Wenn Kinder im Garten fasziniert vor einer Pflanze verharren und der Blume dabei zusehen, wie sich ihre Blüten allmählich in der Abenddämmerung entfalten, kann es sich nur um die dekorative Nachtkerze handeln. Die einzelnen Pflanzenteile können sowohl als Speise als auch medizinisch und pharmazeutisch verwendet werden.
Standort und Boden
Die meisten Arten, die zu den Nachtkerzen gezählt werden können, gedeihen in sonnigen Bereichen im Garten. Warme Temperaturen sorgen dafür, dass sich das Gewächs optimal entwickeln kann. Darüber hinaus wird jedoch auch Halbschatten vertragen. Da die Pflanze zahlreiche dekorative Elemente entfaltet, gestaltet sich der Einsatz im Garten sehr vielfältig. Besonders stilvoll wirkt die Nachtkerze in Steingärten oder in naturnah gestalteten Gartenanlagen. Als idealer Standort eignen sich hier sowohl sonnige Böschungen als auch Bereiche vor Südwänden. Verschiedene Sorten, zum Beispiel die Teppich-Nachtkerze, wirkt besonders dekorativ von Mauerkronen überhängend. Die Missouri-Nachtkerze wirkt auf Trockenmauern ebenso wie als Beeteinfassung, während sich die Gewöhnliche Nachtkerze gut für Bereiche im Garten eignet, die verwildern sollen. Hohe Arten können darüber hinaus auch an Hängen eingesetzt werden. Auf einer frischen Freifläche kann das Gewächs einzeln oder innerhalb kleiner Gruppen gepflanzt werden. Auch in Staudenrabatten wirkt die Pflanze dekorativ.
In der freien Natur findet man die Nachtkerze häufig an Straßen- oder Wegböschungen, aber auch auf sandigem Untergrund oder im Steinbruch. Entsprechend vielseitig gestalten sich die Bodenbedürfnisse der einzelnen Arten. Grundsätzlich sollte für die Kultivierung der Nachtkerze jedoch Substrate verwendet werden, die folgende Eigenschaften aufweisen:
- hohe Durchlässigkeit
- geringe Anfälligkeit gegenüber Staunässe
- frischer Boden, der nicht austrocknen sollte
- reich an Nährstoffen
- humos
Für die Gewöhnliche Nachtkerze kommen vor allem auch sandige Substrate zum Einsatz, während andere Sorten lehmige Bodeneigenschaften bevorzugen.
Gießen, Düngen, Schneiden
Die Bewässerung der Nachtkerze sollte zwar regelmäßig, aber mit Bedacht erfolgen. Die Häufigkeit und Intensität der Wasserzufuhr ist unter anderem auch abhängig von Standortverhältnissen und Temperaturen. Insbesondere eine Überwässerung ist unbedingt zu vermeiden; Staunässe kann zur Bildung von Wurzelfäule beitragen.
Auch die Versorgung mit Nährstoffen sollte grundsätzlich mäßig erfolgen. Gelegentlich kann die Pflanze gedüngt werden; der Dünger sollte dann jedoch möglichst schwach dosiert sein. Vor allem die Missouri-Nachtkerze und die Hohe Nachtkerze profitieren im Frühling von einer Kompostgabe oder der gezielten Nährstoffzufuhr über einen organischen Dünger.
Sowohl das Entfernen von verblühten Pflanzenteilen als auch der gezielte Rückschnitt können sich positiv auf das Gewächs auswirken. Die zweijährige Pflanze bildet im ihrem ersten Lebensjahr lediglich die flache Blattrosette aus; im zweiten Jahr wächst die Pflanze in die Höhe und beginnt zu blühen. Wird die Nachtkerze nach der Blüte bzw. gegen Ende des Winters geschnitten, besteht die Chance auf einen 2. Flor. Das regelmäßige Entfernen verwelkter Blüten fördert darüber hinaus die Blühfülle und verlängert vor allem auch die Blühdauer, die sich in der Regel vom Juni bis zum September erstreckt.
Überwinterung
Die Überwinterung der Nachtkerze gelingt leicht, da sich das Gewächs frosthart präsentiert. Während einige Arten, zum Beispiel die Gewöhnliche Nachtkerze, in der Regel keinen zusätzlichen Winterschutz benötigen, benötigen andere Arten isolierende Auflagen. Besonders in kalten Regionen Deutschlands ist dann bei Arten wie Missouri-Nachtkerze oder Hoher Nachtkerze das Anhäufeln von Reisig ratsam, um die Pflanze optimal zu schützen. In diesem Zusammenhang haben sich insbesondere abgeschnittene Zweige der Fichte bewährt, die, in enger Anordnung aufgeschichtet, einen idealen Kälteschutz bieten. Gleichzeitig wird eine optimale Luftdurchlässigkeit gewährleistet. Darüber hinaus verliert Fichtenreisig in der Zeit bis zum Frühjahr allmählich seine Nadeln; so wird die Pflanze zur richtigen Zeit wieder mit mehr Licht und Luft versorgt.
