Zimmerpflanzen Fleischfressende Pflanzen - Karnivoren

Fettkraut – Pflege, Vermehren und Umtopfen

Fettkraut

Räuberisch, tückisch und auch ein wenig unheimlich – viele Hobbygärtner stehen fleischfressenden Pflanzen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Doch solche Karnivoren, die zu der Gattung des Fettkrautes (Pinguicula) gezählt werden, erfreuen sich bei den meisten Gartenfreunden dennoch großer Beliebtheit. Die sattgrünen Gewächse beeindrucken vor allem durch ihre auffällig gefärbten Blüten, die im Wohnzimmer einen echten Blickfang darstellen. Unter den rund 85 Arten des Fettkrautes ist das Gemeine Fettkraut besonders beliebt. Die kleinen, fettig glänzenden Blätter sind innerhalb einer dekorativen Blattrosette angeordnet und bergen hübsche, violette Blüten.

Arten des Fettkrautes – Überblick

Die Mehrzahl der rund 85 Arten des Fettkrautes ist in Mittelamerika beheimatet. – Aber auch in weiten Teilen Deutschlands sind die anspruchslosen Gewächse vermehrt zu finden. In den atlantischen Küstengebieten Westeuropas wächst Pinguicula lusitanica; diese Art beeindruckt durch die rote Maserung, die sich durch ihre sattgrünen Blätter zieht und den blassrosa Blüten mit gelbem Saftmal. An reinen nassen Gipsgesteinen Mexikos ist die schlanke Pinguicula gypsicola zu finden, deren bis zu 17cm langer Blütenstängel große und besonders farbintensive purpurrote Blüten trägt. Überwiegend in den Bergen ist Pinguicula ramosa beheimatet, die durch ihre im Ansatz verzweigten, drüsig behaarten Blütenstiele einzigartig in ihrer Gattung ist. Die Blüten erreichen ein Größe von bis zu einem Zentimeter, wobei sich obere Kelchblatt tief dreiteilig präsentiert.

Fettkraut Alle Arten bevorzugen Biotope, die während der Wachstumszeit einen feuchten, teilweise auch durchaus nassen Boden bieten. Die Blätter speichern, ähnlich wie Sukkulenten, in hübsch angeordneten Winterrosetten Feuchtigkeit, so dass auch Zeiten starker Trockenheit im Winter überstanden werden können. Im Unterschied zu anderen Karnivoren ist für die meisten Fettkräuter ein Standort ideal, der nicht direkt besonnt wird; viele Arten bevorzugen Bereiche im Schatten oder im Halbschatten. Bezüglich des bevorzugten Substrats bestehen zwischen den Arten teilweise erhebliche Unterschiede:

  • saures Substrat: P. vulgaris, P. lusitanica
  • pure Gipsböden: P. gypsicola
  • blanker Fels: P. ramosa, P. vallisneriifolia

Zahlreiche Arten des Fettkrautes gelten als vom Aussterben gefährdet. Hierzu zählen vor allem P. ramosa, P. casabitoana und P. fiorii, deren natürliche Lebensräume zunehmend zerstört werden. Alle in Deutschland heimischen Arten genießen durch die Bundesartenschutzverordnung einen besonderen Schutz.

Standort- und Bodenansprüche

Ursprünglich in Lateinamerika in Moorgebieten und zwischen Felsspalten beheimatet, bevorzugt das Gemeine Fettkraut in deutschen Wohnzimmern einen hellen Standort, der sich idealerweise im Halbschatten befinden sollte. Aber auch sonnige Bereiche werden vertragen, so lange die Pflanze kein direktes Sonnenlicht erhält. Besonders wohl fühlt sich das Gewächs an einem Fensterplatz. Für das Kultivieren des Fettkrautes eignet sich am besten ein Ost- oder Westfenster, in das nur für eine begrenzte Zeit am Tag die Sonne eindringen kann. Die Pflanze gedeiht bei Temperaturen zwischen 18 und 30°C, wobei besonders gute Bedingungen geschaffen werden, wenn die Luftfeuchtigkeit zusätzlich zwischen 60 und 70 Prozent beträgt.

Idealerweise wird das Gemeine Fettkraut zwischen diversen Küchenkräutern auf der Fensterbank kultiviert; dann fängt die fleischfressende Pflanze beispielsweise Trauermücken, die von den Gewürzen angezogen werden. Allerdings sorgt das Gewächs lediglich für eine Eindämmung der Population. Die Larven der Mücken, die sich im Boden befinden, bleiben von der Fangtechnik der Karnivore verschont.

