Kresse ist gesund, Kresse ist lecker, Kresse bringt einen Hauch Schärfe mit und peppt so mit einem Scherenschnitt jedes langweilige Butterbrot auf. Deshalb ist bei vielen Menschen der Kressetopf auf der Fensterbank schon zur Selbstverständlichkeit geworden – wenn Sie noch nicht zu diesen Menschen gehören, erfahren Sie hier, mit welch geringer Mühe dieser anzulegen ist.
Kresse immer und überall
Kresse im Haus oder Gartenkresse (ist immer die gleiche Pflanze, siehe unten) – es handelt sich um ungewöhnlich wuchswillige Gewächse, die einjährige Pflanze entwickelt im Handumdrehen viele Stängel von bis zu 50 cm Höhe, wenn man sie lässt und nicht schon lange vorher aberntet.
Die Kresse nimmt eigentlich jedes ausreichend griffige Material zum Anlass, um eine grüne Decke darüber zu breiten: Kresse wächst in Erde und auf Perlit, auf Celluloseflocken und auf geschäumtem Kunststoff, auf Vlies aus Flachs und aus Hanffasern und wahrscheinlich auch auf aus Naturfasern geflochtenen Sitzfläche des ausrangierten Stuhls.
Deshalb können Sie Kresse so gut in der Küche anbauen, ein Glas mit etwas Watte reicht, aber auch überall sonst in der Wohnung, wo Sie sich öfter mal mit einem Käsebrot niederlassen – es sollen schon vitaminversessene Büroangestellte gesichtet worden sein, die jeden Mittag ihr Töpfchen Kresse auf der Hutablage im Auto abernten.
Der richtige Boden und Standort für die Gartenkresse
Dementsprechend brauchen Sie auch im Garten nicht allzu zimperlich mit dem Boden sein, in den Sie die Gartenkresse aussäen. Sie können die Gartenkresse auf im Garten prinzipiell auf allem aussäen, was keine Schadstoffe in die Ernte abgibt, den Wurzeln Halt bietet und das Wasser eine Zeitlang speichert.
Im Garten bietet sich nun einmal die Gartenerde an, aber wenn Sie unter Platzmangel leiden, könnten Sie sich auch eine Art Riesen-Utensilio an eine Hauswand hängen und die Taschen mit Pflanzvlies füllen und darauf die Gartenkresse aussäen. Oder Sie behängen die Ständer Ihrer Wäscheleine rundum mit Perlit gefüllten Blumentöpfen und lassen die Gartenkresse hier wachsen.
Je sonniger der Standort ist, desto eifriger wird die Gartenkresse sprießen, mit ein bisschen Geduld werden Sie aber auch an ziemlich schattigen Standorten ernten können. Wenn Gartenkresse unter dauerhafter Sonnenbestrahlung gezogen wird, wird sie ein etwas anderes Aroma entwickeln als wenn sie eher schattig „aufwächst“ – wenn Sie die Wahl haben, könnte es durchaus interessant sein, beide Varianten einmal (auszu-) probieren.
Gartenkresse braucht Wärme
Auch wenn die Kresse ein Wuchswunder ist – Nachtfrost hält sie auf keinen Fall aus. Denn Kressepflanzen entwickeln nun einmal sehr zarte, kleine Einzelpflänzchen, die ganz schnell erfrieren. Deshalb dürfen die Kressesamen erst ins Freiland ausgesät werden, wenn Sie ganz sicher sind, dass die Temperaturen nicht mehr unter Null sinken – auch nicht eine einzelne halbe Stunde unter Null sinken.
Die meisten Gärtner ziehen die Eisheiligen als Garanten dafür heran, deren Gedenktage (drei, vier oder fünf, je nach Region) zwischen dem 11. und 15. Mai liegen. Aber es reicht vollkommen, wenn Sie sich „Mitte Mai“ als Stichwort für zartbesaitete Gartenpflänzchen merken – mit der gregorianischen Kalenderreform haben sich die Tage verschoben, auf die die Bauernregel abzielt, sie liegen jetzt mehr als eine Woche nach den Gedenktagen.
Gartenkresse aussäen
Gartenkresse wird in einen nährstoffreichen und vorher gut bewässerten Boden ausgesät, der überschüssige Feuchtigkeit ablaufen lässt. Wenn Sie möchten, können Sie die Gartenkresse in ordentlichen Reihen aussäen, Sie können sie aber auch einfach „kreativ wild“ im freien Wurf über das Beet verteilen.
Die Samen werden anschließend mit einem auf feinen Strahl eingestellten Sprenger so gut angefeuchtet, dass sie nicht sofort vom nächsten Windstoß in den Rest des Gartens verteilt werden. Sie müssen an der Oberfläche der Erdfläche bleiben, Gartenkresse gehört zu den Lichtkeimern.
Sie brauchen sich keine Sorgen machen, dass Ihre Aussaat sofort aufgepickt wird – Vögel können mit Gartenkressesamen nichts anfangen. Die „geschickte Gartenkresse“ hat sich nämlich auf ihr Dasein als Lichtkeimer gründlich vorbereitet: Sie bildet in ihren Samen diverser Inhaltsstoffe aus, deren Geschmack die Vögel nicht mögen.