Vermehrung und Aussaat
Für die Vermehrung der Nachtkerze stehen je nach Art unterschiedliche Methoden zur Verfügung:
- Selbstvermehrung über Samen
- gezieltes Aussäen von Samen
- Vermehrung über Teilung
- Vermehrung über Kopfstecklinge
Die Nachtkerze ist in der Lage, sich über Samen selbst zu vermehren. Für eine gezielte Vermehrung können die Samen ins Freiland ausgesät werden.
Die Vermehrung über Kopfstecklinge wird im Frühjahr vorgenommen; der Steckling wird dabei aus den Triebspitzen gewonnen. Für die Vermehrung wird eine möglichst gesunde und kräftige Mutterpflanze ausgewählt. Man schneidet eine Spitze von etwa zehn Zentimetern ab, die mit einem sauberen Schnitt direkt unterhalb des Knotens abgetrennt wird. Hierfür sollte am besten ein scharfes Messer verwendet werden. Anschließend werden die unteren Blätter von dem Kopfsteckling entfernt. Jetzt steckt man die Triebe in Töpfe oder Schalen, die spezielle Anzuchterde enthält. Dabei ist darauf zu achten, dass der ursprünglich basale Teil des Stecklings nach unten zeigt. Nach dem Stecken muss mindestens ein Auge aus dem Boden heraus schauen. Damit die Triebspitze optimal bewurzeln kann, sollte in der Folgezeit für eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt werden. Zu diesem Zweck hat es sich als sinnvoll erwiesen, eine Plastikhaube als Verdunstungsschutz zu verwenden. Sobald sich an der Pflanze neue Blätter zeigen, kann das Gewächs umgesetzt werden, zum Beispiel in größere Töpfe und anschließend auch ins Freiland.
Die Vermehrung durch Teilung gestaltet sich recht unkompliziert. In einem ersten Schritt wird die Nachtkerze aus dem Boden ausgegraben. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Wurzeln nicht beschädigt werden. Die Nachtkerze bildet Pfahlwurzeln aus; diese werden am besten mit einem Messer geteilt. Die Trennung erfolgt vorzugsweise aus dem jüngeren Zuwachsbereich der unterirdischen Teile. Es muss darauf geachtet werden, dass jedes Teilstück über einzelne Triebe und ein ausreichendes Wurzelsystem verfügt. Unsaubere Trennstellen werden mit einem Messer nachgeschnitten, angerissene Pflanzenteile oder Wurzelabschnitte vollständig entfernt, damit sich keine Angriffsstellen für Krankheiten bieten.
Auch verletzte Stellen, die zum Beispiel durch Quetschungen hervorgerufen wurden, müssen vor der Neueinpflanzung geglättet werden. Um ein Faulen der Wurzeln zu verhindern, hat es sich bewährt, die Schnittstellen mit Holzkohlepulver einzureiben. Nach dieser Behandlung können die einzelnen Teilstücke in das vorbereitete Substrat eingesetzt werden. Anschließend drückt man die Erde um das Gewächs herum an und wässert sorgfältig.
Schädlinge und Krankheiten
Zu den häufigsten Krankheiten, die der Nachtkerze gefährlich werden können, gehören unterschiedliche Arten der Schlauchpilzgattung Septoria. Als Schadbild präsentieren sich vor allem dunkle Blattflecken, die ineinander übergehen. Betroffene Pflanzenteile müssen umgehend entfernt werden.