Pinguicula Beim Kultivieren zwischen Küchenkräutern sollte darauf geachtet werden, dass jede Pflanze einen eigenen Topf erhält. Bestimmte Kräuter, wie beispielsweise Thymian, bevorzugen trockenes Substrat, während das Gemeine Fettkraut am besten in nasser Erde gedeiht. Darüber hinaus sollte die Erde, die für das Gemeine Fettkraut verwendet wird, einen sauren pH aufweisen. Besonders gut eignen sich handelsübliche Karnivorenerden oder eigene Mischungen. Diese können aus Torf und Quarzsand hergestellt werden; das übliche Mischungsverhältnis beträgt 1:1. Besonders gut gedeiht das Gemeine Fettkraut, wenn zusätzlich etwas Lehm zu dem Substrat gegeben wird.

Gießen, Umtopfen, Überwinterung – optimale Pflege

Das Gemeine Fettkraut benötigt im Allgemeinen sehr wenig Pflege. Im Sommer sollte die Pflanze stets feucht gehalten werden. Im Gegensatz zu anderen Karnivoren verträgt das Gewächs jedoch keine Staunässe! Aus diesem Grund sind die einzelnen Wasserportionen vorsichtig auszugeben. Für die Bewässerung können unterschiedliche Wasserarten zum Einsatz kommen; Regenwasser oder Brunnenwasser werden genauso gut vertragen wie destilliertes Wasser. Keinesfalls darf jedoch die Bewässerung mit Hilfe von stark kalkhaltigem Leistungswasser erfolgen! Eine zusätzliche Düngung ist nicht nötig. Die Nährstoffe werden über eingefangene Insekten zugeführt.

Bei der Überwinterung der Pflanze sind folgende Aspekte zu beachten:

  • kühler Standort (Temperaturen zwischen 10 und 12°C)
  • mäßig feucht halten
  • keine Düngergabe
Hinweis: Im Winter stehen zwar weniger Insekten zur Verfügung. Die benötigten Nährstoffe holt sich die Pflanze zu dieser Jahreszeit jedoch aus den Blättern.

Zur optimalen Pflege des Gemeinen Fettkrautes gehört auch das regelmäßige Umtopfen der Pflanze. Diese Maßnahme sollte einmal im Jahr durchgeführt werden. Am besten eignet sich hierfür das Frühjahr. Das Umtopfen wird allerdings nur notwendig, wenn die Pflanze aus dem aktuellen Pflanzengefäß herausgewachsen ist; dann wird das Gewächs vorsichtig aus dem Topf herausgehoben. Hierbei ist besondere Vorsicht geboten, da das Gemeine Fettkraut über sehr empfindliche Wurzeln verfügt, die leicht beschädigt werden könnten. Das Eintopfen erfolgt anschließend in saures Substrat. Besonders gut eignet sich dann ungedüngter, grobfaseriger Weißtorf, der einen sehr geringen Zersetzungsgrad aufweist. Dieses Substrat präsentiert sich als besonders strukturstabil; gleichzeitig wird das Speichervermögen für Wasser erhöht. Zur weiteren Strukturverbesserung kann der Torf mit Ton oder Quarzsand vermischt werden.

Vermehrung des Gemeinen Fettkrautes

Die Vermehrung des Gewächses kann über Blattstecklinge erfolgen. Hierzu wird ein Blatt von der Pflanze abgetrennt; am besten eignet sich der Spätsommer oder der Frühherbst. Ein scharfes Messer sorgt für einen glatten Schnitt. Der Blattsteckling muss mitsamt eines Stielstückes vom Spross abgetrennt werden, damit der Trieb gut verwertbar ist. Als Substrat wird frische, feuchte Erde verwendet, in die der Steckling eingegeben wird. Dieser muss so tief gesteckt werden, dass nur das Blatt aus der Erde heraus schaut. Sowohl die Erde als auch die junge Pflanze müssen anschließend gut feucht gehalten werden. Am besten gedeiht das Gewächs, wenn zusätzlich ein Verdunstungsschutz angebracht wird; zu diesem Zweck wird eine Plastikhaube über den Steckling gestülpt und an der Unterseite fixiert.

Fettkraut Alternativ kann die Vermehrung des Gemeinen Fettkrautes auch über Samen erfolgen. Das Saatgut gehört zu den Lichtkeimern; für eine erfolgreiche Keimung wird also ausreichend Helligkeit benötigt Aus diesem Grund werden die Samen auf das Substrat aufgelegt; die Saat wird nicht mit Erde zugedeckt. Auf diese Weise gelangt genug Licht an die Samen. Das Saatgut wird nur leicht angedrückt.

Als beste Zeit zum Anpflanzen des Gemeinen Fettkrautes hat sich der Frühling erwiesen. Der Topf wird mit saurem, feuchtem Substrat (Karnivorenerde) gefüllt und an einen Standort im Halbschatten verbracht. Damit die Pflanze gut anwächst, sollte sie ausreichend gegossen werden.

