Antiquitäten sind etwas wunderschönes. Die Entdeckung einer alten Kostbarkeit auf einem Flohmarkt ist eine vorstellbare Situation, in der sich auch der moderne Mensch als Schatzsucher fühlen kann. Eine solche Entdeckung gelingt auch heute immer wieder. Bei näherer Betrachtung der erworbenen Antiquität zeigen sich dann aber auch deutliche Spuren von Insekten, die hier ihren Appetit gestillt haben. Hier erfahren Sie, wie Sie einen Holzwurm-Befall erkennen und wie Sie die Holzwürmer bekämpfen.
Holzwürmer erkennen
Wenn Sie bereis beim Einkauf von Gegenständen aus altem Holz kleine Löcher unklarer Herkunft bemerken, sollten Sie sich möglichst genau über die Geschichte des Gegenstandes informieren. Bisheriger Stellplatz, Zwischenlagerung in einem Schuppen, „Opfer“ eines Wasserrohrbruchs – all solche Einzelheiten können Ihnen eine Menge Hinweise darauf geben, welcher Schädling sich in der Vergangenheit an Ihrem neuen „Stück Holz“ gütlich getan hat oder aktuell noch dabei ist, dem Holz zu schaden.
Lebende Holzwürmer?
Wenn es sich um ein altes Möbelstück handelt, ist die Chance sehr groß, dass die Löcher, die Sie im Holz sehen, von einem Holzwurm stammen. Diese Holzwurmlöcher sind aber schon fast ebenso als wie der Gegenstand selbst.
Wenn ein Holzgegenstand Holzwurmlöcher aufweist, die von einem lange in der Vergangenheit liegenden Holzwurmbefall herrühren, sind keine lebenden Holzwürmer oder Holzwürmerlarven mehr im Holz enthalten. Die Löcher längst vergangener Holzwürmer einer Behandlung zur Bekämpfung von Holzschädlingen zu unterziehen, kann zwar das Konto des durchführenden Restaurators erheblich zum Anschwellen bringen, ist aber trotzdem nicht sehr sinnvoll.
Gefährlich kann es werden, wenn Restaurator oder neuer Besitzer diese vollkommen überflüssige Bekämpfung auch chemisch bekämpfen. Die meisten Mittel gegen Holzwürmer enthalten Nervengifte wie Permethrin. Sie sind aktuell Gegenstand einer Fülle von Rechtsstreitigkeiten in Deutschland, weil gesundheitlich Geschädigte sich wehren. Dieses Gift hält sich besonders gut und lange, wenn es in ein totes Holzwurmloch in trockenem Holz eingebracht wird. Wer über die Gefährlichkeit der chemischen Mittel informiert ist und den angeblich vom Holzwurm befallenen Sekretär deshalb für die Zeit der Holzwurmbekämpfung in den Schuppen stellt, richtet mit ein wenig Glück noch mehr Unheil an, weil es im Schuppen feucht ist und der Schrank dort erst so richtig ruiniert wird – und vor der Giftbelastung ist er auch nicht geschützt. Die Pyrethroide haften sehr gut an allen Oberflächen. Sie lassen sich dort auch nicht wegputzen, sondern gehen mit der Zeit in den Staub auf dem Möbelstück bzw. in die Luft über.
„Saubere“ Löcher sind meist Historie
Dass ältere Möbel Löchlein aufweisen, die von einem Holzwurm-Befall kommen, ist nicht selten. Früher wurden sogar wertvolle Möbelstücke häufig unter sehr schlechten Bedingungen gelagert. An solchen kühlen und feuchten Standorten fanden sich dann gerne Holzwürmer ein, die aber längst weggestorben sind. Spätestens als der Schrank einmal längere Zeit an einem gut geheizten Ort stand. Solche „historischen“ Löcher weisen keinerlei der gleich unten genannten Anzeichen für einen Befall auf. Sie haben die gleiche Farbe wie das restliche Holz und weisen meist einen fast runden, abgeschliffenen Rand auf.
