Das Gewächs, zu dem um die 30 verschiedene Arten gezählt werden können, gehört zur Familie der Dickblattgewächse und wird der Gattung der Kalanchoe zugeordnet. Die meisten Abkömmlinge kommen wild wachsend in Afrika vor, allerdings wird das Brutblatt mittlerweile auch gerne in heimischen Wohnzimmern kultiviert. Das Brutblatt ist sehr robust und wir nur selten von Schädlingen befallen.
Standortwahl und optimale Bodenverhältnisse
Das Brutblatt ist prädestiniert für die Haltung als Zimmerpflanze und wird deswegen bevorzugt in der Wohnung kultiviert. Hier fühlt sich das Gewächs an einem hellen und luftigen Standort besonders wohl. Ein sonniger Standort sorgt für ein besonders kräftiges Wachstum; darüber hinaus sorgen die Sonnenstrahlen für die Ausprägung einer hübschen Blattzeichnung. Ein Platz auf der Fensterbank ist gut geeignet, wenn diese nach Südwesten hin ausgerichtet ist. Allerdings sollte das Brutblatt zusätzlich vor direkter Einstrahlung der Mittagssonne geschützt werden. Trockene Heizungsluft hingegen macht der Pflanze nichts aus. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich allerdings die Anfälligkeit der Pflanze gegenüber unterschiedlichen Krankheiten erhöhen; so wird das Gewächs unter diesen Bedingungen besonders häufig von Mehltau befallen. Das Brutblatt kann im Sommer auch im Freien kultiviert werden; dann sollte ein sonniger Standort gewählt werden; doch auch in leicht schattigen Bereichen im Garten gedeiht das robuste Gewächs.
Allerdings sollte das Brutblatt zusätzlich vor starkem Wind und Regen geschützt werden, weshalb sich halb überdachte Bereiche besonders gut eignen. Auf dem Balkon oder auf der Terrasse gedeiht das Gewächs ebenfalls gut. Vor dem ersten Frost muss das Gewächs dann wieder ins Haus geholt werden.
Neben dem optimalen Standort sollte auch das Substrat für die Pflanze sorgfältig ausgewählt werden, das bestimmte Eigenschaften aufweisen muss:
- lockere Beschaffenheit
- durchlässig für Wasser
- leicht und porös
- leicht kalkhaltig
Am besten eignet sich Erde, die auch für Sukkulenten und Kakteen verwendet wird. Mischungen aus Blumenerde und Sand im Verhältnis 1:1 können ebenfalls verwendet werden. Da Kakteenerde recht teuer ist, kann aus Granulat von Ton, Lava und Bims das Substrat die Eigenherstellung erfolgen.
Damit das Brutblatt optimal gedeiht, sollte ein besonderes Augenmerk auf den Topf gelegt werden. Besonders gut sind Tontöpfe geeignet; diese lassen sowohl Wasser als auch Luft durch und entsprechen somit den Anforderungen der Pflanze. Bei Blumentöpfen aus Plastik besteht hingegen diese Durchlässigkeit nicht; wenn solche Gefäße verwendet werden, besteht leicht die Gefahr des Faulens, weil die Erde nach dem Gießen mit zu viel Wasser nur sehr langsam wieder trocknet. Geeignet sind solche Plastiktöpfe deshalb nur, wenn stets optimal bewässert wird. Als Auffangbecken für überlaufende Flüssigkeit nach dem Gießen sind Untersetzer optimal. Hier kann man sehen, welche Restmenge Wasser im Gefäß steht. Wenn ein Übertopf verwendet wird, ist diese Beurteilung hingegen nicht möglich; überlaufendes Wasser kann sich am Boden sammeln und einen Fäulnisprozess hervorrufen.
