Wer an das südliche Frankreich denkt, dem kommen sofort die kräftig blühenden Lavendelfelder der Provence in den Sinn. Schier unendlich ziehen sich dort die Lavendelreihen durch die Landschaft und verströmen einen herrlichen Duft. Bei uns in Deutschland kann man sich ebenfalls an einem schönen Lavendel im Garten erfreuen, denn die Pflanze ist anspruchslos und wächst sogar auf Steinmauern. Lavendel braucht viel Sonne, kommt mit einem mageren Boden bestens aus, verlangt wenig Wasser und keinen Dünger. Die Pflanze gilt zudem als guter Begleiter für den Rosengarten. Der größte Pflegeposten beim Lavendel ist der Schnitt, der für eine gesunde und ansehnliche Lavendelpflanze regelmäßig ausgeführt werden sollte. Einige Tipps gilt es dabei zu beachten, damit der Lavendel bald erneut kräftig blüht und eine große Ernte möglich ist.
Warum der jährliche Schnitt sinnvoll ist
Lavendel (Lavandula angustifolia) kann bei guter Pflege sehr lange gedeihen und sollte jedes Jahr durchaus kräftig gestutzt werden. Einzelne Pflanzen erreichen ein Lebensalter von bis zu 30 Jahren. Mit regelmäßigem Schneiden bleibt die Pflanze schön kompakt und treibt verlässlich aus. Werden Lavendelpflanzen über längere Zeit nicht geschnitten, verholzen die unteren Äste. Das hat den Effekt, dass die Pflanze unten kahl wirkt und sogar auseinanderfällt, während oben herum wilder Wuchs in alle Richtungen herrscht. Alte, verholzte Äste treiben ohne Rückschnitt nicht mehr selbstständig aus. Selbst ein Radikalschnitt kann alte Äste nicht immer zum Austreiben animieren. Ein Versuch lohnt jedoch auch in einem solchen Fall und fördert die Gesundheit der Pflanze.
Schneidewerkzeug
- Heckenschere
- Buchsbaumschere/
Einhandschere - Formschnittschere
- stets scharf und sauber halten
Schnitt – Zeitpunkt und Häufigkeit
Es gibt drei Zeitpunkte im Jahr an denen der Lavendel geschnitten werden kann. Mindestens ein Schnitt pro Jahr tut dem Lavendel in jedem Fall gut. Bei kräftigem Wuchs sind sogar zwei moderate Rückschnitte pro Jahr lohnenswert. Diese zweischrittige Rückschnittmethode nennt man auch „Ein-Drittel-Zwei-Drittel“ Methode.
Der Schnitt im Frühjahr kann erfolgen wenn kein Frost mehr absehbar ist, aber noch bevor die Pflanze austreibt. Im Frühjahr werden die Pflanzen stärkerer beschnitten, etwa um zwei Drittel. Dieser Rückschnitt sorgt für kompaktes Wachstum der Pflanze und fördert das gute verzweigen der Äste. Bei älteren Pflanzen sollte jedoch ein kurzer Abschnitt der Triebe aus dem Vorjahr erhalten bleiben, dann treibt der Lavendelstrauch wieder gut durch.
Der Sommerschnitt findet bei voller Blüte statt, zumeist im Juli, und sorgt für verstärktes Blütenwachstum im gleichen Jahr. Hier wird die Pflanze nur flach beschnitten. Unbedingt darauf achten den Sommerschnitt nicht zu spät im Jahr durchzuführen, da dann die Gefahr besteht, dass es zu kalt wird und der Lavendel keine neunen Blätter und Blüten mehr ausbildet. Durch den Schnitt im Sommer werden die Energien der Pflanze nicht in die Bildung von Samen, sondern von neuen Trieben investiert. Nach 4 bis 5 Wochen sollte der Lavendel wieder nachgewachsen sein und kräftig blühen. So wird eine größere Ernte an Blüten garantiert.
Der Schnitt im frühen Herbst findet nach der Blüte statt. Zu diesem Zeitpunkt sollte man alle Triebe um etwa ein Drittel kürzen bis alle verwelkten Blütenstände entfernt sind. In nördlichen Regionen rät man diesen Schnitt nicht später als im August durchzuführen, da aufgrund des frühen Wintereinsatzes die neuen Triebe der Pflanze nicht genug Winterschutz bieten. Der Schnitt im frühen Herbst ist eine gute Vorbereitung der Pflanze auf den anstehenden Winter.