Diese Holzwurmlöcher bieten keinen Anlass zur Holzwurmbekämpfung, können und sollten aber verschlossen werden. Dazu werden im Restauratorenbedarf handliche kleine Spezialgeräte angeboten, mit denen Sie die Holzwurmlöcher mit farblich passendem flüssigem Heißwachs verschließen können. Das Wachs bewirkt auch gleich noch eine Festigung des Holzes, also eine höchst sinnvolle Methode.
Anzeichen für einen aktuellen Holzwurmbefall
Bevor Sie tief in die Giftkiste greifen, steht also ein wenig Beobachtung an, ob überhaupt ein Holzwurm unterwegs ist. Folgende Anzeichen deuten auf einen aktuellen Befall hin:
- kleine Häufchen Holzmehl in der Nähe der Löcher, auf dem Boden oder einer darunter liegenden Zierleiste
- sie werden verursacht durch die räuberischen Insekten, die den Holzzerstörern nachstellen
- Trick: einen neuen Staubsaugerbeutel nehmen und alle Löcher aussaugen, vielleicht findet sich anschließend Holzstaub im Beutel
- denkbar, wenn ein Möbelstück zwischendurch feucht stand und ein Holzwurm in einen alten Gang eingezogen ist.
- auf räuberische Feinde der Holzzerstörer achten
Wenn Sie aus all diesen Anzeichen schließen können, dass in Ihren Holz tatsächlich jemand „unterwegs“ ist, steht der nächste Schritt an.
Welcher Wurm sitzt im Holz?
Es gibt Holzwürmer (die nicht so heißen), aber auch noch viele andere Holz zerstörende Insekten. Sie können zunächst nach ihrem Lebensraum grob in zwei Gruppen unterschieden werden. Einige „Holzfresser“ leben an frischem Holz, andere tun sich in oder an bereits geschlagenem, gelagerten oder verbauten Holz gütlich. Interessant für „Holzwurmbekämpfer“ sind die letzteren, die sich auch noch in eine ganze Reihe von Arten aufteilen. Sie Unterscheiden sich in Aggressivität und Notwendigkeit einer Bekämpfung:
1. Wenn es um trockenes, meist verbautes Holz mit einer Feuchtigkeit unter ca. 15 Prozent geht, könnten folgende ernst zu nehmende Schädlinge am Werk sein:
-
Hausbock: bei ovalen Löchern im Splintholz von Nadelholz
- zwischen 5 und 10 mm groß
- walzenförmiger Kot
- Splintholzkäfer: bei kreisrunden Löchern zwischen 0,8 und 2 mm
- ist ursprünglich mit importiertem Laubholz eingewandert
- seine Fraßspuren sind fein wie Puder und verstopfen die Löcher recht fest.
2. Einen Holzwurm werden Sie nur dann beherbergen, wenn es um Holz geht, das eine Feuchte von über 15 (14) Prozent aufweist. Dieser Holzwurm heißt eigentlich „Gemeiner Nagekäfer“, frisst Laubholz und Nadelholz, produziert Löcher von 1 bis 2 mm mit sehr feinem und pappendem Holzstaub (am liebsten im Splintholz) und reisförmigen Kot.
1. Der Hausbock (Hylotrupes bajulus)
gehört zu unseren weit verbreitetsten und gefährlichsten Holzschädlingen. Er liebt Nadelholz mit einer Feuchtigkeit zwischen 18 und 30 % und stellt erst bei einer Trockenheit von unter 10 Prozent seine Entwicklung ein. Er gehört damit zu unseren prominentesten Zerstörern von Bauholz wie Dachstühlen.
Wenn ein Hausbockbefall festgestellt wird, muss man jedoch in der Regel von einem großflächigen Befall ausgehen. Zunächst sollte also die gesamte Holzkonstruktion untersucht werden. Dann sollte alles befallene Holz bis auf den gesunden Querschnitt heruntergeschlagen werden. Die Oberfläche wird mit einer Drahtbürste von sämtlichen losen Teilen befreit. Anschließend wird gegen den Hausbock mit einer chemischen Bekämpfung (Tränkung) vorgegangen, am besten durch ein Fachunternehmen. Je nach Holzschutzmittel muss das Holz eventuell gleichzeitig gewässert werden.
