Eine Eibe ist so vielseitig wie kaum ein anderer Nadelbaum. Sommer wie Winter schmücken grüne oder gelbe weiche Nadeln die Gehölze. Neben breitwüchsigen Formen wie der Adlerschwingeneibe mit ihren charakteristisch überhängenden Trieben sind teppichartig wachsende Arten oder auch Säulenformen bekannt. Eiben können ein hohes Alter erreichen, die älteste Eibe Deutschlands ist schätzungsweise etwa 1000 Jahre alt und steht im Allgäu. Leider wurde die Eibe im Mittelalter nahezu ausgerottet, weil ihr hartes Holz im Möbel- und Waffenbau sehr gefragt war. Sie eignet sich nicht nur als frei wachsender Baum, sondern auch für Hecken und jede Art von Formgehölzen.
Standort und Pflege
Auch wenn man es nicht glauben mag: Die Eibe gehört zu den heimischen Gehölzen. Bis vor wenigen Jahrhunderten bildete sie den Unterwuchs mitteleuropäischer Wälder. Sie verträgt starke Wurzelkonkurrenz und kommt mit einem Minimum an Licht aus. Insgesamt bekommt der Eibe ein halbschattiger bis schattiger Standort besser als ein sonniger, exponierter Platz. Auch beim Boden ist die Eibe sehr anspruchslos. Sie wächst auf jedem Boden, insofern er für Wasser gut durchlässig ist und sich keine Staunässe bildet. Sie gedeiht sogar an steilen Hängen, an denen andere Baumarten nicht mehr lebensfähig sind. Am liebsten haben Eiben einen kalkhaltigen, lehmigen Boden.
- Sie wachsen aber auch auf schwach sauren Sandböden.
- Eiben sind sehr dürreresistent.
- Lediglich stark saure Moorböden vertragen die Pflanzen überhaupt nicht.
- Besonders gerne wachsen sie im Schatten älterer Eschen, Eichen oder Buchen auf.
- Eine spezielle Düngung ist im Normalfall nicht erforderlich.
- Eine Kompostgabe im Frühling reicht für die Nährstoffzufuhr völlig aus.
- Falls der Gartenboden sandig ist: Regelmäßig mit reifem Kompost anreichern.
- Lediglich bei extrem kargen Böden ist im Frühjahr ein Langzeitdünger für Koniferen angebracht, später noch einmal die Zugabe von Hornspänen oder Knochenmehl.
Pflanzzeit
Nadelgehölze wie die Eibe reagieren positiv auf eine Pflanzung im frühen Herbst. Der Boden ist von der Sonne noch ausreichend erwärmt und die Eibe kann direkt mit dem neuen Wurzelwachstum beginnen. Die zahlreichen Herbstniederschläge begünstigen das Anwachsen. Alternativ eignet sich das Frühjahr kurz vor Austriebsbeginn. Treten nach der Anpflanzung längere Trocken- oder Hitzeperioden auf, muss unbedingt gewässert werden.
Pflege im Winter
Eiben sind in mitteleuropäischen Wäldern zu Hause, daher sind sie an die kalten Winter gewöhnt. Aber obwohl Eiben winterhart sind, leiden sie in sehr kalten Perioden unter der Sonne, besonders dann, wenn kein Schnee die Triebe schützt. Trockene Winde tun ihr Übriges. Für einen wirksamen Schutz im Winter müssen schon bei der Pflanzung der Eibe Vorkehrungen getroffen werden. Der ideale Standort bietet nämlich auch Schutz vor der Wintersonne: Steht sie im Halb- oder Vollschatten größerer Bäume oder Gebäude, sind im Winter kaum Verluste zu befürchten. Treten in der kalten Jahreszeit längere frostfreie Perioden auf, in denen kein Regen den Boden befeuchtet, muss gegossen werden.
Vermehrung durch Samen
Im Gegensatz zu den meisten anderen Nadelgehölzen bilden Eiben keine Zapfen, sondern leuchtend rote Früchte, die ein wenig an Beeren erinnern. Bei Eiben sind die Geschlechter komplett getrennt. Das bedeutet, dass jede Pflanze entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten trägt. Dies ist erstmals im Alter von etwa 20 Jahren der Fall. Die Eibe blüht im März oder April. Die Blüten der männlichen Variante werden schon im Spätsommer des Vorjahres angelegt. Eiben wachsen extrem langsam, daher sind die Pflanzen auch recht teuer. Wer allerdings etwas Geduld mitbringt, kann die Eiben auch selbst vermehren. Die Vermehrung durch Samen verlangt allerdings vom Gärtner einige Kenntnisse und eine Menge Geduld:
- Wenn sich die Samen der Eibe rot färben, werden sie gesammelt.
- Fruchtfleisch entfernen.
- Der Samen durchläuft nach der Reife eine sogenannte Samenruhe, die überwunden werden muss, damit die Keimung erfolgen kann.
- Eiben sind Frostkeimer: Es ist eine Kälteperiode notwendig, damit die Samen zu keimen beginnen.
