Die bei uns Elfenspiegel genannte Nemesia zieht seit einigen Jahren als „Neuentdeckung“ durch die Blumenläden, wo sie eigentlich nur als einjährige Zuchtform angeboten wird. Dabei hat diese wuchswillige Pflanze sehr viel mehr zu bieten. Hier erfahren Sie mehr zu den Elfenspiegel, die in den richtigen Sorten auch durchaus passende Pflanzen für Gärtner mit Ambitionen bereitstellen, die keine Wegschmeiß-Pflanzen mögen.
Herkunft und Einordnung der Nemesia
Die Gattung Nemesia gehört zu den Wegerichgewächsen, einer mächtigen Pflanzenfamilie, die weltweit in allen Klimazonen zu finden sind. Das ist noch nicht sehr lange so. Früher wurden von den mitteleuropäischen Gattungen nur die Wegeriche und der Strandling als Wegerichgewächse eingeordnet, während der größte Teil der heute als Wegerichgewächse betrachteten Gattungen und Arten als Braunwurzgewächse einsortiert wurden. So wird in der deutschen Wikipedia-Seite zu den Braunwurzgewächse auch heute noch die Nemesia als hier zugehörig aufgeführt, obwohl nach heute herrschender Meinung der Botaniker neue phylogenetische Untersuchungen zweifelsfrei ergeben haben, dass sie eher zu den Wegerichgewächsen gehört.
Diese Erforschung der Phylogenese, also der stammesgeschichtlichen Entwicklung und der Verwandtschaften in der biologischen Systematik, bringt heute laufend ganz neue Erkenntnisse hervor, weil man sich heute molekularbiologischer Methoden bedienen kann. Zu diesen neuen Erkenntnissen gehört z. B., dass die Familie der Braunwurzgewächse ziemlich aufgeteilt und „geplündert“ wurde, und dass die Familie der Wegerichgewächse beträchtlich erweitert wurden, z. B. um die Nemesia (sie umfasst heute 92 Gattungen mit rund 2000 Arten). Es gibt etwa 65 Arten Nemesia, bei uns meist Elfenspiegel genannt. Diese Arten haben ihre Heimat im tropischen Südafrika, wo sie an sandigen Küsten und auf kargen Naturböden wachsen. Dort kommt die Nemesia als einjährige Pflanze, aber auch als Staude und weitausläufiger Bodendecker vor.
Schon die Stichpunkte Wegerichgewächs, sandig und karg deuten jedoch darauf hin, dass es sich um eine ziemlich durchsetzungsfähige Pflanze handelt, die sich normalerweise nicht mit einem einjährigen Wachstum begnügt.
Sortenreicher Elfenspiegel
Die englischen Gärtner kennen die Nemesia schon lange. Einige der ursprünglichen Arten werden dort kultiviert und in die Gärten gepflanzt, seit der erste fernreisende Gärtner von seiner Reise nach Südafrika zurückkam. Hier ein Überblick über die kultivierten Sorten:
- Nemesia caerulea
- blau bis purpur blühende Staude
- wächst in der Kapflora auf nördlichen und nordwestlichen Hanglagen
- wird in Regionen mit gemäßigten Klima gewöhnlich als einjährige Pflanze kultiviert
- Nemesia denticulata
- Kleine Staude, die sich wuchswillig in Matten von rund 20 cm Höhe ausbreitet
- zeigt im Sommer und Frühherbst eine Wolke von rosafarbenen Blüten
- Verträgt Hitze, Trockenheit und starken Regen, schädlingsresistent und in England voll winterhart
- wird gerne in Blumenrabatten oder als Kübelbepflanzung eingesetzt
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Nemesia cheiranthus, die „Langohr-Nemesia“
- wächst einjährig bis zu 40 cm hoch
- weiße und gelbe Blüten zeigen interessante purpurfarbene Akzente
- in England eine populäre Gartenpflanze, die bekanntesten Sorten „Shooting Stars“ und „Masquerade“
In England nahmen sich natürlich auch die Züchter schnell der Nemesia an. Aus den ersten gelungenen Kreuzungen ging gleich eine Reihe von Hybriden hervor, die 1999 beim Preiswettbewerb der Königlichen Englischen Gartenbaugesellschaft so richtig abräumten:
- Nemesia caerulea „Sea Mist“
- wächst in kompakten Matten
- Staude, die oft nur einjährig kultiviert wird, weil ihre von späten Frühling bis zum frühen Herbst überdauernden üppigen Blütentrauben die Pflanze zu viel Kraft gekostet haben
- Nemesia „Fleurie Bluebird“
- halb winterharte Sorte für Überwinterung in frostfreien, aber ungeheizten Gewächshäusern mit hellblauen Blüten
- N. fruticans „Innocence“
- eine kleine buschige Staude
- wächst rund 20 cm hoch und blüht weiß
Wenn Sie Ihre Pflanzen bei einem Fachhändler kaufen, der international vernetzt ist, haben Sie heute gute Chancen, auch an diese ursprünglichen und widerstandsfähigen Formen der Nemesia zu kommen, besonders interessant, wenn Sie Wert auf mehrjährige Elfenspiegel legen, dazu mehr weiter unten.
