Lust auf ungewöhnliche Pflanzen, die Farbe in den Kübel oder ins Beet bringen? Dann sollten Sie sich vielleicht einmal genauer mit der Buntnessel beschäftigen, die nicht durch ihre Blüten beeindruckt, sondern durch ihre Blätter. Die sind zunächst wunderbar weich und fast wie Samt anzufassen, das eigentlich Außergewöhnliche ist jedoch, dass es Buntnesseln in fast jeder Blattfarbe bzw. Farbkombination und in unglaublich vielen Blattformen gibt. Aussuchen müssten Sie selbst, hier erfahren Sie aber schon einmal das Wichtigste zur Pflege, Vermehrung und Überwinterung der Buntnessel.
Die Pflege der Buntnessel
Die Buntnesseln sind buschig wachsende Zierpflanzen, die meist in Zimmerkultur gehalten werden und je nach Standort und Kulturbedingungen zwischen 30 und 80 Zentimeter hoch werden.
Wenn die frisch erworbene Pflanze in einem sehr kleinen Töpfchen verkauft wurde, können Sie die Buntnessel gleich in ein größeres Pflanzgefäß setzen, in Blumenerde auf Kompostbasis (oder Gartenerde, die mit Kompost angereicht wurde). Sie braucht nämlich ziemlich viel Platz zur Entwicklung kräftiger Wurzeln, die dann natürlich auch das Blattwachstum im oberen Bereich günstig beeinflussen.
Der Standort einer Buntnessel sollte hell sein, gerne mit direkter Sonneneinstrahlung. Wenn die Buntnessel an einem Standort mit zu wenig Licht kultiviert wird, geht sie zwar nicht unbedingt ein, die kräftigen, bunten Farben des Laubs werden sich jedoch wahrscheinlich in Richtung „fahlgrün“ verändern, und die Buntnessel wächst meist auch unausgewogen bzw. vergeilt. Eine solche Buntnessel ist dann eher kein Zimmerschmuck mehr, sondern erinnert mehr an gründlich vernachlässigtes Unkraut.
Zu viel Sonne kann aber auch schaden – an einem vollsonnigen Standort braucht die Buntnessel wirklich reichlich Wasser und am besten auch noch einmal am Tag eine Dusche aus der Sprühflasche, damit die Luftfeuchtigkeit um sie herum eine Zeitlang etwas erhöht wird. Aber sprühen Sie nicht direkt auf die Pflanze, Tropfen auf den Blättern könnten dazu führen, dass die Blätter von der Sonne verbrannt werden, das ist einer der Gründe, wenn die Blätter einer Buntnessel welken oder vertrocknen.
Die Luftfeuchtigkeit rund um die Buntnessel kann auch erhöht werden, indem Sie die die Töpfe auf große Untersetzer mit Kieseln stellen, die mit Wasser gefüllte werden. Alle 2 bis 3 Tage sprüht man die Pflanzen mit weichem Wasser ein. Sollten die Buntnesseln trotzdem unter einem Befall durch die rote Spinne leiden, so braust man die Pflanzen täglich mit lauwarmem Wasser ab.
Buntnesseln möchten reichlich bewässert werden, der Topfballen sollte vor allem im tieferen Wurzelbereich immer feucht sein. Wenn die Buntnessel bis dort unten hin durchtrocknet, hält sie das nur sehr kurze Zeit aus, bevor die Blätter verwelken und im unteren Bereich sogar abgeworfen werden, der zweite Grund. Wenn das passiert ist, können Sie so lange einen Rettungsversuch starten, wie überhaupt noch ein paar Blätter an der Pflanze sind. Sie tauchen die Pflanze nun erst einmal, bis keine Bläschen mehr aufsteigen, und achten anschließend darauf, die Pflanze jetzt wirklich ausreichend und regelmäßig zu gießen und die Blätter (nicht in direkter Sonne) regelmäßig zu besprühen, dann sollte sich die Pflanze wieder erholen. Sie dürfen hier aber auch nicht zu viel des Guten tun, auf Staunässe könnte die Buntnessel mit Wurzelfäule reagieren.
In Bezug auf die Umgebungstemperatur ist die Buntnessel in unseren Wohnungen gut aufgehoben, sie verträgt viel Wärme, wird also auch in aufgeheizten Räumen überleben, und möchte es nicht kälter als 12 Grad haben, sie aber sicher auch nicht.
Dünger braucht die Buntnessel, um prächtige Blattfarben zu entwickeln, in der Vegetationsperiode sollte zwei Mal im Monat handelsüblicher Flüssigdünger gegeben werden.
Buntnesseln im Garten
Die „normale“ Buntnessel wird als Zimmerpflanze gehalten, es spricht aber nichts dagegen, mit einer farbenprächtigen Buntnessel im Sommer ein Beet im Garten zu schmücken. Vielleicht nicht nur mit einer farbenprächtigen Buntnessel, die mit grünen, roten, rosafarbenen, gelben, braunen und orangefarbenen Blättern angebotenen Buntnesseln könnten theoretisch eingesetzt werden, um ganze Bilder in einem Beet zu gestalten.