Pflege: Gießen, Düngen, Überwintern
Wie Pflanzen, die aus Afrika stammen, vermuten lassen, speichert das Brutblatt viel Flüssigkeit in seinen fleischigen Blättern. Entsprechend selten muss die Pflanze bewässert werden. Während der Sommermonate reicht es aus, ein- bis zweimal wöchentlich zu gießen. Jungpflanzen erhalten bei Bedarf auch etwas mehr Flüssigkeit. Im Winter reicht meist eine einzige Wassergabe pro Woche, um das Brutblatt optimal zu versorgen. Grundsätzlich muss erst gegossen werden, wenn die Pflanze komplett trocken ist. Die optimale Gießmenge ist sehr einfach zu bestimmen; Nach der Bewässerung kann der komplette Boden kurzfristig komplett mit Wasser bedeckt sein. Überschüssige Flüssigkeit, die sich nach etwa fünf Minuten im Untersetzer angesammelt hat, wird verworfen. So wird vermieden, dass die Wurzeln faulen. Um beurteilen zu können, ob eine erneute Bewässerung notwendig ist oder nicht, kann jedoch auch die Pflanze selbst begutachtet werden. Hierzu werden die Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger genommen und vorsichtig gedrückt. Fühlt sich die Pflanze fest und prall gefüllt an, ist eine Bewässerung nicht notwendig. Wenn die Blätter hingegen allmählich an Spannung verlieren und sich weich anfühlen, sollte wieder gegossen werden. Um zusätzlich Staunässe zu vermeiden, kann der Boden des Topfes zusätzlich mit einer Schicht Kies bedeckt werden.
Die Überwinterung des Brutblattes erfolgt grundsätzlich bei etwa 10°C; dann bilden sich im Frühling hübsche Blütenstände aus, insbesondere bei größeren Pflanzen. Nur bei diesen Temperaturen wächst das Brutblatt zudem kompakt. Geheizte Räume sind hingegen weniger geeignet; hier bildet das Brutblatt im Winter lange und dünne Triebe aus. Außerdem ist die Blütenbildung stark eingeschränkt.
Umtopfen und Schneiden
Zur Pflege des Brutblattes gehören auch das Umtopfen und ein regelmäßiger Schnitt. Beim Umtopfen sind bestimmte Aspekte zu beachten:
- Umtopfen ist erforderlich, wenn die Wurzeln aus den Löchern des Topfbodens heraus wachsen
- Die beste Zeit zum Umtopfen ist im März nach der Winterruhe
- Der neue Topf sollte 2cm Platz für neue Erde bieten
- Im Zuge des Umtopfens lohnt sich ein Pflegeschnitt
Das Schneiden der Pflanze erfolgt, um ein Austrocknen zu verringern. Hiervon können nur der Stiel, aber auch alle anderen Pflanzenteile oder das komplette Gewächs betroffen sein. Besonders gefährdet ist die Art Bryophyllum pinnatum, die häufig komplett austrocknet. Zum Schneiden muss ein scharfes Messer verwendet werden; auch eine kleine Säge kann zum Einsatz kommen. Nach dem Schnitt sollte der austretende Pflanzensaft sorgfältig abgewischt werden. Die Schnittflächen sind mit einem Wundmittel zu behandeln. Nach dem Rückschnitt bilden sich blitzschnell neue Triebe aus, die sich in der Nähe der Schnittstelle ansiedeln.
Besondere Vermehrungsmethode
Die Vermehrung des Brutblatts ist einzigartig und gehört zu den wichtigsten Besonderheiten der Pflanze. So ist das Gewächs in der Lage, sich vegetativ zu vermehren. An den Blatträndern wachsen vollständig ausgebildete kleine Jungpflanzen – auch Kindl genannt – die häufig sogar schon mit kleinen Wurzeln versehen sind. Diese kleinen Pflänzchen können ganz einfach abgenommen und eingetopft werden. Hierfür werden die Pflanzen auf feuchte Erde gelegt und an einen sonnigen Platz verbracht. Das Substrat muss dann stets leicht feucht gehalten werden, sollte aber niemals nass sein. Die Ausbildung der Wurzeln erfolgt in der Regel sehr schnell. Nach einem halben Jahr produziert das Brutblatt dann meist bereits selbst kleine Tochterpflanzen. Die Mutterpflanze verliert die Kindl, wenn diese nicht zwecks Vermehrung abgetrennt werden. Wenn die Tochterpflanzen dann auf Erde gelangen, bewurzeln sie innerhalb kürzester Zeit von selbst. Die Abnahme der Kindl von der Mutterpflanze kann jedoch auch erfolgen, wenn keine Vermehrung gewünscht ist; wenn die kleinen Pflänzchen regelmäßig abgetrennt werden, bleibt die Wuchskraft des Gewächses besser erhalten.