- Dieses Verhalten verhindert, dass die Samen zur ungünstigen Zeit des Winteranbruches keimen.
- Werden diese Bedingungen künstlich hergestellt, spricht man von Stratifikation.
- Hierzu die Samen mit feuchtem Substrat in einem Zimmergewächshaus oder einem Gefäß, das mit einem Glasdeckel abgedeckt werden kann, vermischen.
- Niemals normale Blumenerde verwenden, denn diese enthält Düngesalze! Das schadet den zarten Wurzeln des Sämlings.
- Hervorragend eignet sich Kakteenerde oder Kokohum (getrocknete Fasern der Kokosnuss).
- Den Topf oder das Gewächshaus abdecken und entweder im Freiland oder im Kühlschrank unter ständiger Kontrolle bei 2-8 Grad aufbewahren.
- Gegebenenfalls mit der Blumenspritze etwas nachbefeuchten.
- Sobald sich erste Würzelchen zeigen – das kann bis zu 18 Monate dauern – sofort aussähen.
Vermehrung durch Stecklinge
Deutlich einfacher als die Aussaat ist die Vermehrung der Eibe durch Stecklinge. Wurzeln die abgeschnittenen Triebe, erhält der Gärtner gleich eine schon relativ große Pflanze, was bei der Zucht aus Samen einige Jahre dauern würde. Die Erfolgsaussichten sind bei grünnadeligen Eibensorten sehr hoch, bei gelben Sorten ein wenig geringer.
- Im Juni mit der Gartenschere Abschnitte aus zwei- bis dreijährigen Trieben herausschneiden.
- Eine gute Trieblänge liegt bei etwa 30 Zentimetern.
- Alle Seitentriebe der Stecklinge sowie die Spitze um die Hälfte einkürzen.
- An der Basis die Nadeln auf 5-7 Zentimetern entfernen.
- Falls in diesem Abschnitt Seitentriebe vorhanden sind, werden diese auch entfernt.
- Den Steckling nun einfach an einem schattigen, windgeschützten Platz in humose Gartenerde setzen.
- Gleichmäßig feucht halten.
- Ab jetzt heißt es nur noch Warten: Es dauert mindestens ein Jahr, bis der Steckling eigene Wurzeln gebildet hat.
- Erste Anzeichen dafür, dass die Wurzelbildung erfolgreich verläuft, ist die Bildung neuer Triebe.
- Im nächsten Herbst oder Frühjahr kann die Pflanze dann vorsichtig herausgenommen und an der vorgesehenen Stelle eingepflanzt werden.
- Dabei niemals einfach am Stängel ziehen, sondern mit einer Gartenschaufel etwa 10 Zentimeter um den Trieb herum die Erde ausheben.
Übrigens: Eiben sind giftige Pflanzen mit essbarem Fruchtfleisch. Was die wenigsten wissen: Das rote Fruchtfleisch der Eibe ist essbar. Der Geschmack ist süßlich und erinnert an künstlichen Süßstoff.
Kleiner Schnitt zur rechten Zeit
Eiben wachsen sehr langsam, deshalb kommen sie mit einem Formschnitt im Jahr aus. Falls im Winter Triebe vertrocknet sind, können diese im Frühjahr einfach herausgeschnitten werden, dann erholt sich der Baum in der Regel schnell wieder. Der Formschnitt erfolgt entweder vor dem Austrieb oder erst um den Johannistag am 24. Juni.
Die Eibe verträgt einen Schnitt besser als jedes andere Nadelgehölz. Selbst wenn sie bis auf ein kahles Gerüst aus dicken Ästen zurückgestutzt wird, treibt sie garantiert wieder aus – allerdings sehr langsam. Wegen dieser außergewöhnlichen Eigenschaft sind Eiben schon seit alters her neben dem Buchsbaum die beliebtesten Formgehölze für kleine Gärten oder große Parkanlagen. Aber selbst die Profi-Gärtner verlassen sich bei der Formung der Gehölze nicht auf ihr Augenmaß, sie verwenden große Schablonen aus Sperrholz, um eine exakte Form zu erhalten. Besteht die Gefahr beim Schneiden, dass man mit den Pflanzensäften in Berührung kommt, sollten Handschuhe getragen werden. Wer beabsichtigt, mit der elektrischen Heckenschere oder sogar mit einer benzinbetriebenen Variante zu kürzen, sollte sich davon überzeugen, dass keine Jungvögel oder brütenden Eltern mehr in den Nestern sitzen, denn Eibenhecken sind nicht nur bei Gärtnern sehr beliebt.
Eibenhecke zum Selbstgestalten?
Barockgärten in Königsschlössern würden ohne die in Form geschnittenen Eiben ihren Charme verlieren. In Privatgärten werden die Nadelbäume zudem als blickdichte und pflegeleichte Hecke geschätzt. Aus den Nachkommen der Kreuzungsversuche aus der europäischen und japanischen Eibe wurden vor etwa 100 Jahren einige Heckensorten selektiert. Teilweise sind daraus äußerst frostbeständige, aufrecht wachsende und buschige Züchtungen entstanden.
