Bei Mirabellen handelt es sich um sparrige, dornenlose Bäume. Der Anbau ähnelt sehr dem der Zwetschge. Es gibt Mirabellensorten, die auf einen Pollenspender angewiesen sind und selbstfruchtende Sorten, die ohne Fremdbestäubung auskommen. Die bekanntesten sind die Sorten Nancy, Bellamira, Flotows und die Metz-Mirabelle. Mirabellen gehören mit Wuchshöhen von 1,50 m bis zu 6 m eher zu den kleineren Obstgehölzen. Dieses Gehölz wächst schwächer als beispielsweise Renekloden, bildet dafür aber wesentlich mehr Früchte aus. Der Kern im Innern der Frucht lässt sich im Gegensatz zur Reneklode sehr gut lösen.
Pflanzen
Mirabellen sind aufgrund ihrer relativ geringen Größe auch für den Anbau in kleineren Gärten geeignet. Beim Kauf sollte man sich für selbstfruchtende Sorten entscheiden, da ansonsten ein entsprechender Pollenspender erforderlich ist. Bei der Standortwahl sollte man berücksichtigen, dass die Krone des Mirabellenbaumes im Laufe der Jahre breiter wird und letztendlich eine Breite von 3-4 m erreichen kann. Für einen Baum sollte man einen Platzbedarf von etwa 20 Quadratmeter rechnen.
Gepflanzt werden kann im Herbst und im zeitigen Frühjahr, von Oktober bis April. Im Handel werden wurzelnackte und Containerpflanzen angeboten. Bei wurzelnackten dauert das Anwachsen zwar etwas länger, dafür wachsen sie meist besser an als Containerware.
Vor der Pflanzung sollte der Boden gründlich aufgelockert und mit Kompost angereichert werden. Dann wird ein Pflanzloch ausgehoben, welches doppelt so tief und breit sein sollte wie der Wurzelballen.
Ist das Loch ausgehoben, ist es ratsam, einen Pfahl zu setzen, an dem der Baum dann festgebunden wird. Der Pfahl unterstützt den Baum beim Anwachsen und sorgt dafür, dass er gerade wächst.
Danach wird der Baum in das Pflanzloch gesetzt und mit Aushub aufgefüllt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Veredelungsstelle über der Erde ist. Während des Auffüllens den Baum mehrmals leicht schütteln, damit sich Hohlräume im Boden schließen und der Baum richtig festsitzt. Zum Schluss nur noch die Erde leicht festtreten und den Baum festbinden.
Standortansprüche
Die Mirabelle sollte an einen windgeschützten, sonnigen und warmen Standort gepflanzt werden. Zudem sollte ein Platz gewählt werden, der vor Spätfrösten geschützt ist, da die Blüten der Mirabelle sehr empfindlich darauf reagieren.
Der Boden sollte locker, leicht feucht, nährstoffreich, humos und kalkhaltig sein mit einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7. Eine Schicht aus Rindenmulch kann dafür sorgen, dass der Boden nicht austrocknet.
Gießen und düngen
- Gegossen werden sollte der Mirabellenbaum regelmäßig.
- Vor allem die erste Zeit nach der Pflanzung und bei andauernder Trockenheit.
- Später kann sich der Baum sehr gut selbst versorgen außer in besonders trockenen und heißen Sommern.
- Gedüngt werden kann gelegentlich mit Kompost.
Schneiden
Erziehungsschnitt
Junge Bäume sollten geschnitten werden, um einen aufrechten, kräftigen Wuchs zu fördern. Zudem soll durch die Wahl einiger gut positionierter Leitäste eine ausgeglichene Kronenform erzielt werden. Die Krone sollte nie zu dicht wachsen, damit ausreichend Licht und Luft ins Innere gelangen können.
An den Seiten des jungen Mirabellenbaumes werden einige Seitenäste ausgesucht, die zu Leitästen erzogen werden sollen, die dann die Basis für fruchttragende Äste bilden. Diese sollten vom Stamm abzweigen und in möglichst gleichmäßigen Abständen zu diesem stehen. Ideal sind mehrere Äste, die etwa auf einer Höhe liegen. Von diesen Leitästen sollten regelmäßig Triebe entfernt werden, die nach innen wachsen oder zu dicht an anderen stehen.
Verjüngungsschnitt
Ein Verjüngungsschnitt ist in der Regel ein radikaler Rückschnitt, vor allem bei Bäumen, die längere Zeit vernachlässigt wurden. Bei erwachsenen Bäumen sorgt ein entsprechender Schnitt dafür, dass sie gesund erhalten werden, ihre Form behalten und neue Fruchttriebe ausbilden.