Die hiesigen Handelsformen der Nemesia
Inzwischen hat die Nemesia in einigen Formen allerdings auch den ganz normalen Blumenhandel bei uns erreicht. Hierzulande werden Sie vor allem auf zwei Sorten und deren Hybriden stoßen:
- Nemesia strumosa:
- ein zierlicher Elfenspiegel, üblicherweise aus Samen herangezogen und einjährig kultiviert
- verbreitet sich über die Beetflächen oder hängt dekorativ vom Balkonkasten herab
- ihre Stängel verzweigen sich reichlich
- die hellgrünen Blätter haben eine längliche Form.
- blüht in allen möglichen Farben, weiß, blau, rosa und rot, nicht selten auch in mehreren Farben an einer Pflanze
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Nemesia fruticans:
- bis zu 60 cm hoch
- wird gewöhnlich aus Stecklingen gezogen und als Jungpflanze ins Beet oder in den Balkonkasten gesetzt
- blüht den ganzen Sommer hindurch
- braucht keinen Rückschnitt, wenn Sie die verblühten Köpfe laufend entfernen
- Nemesia-Hybriden
- Nemesia strumosa, N. fruticans und andere Arten werden vielfach gezüchtet und gekreuzt
- z. B. Balkonblume des Jahres 2011, eine Nemesia namens Sonnenfee
- produziert von Mai bis Oktober leuchtend gelben Blüten
2012 machte im Blumenhandel eine Nemesia „Sunsatia“ Plus von sich reden, die unter Beteiligung von N. cheiranthus entstanden ist und gleich mehrere Blütenfarben in einer Pflanze vereint. Auch recht neu gezüchtet sind die Elfenspiegel-Sorten „MineTrine“ und „TrioMio“, die nach dem Anwachsen ziemlich unverwüstlich sein sollen. Sie sollen längere Hitze und kräftige Winde aushalten.
Der Nachteil der bei uns üblicherweise im Handel verkauften Hybrid-Züchtungen ist, dass sie immer nur ein Jahr ihre volle Schönheit entfalten. Bei all diesen „Handels-Sorten“ handelt es sich um Pflanzen, die nur für eine Saison gezüchtet wurden. Die üppige Blüte geht hier auf Kosten der Langlebigkeit und der Fortpflanzungsfähigkeit.
Wenn Sie sich wirklich als „echter“ Gärtner fühlen möchten oder einfach keine Lust haben, jedes Jahr neue Pflanzen zu kaufen, könnten Sie versuchen, „echte“ Pflanzen zu bekommen. Ökologisch gezogene, ursprüngliche Nemesia ohne Genveränderungen, die auch bei einem Bio-Gärtner geben wird. Diese Elfenspiegel werden Sie dann mit ein wenig Pflege über Jahre hinweg begleiten.
Standort und Erde für den Elfenspiegel
Ob einjährige oder mehrjährige Nemesia, ob Standort im Garten oder auf dem Balkon. Je natürlicher Ihr Elfenspiegel gezogen wurde, desto pflegeleichter und so schneller werden die Pflänzchen zu prächtigen und reich blühenden Büschen heranwachsen.
Bei der Erde kommt es ein wenig auf die Herkunft Ihrer Pflanze an. Die Hybrid-Zuchten sind sozusagen „Hochleistungssportler für eine Saison“. Sie brauchen eine gut mit Nährstoffen anreicherte Erde, um prächtige Blüten produzieren zu können. Ursprünglich gezogene Bio-Nemesia kommen mit jedem Boden zurecht, auch mit einem recht kargen, freuen sich aber auch über ein wenig untergemischten Kompost. Ansonsten mögen beide eine lockere Erde, die gut wasserdurchlässig ist. Im Balkonkasten oder Kübel sollte auf jeden Fall eine Drainage im unteren Bereich für den Ablauf überflüssigen Wassers sorgen.
