonne genießen darf, werden sich zügig neue Blätter bilden.
Der Umzug der Kumquat ins Sommerquartier
Eine Kumquat durchlebt in Bezug auf den Lichtmangel im Winter in unseren Breiten wirklich nicht ihre beste Zeit, der Umzug der geschwächten Pflanze ins Sommerquartier sollte deshalb schrittweise erfolgen:
- Warten Sie ab, bis es in Ihrer Region ganz sicher und auch nachts nicht mehr frieren wird.
- In den meisten deutschen Regionen bedeutet das, dass Sie die Eisheiligen Mitte Mai abwarten sollten.
- Die Kumquat wird dann draußen nicht direkt in die gleißende Sonne gestellt, das könnte Sonnenbrand auf den Blättern verursachen.
- Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, die Kumquat zu Saisonbeginn zu beschatten, dauerndes umstellen mögen die meisten Pflanzen auch nicht so sehr.
- Ebenso vorsichtig wird die KK wieder mehr gegossen, bei trübem Wetter noch vorsichtiger, bei warmem Sonnenschein etwas mutiger.
- Nach ca. zwei Wochen sollte sich die Kumquat an die neue Situation gewöhnt haben und darf nun auch die erste kleine Düngergabe bekommen.
Kumquat beschneiden
Wenn sich die Winterpause langsam dem Ende zuneigt, darf und sollte die Kumquat beschnitten werden. Sie können die Pflanze stutzen, weil sie inzwischen eine beträchtliche Größe erreicht hat, dann können Sie zu lange Triebe sogar bis um zwei Drittel kürzen.
Auch die kleinere Kumquat sollte aber regelmäßig beschnitten werden, weil der Schnitt dafür sorgt, dass der Baum eine schön runde und buschige Krone entwickelt. Jeder abgeschnittene Trieb kann sich verzweigen und mehrere Neutriebe ausbilden.
Außerdem dient der Schnitt noch der Gesunderhaltung der Pflanze, alle fehlgebildeten oder sichtbar schwachen oder sonst wie verquer wachsenden Äste sollten ebenso wie zu lange und zu dünne Triebe weggeschnitten werden.
Schädlinge und Krankheiten
Wie so viele Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind und deshalb keine Gelegenheit hatten, im Laufe ihrer Evolution Abwehrstrategien gegen die Schädlinge in der Umgebung zu entwickeln, wird die Kumquat gerne einmal von Schädlingen befallen. An der Kumquat finden besonders häufig Schildläuse oder auch die Roten Spinnen Gefallen, gegen die Sie dann möglichst schnell Abwehrmaßnahmen ergreifen müssten.
Sie sollte es sich deshalb zur Gewohnheit machen, Kumquats – und andere „fremde Gäste“ wirklich regelmäßig auf einen Schädlingsbefall zu kontrollieren. Wenn sich wiederholt Schädlinge einfinden, sollten Sie auch grundsätzlich alle Haltungsbedingungen kontrollieren, nur geschwächte Pflanzen werden dauernd von unerwünschten Kleintieren besucht.
Kumquats gibt es in verschiedenen Sorten
Wie oben schon erwähnt, umfasst die Gattung Fortunella sechs verschiedene Arten, und alle diese Arten könnten Ihnen beim Einkauf oder als Pflanzengeschenk eines begeisterten Freizeitzüchters begegnen. Hier eine Übersicht:
- Changshou-Kumquat (Fortunella obovata): Runde große Blätter, bis 3 cm große Früchte mit ziemlich dicken Schalen, unklar, ob Kreuzung aus F. margarita und F. japonica oder Wildart.
- Hongkong-Kumquat (Fortunella hindsii): Sorte mit schmalen Blättern und vielen erbsengroßen, runden Früchten, die auch als Mini-Kumquats oder Golden-Bean-Kumquats bekannt sind.
- Malaiische Kumquat (Fortunella polyandra): trägt ziemlich runde Früchte, die bis 4,5 cm groß werden können und nur eine sehr dünne Schale ausbilden.
- Marumi oder Runde Kumquat (Fortunella japonica, Syn. Citrus japonica): Eine der kommerziell angebauten Sorten, glattschalige, häufig runde, aber auch längliche Früchte.
- Meiwa-Kumquat (Fortunella crassifolia): Gelb-orange, bis 4 cm große längliche Früchte mit dicker süßer Schale und Fruchtfleisch mit Mango-Geschmack, wir auch Neiha-Kinkan oder Ninpo genannt.
- Ovale Kumquat (Fortunella margarita): Im kommerziell Anbau die Hauptsorte mit recht kleinen Blättern, die dunkelgrün und etwas lederartig sind.
Falls sich Ihre Kumquat unter den gerade genannten Arten nicht einordnen lässt, könnte es sich auch um eine Kreuzung handeln, gerade in dem Bereich der Rautengewächse, die die beliebten gelben oder orangen Früchte hervorbringen, wird seit Jahrhunderten wild gekreuzt.
Kumquats ernten
Ihre Kumquat wird nicht sofort nach dem Kauf blühen, bei einer Anzucht aus Samen müssen Sie sogar einige Jahre auf die erste Blüte warten. Wenn sie dann jedoch ihre weißen Blüten zeigt, entstehen daraus auch die Früchte, die Früchte sind reif, wenn sie eine kräftige orange Färbung angenommen haben und auf Fingerdruck leicht nachgeben, meist ist es im Oktober bis November soweit. Sie können die Früchte einfach am Baum hängen lassen und jeweils für den aktuellen Verbrauch ernten, sie halten sich lange am Baum und werden wahrscheinlich noch ein wenig aromatischer. Von nun an trägt die Kumquat alle zwei Jahre erneut Früchte.
Auch wenn die Früchte der Kumquat nicht gerade riesig sind, lohnt sich die Ernte unbedingt, zunächst einmal können sie im Ganzen, also mit Schale und Kernen gegessen werden. Dann handelt es sich um kleine Aromawunder – das Fruchtfleisch selbst variiert in mehreren Geschmacksnuancen zwischen sauer und süß, die Kerne bringen etwas Bitterkeit ins Spiel, die Schale schmeckt süß bis herb.
Fazit
Die Kumquats gehören zu den spannendsten Früchten aus dem großen Bereich der Zitruspflanzen, die im Heim kultiviert werden können. Die attraktiven Pflanzen bringen Ihnen Früchte, die als selten schöne Dekorationen und wunderbar aromatische Zutaten in allen möglichen Rezepten glänzen.