Kaum etwas ist deprimierender für einen Hobbygärtner, als die eigenen Pflanzen unter einer Schädlingsplage leiden zu sehen. Umso schwieriger wird die Behandlung, wenn es sich bei den Insekten um Schildläuse handelt. Die Verwendung von chemischen Mitteln ist nicht immer der beste Weg. Besonders bei Nutzpflanzen oder in den eigenen vier Wänden gestaltet sich der Einsatz von Insektiziden als überaus problematisch.
Robuste Schädlinge
Weltweit sind über 4000 verschiedene Schildlaus-Arten bekannt, einige davon sind auch in unseren Breitengraden besonders weit verbreitet. Dazu gehören beispielsweise:
- Schmierläuse
- Deckelschildläuse
- Napfschildläuse
- Wollläuse
- Spindelstrauch-Schildläuse
Alle weiblichen Schildläuse bilden spezielle Schutzhüllen, welche je nach Art aus Harz, Wachs oder spinnenseidenähnlichen Stoffen besteht. Unter diesem extrem stabilen Panzer erfolgen nicht nur die Eiablage und die Entwicklung der Jungtiere, sondern die Schädlinge laben sich darunter auch ungestört am nahrhaften Zellsaft der Wirtspflanze.
Beliebte Wirtspflanzen
Auch wenn Schildläuse als relativ anspruchslos bei der Wahl ihrer Pflanzen gelten, so sind sie besonders häufig auf exotischen Zimmerpflanzen und Palmen anzutreffen, wie beispielsweise:
- Oleander
- Flamingoblumen
- Efeu
- Gummibäume
- Ficus
- Zierspargel
- Anthurium
- Fensterblatt
- Phalaenopsis
Symptome
In der Anfangsphase des Befalls ist die Pflanze von einem klebrigen Stoff überzogen, welcher von den Ausscheidungen der Schildläuse stammt. Wird der Schädling nicht sofort erkannt und bekämpft, treten weitere Schäden an der Pflanze auf. Die Schildläuse sondern während der Nahrungsaufnahme ein giftiges Sekret ab, welches in den Organismus der Pflanze gelangt und diese von innen heraus zerstört. Die Symptome eines Befalls können sich beispielsweise folgendermaßen äußern:
- Es bildet sich ein weißer Belag auf den Blättern.
- Triebe wirken verkrustet.
- Bei Blüten und Blätter treten Deformierungen auf.
- Verfärbungen und ein vorzeitiger Abwurf der Pflanzenblätter folgen.
Unliebsame Nutznießer
Schildläuse kommen selten alleine. Ihre klebrigen Ausscheidungen, der sogenannte Honigtau, bietet nicht nur dem Sternrußtau-Pilz eine Nahrungsgrundlage, sondern lockt auch Ameisen an. Diese verteidigen regelrecht „ihre“ Läuse gegen deren natürliche Fressfeinde. Sie sollten deswegen nicht nur die Schädlinge selbst, sondern auch Ameisen und Pilz gleichermaßen bekämpfen.
Die ersten Schritte
Weibliche Schildläuse produzieren bis zu 2000 Eier pro Jahr. Die Läusepopulation wächst deswegen rasch und auch benachbarte Pflanzen werden schnell von den schadhaften Insekten bevölkert. Um die Verbreitung einzudämmen, müssen befallene Pflanzen in Kübeln sofort von anderen Gewächsen isoliert werden. Die Maßnahmen gegen den Befall können Sie zusätzlich mit folgenden Punkten unterstützen:
- Für ausreichen Frischluft sorgen.
- Direkte und lange Sonneneinstrahlung
- Blätter und Triebe täglich mit Wasser abspritzen.
- Wechselhafte Temperaturen erzeugen.
Wirksame Maßnahmen gegen die schädlichen Insekten
Eine Behandlung gegen einen Schildlausbefall ist äußerst schwierig. Die Tiere sind durch ihre „Schutzhülle“ nicht nur überaus robust, sondern entwickeln auch innerhalb kürzester Zeit eine Resistenz gegenüber den eingesetzten Mitteln. Ob es sich dabei um industriell hergestellte Produkte oder um Hausmittel handelt, spielt dabei keine Rolle. Dennoch sollten chemische Insektizide der letzte Ausweg sein, denn diese wirken nicht nur gegen den Schädling, sondern auch gegen nützliche Insekten und Pflanzen.
Mit etwas Geduld und den richtigen Tipps können Sie Ihre Pflanzen jedoch auch mit biologischen Mitteln erfolgreich bekämpfen.