Wenn Sie sich die Buntnesseln fürs Sommerbeet selbst heranziehen möchten, säen Sie die Buntnesselsamen am besten ab März in Töpfe mit Anzuchterde aus, oberflächlich, die Lichtkeimer dürfen nicht bedeckt werden. Die Töpfchen sollten einen Platz im Warmen bekommen, bei etwa 24 Grad, vielleicht als Wärme von unten. Nun brauchen Sie etwas Geduld, es kann schon gut zwei Wochen dauern, bis sich Keimlinge sehen lassen. Die lassen Sie nun ein wenig wachsen und suchen sich dann die kräftigsten Pflänzchen heraus, die dürfen in Einzeltöpfe umziehen. Bei den Jungpflanzen sollten Sie regelmäßig die Triebspitzen wegbrechen, damit sie sich schön buschig verzweigen. Wenn Mitte Mai die Eisheiligen vorbei sind, können die Jungpflanzen in den Garten gepflanzt werden.
Dort brauchen sie einen durchlässigen Boden, den Sie am besten mit Komposterde oder Stallmist nährstoffreich ausstatten, so wird das Laub der Buntnesseln die schönsten Farben zeigen. Der Standort sollte hell und gerne sonnig sein, aber am besten ohne direkte Mittagssonne, etwas Windschutz mögen die Buntnesseln. Auch im Gartenbeet möchten die Buntnesseln gedüngt werden, bei sehr gut mit Nährstoffen angereichter Erde reicht einmal im Monat etwas Flüssigdünger im Gießwasser.
Buntnesseln in Form halten
Für Buntnesseln im Zimmer und im Garten gilt: Damit die Buntnesseln immer schön dicht und buschig wachsen, sollten Sie regelmäßig die Triebspitzen herausbrechen.
Einjährig oder mehrjährig?
Zu den Buntnesseln gibt es sehr widersprüchliche Aussagen, was die Lebensdauer angeht, und auch hier ist wie häufiger zu beobachten, dass durch eine nicht hinterfragte Handelsbezeichnung ein Mythos entsteht: Auf vielen im Handel angebotenen Buntnessel-Hybriden steht „einjährig“, und je auffälliger und verrückter die Farben sind, desto mehr trifft das auch zu – solche Farben entstehen durch ganz gezielte Zucht, die dann in anderen Bereichen Abstriche machen muss, z. B. bei der Widerstandskraft und Lebensdauer der Pflanzen.
Aber Buntnesseln sind eigentlich mehrjährige Pflanzen, und wenn Sie eine natürlich gezogene Buntnessel besitzen, die vielleicht nicht schreiend bunt ist, aber dafür prächtig wächst, können Sie diese durchaus über längere Zeit hinweg kultivieren.
Buntnesseln umtopfen
Wenn Sie eine Buntnessel länger kultivieren, sollten Sie diese auch gelegentlich umtopfen, immer wenn die Wurzeln schon fast den ganzen Pflanztopf durchwachsen haben.
Von vornherein nur für eine Saison bestimmte „Show-Hybriden“ bekommen vielleicht gleich nach dem Kauf einen größeren Topf, späteres Umtopfen ist bei diesen Buntnesseln nicht erforderlich, da sie mit diesen Blütenfarben wirklich nur einjährig kultiviert werden können. Selbst wenn Sie die Pflanzen optimal pflegen, werden die meisten dieser Pflanzen im zweiten Jahr lang und kahl, eine weitere Kultur lohnt dann einfach nicht.
Buntnesseln vermehren
Von diesen Show-Hybriden können Sie sich jedoch die nächste Generation selbst heranziehen, denn Buntnesseln lassen sich sehr gut vermehren: Sie schneiden im späten Sommer einige Triebe mit zwei bis drei Blättern (Kopfstecklinge) ab, die schon ein paar Monate alt sind, also nicht mehr ganz so zart. Die oberen zwei Blätter bleiben dran, das dritte brechen Sie vorsichtig nach unten hin ab, so bekommen Sie eine Wunde, gemein, regt aber den Steckling zur Notwehr, also zur Bewurzelung an.
Mit dieser Wunde wird der Kopfstecklinge nun in ein Wasserglas gestellt, dort wird er in kurzer Zeit neue Wurzeln bekommen und kann in Erde gepflanzt werden. Stutzen Sie bei den jungen Pflanzen mehrmals die Triebspitzen, damit sie buschig wachsen. Dieses „Spielchen“ können Sie in jedem Herbst wiederholen, bei den schwächlichen Hybriden überstehen die jungen Pflanzen den Winter meist sehr viel besser als die erwachsenen Exemplare.
Die Blüte der Buntnessel
Buntnessel blühen, natürlich, wie jede Pflanze. Bei der Buntnessel geht es aber nicht um die Blüte, die ist nämlich nicht sehr spektakulär, meist sogar unattraktiver als das bunte Laub.
