Zu viel Stress im Alltag, ein echter Zen-Garten ist gefragt? Dann wird der „Glücksbambus“ aus dem Möbelhaus nicht mehr reichen, dann muss natürlich ein richtiger echter Bambus gepflanzt werden. Über dessen Pflege Sie sich wenig Sorgen machen müssen, aber ob die von Ihnen gewählte Sorte eine Rhizomsperre braucht, sollten Sie dringend in Erfahrung bringen, zum Beispiel in folgendem Artikel.
Die Pflege der Bambuspflanzen
Gleich am Anfang gibt es etwas Erfreuliches zu berichten: Die Pflege von Bambuspflanzen ist wirklich kein Problem, Bambus gehört zu den absolut schnellwüchsigsten Pflanzen auf dieser Welt.
Pflanzen
Beim Einpflanzen des Bambus müssten Sie sich noch ein paar Gedanken machen. Der Standort muss überlegt ausgewählt werden, und der Bambus verlangt nach einer besonderen Erde. Hier die wichtigen Stichpunkte, die beim Bambus pflanzen zu beachten sind:
- Bambuspflanzen brauchen viel Platz
- pro Einzelpflanze mehr als einen Quadratmeter und genug Freiraum Drumherum
- Pflanzort sollte im Halbschatten liegen
- in kühleren Gegenden wird auch ein sehr sonniger Standort akzeptiert
- in Bambuserde pflanzen
- eine mit Tonmineralien und Langzeitdünger angereicherte Erde, die gut Wasser aufnehmen kann und abfließen lässt
-
mächtiges Pflanzloch ausheben
- rund einen halben Meter größer als der Durchmesser des Containers
- tiefer graben, als der Pflanzcontainer hoch ist, unten eine Schicht Bambuserde einfüllen
- Bambus nur so tief in die Erde, wie er im Container stand
- Anschließend das Pflanzloch mit Bambuserde oder Bambuserde-Gartenerde-Mischung füllen
- Bei guten, humosen und nährstoffreichen Boden reicht es, wenn Sie die aus dem Pflanzloch ausgehobene Erde mit der gleichen Menge Bambuserde mischen
- Ein sandiger, magerer oder lehmiger Gartenboden so weit wie möglich durch reine Bambuserde ersetzen
- nun das gewählte Substrat verteilen und ein wenig an/in den Wurzelballen drücken
- Rest des Pflanzlochs erst mit Bambuserde oder Bambus-Erdmischung, dann mit dem restlichen Aushub füllen
- frisch gesetzten Bambus gründlich wässern
- Erde nachfüllen, wenn sie sich setzt
Sie können die meisten Bambusse auch gut in Pflanzkübeln halten. Das Einpflanzen funktioniert genau wie gerade beschrieben. Sie sollten in diesem Fall aber reine Bambuserde verwenden. Auch für den Kübel gilt: Am besten ist ein Standort im Halbschatten, nur in kühlen Gegenden darf der Bambus ungeschützt in der Sonne stehen.
Das hat den Grund, dass die meisten Bambuspflanzen im Wurzelbereich empfindlich gegen Sonnenbestrahlung sind. Wenn Sie einen Bambus in einer der freundlicheren Regionen Deutschlands in die volle Sonne setzen, sollte er deshalb im Wurzelbereich eine Abdeckung mit Pinienrinde bekommen.
Gießen und Düngen
Wenn der Bambus erst einmal in der Erde ist, ist der Rest nicht mehr schwer:
Bambus muss immer gut mit Feuchtigkeit versorgt werden, ohne ihn stauender Nässe auszusetzen. Das ist besonders bei Hitze wichtig, keine Bambussorte verträgt andauernde Trockenheit. Aber auch in frostfreien Winterzeiten dürfen Sie nicht vergessen, dem Bambus etwas Wasser zu geben.