- Beim Anpflanzen einer Eibenhecke sind etwa zwei Pflanzen je Meter einzuplanen
- Es dauert ein wenig, bis die Hecke blickdicht wird.
- Allerdings führen zu nahe Pflanzungen schon nach kurzer Zeit zu heftiger Konkurrenz, der dann meist einige Pflanzen zum Opfer fallen.
- Nicht zu nah an die Grundstücksgrenze setzen, denn am wirkungsvollsten zeigt sich die Hecke, wenn sie vom Stamm aus in jede Richtung etwa 30-50 Zentimeter Platz hat.
- Meist wird die Hecke in kantige oder ovale Formen geschnitten.
- Wer seiner Fantasie freien Lauf lässt, kann aus seiner Hecke aber auch die ungewöhnlichsten oder verspieltesten Formen oder Reliefs herausholen.
- Selbst Torbögen können aus Eiben kreiert werden.
- Im Gegensatz zu Thuja oder Buchsbaum können die Hecken gegebenenfalls deutlich verjüngt werden, wenn sie vernachlässigt und nicht mehr dicht genug sind.
- Als einzige Nadelgehölze treiben sie auch aus altem Holz wieder aus.
Der Traum vom eigenen Formgehölz
Wer kennt sie nicht: wunderschöne und lebendige grüne Gestalten in geometrischen Formen oder Tiergestalt. Schon vor Jahrhunderten haben Gärtner ihrer Fantasie bei der Gestaltung von Eibengewächsen freien Lauf gelassen. Der Traum von einem solchen Formgehölz schlummert auch in so manchem Hobbygärtner. Die Verwirklichung eines solchen Traumes aus einer Jungpflanze oder einem Steckling erfordert allerdings sehr viel Geduld und besondere Kenntnisse, denn schon in frühem Stadium müssen die Grundlagen für ein entsprechendes Wachstum in die gewünschte Form gelegt werden. Erfahrene Bonsaigärtner werden sich nicht schwer tun, die Pflanze richtig zu schneiden oder einzelne Triebe in die gewünschte Richtung zu lenken. Wer sich mit einer solchen Aufgabe überfordert fühlt, kann aber ohne Gewissensbisse auch eine schon vorgeformte Eibe in einer Gärtnerei kaufen.
Eiben sind wahre Überlebenskünstler
Verliert der Baum seinen primären Stamm, auch Stock genannt, so hat er die Fähigkeit, neue Triebe aus dem Stumpf auszutreiben. Dieses Verhalten nennt man Stockausschlag. Hecken, die vor allem zum Windschutz angepflanzt wurden, werden daher von Zeit zu Zeit bis auf etwa 20 Zentimeter Stamm zurückgestutzt, um sie im unteren Bereich dicht zu halten. Diese neuen Triebe erreichen jedoch nur eine minderwertige Stammqualität.
Krankheiten und Schädlinge
Krankheiten oder ein Schädlingsbefall sind bei der Eibe sehr selten anzutreffen, sie gilt nicht umsonst als eine der resistentesten und pflegeleichtesten Pflanzen. Trotzdem kommt es ab und zu vor, dass sich ihre Nadeln gelb oder bräunlich verfärben oder die Pflanze auf andere Art vor sich hin kränkelt.
- Eine Eibe darf niemals plötzlich freigestellt werden, denn darauf reagiert sie mit Nadelvergilbung, weil sie keine direkte Sonneneinstrahlung gewohnt ist.
- Weitere Ursachen für eine Gelbfärbung der Nadeln: zu wenig Wasser in Trockenperioden oder zu nasse Wurzeln.
- Rehe und Rotwild gehören zu den größten Feinden der Eibe. In gefährdeten Gebieten sollte die Pflanzung unbedingt eingezäunt werden.
- Die Eibenschildlaus sondert Honigtau ab. Dieser bildet eine günstige Basis für den Rußschimmel, der der Eibe gefährlich werden kann.
- Knospen können von der Eibengallmücke befallen werden, dadurch wird das Wachstum der Pflanze gehemmt.
- Äste und Zweige sind mit weißer wachsartiger Wolle überzogen: Anzeichen für die wollige Napfschildlaus.
- Larven des Dickmaulrüsslers fressen an Wurzeln oder dem Wurzelhals der Pflanze. Die ausgewachsenen Käfer hinterlassen buchtenartige Kerben in die Nadeln.
Fazit
Die Eibe ist als eine der pflegeleichtesten und resistentesten einheimischen Gehölze einzustufen. Sie stellt nahezu keine Anforderungen an ihren Boden und ist sowohl kälteresistent als auch besonders schnittverträglich. Allerdings sollte man bei der Standortwahl darauf achteen, dass sie niemals besonders sonnig oder nass steht. Eiben eignen sich hervorragend als Formgehölz oder zur Heckenpflanzung.