Zunächst einmal: Wenn Sie Kinder haben, ist ein Erdbeerbaum eigentlich Pflicht. Keinem Kind pflanzenkundiger Eltern sollte die Chance verwehrt werden, in der Schule berichten zu können, dass es zu Hause einen Baum hätte, an dem Erdbeeren wachsen. Wenn nicht, ist die Anschaffung auch kein Fehler. Nicht umsonst wird der Erdbeerbaum in Fachkreisen zu den schönsten Kübelpflanzen überhaupt gezählt. Im nachfolgenden Artikel erfahren Sie, warum die eigene Anzucht eines Erdbeerbaums eine gute Idee ist und wie ihn pflegen und überwintern.
Die Anzucht des Erdbeerbaums
Beim Erdbeerbaum empfiehlt sich eine eigene Anzucht gleich aus mehreren Gründen. Für einen Erdbeerbaum, der eine dieser Bezeichnung entsprechende Größe aufweist, müssen Sie schon eine beträchtliche Summe hinlegen, und auch dann werden Sie in der Regel eher einen Wonne-Be-Tree (Möchtegern-Baum) erhalten als einen stattlichen Erdbeerbaum. Außerdem wächst der selbst gezogene Erdbeerbaum in genau dem Klima heran, in dem er sich später beweisen muss, sicher besser als eine Aufzucht in einem Gartenbaubetrieb an der Mittelmeerküste und dann ein Umzug in einen Garten in einer der kalten Gegenden Deutschlands. Bei einem gekauften Erdbeerbaum können Sie noch nicht einmal sicher sein, dass er bei Ihnen anwachsen wird. Je größer er ist, um so kritischer ist das.
So funktioniert die Anzucht Ihres eigenen Arbutus.
- Wenn Sie frische Erdbeerbaum-Samen zur Hand haben, sollten Sie diese am besten gleich aussäen, wenn sie reif sind.
- Gelagerte bzw. gekaufte Samen sollten erst 5 bis 6 Tage in warmem Wasser einweichen, bevor man sie aussät.
- Die Lichtkeimer legt man nur auf die Anzuchterde, nicht einbuddeln
- Aufgezogen werden sie am besten an einem schattigen Standort im Gewächshaus oder auf dem Fensterbrett.
- Die Anzuchterde sollte nie trocken werden, die Umgebungstemperatur sollte rund 20 Grad betragen.
- Wenn ein Teil einer Samenlieferung nicht aufgegangen ist, könnten Sie einen Trick versuchen:
- Unterziehen Sie den Rest der Samen einer 6-wöchigen Stratifikation.
- Für Nichtgärtner: Packen Sie die Samen für 6 Wochen in den Kühlschrank.
- Wenn die Samen ausgesät sind, brauchen Sie Geduld: Es kann 2 bis 3 Monate dauern, bis die Keimlinge etwas hermachen.
- Die Jungpflanzen sind anfällig für zu viel Feuchtigkeit, Sie sollten sie deshalb recht schnell vereinzeln.
- Die Jungpflanzen in separaten Töpfen sind besser zu handhaben, ab jetzt brauchen Sie nur noch auf gute Belüftung achten.
Hintergrund der Stratifikation: Die Samen sind unterschiedliche Jahreszeiten gewohnt. Sie brauchen einen Kältereiz als Signal dafür, dass danach die neue Saison beginnt, in der sie keimen sollen.
Die Pflege des Erdbeerbaums
Erdbeerbäume möchten einen leichten sandigen bis mittelschweren lehmigen Boden, der gut wasserdurchlässig sein sollte und recht nährstoffarm sein kann. Er wächst gut in Böden mit saurem pH-Wert, gedeiht aber auch noch in schwach basischen Böden. Jüngere Erdbeerbäume sollte man zunächst in einen Kübel pflanzten. Ob und wann bei einem älteren Exemplar ein Auspflanzen in den Garten denkbar ist, erfahren Sie später.