Wenn die frisch gesetzte Bambuspflanze in reine Bambuserde gepflanzt wurde, ist er durch den darin enthaltenen Langzeitdünger erst einmal versorgt. Wenig später (bei in Erdmischungen gepflanzte Bambusse sofort) steht jedoch die erste Düngung mit Bambusdünger an, bei Pflanzung ins Freiland auch im den Bambus umgebenden Bereich. Von nun an bekommt der Bambus jährlich ab Beginn der Vegetation (im März oder April) Bambusdünger, mindestens drei Mal im Abstand von etwa 4 Wochen 3 x mit Bambusdünger düngen.
Schnitt und Überwinterung
Wenn Sie Ihren Bambus beschneiden möchten, tun Sie es einfach, alle Bambuspflanzen sind ausgesprochen schnittverträglich.
Auch über die Überwinterung eines Bambus werden Sie sich in der Regel keine Gedanken machen müssen. Gut zwei Drittel aller in Deutschland verkauften Bambussorten sind gegen Kälte nicht sehr empfindlich. Die vertragen kurzzeitig Temperaturen bis zu minus 20 Grad (genaueres siehe unten bei den Bambus-Sorten).
Die Kultur eines Bambus ist also im Grundsatz sehr leicht. Sie müssten sich jedoch gründlich mit den Sorten beschäftigen, denn sonst könnten Sie es eher mit einem ganz anderen Problem zu tun bekommen. Ihr Bambus wächst gut, er wächst sogar so gut, dass er Ihren Garten einnimmt und über diesen hinauswächst. Das schaffen einige Bambuspflanzen mit ihren kräftigen Rhizomen spielend.
Nachfolgend wird zunächst kurz erklärt, was Rhizome eigentlich sind und welche Varianten von Rhizomen bei den Bambuspflanzen grundsätzlich auftreten können. Dann geht es zu der Kurzbeschreibung der einzelnen Sorten, bei denen dann auch eventuelle Besonderheiten bei der Pflege aufgeführt werden.
Die Rhizome beim Bambus
Rhizom ist nicht gleich Rhizom, es gibt verschiedene Arten von Rhizomen, auch innerhalb der verschiedenen Bambusarten.
„Gefährliche“ Bambusarten bilden leptomorphe Rhizome aus, die schlank sind und sehr lang werden können. Sie wachsen fast horizontal durch den Boden, in den obersten 30 cm, und sind mehrere Meter lang gewandert, bevor Sie irgendetwas merken – erst einige Meter von der Mutterpflanze entfernt bilden diese Bambusse neue Halme.
Die Bambusarten, die unseren Garten nicht übernehmen wollen, entwickeln pachymorphe Rhizome, die bleiben kurz und dick und entwickeln dicht nebeneinander neue Triebe. Das ist der Grund dafür, dass diese Bambusse an ihrem Standort bleiben, sie entwickeln Horste.
Rhizomsperre oder nicht – auf die Sorte kommt es an
Das, was wir unter Bambus verstehen – Halme, die zu mächtigen Röhren wachsen, oben ein Busch mit Blättern – ist in einem Tribus der Bambusgewächse zusammengefasst, während der zweite Tribus der Bambusgewächse aus „normalen“, nicht verholzenden Gräsern besteht, die in Südamerikas Steppen wachsen. „Unser“ Tribus heißt Bambus oder Bambuseae und umfasst stolze 77 Gattungen verholzender Bambusse, mit insgesamt 1447 Bambusarten.
Keine Angst, so lang wird die folgende Liste der bei uns gebräuchlichen Arten nicht. Es gibt nur wenige Gattungen, die in unseren Breiten nutzbare Pflanzen zur Verfügung stellen. Hier ein Überblick über die Gattungen und die kultivierten Arten, jeweils mit Hinweis darauf, ob Sie bei der jeweiligen Art Angst vor „Eroberung durch Rhizome“ haben müssen:
Bambusgattung Fargesia
Die Fargesia sind eine Gattung von Bambussen, die zwischen 1,5 und 6 Meter hoch werden und an einem Halm gleich einige Zweige bilden. Sie haben pachymorphe Rhizome, wachsen daher „brav“ in Horsten und bilden keine Ausläufer. Die Fargesia-Arten sind sehr gut winterhart und deshalb bei uns als Zierpflanze sehr beliebt. Es gibt die Arten
- Fargesia murielae oder Muriel-Bambus, dekorativer Bambus mit Endhöhe um 3 Meter, wächst besonders gut im kühlen Norden, hat um die Jahrtausendwende geblüht und ist deshalb gerade in vielen neuen Arten verfügbar.
