Zimmerpflanzen Orchideen

Orchideen vermehren – Ableger (Kindel) und Teilung

Orchidaceae blanche aisaka yuki Orchidee

Orchideen gehören zu den eher unscheinbaren Gewächsen. Ihre Blätter sind meist einfach hell- bis dunkelgrün, je nach Art entweder fleischig oder grasähnlich. Blühen die Pflanzen jedoch, ziehen sie den Pflanzenliebhaber mit ihrer exotischen Schönheit schnell in ihren magischen Bann. Die nahezu künstlich anmutenden Blütenrispen zieren wochen- oder monatelang die Fensterbänke oder Vasen. Manch ein Gärtner kann nicht genug von ihnen bekommen und möchte sie gerne selbst vermehren. Doch das ist bei den Orchideen nicht ganz so einfach.

Möglichkeiten der Vermehrung

Leider ist die Vermehrung von Orchideen nicht so trivial wie bei manch anderer Zimmerpflanze. In der Regel bilden Orchideen weder Samenkapseln, die einfach ausgesät werden können, noch wachsen Triebe, die als Stecklinge abgeschnitten und eingepflanzt werden können. Prinzipiell bleiben nur drei einfache Methoden, die Pflanzen zu vermehren. Und diese Methoden sind auch nur dann möglich, wenn die Pflanze es so will. In allen Fällen handelt es sich um eine ungeschlechtliche Vermehrung. Das bedeutet, man erhält völlig identische Duplikate der Mutterpflanze:

  • Vermehrung über Ableger (auch Kindel oder Keiki genannt)
  • Vermehrung durch Teilung
  • Vermehrung durch Kopfstecklinge

Zwar sind für Profis durchaus noch andere Möglichkeiten zur Vermehrung von Orchideen gegeben, allerdings lassen sich diese in der Regel nicht zu Hause oder auf der Fensterbank durchführen:

  • Vermehrung durch Meristeme (junges Gewebe wird entnommen und damit in Nährlösung im Labor weitergearbeitet).
  • Vermehrung durch Samen (wenn sich durch Bestäubung eine Samenkapsel bildet, müssen die Samen meist in steriler Umgebung in speziellen Nährmedien gezogen werden).

Infektionsgefahr bei Orchideen

Orchidaceae Vanda Orchidee Orchideen sind sehr anfällig für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen. Experten raten beim Schneiden oder bei Verletzungen zu einer Desinfizierung der Schnittstelle mit Aktivkohlepulver oder Schwefel. Zusätzlich sollten alle Utensilien oder Gerätschaften, mit denen die Orchidee in Berührung kommt, vorher gut gereinigt oder sogar desinfiziert werden. Dies ist vor allem dann notwendig, wenn sie vorher schon anderweitig im Einsatz waren:

  • Schneidgeräte wie Messer, Scheren oder Rasierklingen
  • Blumentöpfe
  • Übertöpfe

Vermehrung durch Ableger (Kindel)

Manchmal entwickeln sich an der Orchidee plötzlich Blätter, wo eigentlich Blüten auftreten sollten. Bei der Phalaenopsis tritt dieses Phänomen am Blütenstängel auf, bei anderen Arten an den Bulben. Als Bulben bezeichnet man die ballonartigen Verdickungen am unteren Ende der Pflanze, aus der oben die Blätter herauswachsen. Diese Ableger, auch Kindel oder Keiki genannt, sind die beste Chance für eine erfolgreiche Vermehrung. Kindel treten beispielsweise bei folgenden geläufigen Gattungen der Orchideengewächse auf, wobei sich ihre äußere Erscheinungsform deutlich voneinander unterscheidet:

  1. Die Orchidee besteht aus einer senkrechten Sprossachse, an dessen Zentrum sich rechts und links neue Blätter bilden. Beispielsweise bei Phalaenopsis und Vanda
  2. Die Pflanzen besitzen im unteren Bereich knollige Sprossteile, die auch Bulben oder Pseudobulben genannt werden. In diesen Verdickungen wird Wasser gespeichert. Die Wurzeln dieser Gattungen wachsen waagerecht, wobei sich an deren Enden immer wieder neue Pflänzchen entwickeln. Beispielsweise bei Dendrobium, Cattleya und Cymbidium.

Nach der ersten Freude über den Nachwuchs muss sich nun der Orchideenliebhaber erst einmal in Geduld üben. Mindestens zwei Blätter, besser sind drei bis vier, und mehrere, einige Zentimeter lange Wurzeln sind notwendig, damit das Kindel zum alleinigen Überleben fähig ist. Bis dahin wird es von der Mutterpflanze mit Wasser und allen nötigen Nährstoffen versorgt. Nach mindestens sechs Monaten – häufig erst nach einem Jahr – ist dann dieser Zustand erreicht. Prinzipiell gilt: Je größer der Ableger ist, umso höher sind auch seine Überlebenschancen.