Im Sommer sollte er auf jeden Fall einen Standort auf dem Balkon, auf der Terrasse und im Garten bekommen. Er ist eben eine Outdoorpflanze. Dauerhaft hält er es nicht in der lichtarmen Wohnung aus.
Er braucht dann einen Standort im lichten Halbschatten oder in der Sonne. Ein bisschen Windschutz sollte in der Nähe sein. In den natürlichen Vorkommen an der atlantischen Küste wächst der Erdbeerbaum inmitten von Korkeichen und Strandkiefern, hat also einen sehr guten Windschutz um sich herum.
In Bezug auf die tägliche Pflege ist der Erdbeerbaum ist im Allgemeinen erfreulich anspruchslos und sehr anpassungsfähig. Er benötigt in der Wachstumsperiode regelmäßig Wasser, und zwar so regelmäßig, dass er nie völlig austrocknet. Das ist dann in aller Regel sein unwiederbringliches Ende. Außerdem möchte er in der Saison auch alle 14 Tage Dünger bekommen, aber bitte nicht zu viel. Die Erdbeerbäume mögen es auch, wenn sie im Regen stehen dürfen. In trockenen Zeiten könnten Sie ihnen diesen Regen mit einer Sprühflasche oder aus dem Gartenschlauch (feiner Strahl) zukommen lassen. Staunässe und übermäßige Bewässerung sollten vermieden werden. Die Erdbeerbäume wachsen ohnehin gerne sehr langsam, und wenn sie zu viel Wasser bekommen, wachsen sie noch langsamer, vor allem die Jungbäume.
Die in der heimatlichen Natur bis zu 10 Meter erreichenden Erdbeerbäume werden bei uns im Kübel nur etwa 2 bis 3 Meter hoch, im Garten eventuell ein wenig höher.
Arbutus möchten nicht umziehen
Der Erdbeerbaum hat eine etwas eigenwillige Marotte: Er möchte seinen einmal bewachsenen, endgültigen Standort am liebsten nie wieder verlassen. Er sollte am besten wirklich nur einmal umgepflanzt werden, nämlich wenn er aus dem Anzuchttopf oder Verkaufsbehälter in seinen Kübel gesetzt wird.
Das ist der Hauptgrund dafür, warum die eigene Anzucht beim Erdbeerbaum eine sehr gute Idee ist. Je älter ein Erdbeerbaum ist, desto schwieriger lässt er sich umsetzen. Gute Erfolgschancen bei der Kultur verspricht also ein gekaufter Erdbeerbaum nur dann, wenn er sehr jung gekauft wird, und auch dann will er eigentlich nicht umgepflanzt werden und könnte unwirsch reagieren.
Wenn Sie also ohnehin besser mit einem kleinen Erdbeerbaum starten sollten, weil ein großer gekaufter (sehr teurer) Erdbeerbaum gute Chancen hat, bei Ihnen nach dem Umpflanzen bald einzugehen, können Sie auch gleich mit einem Keimling starten.
Wenn Sie planen, den aus diesen Keimling entstandenen Arbutus später einmal in den Garten zu setzen, sollte der Kübel schon lange Zeit vorher an dem geplanten Standort stehen. Dann buddeln Sie ein wirklich großes Pflanzloch, breiten ein aus organischem Material bestehendes Netz neben dem Kübel aus, setzen den gesamten Wurzelballen so wie er ist auf das Netz, schlagen den Wurzelballen ein und setzen ihn komplett in seine neue Umgebung.
Sie können dem Erdbeerbaum aber auch ohne Umpflanzen jedes Jahr zu einer frisch mit Mikronährstoffen angereicherten Umgebung verhelfen, indem Sie die oberste Schicht der Erde erneuern, in der der Erdbeerbaum steht.