- Fargesia nitida oder Schirmbambus hat gerade erst (2006 bis 2008) geblüht, die neuen Zuchtformen sind nun erhältlich und lassen viel Spannendes erwarten.
Bambusa oder Dendrocalamopsis
ist eine Gattung mit rund 130 Arten, die aus jedem Knoten zahlreiche Zweige entwickelt, die meistens unterschiedliche Stärken haben, sehr dekorativ. Bambuspflanzen aus dieser Gattung wären uns sehr willkommen, weil sie Horste bilden und nicht wuchern, die Bambusse sind nur leider nicht frostbeständig. Während die Bambusa in tropischen Gegenden weit verbreitet sind und in fast jedem Park zu prächtigen, 10 Meter hohen Büschen heranwachsen, könnte dieser Bambus bei uns nur drinnen gehalten werden.
Eine Art des Bambusa ist bei uns tatsächlich als Zimmerbambus bekannt, der Bambusa ventricosa, auch bekannt als Buddhabauch-Bambus. Er kann im Kübel bis zu 4 Meter hoch werden, seine Halme sind grün und haben Stacheln.
Die Gattung Guadua
ist eine in Mittel- und Südamerika häufig zu findende Bambus-Gattung, z. B. der Guadua angustifolia, der in Ecuador, Kolumbien und Venezuela als Baumaterial für Möbel, Häuser und sogar Brücken genutzt wird.
Guadua-Arten wären nur theoretisch bei uns willkommen, weil sie Horste und keine Ausläufer bilden, sie könnten jedoch im Winter nur im Haus gehalten werden, und dort würden uns diese größten Bambusse vom amerikanischen Kontinent dann wohl gründlich über den Kopf wachsen.
Die Gattung Otatea
gehört auch zu den ungefährlichen, horstbildenden Bambus-Arten. Eine bekannte Art ist der Otatea acuminata, der Trauerbambus. Er gibt in Mexiko seine Halme für Besenstiele, Spazierstöcke und Körbe her. In europäischen Regionen mit mediterranem Klima ist er wegen seiner an sanfte Gräser erinnernden Wuchsform sehr gefragt. Bei uns ist Otatea acuminata leider nicht winterhart, und er scheint auch zur Kübelhaltung nicht angeboten zu werden.
Bambusgattung Pseudosasa
Die Gattung Pseudosasa enthält verschiedene mittelgroße Bambus-Arten, aber auch Winzlinge mit Wuchshöhen bis 50 cm (P. owatarii Pygmaee), und Riesen, die bis zu 13 m hoch werden (P. amabilis). Pseudosasa entwickeln ganz ordentlich pro Nodie einen einzigen Zweig, aber leider auch und Ausläufer, mit unterschiedlicher „Eroberungswut“.
Eine beliebte Sorten aus dieser Gattung ist der Japanischer Pfeilbambus oder Breitblatt-Bambus (Pseudosasa japonica). Er ist sogar eine der in europäischen Gärten am häufigsten anzutreffenden Bambus-Arten.
Der Pseudosasa japonica wird mittelhoch (was bei einer Bambuspflanze immer noch rund 3 Meter heißt) und wächst aufrecht, mit etwa 1 cm dicken Halmen und malerisch überhängenden Spitzen. Die Zweige wachsen jeweils einzeln und verzweigen sich fast nicht, so entsteht ein imposanter Strauch mit einem mächtigen Blattbusch im oberen Teil. Dieser Bambus bevorzugt feuchte (sumpfige) Böden und einen halbschattigen Standort, wächst aber auch auf trockenen, sogar kargen Böden. Eigentlich ist er pflegeleicht, robust und frosthart, erweist sich jedoch im Alter als so stark ausläuferbildend, dass man ihn auf jeden Fall nur mit Rhizomsperre pflanzen sollte.