Die Feuchtigkeit sollte in den Tagen nach der Aussaat gleichbleibend gesichert sein, so dass die Samen weder austrocknen noch in nasser Erde stehen, dann würden sie beginnen zu faulen.
Die Pflege der Gartenkresse
Nun sollte sich recht schnell etwas tun, die Samen könnten schon am Folgetag erste Anzeichen einer Keimung zeigen.
Pflege braucht die Gartenkresse eigentlich nicht, bis auf die Herstellung einer gleichbleibenden Feuchtigkeit, die bei so zarten Pflänzchen allerdings mitunter ein aufmerksames Auge erfordert. Denn ein Beet mit Gartenkresse verwandelt sich schnell in einen Sumpf mit darniederliegenden Pflänzchen, wenn nur der Strahl des Gartenschlauchs einmal aus Versehen zu kräftig eingestellt wird. Auf der anderen Seite muss die Gartenkresse in trockenen Zeiten wirklich jeden Tag gegossen werden.
Nach ein bis zwei Wochen sollten die ersten Kressepflänzchen einige Zentimeter hoch sein – lassen Sie sich aber nicht irritieren, wenn die Gartenkresse etwas langsamer ist als die Kresse auf der Fensterbank: Sie steckt erheblich mehr Kraft in die Wurzelbildung, wenn sie in Erde wächst.
Gartenkresse selbst züchten
Wenn Sie gerne aus Ihrer eigenen Gartenkresse Samen gewinnen möchten, sollten Sie einen Teil des Beets nicht abernten, sondern einfach weiter wachsen lassen. Gerne einen Teil, der von weitem gut einzusehen ist, denn aus den kleinen Pflänzchen werden sich nun imposante Gewächse entwickeln – gerade für Kinder ist es meist spannend, mitzuerleben, wie die kleinen dünnen Dinger vom Quarkbrot nach und nach zu richtigen, großen Pflanzen werden: Die Gartenkresse wird einen kräftigen Stiel entwickeln, von dem aus sie sich mehrfach verzweigt. Die Blätter werden viel größer, bis zu 20 Zentimeter lang und einige Zentimeter breit, und nach einiger Zeit hat die Kresse dann eine Höhe von rund 50 cm (manchmal auch über einen Meter) erreicht und entwickelt einen üppigen Blütenstand voll von kleinen, weißen oder rosafarbenen Blüten.
Wenn Sie diese Blüten nun reifen lassen, bilden sich Schoten, die Blüten verwelken und in den Schoten reifen neue Kressesamen heran. Diese Schoten sind klein und zahlreich, deshalb werden sie auch meist als Kapseln bezeichnet, und in jeder dieser Kapseln befinden sich einige Kressesamen. Da die Kapseln ja von der Natur dazu „designt“ wurden, die nächste Generation Kresse mit Hilfe des Windes zu verbreiten, lassen sich die Samen ganz leicht aus den Kapseln herausschütteln. Reif müssen sie natürlich sein, das sind sie, wenn die Kapseln hellgelb bzw. beige getönt sind und ein wenig herunterhängen. Wenn Sie Samen „ernten“ möchten, sollten Sie sich eine große, leichte Schüssel mitnehmen, die Sie mit einer Hand länger halten können, so geht beim Schütteln weniger daneben.
Die gewonnenen Samen können sofort wieder ausgesät werden, oder Sie lagern sie in einem lichtundurchlässigen und gut verschlossenen Behälter, bis Sie wieder Appetit auf Kresse haben. Das kann gerne ein bisschen dauern, Kressesamen bleiben lange keimfähig, bis zu vier Jahre.
Kressesamen – Vorrat lohnt sich
Ob sich die eigene Aufzucht von Samen lohnt, ist eine andere Frage. Kressesamen können Sie überall kaufen, im Gartenfachmarkt immer und im Supermarkt meist während der gesamten Anbausaison, und ein Tütchen mit diesem Samen gehört nicht unbedingt zu den Luxusartikeln, bei denen man lange überlegen muss, ob man sie sich leisten kann.
Wenn Sie Wert auf ökologisch gezogenes Saatgut legen, und Wert darauf, immer irgendwo frische Kresse am Wachsen zu haben, sieht es schon ein wenig anders aus: Ein Tütchen Bio-Kressesamen kann schon einmal etwas über 2,- Euro kosten, und wenn Sie einen Vertreiber erwischen, für den „Bio“ keine Lebenshaltung, sondern eine „Lizenz zum Gelddrucken“ ist, sind in diesem Tütchen dann 10 g Samen. 10 g Kressesamen bringen zwischen 50 und 100 g Kresse hervor, für eine Familie also nicht viel mehr als eine Tagesration.