Darüber hinaus wird das Gewächs häufig auch von Falschem Mehltau befallen. Ein Befall ist anhand folgender Merkmale zu erkennen:
- samtiger Überzug von weißgrauer bis brauner Farbe an den Blattunterseiten
- gelbe oder braune Flecken an der Oberseite der Blätter
- Absterben befallener Pflanzenteile
Vorbeugend helfen vor allem bei Hochdruckwetter oder starken Temperaturschwankungen spezielle Stärkungsmittel für Pflanzen, die gezielt ausgegeben werden. Hierzu zählen vor allem Knoblauchbrühen. Darüber hinaus hat es sich bewährt, einzelne Exemplare der Nachtkerze in ausreichendem Abstand voneinander zu pflanzen. Auch die Vermeidung einer einseitigen Stickstoffdüngung kann helfen, die Erkrankung zu verhindern. Falls eine Gefährdung von Nachtkerzen im gewählten Standort bekannt ist, sollten vor allem widerstandsfähige Sorten gewählt werden. Ist die Pflanze bereits befallen, sollten spezielle Fungizide zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang haben sich vor allem Produkte bewährt, die Nützlinge schonen, zum Beispiel auf Basis von Lecithin oder Schwefel. Bei Falschem Mehltau sollte insbesondere darauf geachtet werden, die Unterseiten der Blätter zu behandeln. Besonders vorteilhaft sind hier auch systemisch über die Wurzeln und Blätter aufgenommene Fungizide.
Als klassischer Schädling der Nachtkerze präsentiert sich der Erdfloh. Das Schadbild, das die hüpfenden Blattkäfer verursachen, zeichnet sich durch einige charakteristische Merkmale aus. So zeigen sich sowohl an den Keimblättern als auch an den ausgebildeten Blättern der Pflanze nach einem Befall häufig zahlreiche winzige Löcher. Diese zeichnen sich durch ihre siebartige Struktur aus. Bei einem starken Befall erscheinen die Blätter der Nachtkerze regelrecht „durchsiebt“. Vor allem an den Keimlingen präsentieren sich häufig die klassischen Symptome eines Totalfraßes. Als vorbeugende Maßnahme hat es sich bewährt, den Boden vor und während der Kultivierung der Nachtkerze optimal aufzubereiten. Zu diesem Zweck wird das Substrat gut feucht gehalten und häufig gehackt. Jungpflanzen werden zusätzlich mit Mulch versorgt. Gezielte Gaben von Kompost helfen dem Gewächs, sich gut zu entwickeln und stellen einen optimalen Schutz vor Erdflöhen dar. Auch das Anlegen einer Mischkultur hat sich als präventive Maßnahme bewährt. Zu diesem Zweck können zwischen den einzelnen Nachtkerzenpflanzen Spinat und Salat gesetzt werden. Kleine Pflänzchen werden außerdem mit Algenkalk oder Gesteinsmehl bestäubt, um sie widerstandsfähiger zu machen. Durch die Spritzung von Rainfarntee oder Wermuttee wird ebenfalls ein optimaler Schutz erreicht.
Zu den häufigsten Schädlingen, die Nachtkerzen befallen, gehört die Nachtkerzenlaus. Als geeignete Gegenmaßnahme können Nützlinge wie Schwebefliegen und Schlupfwespen gefördert werden.
Bei der Kultivierung von Nachtkerzen sollte immer auch bedacht werden, dass die Samenkapsel eine begehrte Nahrung für Vögel darstellen. Hier kann sich ein zunächst vereinzelt erscheinender Fraßschaden schnell zu einem größeren Problem ausweiten.
Verwendung der Nachtkerze
Die Nachtkerze erfreut sich zahlreicher Verwendungsmöglichkeiten. Als Schnittblume in eine Vase gegeben, entfaltet sie ihre dekorativen Vorzüge in jedem Wohnraum. Darüber hinaus können die Wurzeln im ersten Winter der Pflanze auch verzehrt werden. In Geschmack und Zubereitung den Schwarzwurzeln ähnlich, entfalten die Wurzeln der Nachtkerze jedoch etwas mehr Schärfe. Als „Schinkenwurz“ wird dieser Pflanzenteil an einigen Gemüseständen angeboten.
Die Samen der Nachtkerze haben im pharmazeutischen und medizinischen Bereich große Bedeutung erlangt. Das Öl, das aus den Samen gewonnen wird, ist reich an wertvollen ungesättigten Fettsäuren. Der Einsatz des Nachtkerzensamenöl gestaltet sich recht vielseitig; sowohl bei typischen Beschwerden im Rahmen des Klimakteriums können die Inhaltsstoffe Linderung verschaffen als auch bei entzündlichen Prozessen der Haut eingesetzt werden. So hilft das Öl beispielsweise bei Neurodermitis. Auch zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems kann die Pflanze eingesetzt werden.
Fazit
Dekorativ, vielseitig einsetzbar und leicht zu kultivieren – die Nachtkerze erfreut sowohl passionierte Hobbygärtner als auch Anfänger mit wenig Gartenerfahrung. Optimal gepflegt und gezielt zurück geschnitten, kann sogar die Lebenszeit der attraktiven Staude verlängert werden, so dass der Pflanzenfreund besonders lange Freude an dem hübschen Gewächs hat.