2. Der Splintholzkäfer (Lyctus spp.)
ist eigentlich das einzige Insekt, vor dem Sie sich in Ihrem Wohnzimmer wirklich in Acht nehmen sollten. Er wird laufend mit Holz aus tropischen Regionen zu uns eingeführt, kann sogar auf einheimische Laubbäume übergehen. Der Splintholzkäfer kann sich fern der Heimat mitunter erstaunlich schnell vermehren und er hört auch erst bei einer Holzfeuchte von 7 Prozent auf, an Ihrem Laubholz zu fressen. Jeder normale Wohnraum hat mindestens 12 Prozent Feuchte, und das Holz in ihm auch. Er kann durch Erwärmung oder durch geeignete Kontaktinsektizide bzw. durch eine Begasung abgetötet werden.
3. Gemeinen Nagekäfer oder Holzwurm bekämpfen
Der bei uns so bekannte Holzwurm oder Gemeiner Nagekäfer bevorzugt ein kühles und feuchtes Klima und stellt erst bei sehr trockenem Holz von 10 bis 12 Prozent Feuchtigkeit die Larvenentwicklung ein. Bei seiner Bekämpfung steht Chemie heute an letzter Stelle:
Trotz seines Namens ist der Gemeine Nagekäfer eigentlich gar nicht so gemein, sondern mit Wärme und etwas Zeit recht simpel auch ohne Chemie zu vertreiben:
Die erste Möglichkeit kommt nicht nur ohne Chemie, sondern auch mit erfreulich wenig Aufwand aus.
- befallene Möbelstück in beheizten Wohnraum stellen und warten
- keine Feuchtigkeit durch häufiges Wischen des Möbels oder des Fußbodens zuführen
- Larven sterben wegen zunehmender Trockenheit das Holzes von alleine ab
Wenn es sich um ein so wertvolles Stück handelt, dass Sie das lieber nicht abwarten möchten, ist die nächste Möglichkeit, den Tierchen durch Wärme den Garaus zu machen.
- größeres Stück dazu zu einem Fachmann transportieren, der die Behandlung in einer luftfeuchtegeregelten Klimakammer anbietet
- Holzgegenstand wird mindestens 1 Stunde auf eine Innentemperatur von mindestens 55 Grad gebracht, dann sind die Würmer Geschichte
- Kleinere Gegenstände einfach zu Hause in Ihren Backofen oder in die Sauna stecken und durchheizen
- bei der Sauna ist Vorsicht in Bezug auf die Luftfeuchtigkeit geboten
Erst als Letztes sollten Sie an eine chemische Behandlung denken. Das ist dann in keinem Fall eine einfache Angelegenheit.
Mit dem Nervengift in den Holzwurmmitteln sollten Menschen wirklich nicht in Kontakt kommen. Wenn Sie selbst ein Mittel erwerben möchten, sollten Sie den Schadorganismus und die Befallsstärke genau benennen können. Wenn es sich um Bauteile handelt, dürfen häufig ohnehin nur qualifizierte Fachleute oder Sachverständige die Behandlung durchführen. Manchmal müssen Sie auch noch die Bundesartenschutzverordnung oder Fledermausschutzvorschriften beachten. Manchmal ist ein beratender Ingenieur bzw. Statiker gefragt. Nicht selten müssen mehrere Bekämpfungsmöglichkeiten gegeneinander abgewägt werden. Dann müssten Sie noch wissen, dass sich bekämpfende Holzschutzmittel gegenseitig ungünstig beeinflussen können. Chemische Bekämpfung ist in Eigenregie eigentlich fast nicht durchzuführen.
Fazit
Wenn es sich wirklich nur um einen Holzwurm handelt, können Sie eigentlich froh sein, dass „dieser Wurm drin ist“, der kann nämlich durch eine Wärmebehandlung recht gut gestoppt werden. Wenn Sie nicht wissen, „wer da nagt“, sollten Sie sich auf jeden Fall besser an einen Fachmann wenden als Selbstversuche mit gefährlicher Chemie zu starten.