Nützliche Helfer
Natürliche Feinde der Schildläuse haben diese wortwörtlich zum „Fressen“ gern. Folgende Insekten helfen Ihnen wirkungsvoll, die Läusepopulation auf Ihren Pflanzen zumindest sichtbar zu dezimieren:
- Marienkäfer
- Schlupfwespen
- Schwebfliegen
- Florfliegen
- Raubkäfer wie beispielsweise Rhyzobius
Keine dieser aufgeführten Insekten-Arten kann Wunder vollbringen und eine Schildlaus-Population komplett vernichten. Unterschätzen Sie die natürlichen Fressfeinde jedoch nicht, denn im Zusammenspiel mit zusätzlichen Behandlungsmaßnahmen, gehören die Schildläuse bald der Vergangenheit an. Schlupfwespe und Co. müssen Sie nicht selbst im Garten oder Wald sammeln, denn einige dieser Insekten sind auch bequem über den Fachhandel zu beziehen.
Mit den richtigen Hausmitteln zum Erfolg
Alaun (schwefelsaure Tonerde)
Für einen wirksamen Sud benötigen Sie:
- 500 Milliliter warmes Wasser
- 100 Gramm Alaun-Pulver
Beide Komponenten werden gut miteinander vermischt. Kurz bevor Sie die Schildläuse mit der Tinktur benetzen, muss der Sud mit etwa 4 Liter Wasser noch einmal verdünnt werden. In konzentrierter Form fügt er der Pflanze sonst erheblichen Schaden zu.
Aufguss aus Kapuzinerkresse
Ebenfalls sehr wirkungsvoll gegen Schildläuse ist dieser Sud:
- 200 Gramm Kapuzinerkresse
- 1 Liter Wasser
Lassen Sie die Zutaten kurz aufkochen und anschließend eine halbe Stunde lang ziehen. Auch dieser Extrakt wird kurz vor der Anwendung noch einmal mit 2 Liter Wasser verdünnt und großflächig auf die befallenen Pflanzenteile gesprüht.
Farnkrautextrakt
Auch größere Pflanzen – wie beispielsweise Obstbäume – bleiben keineswegs von Schildläusen verschont. Bei solchen Dimensionen ist ein Abtupfen der einzelnen Tiere schwierig bis fast unmöglich. Mit dem Farnkrautextrakt wird ein Sud aufgesetzt, welcher bequem über den gesamten Baum gespritzt werden kann.
- 10 Gramm getrocknetes Farnkraut oder aber
- 100 Gramm frisches Farnkraut
- 1 Liter Wasser
Verdünnt wird die Lösung direkt vor dem Gebrauch mit 10 Liter Wasser. Wiederholen Sie diese Prozedur wöchentlich und ausgiebig.
Lösung aus Alkohol und Schmierseife
Diese aggressive Mischung ist nicht für alle Pflanzen verträglich. Testen Sie zuerst an einem kleinen Blatt oder Nebentrieb, ob auch Ihre Zierpflanze empfindlich darauf reagiert. Ist dies nicht der Fall, können Sie damit gegen den Schildlaus-Befall vorgehen. Für das Mittel benötigen Sie folgende Zutaten:
- 30 ml Brennspiritus
- 30g Schmierseife
- 2 Liter warmes Wasser
Lassen Sie das Gemisch für etwa eine halbe Stunde stehen und tragen Sie das Mittel dann mit einem Q-Tipp oder einem Pinsel direkt auf die Läuse auf. Die Behandlung erfolgt täglich.
Nikotintherapie
Nicht ganz ungefährlich, aber sehr wirkungsvoll ist diese Behandlungsmethode. Mischen Sie folgende Komponenten in einem verschließbaren Gefäß zusammen:
- 150 – 200 Gramm Tabak
- 1 Liter heißes Wasser
Die Mischung ist nicht sofort einsatzbereit, sondern wird für ungefähr 1 Stunde stehen gelassen. Danach mit einem kleinen Pinsel gezielt die Schildläuse – und ihre bevorzugten Triebe – gründlich abtupfen. Diese Prozedur alle zwei bis drei Tage wiederholen. Unempfindliche Pflanzen können Sie auch direkt mit dem Sud besprühen. Vermeiden Sie jedoch Haut- und Augenkontakt, da dieser Sud aggressiv auf die Schleimhäute wirkt. Auch Haustiere und kleine Kinder sollten keinesfalls mit dem Mittel in Berührung kommen.
Seifenlauge
Stellen Sie aus echter Kernseife und warmem Wasser eine Lauge her. Mit einem Lappen gezielt über die betroffenen Pflanzenteile wischen. Diese Methode ist langfristig und muss regelmäßig wiederholt werden.
Teebaumöl
Hier ist keine Mischung notwendig, tragen Sie das Öl direkt mit einem Wattestäbchen auf die Schädlinge auf. Wenn möglich, die Triebe und Blätter der befallenen Pflanze nicht mit dem Öl in Berührung bringen.
Begleitende Behandlungsmaßnahmen
Die alleinige Anwendung der oben aufgeführten Methoden wirkt kaum, aber im Zusammenspiel mit anderen Bekämpfungsmaßnahmen helfen Sie Ihnen effektiv bei der Schildlaus-Bekämpfung.