Jungen Lavendel schneiden
Ein junger Lavendel mit einjährigen Trieben sieht zunächst recht krautig aus. Alle Stängel sind grün und Verholzungen liegen nicht vor. Trotzdem sollte man die Pflanze auf ungefähr die Hälfte ihrer Höhe kappen. Es gilt junge Pflanzen tendenziell eher kräftiger zu schneiden um sie möglichst kugelförmig zu halten und einer raschen Verholzung der Äste vorzubeugen.
Älteren Lavendel schneiden
Die älteren Lavendelsträucher weisen in der Regel bereits holzige Zweige auf. Hier sollte man den Formschnitt nach der Blüte zurückhaltender gestalten. In erster Linie gilt es die verwelkten Blüten zu entfernen und die Pflanze gleichmäßig in eine buschige Form zu schneiden. Der Schnitt kann bis 10 cm tief gehen. Die Triebe aus dem Vorjahr darf man dabei nicht komplett entfernen, ein kurzer Abschnitt sollte stehen bleiben.
Alten, verholzten Lavendel schneiden
Hier lohnt ein sogenannter Radikalschnitt um der Pflanze wieder neues Leben einzuhauchen. Zum Verjüngen der Pflanze ist der richtige Zeitpunkt wichtig, der Erfolg kann jedoch nicht garantiert werden. Bei alten, verholzten, kahlen oder gar auseinanderfallenden Lavendelpflanzen ist der Versuch allerdings lohnenswert, denn es gibt nichts zu verlieren. Der Radikalschnitt sollte in den Monaten Juni oder Juli erfolgen, damit die Pflanze den Sommer noch nutzen kann um sich zu regenerieren. Eventuell entstandene Wunden im Holz sollten mit einem Mittel wie Holzteer oder Birkenpech überstrichen werden. Häufig treibt ein radikal beschnittener alter Lavendel im selben Jahr noch aus und blüht wieder schön kräftig im Folgejahr.
Lavendel im Topf
Lavendel (vor allem die Sorten Peter Pan sowie Nana Alba) kann man sehr gut auch in großen Blumentöpfen und Kübeln pflanzen. Und auch die kleinen Topflavendel aus dem Gartencenter sind mehrjährig und in der Regel wuchsfreudig. Ein Schnitt sorgt auch bei Topfpflanzen für kräftiges Wachstum und beugt einer Verholzung der ältesten Äste vor. Am besten nimmt man dazu den kompletten Schopf zusammen und schneidet die Stängel in der Mitte ab.
Vermehrung
Der eigene Lavendel kann erfolgreich durch Stecklinge vermehrt werden. Optimale Zeitpunkte um Stecklinge zu nehmen sind der Schnitt im frühen Herbst oder im Frühjahr. Die Vermehrung im Frühjahr ist zu bevorzugen, da dann die kleinen Pflänzchen nicht gesondert überwintert werden müssen und die Ausfälle geringer ausfallen.
So geht man vor:
- unverzweigte Lavendeltriebe von der Mutterpflanze abschneiden
- Triebe auf sieben bis zehn Zentimeter kürzen
- Triebspitzen entfernen, damit die Pflänzchen sich oben gut verzweigen
- am unteren Drittel alle Blätter entfernen, Stiel später in die Erde setzen
- Anzuchtschalen mit Mix aus Sand und Anzuchterde (50/50) füllen
- Substrat anfeuchten und andrücken
- Setzlinge bis zum Blattansatz senkrecht in das Substrat stecken
- eventuell vorher Bewurzelungspulver verwenden
- Stecklinge mit Wasserflasche besprühen
- Anzuchtschale abdecken um Luftfeuchtigkeit zu erhöhen
- warmen, hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung im Garten wählen
- regelmäßig lüften und gießen
- bewurzelte Stecklinge in Töpfe setzen
- hellen und warmen (frostfreien) Standort für Töpfe wählen
- Jungpflanzen nach dem Austreiben mehrmals stutzen um Pflanzen kompakt zu halten und Wurzelbildung zu fördern
- sobald Töpfe gut durchwurzelt sind und kein Frost herrscht in die Erde setzen
Lavendelblüten ernten und trocknen
Die Blüten der Pflanze aus dem eigenen Garten lassen sich leicht ernten und sind vielfältig in der Kosmetik, Küche sowie im Haushalt verwendbar. Hier die Schritte:
- Erntezeit der Lavendelblüten ist Juli bis September
- warmen, sonnigen Tag wählen, steigert die Duftintensität
- Duft bleibt am besten bewahrt wenn man ihn kurz vor der vollen Blüte erntet
- Stiele etwa zehn Zentimeter unterhalb der Blüten abschneiden
- abgeschnittene Blüten in einen luftigen Korb legen
- Blüten luftig und warm lagern bis sie getrocknet sind
- als Bündel an einem trockenen und warmen Ort hängen
- Schimmelbildung vermeiden
Verwendung der Blüten
Die getrockneten Blüten fallen zumeist selbst von den ährenförmigen Blütenständen ab oder können mit sanftem Druck entfernt werden. Im kommerziellen landwirtschaftlichen Anbau, so wie in der französischen Provence, werden die violetten Blüten zur Duftstoffgewinnung für die Herstellung von Parfüm, Seifen, Kerzen und ätherischen Ölen gezogen.