Neben dem Kultivieren von Tochterpflanzen kann jedoch auch auf klassische Methoden zur Vermehrung zurückgegriffen werden. So bilden die Brutblätter nach der Blüte reichlich Samenkapseln aus, in denen sich hunderte winziger Samen verbergen, die zur Vermehrung genutzt werden können. Einige Sorten, zum Beispiel Bryophyllum fedtschenkoi, können zudem über Triebe vermehrt werden; diese wachsen aus der Erde heraus. Aber auch Seitentriebe sind geeignet. Zudem können zu groß gewordene Pflanzen „geköpft“ werden, vor allem dann, wenn das Brutblatt zu groß geworden ist und die Stiele sich nur noch als langer kahler Stab präsentieren. Am oberen Teil der abgetrennten Pflanze bilden sich dann schnell wieder Wurzeln aus, und auch der Stiel bildet wieder neue Triebe aus. Hierfür werden die Triebspitzen einen Tag angetrocknet und anschließend in frische Erde gesteckt.
Schädlinge und Krankheiten
Das Brutblatt wird selten von Krankheiten und Schädlingen befallen. Allerdings können sich Pflege- und Standortfehler negativ auf die Pflanze auswirken. Steht das Gewächs an einem zu feuchten Standort, verfaulen die Wurzeln und die Entstehung von „Springschwänzen“ wird begünstigt. Drastische Schäden sind von diesem Schädling grundsätzlich nicht zu erwarten, denn es handelt sich um normale Bodenorganismen. Ist die Population jedoch sehr hoch, fressen Sprungschwänze mitunter auch Faserwurzeln an. Zur effektiven Bekämpfung steht eine sehr einfache Maßnahme zur Verfügung: Der Topf wird in einen größeren Übertopf in den Ausguss gestellt und mit Wasser überflutet; die Springschwänze schwimmen anschließend obenauf und werden mit dem Spülwasser beseitigt. Doch auch das bewusste Trockenhalten der Pflanze dezimiert die Population der Schädlinge.
Wird die Pflanze an einem Standort kultiviert, an dem anhaltend eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, kann das Gewächs außerdem leicht von Mehltau befallen werden. Bei dieser Erkrankung zeigt sich ein sehr charakteristisches Schadbild:
- weiße oder graue Flecken auf den Pflanzenteilen
- eingerollte Blätter
- Kümmerlicher Wuchs
- in späteren Stadien Verfärbungen des Belags
Der Mehltau kann mit schonenden Fungiziden bekämpft werden; hierfür stehen in erster Linie Lecithinpräparate und Produkte auf Schwefelbasis zur Verfügung. Damit es erst gar nicht zu einem Befall kommt, können vorbeugend diverse Pflanzenstärkungsmittel eingesetzt werden. Brühen aus Knoblauch oder Schachtelhalmkraut helfen ebenso gut wie gezielt aufgespritztes Salzwasser.
Neben der zu hohen Luftfeuchtigkeit können noch weitere Pflegefehler zu Schäden an der Pflanze führen. So wirken sich eine zu warme Überwinterung und eine Überdüngung ebenfalls negativ auf das Gewächs aus; Das Brutblatt entwickelt bei derartigen Pflegefehlern lange dünne Triebe. Außerdem verliert sich der charakteristische Wuchs und die Blütenbildung bleibt aus.
Namensgebung der Pflanze: „Goethe-Pflanze“
Das Brutblatt ist auch unter zahlreichen anderen Namen bekannt; besonders gerne wird das Gewächs auch als „Goethe-Pflanze“ bezeichnet. Der Grund liegt in der Begeisterung, die Johann Wolfgang von Goethe für diese Pflanzenart aufbrachte. Er zog sich aus den Brutknospen 18 Generationen, die er wegen ihrer außergewöhnlichen Vermehrungsfreude auch die „pantheistische Pflanze“ nannte. Mit dieser Umschreibung versuchte der bekannte Dichter zu verdeutlichen, dass innerhalb der Pflanze das Göttliche zu finden sei.
Fazit
Nicht nur Goethe findet Gefallen an der außergewöhnlichen Pflanze, die besonders durch ihre Wuchs- und Vermehrungsfreudigkeit beeindruckt. Da das Brutblatt sich zudem als sehr robust und pflegeleicht präsentiert, hat sich das Gewächs als beliebte Zimmerpflanze etabliert, die sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Pflanzenfreunde geeignet ist.