Blüten und Früchte des Erdbeerbaums
Glauben Sie nicht, dass Ihr Erdbeerbaums seltsame Wege geht, wenn er Blüten und Früchte gleichzeitig trägt. Bei allen Erdbeerbäumen geschieht das im Winter. Arbutus unedo blüht von Herbst bis Jahresende. Arbutus andrachne und die Kreuzung aus ihm blühen zwischen Februar und April. Die Blüten dieses Winterblühers sitzen am Astende. Sie erscheinen in hängenden Rispen, so ähnlich wie Maiglöckchen-Blüten, sie duften ebenfalls angenehm.
Diese Blütezeit kann Sie in Schwierigkeiten bringen, wenn Sie an Ihrem Erdbeerbaum auch die dekorativen Früchte sehen möchten, aber nur einen einzigen Erdbeerbaum kultivieren. Denn Bienen und Schmetterlinge fliegen zwar theoretisch die Blüten des Erdbeerbaums gerne an, zu der Blütezeit einiger Sorten am Anfang des Winters gibt es bei uns typischerweise aber kaum Insekten. Dann kann es mit der Bestäubung der Blüten also Probleme geben. Auch wenn Sie eine Sorte Erdbeerbaum ziehen, die als Selbstbestäuber verkauft wurde, klappt das bei einem einzigen Bäumchen nie ganz sicher. Dann sollten Sie besser mit einem Pinselchen nachhelfen und die Bestäubung der Blüten selbst vornehmen. Dann können Sie sicher sein, dass sich Früchte entwickeln werden.
Ob es sich abgesehen vom Dekorationswert unbedingt lohnt, den Erdbeerbaum zum fruchten zu bringen, ist wohl eher zweifelhaft: Die Früchte werden teils als süßlich, teils als völlig geschmacklos beschrieben, und der Name „unedo“ soll „Ich esse nur eine“ bedeuten, weil die Früchte einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen.
Der Beschnitt
Eigentlich wird in der deutschsprachigen Literatur zum Erdbeerbaum empfohlen, den Erdbeerbaum so wenig wie möglich zu beschneiden. Also nur, wenn die Zweige zu dicht wachsen und es notwendig erscheint, die Pflanze auszudünnen. Dabei geht es aber wohl nur um die Pflanzen, die in Kübelkultur ein paar Jahre Dekoration bieten sollen und von denen man nicht wirklich ein langes Leben erwartet. Die werden dann auch teilweise ziemlich hemmungslos beschnitten.
Wenn man Berichte verfolgt, die sich um ältere Erdbeerbäume drehen, erfährt man jedoch, dass Erdbeerbäume dazu neigen, nach anfangs ziemlich buschigen Wuchs nicht mehr so dicht zu wachsen, wenn sie sich einfach unbeschnitten entwickeln können. Das würde übrigens jeder Obstbaum auch tun, wenn er nicht regelmäßig beschnitten würde.
Auf englischsprachigen Seiten, auf denen häufig Gärtner berichten, wird durchaus von einem Beschnitt des Erdbeerbaums ausgegangen. Es ist nur etwas schwierig, die richtige Zeit dafür zu finden. Denn wenn sie zum Winteranfang direkt nach Blüte und Fruchtbildung beschneiden, könnte der so angeregte Neuaustrieb im Rest des Winters gleich erfrieren. Bei Beschnitt im Frühjahr entfernen Sie möglicherweise die neuangelegten Knospen, denn die Erdbeerbäume blühen und fruchten am Holz der alten Saison. Ein Beschnitt ist für ältere Erdbeerbäume also sicher notwendig und sinnvoll, sollte jedoch nach den Regeln des Baumschnittes erfolgen, am besten durch einen Fachmann, der diese Regeln „Erdbeerbaum-typisch“ anpassen kann.