Anders bei den überzeugten und erfahrenen Bio-Betrieben wie der Sonnentor Kräuterhandels GmbH (www.sonnentor.de), bei denen bekommen Sie für 1,99 € 120 g Bio-Kressesamen. Für eine große Familie immer noch nicht die beste Lösung, auch der Ertrag dieser Samen wird von ihnen in nicht allzu langer Zeit verputzt …
Diese Familie könnte sich jedoch nach einer Bezugsquelle umsehen, bei der sie ökologisches Saatgut in größeren Mengen bestellen kann, eine solche Bezugsquelle ist z. B. die Bingenheimer Saatgut AG in 61209 Echzell-Bingenheim. Unter www.bingenheimersaatgut.de können Sie 1 kg Bio-Kressesamen für rund 15,- € bestellen, oder 5 kg für etwas mehr als 50,- € – wirklich bezahlbarer Kressegenuss, auch wenn noch Versandkosten von rund 5,- € dazu kommen!
Gartenkresse ernten
Sobald die Gartenkresse so etwa eine Handbreite hoch ist und mehrere Blätter entwickelt hat, kann das erste Mal geerntet werden. Am einfachsten geht das mit der Küchenschere – einfach die Menge Kresse so etwa einen Zentimeter über dem Boden abschneiden, die Sie aktuell verarbeiten möchten. Von jetzt an können Sie ernten, bis der letzte Halm weg ist oder bis sich Blütenansätze zeigen.
Wenn die Kresse schon blüht, können Sie die gerade blühende Kresse natürlich auch noch abernten und verspeisen. Sie können sie sogar noch verspeisen, wenn die Blüten schon in voller Pracht stehen – die Blüten dieser Kresse sind natürlich ganz genauso essbar wie die in der Gastronomie in großen Mengen eingesetzten, noch dekorativeren Blüten der Kapuzinerkresse.
Die Blätter werden sich im Geschmack verändern, wenn sie älter und größer werden, vielleicht kochen Sie dann lieber eine schöne Suppe aus ihnen, als sie roh zu verwenden. Die Blüten könnten Sie in diesem Fall vorher separieren und z. B. als extravaganten und essbaren Tischschmuck einsetzen.
Sorten der Gartenkresse und verwandte Arten
Wenn Sie Geschmack an der Kresse gefunden haben, müssen Sie sich nicht auf eine Sorte Kresse beschränken, Ihnen steht vielmehr eine ziemliche Auswahl verwandter Sorten zur Verfügung:
- „Unsere“ Gartenkresse trägt den botanischen Namen Lepidium sativum, sie wächst einjährig oder zweijährig.
- Die ebenfalls mitunter als Gartenkresse bezeichnete, ausdauernde Verwandte, die Lepidium latifolium oder Pfefferkraut, Breitblättrige Kresse, Strand-Karse kann wie die Gartenkresse im Garten angebaut werden, aber über mehrere Jahre hinweg beerntet werden.
- Die Brunnenkresse, Nasturtium officinale, gehört ebenfalls zu den Kreuzblütengewächsen, aber zu einer anderen Gattung als die Gartenkresse. Sie kommt ursprünglich in Europa, Nordafrika und Asien vor und wächst heute überall auf der Welt, aber nur an fließenden, nährstoffreichen Gewässern, wo sie eher selten zur Verwendung als Gewürz geerntet wird.
- Die Kapuzinerkresse, Tropaeolum majus, ist noch weniger mit der Gartenkresse verwandt, sie teilt nur die Ordnung der Kreuzblütlerartigen mit ihr. Mehr über die interessante Zier- und Speisepflanze erfahren Sie im Artikel „Kapuzinerkresse pflanzen – Aussaat und Pflege“.
- Die Winterkresse, Barbarea vulgaris, gehört zum gehört zum gleichen Tribus wie die Brunnenkresse, aber wiederum zu einer anderen Gattung. Sie kann ebenfalls als würzige, vitaminreiche Salatpflanze im Garten kultiviert werden, ihre Blätter können bis in den Winter hinein geerntet werden.
- Zu einer Schwestergattung der Winterkresse gehört die Bittere Kresse, auch als Bitteres Schaumkraut bekannt, die Cardamine amara. Diese Wildkresse wächst gut an recht feuchten Stellen, gibt auch in der kalten Jahreszeit etwas her, und schmeckt sehr gut in Salaten, Dips und Quark – eine interessante Variante, um die „gewöhnliche“ Gartenkresse zu ersetzen.
- Wenn Ihnen Daikonkresse unterkommt, handelt es sich um Sprossen, die aus dem Daikon gezogen wurden, einem milden ostasiatischen Riesenrettich.
Fazit
Kresse ist um einiges spannender, als das 1-Euro-Papiertöpfchen aus dem Supermarkt vermuten lässt. Sie kann ohne Aufwand im Garten gezogen werden, auch in dauerhaften Arten, vielfältig eingesetzt werden und ist sich sogar für verrückte Experimente nicht zu schade: Sie können ebenso mit Gartenkresse einen Geburtstagsgruss wachsen lassen wie dem selbstgetöpferten Tonkopf mit Kresse auf Pflanzvlies eine grüne Frisur verpassen.