Schädlinge und Krankheiten

Das Gemeine Fettkraut zeigt sich recht anfällig gegenüber Grauschimmel. Befallene Pflanzen weisen ein charakteristisches Schadbild auf:

  • zu Beginn evtl. braune Flecken auf den Blättern
  • im Verlauf werden Blätter und Triebspitzen weich
  • mausgrauer, stark stäubender Pilzrasen auf den Blättern

Als vorbeugende Maßnahme hat sich ein häufiger Standortwechsel als sinnvoll erwiesen. Bei der Bewässerung sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Pflanze selbst so wenig wie möglich mit der Flüssigkeit benetzt wird. Darüber hinaus hat sich die gezielte Stärkung der Pflanze bewährt: Das Einbringen von Gesteinsmehlen oder Auszügen aus Schachtelhalm kräftigt das Gewächs und führt zu einer erhöhten Widerstandsfähigkeit. Ist das Fettkraut bereits befallen, sollten erkrankte Teile umgehend entfernt werden. In einem frühen Stadium helfen auch gezielte eingebrachte Fungizide.

Als klassischer Schädling des Gemeinen Fettkrautes präsentiert sich die Trauermücke. Das 4mm lange, dunkel gefärbte Insekt dient der Pflanze zwar grundsätzlich auch als Nahrung, aber wenn sich der Schädling zu stark ausbreitet, können Schäden an dem Gewächs die Folge sein. Die durchscheinenden weißlichen Larven dringen über kleine Wunden oder Wurzeln in die Pflanze ein. Besonders gefährdet sind Jungpflanzen und Sämlinge. Auch frische Schnittstellen – zum Beispiel durch das Abtrennen von Blattstecklingen – weisen ein gewisses Gefährdungspotential auf. Als typisches Schadbild präsentieren sich Fraßschäden und allgemeine Wachstumsstörungen.

Gelbsticker Falls der Befall zu groß wird, können vorbeugend natürliche Feinde gefördert werden. Das gezielte Einbringen von Raubmilben hat sich in diesem Zusammenhang besonders bewährt. Darüber hinaus können auch gezielt angebrachte Gelbtafeln helfen. Diese Kunststoffgebilde, die mit Leim bestrichen sind, ziehen die Trauermücken an; an der klebrigen Oberfläche bleiben die Insekten anschließend haften. Als so genannte „Gelbsticker“ können bestimmte Varianten auch direkt in die Erde gesteckt werden. Larven können zusätzlich mit speziellen Nematoden bekämpft werden.

Einsatz als Insektenfänger

Insbesondere kleinere Populationen von Trauermücken dienen dem Gemeinen Fettkraut als Nahrung. Die Blätter sind mit einem klebrigen Sekret überzogen, an dem die Insekten haften bleiben. Anschließend rollt sich das Blatt über den gefangenen Mücken ein. Bestimmte Drüsen der Pflanze scheiden Enzyme aus, die bei der Verdauung des gefangenen Insektes helfen. Nach drei oder vier Tagen bleibt nur noch der Chitinpanzer zurück. Während des Verdauungsprozesses scheiden die Blätter ein Antiseptikum aus, mit dessen Hilfe das Verfaulen der Beute verhindert wird. Während der Sommermonate ist das Gemeine Fettkraut in der Lage, alle benötigten Nährstoffe über die gefangenen Insekten zu beziehen. Wenn im Winter Trauermücken nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen, zieht das Gewächs alle Stoffe aus den Blättern.

Verwendung in der Volksheilkunde

Bereits Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, hat das Gemeine Fettkraut als Heilpflanze genutzt und gegen Schmerzen, aufgesprungene Haut und auch als Abführmittel eingesetzt. In der Volksmedizin wurde die Pflanze vor allem gegen Wunden und Magenerkrankungen verwendet. Für die Wirksamkeit wurde die enthaltene Zimtsäure verantwortlich gemacht. Heute finden die frischen oder getrockneten Blätter, die unter anderem Gerbstoffe und bestimmte Enzyme enthalten, bei Husten und Fieber Verwendung. Auch die krampflösende und narbenbildene Wirkung der Pflanze wird für medizinische Zwecke genutzt. In Nordskandinavien spielt Gemeines Fettkraut überdies eine Rolle bei der Produktion von Schwedenmilch.

Fazit
Hobbygärtner, die das Gemeine Fettkraut kultivieren, schätzen an der Pflanze weniger seine fleischfressenden Eigenschaften als vielmehr die Optik des dekorativen Gewächses. Besonders die leuchtend lila Blütenblätter bereichern jedes Wohnzimmer und jede Fensterbank. Aufgrund der Pflegeleichtigkeit gehört das Gemeine Fettkraut zu den echten Anfängerpflanzen – und sorgt, neben Kräutertöpfen gehalten, zusätzlich für eine Reduktion von lästigen Insekten.