Deshalb wird meist empfohlen, die Blüten schon im Knospenstadium herauszubrechen, die Buntnessel würde ja sonst viel Kraft in die Blüte stecken. Wenn die Blüten entfernt werden, bleibt diese Kraft der Pflanze erhalten, um neue Blätter zu treiben, und diese sind es, die wir von ihr sehen möchten.
Wenn Sie die Blüten abnehmen, können Sie diese natürlich auch als Stecklinge nutzen, der oberste Teil mit der Knospe wird abgeknipst, der Rest kann zur Wurzelbildung direkt in Töpfe gesetzt werden.
Buntnessel überwintern
Eine Buntnessel werden Sie bei uns nur in beheizten Räumen über den Winter bringen, alle Arten haben sich ursprünglich im tropischen Afrika und Asien entwickelt.
Schöne Exemplare werden im Herbst stark zurückgeschnitten und bei Zimmertemperatur an einem hellen Platz überwintert. Die Buntnesseln wollen es auch im Winter wirklich warm haben, schon bei Temperaturen unter 15 Grad sollen Schäden drohen, bei Temperaturen um 7 Grad sollen sie recht schnell eingehen.
Zwischen Herbst und zeitigem Frühjahr wird die Düngung eingestellt, im nächsten Frühjahr kann die Buntnessel dann wieder in den Garten gestellt oder ausgepflanzt werden.
Wissenswertes zur Buntnessel
Die Buntnessel gehört zur Familie der Lippenblütler, eine Pflanzenfamilie, die weltweit in jeder Klimazonen ihre Vertreter entwickelt hat. Und das vor sehr langer Zeit, die Entstehung der Lippenblütler soll sich im Pliozän vollzogen haben, vor etwa 5 bis 2,5 Millionen Jahren. Seitdem haben die es Lippenblütler zu rund 230 Gattungen mit mehr als 7000 Arten gebracht, die Buntnesseln sind eine dieser Gattungen, mit etwa 60 Arten.
Beeindruckende Buntnessel-Sorten
Auf jeden Fall wird „unsere“ Buntnessel bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gezüchtet, aus den zahlreichen natürlich Arten aus Afrika wurde viele Kreuzungen gewonnen, die heute unter der Sammelbezeichnung Solenostemon scutellarioides und den gerade genannten Synonymen im Handel sind.
Es gibt zahlreiche Sorten, mit Blätter in allen Farben, hier einige besonders schöne, die ersten sechs wurden von der königlichen englischen Gartenbaugesellschaft sogar ausgezeichnet:
- „Crimson Ruffles“ hat dunkelviolettes Laub mit pinkfarbenen Akzenten
- „Lord Falmouth“ hat kleine, fast herzförmige Blätter, die außen dunkelpurpur und innen rosa sind
- „Pineapple Beauty“ vereint helles Grün mit dunklem Braunrot in den Blättern
- „Pineapplette“ hat eine außergewöhnliche Blattform, sehr helles Grün mit dunkelroten Sprenkeln
- „Royal Scot“ zeigt wunderschönes Weinrot mit hellgrünem Blattrand
- „Wisley Tapestry“ zeigt Blattfarben wie „Royal Scot“, die Blätter erinnern ein wenig an pflanzliche Puzzleteile
- „Brilliancy“ bildet karminrote Blätter aus, die zartgelbe Ränder haben
- „Candidus“ hat hellgrüne Blätter mit unregelmäßigen weißen Flecken in der Mitte
- „Golden Bedder“ bekommt goldgelbe Blätter, aber nur bei ausreichender Belichtung
- „Sunset“ hat rote Blätter wie der schönste Sonnenuntergang, mit gelben Herzen
Krankheiten und Schädlinge bei der Buntnessel
Die Buntnessel wird gerne von roten Spinnen befallen, vor allem wenn sie sehr warm und trocken gehalten wird. Bei geringem Befall reicht als Gegenmaßnahme, wenn Sie die Pflanzen täglich mit lauwarmem Wasser abduschen, anschließend sollten Sie die Haltungsbedingungen ändern. Auch Schmierläuse/Wollläuse oder Blattläuse stellen sich gerne ein, wenn die Pflanze zu warm und trocken steht, hier hilft ebenfalls eine Dusche, und hier sollte ebenfalls der Standort geändert werden.
Wenn ein Befall überhandnimmt oder die Haltungsbedingungen nicht vorteilhafter gestaltet werden können, nehmen Sie am besten von der kranken Pflanze einen Steckling von einem gesunden Trieb und ziehen sich eine neue Buntnessel heran.
Buntnesseln im Gartenbeet werden gerne von Schnecken heimgesucht, hier sollten Sie also gleich von vornherein die ungefährliche Alternative zu Schneckenkorn mit einplanen, die Sie auch bei anderen „Schneckenleckereien“ einsetzen.
Fazit
Es gibt kaum spannendere und vielfältigere Blattschmuckpflanzen als die Buntnesseln, die auch noch angenehm pflegeleicht sind. In jedem Haushalt/Garten von Menschen mit Sinn für Farben einfach ein Muss.