  • Orchidaceae cambria, Orchidee Während der Wachstumsphase das Kindel mit Wasser besprühen.
  • Wenn sich zwar Blätter bilden aber keine Wurzeln, muss nachgeholfen werden.
  • Dazu feuchtes Substrat in einen kleinen Plastikbeutel geben, ein paar Luftlöcher hineinstechen und vorsichtig am unteren Teil des Kindels befestigen (beispielsweise mit einem Gummi).
  • Alternativ: Anbinden von Moos um den unteren Teil des Kindels.
  • Das Moos jeden Tag mit Wasser besprühen.
  • Ist das Pflänzchen groß genug oder wird der Stängel, an dem es sitzt, langsam gelb: Trennung von der Mutterpflanze vollziehen.
  • Die beste Zeit hierfür: ab Ende April.
  • In dieser Zeit bietet das steigende Lichtangebot bessere Überlebenschancen.
  • Zum Abtrennen wird ein sehr scharfes Messer benutzt.
  • Die kleine Orchidee wird nun in Orchideensubstrat eingepflanzt.
  • Substrat anfeuchten.
  • So viele Wurzeln wie möglich in das Substrat setzen.
  • Vorsicht, die kleinen Wurzeln brechen leicht!

Um richtig anzuwachsen, benötigt die neue Orchidee nun sehr viel Luftfeuchtigkeit. Um dies zu gewährleisten, wird die Jungpflanze entweder in ein kleines Fenster-Gewächshaus gestellt oder eine durchsichtige Plastiktüte über den Topf gestülpt, in der sich einige Luftlöcher befinden. Damit das Substrat nicht fault oder sich Schimmel ansetzt, muss einmal am Tag gründlich gelüftet werden. Nach einigen Wochen kann bei guter Durchwurzelung der Erde dann die Plastiktüte entfernt werden.

Vermehrung durch Teilen

Das Teilen als Methode der Vermehrung funktioniert nur bei Gattungen der Orchidee, die Bulben besitzen. Die Möglichkeit der Teilung besteht also bei der Phalaenopsis nicht. Wirklich große Orchideenpflanzen, die schon blühfaul geworden sind, werden mit der Teilung deutlich verjüngt.

  • Orchideen Eine Teilung kann nur bei größeren Pflanzen vorgenommen werden.
  • Mindestanforderung: mehr als acht Bulben und zwei Neutriebe in verschiedene Wuchsrichtungen.
  • Lieber etwas länger warten, bevor die Orchidee geteilt wird.
  • Günstiger Zeitpunkt für die Teilung: wenn die Orchidee sowieso umgetopft werden soll.
  • So werden zusätzlicher Stress und Störungen vermieden oder zumindest minimiert.
  • Vorsichtig die ineinander verwobenen Wurzeln voneinander lösen.
  • Darauf achten, möglichst wenig Wurzeln abzureißen oder abzubrechen.
  • Werden dennoch einige Wurzeln beschädigt: Mit einer scharfen, sehr sauberen Schere abschneiden.
  • Die Verbindungen zwischen den Bulben, Rhizome genannt, mit einem scharfen, sterilen Messer oder einer Gartenschere durchtrennen.
  • Wirklich teilungsfähige Pflanzen fallen manchmal schon fast ganz von alleine auseinander.
  • Jedes Teilstück muss mindestens vier Bulben enthalten.
  • Beide Teile in separate, ausreichend große und vor allem saubere Gefäße eintopfen.

Vermehrung durch Kopfstecklinge

Einige Arten eignen sich für eine Vermehrung durch Kopfstecklinge. Dabei bilden sich – häufig bei kletternden Arten wie Epidendrum oder Vanda – im oberen Drittel der Pflanze Luftwurzeln.

  • Moos an den Wurzeln anbringen, um die Wurzelbildung zu unterstützen.
  • Täglich das Moosnest mit Wasser aus der Sprühflasche bestäuben.
  • Sobald die Wurzeln einige Zentimeter gewachsen sind: Abtrennung von der Mutterpflanze.
  • Hierzu mit einem scharfen, sauberen Messer oder einer Rasierklinge den oberen Pflanzenteil unterhalb der neu gebildeten Wurzeln abschneiden und einpflanzen.

Das richtige Orchideensubstrat für Jungpflanzen

Orchidaceae phalaenopsis Orchidee Der größte Feind der Orchidee ist die Fäulnis. In der Natur wachsen die Pflanzen auf riesigen Bäumen und ernähren sich vorwiegend von den Nährstoffen aus der Luft und Regenwasser. Werden Orchideen nun mit Blumenerde abgedeckt, verfaulen sie innerhalb weniger Wochen. Deshalb sollte gerade bei den empfindlichen Jungpflanzen unbedingt eine im Handel erhältliche, spezielle Orchideenerde verwendet werden. Diese besteht in der Regel aus:

  • Rinde
  • Torf
  • Styropor

Wichtig ist, dass das Substrat zwar das Wasser hält, ansonsten aber sehr luftdurchlässig ist. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass der Torfanteil nicht zu hoch ausfällt. Ist das Substrat sehr grob, das heißt die einzelnen Rindenstücke sehr groß, sollte es vor dem Eintopfen einer Jungpflanzen, also dem Kindel, etwas zerkleinert werden, um es den noch zarten Wurzeln anzupassen. Im Fachhandel ist auch ein Substrat speziell für Jungpflanzen erhältlich.