Der beste Zeitpunkt für einen Schnitt ist nach der Ernte. Je länger der Baum nicht verschnitten wurde, desto mehr stärkere Äste müssen mit entfernt werden. Das Gleiche gilt auch für alle Äste, die zu dicht stehen. Von parallel zueinanderstehenden Ästen (Konkurrenztriebe) sollte jeweils einer entfernt werden. Auch Stammaustriebe unterhalb der Leitäste und Wurzeltriebe sollten regelmäßig weggeschnitten werden.
Typische Leitäste müssen erhalten bleiben bzw. eingekürzt werden ebenso wie Fruchtholz und Nebenäste. Die komplette Krone sollte nach dem Schnitt gleichmäßig belichtet und belüftet sein.
Nach einem starken Rückschnitt ist im Folgejahr mit einem entsprechend starken Austrieb gerechnet werden. Demzufolge ist in den nächsten Jahren ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt empfehlenswert.
Worauf beim Schneiden noch zu achten ist
- Beim Verschneiden keine Aststummel am Baum belassen!
- Schnitt immer unmittelbar nach einer Knospe ansetzen!
- Nicht bündig bzw. parallel zum Stamm schneiden!
- Astring muss erhalten bleiben und darf nicht abgeschnitten werden.
- Fruchtäste sollten nicht zu dick werden, um größere Schnittwunden zu vermeiden.
- An Leitästen befindliche Äste, die nach innen wachsen, sollten entfernt werden.
- Sich überkreuzende Äste werden zurückgeschnitten.
- Mehr als ein Fünftel aller Äste sollte nicht auf einmal entfernt werden!
- Äste erst mit einem Unter- und Oberschnitt etwas einkürzen (Entlastungsschnitt).
- Das verhindert ein Ausbrechen der Äste.
- Höher liegende und steilere Äste wachsen in der Regel besser.
- Besonders tragfähig sind Äste in einem Winkel von 60 Grad.
Vermehren
Vermehrt werden kann die Mirabelle u.a. durch das sogenannte Pfropfen hinter der Rinde, eine Form der Veredelung. Die dafür verwendeten Äste an der Unterlage sollten idealerweise einen Durchmesser von 2-6 cm aufweisen. Vor der Veredelung sollte der zu veredelnde Baum zurückgeschnitten werden. Dabei sollte eine ausreichende Anzahl sogenannter Zugäste erhalten bleiben.
Soll nur ein Teil des Baumes veredelt werden, kann der Rückschnitt auf wenige Astpartien beschränkt werden. Zum Pfropfen werden Edelreiser und eine entsprechende Unterlage benötigt, auf der die Edelreiser anwachsen und neue Triebe ausbilden sollen. Der Baum, welcher als Unterlage genutzt wird, sollte gesund und auf keinen Fall zu alt sein. Für die Mirabelle ist die Pflaume als Unterlage sehr gut geeignet.
Edelreiser schneiden und aufbewahren
Bei frostfreiem Wetter, zwischen Dezember und Januar werden die entsprechenden Edelreiser von der gewünschten Edelsorte, mit 4-5 Zugaugen geschnitten. Edelreiser sind wenige Zentimeter lange, bleistiftstarke Teilstücke einjähriger Triebe. Die Schnittstellen der Edelreiser sollten dann mit Baumwachs bestrichen werden, um die Verdunstung zu minimieren.
Dann werden sie etwa bis Mitte April entweder in einem kühlen Keller, in einem mit feuchtem Sand gefüllten Behälter aufbewahrt oder auf einem feuchten Kellerboden, wo sie mit Moos bedeckt werden. Optimal wäre eine relative Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent.
Möglich ist auch die Aufbewahrung im Kühlschrank bei Temperaturen von 1-2 Grad in einer Plastiktüte zusammen mit feuchtem Moos. Man kann sie aber auch im Freien bis zur Hälfte in eine etwa 40 cm tiefe Erdgrube mit feuchtem Sand legen und mit Sand und Fichtenreisig abdecken.
Pfropfen
Etwa Mitte April beginnt der Saftfluss, sodass sich die Rinde an der Unterlage sehr gut lösen lässt, was Voraussetzung für das ‚Pfropfen hinter der Rinde‘ ist. Am unteren Ende des Edelreisers wird mit einem speziellen Veredelungsmesser in einem Zug, ein etwa 3-5 cm langer glatter Schnitt durchgeführt. Die Schnittfläche sollte unbedingt eben sein.
Am sogenannten Pfropfkopf, dem für die Veredelung angesägten Stummelast an der Unterlage, wird nun die Rinde genauso lang eingeschnitten wie beim Edelreiser und die Rinde vorsichtig gelöst. Das Gewebe unter der Rinde ermöglicht später das Zusammenwachsen von Reiser und Unterlage. Der Reiser wird dann Schnittfläche auf Schnittfläche von oben hinter die Rinde geschoben. Nun wird die Veredelungsstelle mit Bast fest verbunden und einschließlich des Endes des Edelreisers mit Baumwachs verstrichen bzw. versiegelt.