Knoblauchzehen
Schälen Sie einige Knoblauchzehen und stecken diese rings um die befallene Pflanze in den Boden. Der scharfe Geruch soll einige Lausarten daran hindern, Eier direkt in das Substrat abzulegen. Diese Methode wirkt eher langfristig. Doch auch wenn Sie an der Zimmerpflanze selbst keine Schildläuse mehr entdecken, belassen Sie die Knoblauchzehen noch einige Wochen im Erdreich.
Oliven- und Paraffinöl
Keine Resistenz können die Schädlinge gegen ölhaltige Substanzen entwickeln. Denn diese wirken nicht als Kontaktgift, sondern verkleben vielmehr die Atemöffnungen der Schildläuse. Über zwei Wochen hinweg werden die sichtbaren Tiere zweimal täglich dünn mit dem Paraffin- bzw. Olivenöl bestrichen. Der Erfolg zeigt sich nicht sofort, weswegen Sie diesen Schritt nur gleichzeitig mit anderen Behandlungsmaßnahmen vornehmen sollten.
Abschaben und abkratzen der Schildläuse
Mit einem kleinen, scharfen Messer werden die Schädlinge mitsamt ihrem dicken Panzer entfernt. Gehen Sie behutsam vor, denn unter der Schutzhülle können sich bereits fertig entwickelte Jungtiere befinden. Wenn sich diese über die Pflanze weiter verteilen, erschwert dies die Behandlung. Auch sollten Sie keinesfalls sich selbst oder die Triebe mit dem Messer verletzen.
Brennspiritus
Nicht ganz ungefährlich, aber dennoch wirkungsvoll: Besprühen Sie im Freien stehende Pflanzen mit Brennspiritus. Atmen Sie dabei die giftigen Dämpfe nicht selbst ein und wiederholen Sie den Vorgang höchsten zwei bis drei Mal. Danach könnten die Schildläuse eine Resistenz gegen den Spiritus entwickeln.
Vorbeugung
So seltsam es klingt, aber eine unsachgemäße Pflege der Pflanzen kann zu einem Schildlausbefall erheblich beitragen. Achten Sie deswegen darauf, dass alle Bedürfnisse der Zier- und Nutzpflanzen erfüllt sind. Wichtig ist vor alledem die Vermeidung folgender Punkte:
- zu trockene Luft
- Überdüngung
- Nährstoffmangel
- zu wenig oder zu viel Licht
- Wassermangel
- Staunässe
Gerade im Winterquartier ist es wichtig, dass die teilweise exotischen Pflanzen nicht zu lange oder gar dauerhaft trockener Heizungsluft ausgesetzt sind. Gönnen Sie den Gewächsen regelmäßig frische Luft und stellen Sie in direkter Nähe mit Wasser gefüllte Behältnisse auf. Das fördert nicht nur das Wohlbefinden der Pflanzen, sondern trägt auch zu Ihrer eigenen Gesundheit bei.
Fehler bei der Bekämpfung
Bei der erfolgreichen Bekämpfung von Schildläusen kommt es auf die richtige Kombination von Hausmitteln sowie auf Ausdauer und Regelmäßigkeit drauf an. Die Schädlinge werden sich nicht über Nacht auflösen, weswegen Sie Geduld zeigen sollten. Folgende Probleme können oft auftreten:
Pflanze stirbt ab
Das befallene Pflanzenteile absterben, ist fast unumgänglich. Denn zusätzlich zum Schildlaus-Befall kommt das Gewächs bei der Bekämpfung mit teils aggressiven Mitteln in Kontakt. Entfernen Sie die betroffenen Regionen und entsorgen Sie diese über den normalen Hausmüll. Oft direkt nach der erfolgreichen Vernichtung der Schildläuse wird die Pflanze mit der Neubildung von Trieben beginnen.
Schildläuse vermehren sich weiter
Das kann mehrere Ursachen haben und ist oft auch während einer erfolgreichen Behandlung keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass nicht alle Schildläuse immer auf einen Blick zu erkennen sind.
- Kombinieren Sie verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen.
- Wiederholen Sie diese regelmäßig.
Topfen Sie die Pflanze direkt nach der letzten Behandlung um. Einige Schildlaus-Arten sind dafür bekannt, ihre Eier in das Substrat abzulegen. Natürlich kann es auch vorkommen, dass bei der Bekämpfung mit einem Hausmittel allein kein Erfolg eintritt. Arbeiten Sie mit zwei oder drei verschiedenen Methoden, sodass die Schildläuse erst gar keine Resistenz gegen ein Mittel entwickeln können.
Fazit
Ein Befall mit den robusten Schädlingen ist noch lange kein Grund, die betroffenen Pflanzen frustriert in den Müll zu werfen oder aber auf chemische Insektizide zurückzugreifen. Mit den richtigen Tipps und Tricks werden Sie auch auf biologische Art und Weise Schildläuse wieder los.