Arbutus überwintern
Die Gattung der Erdbeerbäume hat sich von Nordamerika über Mittelamerika bis nach Nicaragua ausgebreitet, wo sie teilweise in Höhenlagen bis zu über 3.000 Meter wachsen, also durchaus auch Kälte kennen. Einige Arten sind auch in Regionen mit in unserer Nähe zu finden, allerdings im Mittelmeergebiet. Erdbeerbäume sind deshalb grundsätzlich bei uns nicht winterhart, eventuell lohnt sich aber der Versuch, einen Erdbeerbaum dauerhaft in den Garten zu setzen:
1. Erdbeerbaum im Garten überwintern
Ob Sie einen realistischen Versuch starten können, einen Erdbeerbaum draußen zu überwintern oder sogar in den Garten auszupflanzen, hängt von damit natürlich zunächst von der Sorte und dann von noch zwei Faktoren ab:
Es kommt drauf an, wo…
Die in Mitteleuropa winterharten Sorten sollen bis zu minus 15 Grad vertragen, die durchschnittliche Winterkälte in Deutschland erreicht höhere Werte. Sie müssten also genau wissen, zu welcher Winterhärtezone Ihr Heimatort gehört. Für den Erdbeerbaum verträgliche Temperaturen sind nur an wenigen Flecken in Deutschland gegeben. Außerdem kommt es auf das Mikroklima vor Ort an, wenn Sie einen Erdbeerbaum an einer Hausecke platzieren können, die wegen noch nicht ganz vorbildlicher Dämmung sogar ein wenig von innen mit beheizt wird, hat er natürlich auch ein wenig bessere Chancen, den Winter im Freien zu überstehen …
… und in welchem Alter
Junge, z. B. selbst gezogene Erdbeerbäume sollten in ihren ersten Wintern auf jeden Fall in einem Gewächshaus oder in einem ähnlich temperierten Raum gehalten werden. Sind sie alt genug für einen „Gartenversuch“, sollten sie im späten Frühjahr nach den letzten Frösten ausgepflanzt werden. Wann Sie alt genug sind, lässt sich natürlich auch nicht in Jahren und Monaten angeben. Mehr Kälte überstehen die älteren Pflanzen, deren Holz schon gut ausgereift ist.
Auch bei diesen Erdbeerbaum darf die Überwinterung dann aber nicht einfach in der freien ungeschützten Natur erfolgen. Der Erdbeerbaum sollte einen sehr guten Winterschutz bekommen. Vor allem die Blätter, der Stamm und der untere Bereich sollten sehr gut eingepackt werden, mit Stoffresten aus atmungsaktivem Material oder speziellen Folien.
2. Überwinterung im Wintergarten
Wenn Sie nicht genau wissen, welche Sorte Arbutus bei Ihnen wächst, oder wenn Sie schlichtweg kein Risiko eingehen möchten, ist eine Überwinterung im Wintergarten empfehlenswert. Die Temperaturen sollten hier zwischen 3 und 8 Grad liegen. Ein adäquater Ersatz für einen Wintergarten kann ein ungeheiztes Treppenhaus oder ein Keller mit Fenstern sein. Während der Überwinterung gießt man den Erdbeerbaum möglichst wenig, eigentlich reichen gelegentlich einige Spritzer Wasser, damit er nicht austrocknet. Wie die meisten anderen Pflanzen sollte der Erdbeerbaum auch während des Winters auf keinen Fall gedüngt werden.
Wenn endlich der Frühling kommt, sollte man den Erdbeerbaum langsam an mehr Licht und „Nahrung“ gewöhnen. Ab Februar/März sollte er am besten vor ein Fenster zur Südseite umziehen und wieder etwas mehr Wasser bekommen. Dann darf er – zunächst stundenweise – wieder auf die Terrasse.
Fazit
Der Erdbeerbaum ist sicher die richtige Pflanze für jeden Freund wirklich exotischer Gewächse – und dafür erstaunlich pflegeleicht. Außerdem ist er wirklich ungewöhnlich attraktiv, im Laub, mit Blüten und mit Früchten. Wenn Sie einen leicht verrückten Weihnachtsbaumersatz suchen: Bitte sehr, die Fruchtzeit stimmt, die Farben der Früchte sind typische Weihnachtsfarben.