Bienen lieben den süßen Nektar der Lavendelpflanzen und erzeugen einen aromatischen Lavendelhonig. In der Pharmazie wird Lavendel als beruhigendes Mittel bei Unruhezuständen sowie Einschlafstörungen verwendet. Daher wird er auch als Nervenkräutel oder Schwindelkraut bezeichnet. Dem duftenden Heilkraut Lavendel wird nicht nur eine entspannende und beruhigende, sondern auch eine heilende Wirkung zugesprochen. Im Jahr 2008 wurde Lavendel sogar zur Heilpflanze des Jahres gewählt.
Ein Tee aus Lavendelblüten soll die Funktion von Gallenblase und Leber unterstützen, gegen vermehrtes Schwitzen helfen und die Konzentration fördern. Eine Mundspülung mit Lavendelzusätzen soll antibakteriell wirken, auch kleine Verletzungen der Haut sollen mittels Lavendel Linderung erfahren. Allerdings wirkt Lavendelöl direkt auf der Haut leicht reizend und findet in dieser Art Anwendung von rheumatischen Schmerzen. Ein Aufguss mit Lavendelessenzen soll sich mildernd auf Asthma und Husten auswirken.
Lavendel findet auch kulinarische Verwendung. Lavendeleis ist in Südfrankreich besonders beliebt und kann auch zu Hause leicht hergestellt werden. Als Gewürz eignen sich Lavendelblüten für Gemüse, Salate, Fisch, Lammfleisch und zahlreiche Desserts. Zudem werden junge Blätter und noch weiche Triebe beim Kochen von Eintöpfen, Soßen und Suppen verwendet. Lavendel findet sich häufig in den Gewürzmischungen mit dem Titel „Kräuter der Provence“.
Eine gut bekannte Verwendungsart für Lavendel ist als Abschreckungsmethode gegen Motten. Zu Hause getrocknete Blüten kann man in kleine Säckchen aus Baumwolle oder Leinen verpacken und im Kleiderschrank zwischen den Wäschestücken platzieren oder an Kleiderhaken aufhängen.
Rezepte mit Lavendelblüten
Badeessenz
Ein entspannender Badezusatz lässt sich leicht zu Hause aus den eigenen, getrockneten Lavendelblüten herstellen.
- 4 Esslöffel trockene Blüten mit 1 Liter heißem Wasser übergießen
- 5 bis 10 Minuten bei geschlossenem Deckel ziehen lassen
- durch ein Sieb gießen um Blüten abzuschöpfen
- Extrakt zum Badewasser zufügen
Lavendelzucker
Zum Würzen von Süßspeisen und Desserts kann man schnell einen Lavendelzucker mischen.
- 500 g Zucker
- 5 Esslöffel getrocknete oder 10 Esslöffel frische Lavendelblüten untermischen
- Blüten gegebenenfalls vorher mörsern, intensiviert den Geschmack und Geruch
- zum Aromatisieren des Zuckers 3 – 4 Tage im Schraubglas stehen lassen
Lavendelsalz
Alternativ kann auch Salz mit ein wenig Lavendel aromatisiert werden.
- 3 Esslöffel getrocknete oder 1 Tasse frische Lavendelblüten
- 3 Tassen Salz
- bei frischen Blüten mit dem Pürierstab mixen, das Aroma geht so schneller auf das Salz über
- trockene Blüten aromatisieren Salz in wenigen Tagen
- kühl und dunkel im Schraubglas aufbewahren
Fazit
Der Lavendel bringt schöne, violette Blüten und einen aromatischen Duft in den Garten, der Bienen anlockt. Die Blüten kann man jedes Jahr ernten, trocknen und vielfältig verwenden. Die Pflanze gedeiht auf magerem Boden im Garten oder im Topf, ist pflegeleicht aber bedarf regelmäßiger Rückschnitte, um ein gesundes und kräftiges Wachstum zu fördern.