Einpflanzen

Die junge Orchidee muss nicht unbedingt in einen Topf mit Substrat gepflanzt werden. Eine sehr schöne Alternative ist auch das Aufsetzen und Anbinden auf ein Stück Holz, einen Zweig oder eine Wurzel. Bei dieser Methode ist es wichtig, den Wurzelbereich in Moos einzubetten, damit die Wurzeln mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden können. Das Moosnest kann dann mit einem Draht umwickelt werden, um die Pflanze auf dem Untergrund zu befestigen und das Moos zusammenzuhalten.

Beim Eintopfen in einen Plastiktopf sollten vorsichtig so viel Wurzeln wie möglich leicht nach unten in den Topf eingeführt und mit Orchideenerde bedeckt werden. Je länger die Wurzeln schon gewachsen sind, umso einfacher lassen sie sich biegen. Da die Wurzeln allerdings sehr unflexibel sind, wenn sie erst wenige Zentimeter lang sind, sollte diese Prozedur niemals mit Gewalt durchgeführt werden, denn sonst brechen sie ab. Nun füllt man portionsweise Substrat zwischen die Wurzeln. Festes Aufsetzen auf den Untergrund erleichtert dabei die Verteilung des Substrates. Andrücken und Verdichten mit den Fingern ist nicht gestattet, da dies ebenfalls ein Abbrechen der Wurzeln zur Folge hat.

  • Orchidaceae Dendrobium Orchideen Spezielle Orchideentöpfe verwenden: Im Bodenbereich ist in der Mitte eine Erhebung und sehr viele Abflusslöcher.
  • Es muss nicht unbedingt ein durchsichtiger Topf gewählt werden.
  • Zusätzlicher Schutz vor Staunässe: In den Übertopf eine Schicht Granulat oder Blähton einfüllen.
  • Übertopf: immer mindestens zwei Nummern zu groß, damit eine gute Durchlüftung gewährleistet ist.
  • Das Wurzelwerk kann den neuen Topf ruhig weitgehend ausfüllen.
  • Portionsweise das lockere Substrat zwischen die Wurzeln rieseln lassen.
  • Immer wieder zwischendurch den Topf leicht auf eine feste Unterlage aufschlagen, damit sich keine zu großen Hohlräume bilden.
  • Das nächste Umtopfen ist dann erst in zwei oder drei Jahren nötig.

Düngen und Gießen von Jungpflanzen

Beim Düngen der Kindel ist weniger manchmal mehr. Zwar sind Orchideen wahre Hungerkünstler, wenn sie einmal groß sind, für das erste Wachstum und die Ausbildung der zum Überleben notwendigen Luftwurzeln sollten sie jedoch mit ein paar zusätzlichen Nährstoffen bedient werden.

  • Handelsüblicher Orchideendünger
  • Beachten: Deutlich geringere Konzentration bei den Jungpflanzen einsetzen als auf der Verpackung steht.
  • Meist reichen schon ein paar Tropfen des Düngers im Gießwasser.
  • Zeitraum der Düngung: Frühjahr und Sommer
  • Intervall: alle zwei bis vier Wochen.
  • Zwischen dem Düngen immer mit düngerfreiem Wasser gießen.
  • Regenwasser oder abgestandenes, zimmerwarmes Wasser verwenden.
  • Jungpflanzen etwas häufiger gießen als ausgewachsene Pflanzen.
  • Etwa zweimal in der Woche gießen, besser noch ist tauchen.
  • Auch hier gilt: Niemals Staunässe im Topf aufkommen lassen.
  • Optimale Lösung: Außerhalb des Übertopfes gießen und erst einmal alles überschüssige Wasser ablaufen lassen.

Fazit
Wer das Glück hat, dass seine Orchidee fleißig neue Bulben bildet oder sogar Kindel, der braucht zur Vermehrung der Pflanze eigentlich nur noch eine gehörige Portion Geduld. Denn um überlebensfähig zu sein, benötigen die kleinen Pflanzen genügend Zeit, um eigene Wurzeln zu bilden. Solange dies nicht der Fall ist, müssen sie unbedingt an der Mutterpflanze verbleiben. Ein häufiges Besprühen mit Wasser oder ein Anbringen von Moos kann dem Wurzelwachstum förderlich sein. Sind die Wurzeln mehrere Zentimeter lang gewachsen, ist es Zeit, sie abzutrennen und in zerkleinerte Orchideenerde einzupflanzen.