Phyllostachys
ist die Bambus-Gattung, die die Bambussprossen liefernden Arten enthält, und sehr viele Bambusse, die als Zierpflanzen verkauft werden. Besonders bekannt sind:
- Phyllostachys aurea, Goldrohrbambus: wächst dicht und mit hellgrünen Blättern, wird 2,5 bis 4 Meter hoch. Gut als Sichtschutz oder Hecke zu pflanzen, leicht zu kultivieren, aber nur mäßig winterhart, nördlich der Alpen nur in milden Gegenden zu empfehlen.
- Phyllostachys bissetii oder Bisset- Bambus: Sehr winterhart, bis minus 25 Grad, wird bis zu 6 Meter hoch und entwickelt Halme mit einem Durchmesser von bis zu 2 Zentimetern.
- Phyllostachys reticulata: Eine winterfeste Art, die in der Natur bis zu 20 Metern hoch wird.
Einige Zuchtformen des Phyllostachys werden als Zierpflanzen verkauft, unter recht verwirrenden Handelsnamen:
- Der Große Holz-Bambus heißt inzwischen Hyllostachys reticulata, wird im online-Handel aber noch häufig unter dem ungültigen Synonym Phyllostachys bambusoides angeboten. Von ihm werden die Sorten „Castilloni“ (starkwüchsiger Bambus mit goldgelben Halmen, die glänzend grüne Längsfurchen zeigen), „Castilloni-inversa“ (hoch, grüne Halme, gelbliche Längsfurchen) und noch anders gefärbte Varianten mit den Namen „Castilloni-variegata“, „Castilloni-inversa-variegata“, „Holochrysa“, „Kawadana“, „Marliacea“, „Subvariegata“ und „Tanakae“ vertrieben.
- Der Schwarzrohrbambus oder Phyllostachys nigra wird bei und als Kübelpflanze verkauft, er entwickelt wirklich fast schwarze Halme.
Es sind noch einige weitere Phyllostachys-Arten im Umlauf, die verschiedenste kleine Unterschiede in der Färbung aufweisen, aber beim Phyllostachys ist generell Vorsicht angesagt: Er bildet üblicherweise unterirdische Rhizome, die sich gerne weit verzweigen und stark ausbreiten, alle Phyllostachys benötigen unbedingt eine Rhizomsperre.
Gattung Semiarundinaria
in Europa eingeführt, bekannte Sorten sind:
- Semiarundinaria fastuosa, Säulenbambus oder Narihira-Bambus: Mittelhoch, jung mit grünen Halmen, die bei genügend Sonne später weinrot-orange werden. Es wird um 5 Meter hoch und wächst ein wenig wie eine Säule, weil die Laubblätter an sehr kurzen Zweigen rund um die Halme wachsen. Winterhart bis minus 20 Grad, windbeständig (geeignet als Windschutzhecke), bildet jedoch Ausläufer.
- Semiarundinaria makinoi: Er wird nur bis um 3 Meter hoch, hat zuerst grüne und später bräunlich-purpurfarbene Halme, seine Blätter wachsen in dichten Büscheln, bildet recht wenig Ausläufer.
Die Gattung Shibataea
enthält einige kleine Arten mit Wuchshöhen bis höchstens 2 Metern, diese Bambusse zählen zu den horstbildenden Bambussen. Bekannt bei uns ist der Shibataea kumasaca oder Mäusedorn-Bambus, ein echter Zwerg-Bambus, der kaum höher als ein Meter wird. Er ist winterhart bis minus 20 Grad, wächst sehr aufrecht stehenden Horsten und bildet fast keine Ausläufer. Schöner Bambus für niedrige Hecken, für Formschnitte oder als Randbepflanzung, verträgt keine pralle Sonne.
Fazit
Bevor Sie sich einen Bambus in den Garten pflanzen, sollten Sie ganz genau ergründen, ob Sie für die jeweilige Sorte eine Rhizomsperre brauchen. Wenn das so ist, sollten Sie diesen Hinweis wirklich ernst nehmen. Informieren Sie sich gut, welche Rhizomsperre für die jeweilige Art empfohlen wird und wie Sie diese Rhizomsperre einbauen, sonst wird der Ärger mit dem Nachbarn nicht lange auf sich warten lassen.