Krankheiten und Schädlinge
Beim Kauf von Mirabellenbäumen sollte man sich möglichst immer für Sorten entscheiden, die eine gewisse Resistenz gegenüber verschiedenen Pilzerkrankungen und Schädlingen aufweisen, ansonsten können Mirabellen von einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten und Schädlinge befallen werden.
Scharkakrankheit
Die Scharkakrankheit wird von einem Virus verursacht, der durch Blattläuse übertragen wird, und äußert sich bei der Mirabelle an weiß-braunen Ringen oder Flecken sowohl an den Blättern als auch den Früchten.
Eine direkte Bekämpfung ist ähnlich wie bei vielen anderen Viruserkrankungen nicht möglich. Um einem möglichen Befall vorzubeugen, sollte man beim Kauf gesunde Bäume aus der Baumschule bevorzugen.
Schrotschusskrankheit
Auf jungen Blättern zeigen sich runde rotbraune Flecke aus denen später Löcher werden. Im weiteren Verlauf vertrocknen die Blätter und fallen im Sommer ab. Besonders stark befallen sind häufig die unteren Teile des Baumes. Teilweise ist leichter Gummifluss zu beobachten.
Mit einem regelmäßigen Auslichtungsschnitt, einer mäßigen Düngung und einem freien Stand kann man einem Befall gegebenenfalls vorbeugen. Zur Bekämpfung können zugelassene Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
Monilia-Fruchtfäule
Diese Krankheit wird durch Pilze hervorgerufen und tritt in der Regel unmittelbar nach der Blüte auf. Die Früchte weisen Faulstellen auf, die sich relativ schnell über die ganze Frucht ausbreiten. Es bilden sich bräunliche Flecken mit runden gelblich braunen Ringen.
Eine Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln ist im heimischen Garten meist verboten. Auf jeden Fall sollten befallene Früchte regelmäßig eingesammelt und entsorgt werden. Zudem sollte man vorbeugend dafür sorgen, dass die Baumkrone nicht zu dicht wird.
Frostspanner
Ein Befall mit dem Frostspanner ist im Frühjahr zunächst an Fraßstellen an Triebspitzen und jungen Blätter zu erkennen. Ab Mitte Mai sind dann die kleinen grünen Larven (Raupen) des Frostspanners, eines unscheinbaren kleinen Schmetterlings zu sehen.
Zum Schutz gefährdeter Gehölze ist es ratsam, sowohl an den Gehölzen bzw. am Stamm als auch an eventuellen Stützpfosten Leimringe anzubringen. Sind die Leimringe eingetrocknet oder verschmutzt sollten sie erneuert werden. Das Ganze sollte im Februar wiederholt und ein neuer Leimring oberhalb der Stelle des alten Leimrings angebracht werden.
Möglich ist auch die Bekämpfung mit entsprechenden Pflanzenschutzmitteln. Diese sollten kurz nach Aufbrechen der Knospen, wenn die kleinen grünen Raupen geschlüpft und an den jungen Blättern zu sehen sind, gespritzt werden.
Blattläuse
Ein Befall der Mirabelle mit Blattläusen führt dazu, dass sich die noch jungen Blätter einrollen und verkrüppeln. Die Blattläuse können zudem die gefährliche Scharkakrankheit übertragen. Bei einem noch geringen Befall können natürliche Fressfeinde wie beispielsweise Schwebfliegen eingesetzt werden.
Meist reicht das aber nicht aus, sodass mit entsprechenden Pflanzenschutzmitteln gespritzt werden muss. Wer auf chemische Mittel verzichten möchte, kann es auch mit einem selbst hergestellten Sud aus Brennnesseln und Wasser versuchen, das hilft meist sehr gut.
Rote Spinne
Die Rote Spinne ist auch unter dem Namen Obstbaumspinnmilbe bekannt. Ein Befall ist an gelb werdenden, sich zusammenrollenden und schließlich abfallenden Blättern zu erkennen.
Zur Bekämpfung der Roten Spinnen können natürliche Fressfeinde wie Raubwanzen (Typhlodromus pyri), Raubmilben, Florfliegen oder Marienkäfer sehr hilfreich sein. Befallene Pflanzenteile sollten zudem entfernt und herabfallende Blätter und Falllaub regelmäßig beseitigt werden. Auch verschiedene chemische Bekämpfungsmittel können eingesetzt werden.
Fazit
Mirabellenbäume bringen sehr schmackhafte Früchte hervor. Bei Kauf sollte man deshalb auf resistente Sorten achten um Krankheiten und Schädlingen bestmöglich vorzubeugen und darauf, ob es sich um selbstfruchtende oder fremd bestäubende Sorten handelt. Ansonsten ist die Mirabelle ein relativ anspruchsloses Gehölz.