Der Standort wird bei den Elfenspiegeln meist als sonnig und warm angegeben. Bei den Hybriden sind aber unter Umständen recht enge Temperaturfenster einzuhalten. Die natürlich gezogenen Nemesia vertragen einen Standort in der Sonne oder im Halbschatten. Alle Elfenspiegel mögen keine Zugluft, aber viel Frischluft.
Temperatur und Winterhärte
Die Nemesia-Hybriden aus dem Baumarkt oder Blumen-Discount sind recht kälteempfindlich. Schon wenn die Nachttemperaturen unter etwa 15 Grad fallen, wirkt sich das negativ auf das Wachstum der Pflanzen aus. Temperaturen über 18 Grad sollen sie auch nicht mögen, diese sollen die Blühfreudigkeit einschränken. Immer wieder ist jedoch zu lesen, dass die Hybriden bei zu hohen Temperaturen ihre Blüten nicht mehr richtig ausbilden können. Für einen warmen und freundlichen Südbalkon scheinen diese Pflänzchen also nicht so richtig zu eignen.
Natürlich werden diese Hybriden auch nicht winterhart angegeben, Sie sollen ja im nächsten Frühjahr wieder einkaufen. Sie können es trotzdem versuchen, könnten aber bei den Zucht-Pflanzen auf Probleme stoßen. Denn Nemesien sind eigentlich sehr stark wachsende Pflanzen, sollen als Zuchtpflanzen aber schön kompakt wachsen. Deshalb werden sie mit chemischen Hemmstoffen, sogenannten Stauchmitteln, behandelt – die noch nachwirken, wenn der Elfenspiegel es über den Winter schafft, und in der nächsten Saison meist für ein recht mickriges Wachstum sorgen. Außerdem sind die Zuchtpflanzen auch nicht gerade „Auswüchse an Widerstandskraft“. Bei ihnen haben Pilze leichtes Spiel, besonders wenn sie im Winter bei hoher Luftfeuchte und mit feuchtem Substrat gehalten werden. Dementsprechend groß ist die Chance, dass Ihr Überwinterungsversuch im nächsten Frühjahr in „wenig Elfenspiegel und vielen Pilzen“ endet.
Wirklich natürlich gezogene Nemesia können je nach Herkunft mehr oder weniger Frost aushalten. Bei den englischen Sorten kann man z. B. schon einmal lesen, dass eine Sorte „voll winterhart“ sei. Ob das allerdings für gesamt England gelten soll, wo durchaus mit unseren vergleichbare Wintertemperaturen auftreten oder nur für die „sonnigen Seiten der Insel“, wo das Klima deutlich milder ist als unser Durchschnitt, sollte wohl besser beim Kauf noch einmal genau erfragt werden.
Bewässerung und Düngung
Im Sommer benötigen die Elfenspiegel wegen ihrer mächtigen Wuchskraft natürlich recht viel Wasser. Am besten kalkfreies Wasser (Regenwasser), und kalt aus der Leitung sollte es auch nicht kommen. Außerdem mögen die Nemesia eine regelmäßige Dusche aus der Sprühflasche, bitte auch mit weichem, zimmerwarmem Wasser. Im Sommer wollen die Nemesia meist täglich gegossen werden, vor allem im Topf wird das Wasser schnell verbraucht. Den richtigen Rhythmus finden Sie, wenn Sie immer dann Wasser nachgeben, wenn die oberste, etwa 1 cm dicke Erdschicht schon wieder abgetrocknet ist.
Am besten kommen die Elfenspiegel mit einer leichten Kompostdüngung zurecht. Zwischen Mai und September können Sie dann noch etwa alle 4 Wochen etwas Blühpflanzendünger ins Gießwasser geben.
Schnitt
Die Nemesia blüht meist von Mai bis September. Bei den Zuchtformen sollte jedes verblühte Köpfchen sofort abgeschnitten werden. Dann bilden sich noch in der gleichen Saison neue Blüten. Bei diesen Hybriden lässt meist nach und nach das Stauchmittel in der Wirkung nach. Dann werden die neu erscheinenden Blütentriebe immer länger, das sieht mitunter nicht sehr schön aus. Dann können Sie auch die gesamte Pflanze mitten im Sommer bis aufs Laub zurückzuschneiden. In 2 – 3 Wochen treibt sie dann rundum neu aus.
Bei mehrjährigen Elfenspiegel können Sie zunächst die Blühdauer verlängern, indem Sie die verwelkten Blüten entfernen. Manche Sorten können nach der ersten Blüte auch komplett zurückgeschnitten werden und blühen dann im September nochmals.