Ursprünglich kommt das Silberblatt aus dem mediterranen Südeuropa. Als Zierpflanze ist es aber schon früh in unseren Gärten angepflanzt worden. Da es zur Verwilderung neigt, ist sie in Deutschland mittlerweile auch in Wäldern und auf Bahndämmen zu Hause. Seit einiger Zeit wird die Pflanze daher unter dem Status Neophyt geführt. Neophyten sind Pflanzen, die sich in Gebieten etabliert haben, in denen sie früher nicht heimisch waren. Das Silberblatt ist also auf dem besten Weg zur Einbürgerung.
Andere Namen
Das Silberblatt ist unter vielen Namen bekannt, die manchmal etwas irreführend ausfallen, denn das einjährige Silberblatt ist nicht wirklich eine einjährige Pflanze, sondern zweijährig. Zudem gehören die Pflanzen auch nicht zu den Violen (Veilchen), sondern zur Familie der Kreuzblütengewächse. Die Namensgebung ist vorwiegend aus dem Aussehen der Samenschoten abgeleitet, das eine silbig-glänzende Farbe hat und ähnlich wie der Mond oder ein Geldstück aussieht:
- Garten-Silberblatt
- einjähriges Silberblatt
- Judassilberling
- Judaspfennig
- Silbertaler
- Garten-Mondviole
Arten
Weltweit sind nur drei Arten des Silberblattes bekannt, die sich in ihrem Erscheinungsbild allerdings nicht sehr stark voneinander unterscheiden. Nur die ersten beiden Arten wachsen allerdings auch in unseren Gärten und Wäldern:
- einjähriges Silberblatt (Lunaria annua)
- ausdauerndes Silberblatt (Lunaria rediviva)
- Lunaria telekiana (kommt nur in Albanien vor)
Ein gutes Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden heimischen Silberblattarten sind die Samenstände: Die Schoten des ausdauernden Silberblattes sind lanzettenförmig, die des einjährigen Silberblattes eiförmig rund. Deutlich häufiger tritt das einjährige Silberblatt auf. Das mehrjährige Silberblatt kommt seltener vor. Die Einzelbestände umfassen aber häufig eine beträchtliche Zahl von Einzelpflanzen.
Nachtduftende Pflanzen
Es ist schon faszinierend, was sich die Natur hat einfallen lassen: Tagsüber sehen manche Pflanzen fast ein wenig welk aus. Die Blütenblätter sind geschlossen oder halb geöffnet und machen keinen sehr attraktiven Eindruck auf den Gärtner. Doch sobald die Sonne untergeht und die Nacht beginnt, öffnen sich die Blütenkelche und verströmen einen intensiven Duft. Damit locken sie die bestäubenden Insekten an, vorwiegend Nachtfalter. Von dem nächtlichen Rendezvous profitieren beide Parteien: Die nachtaktiven Schwärmer und Eulenfalter können sich am Nektar laben, die Pflanzen sichern damit ihren Fortbestand. Nachtdufter haben meist weißliche Blüten, damit sie das Mondlicht besonders gut reflektieren können. Es lohnt sich also, das Silberblatt einmal in der dunklen Tageszeit genauer zu betrachten.
Vegetationszeitraum
Das einjährige Silberblatt ist im Gegensatz zu seinem Namen eine zweijährige Pflanze. Das bedeutet, dass sie in der ersten Wachstumsperiode (im ersten Jahr) nur Blätter ausbildet. Nach einer Ruhephase im Winter treibt sie dann neu aus und bildet im Frühjahr eine Sprossachse mit purpurnen, selten auch weißen Blüten aus. Das ausdauernde Silberblatt dagegen ist mehrjährig. Wenn eine Bestäubung durch die Insekten erfolgt ist, entwickeln sich dann die markanten Samenstände. Nach der Reifung der Samen stirbt das einjährige Silberblatt ab.
Standort
In der Natur kommen Silberblätter vorwiegend in leicht feuchten Laubwäldern oder in Schluchten vor. Da sie eine hohe Luftfeuchtigkeit bevorzugen, wachsen sie häufig in der Nähe von Bachläufen oder Wasserfällen. Ein guter Standort für das Silberblatt im Garten ist unter hohen Sträuchern oder Hecken, wo sie etwas geschützter stehen. Dort vertragen sie dann auch einige Sonnenstunden am Tag.
- Blütezeit: April bis Juni
- Lichtbedarf: heller Halbschatten
- Boden: Gedeiht auf nahezu jedem Boden. Bevorzugt feuchte, gut wasserdurchlässige Erde.
- Nährstoffbedarf: mittel
- pH-Wert: neutral bis leicht kalkhaltig
- Bevorzugt Lagen mit hoher Luftfeuchtigkeit.
Der Silbertaler wächst auch auf sehr schattigen Plätzen. Dort fällt die Blüte dann allerdings sehr spärlich aus.
Pflanzen
Der Silbertaler kommt auch auf kargen Böden zurecht. Um eine üppigere Blüte zu erreichen, sollte jedoch vor dem Pflanzen ein wenig Kompost unter den Gartenboden gemengt werden. Das dient nicht nur der Nährstoffversorgung, sondern erhöht auch das Speichervermögen für Wasser, was sehr wichtig für ein gutes Gedeihen der Pflanze ist. Besonders vorteilhaft ist eine Pflanzung unter Sträucher oder Hochstämme. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass einige Pflanzen bis über einen Meter Wuchshöhe erreichen können.
- Pflanzabstand: halbe Wuchsbreite (etwa 40 Zentimeter)
- Kompost und Hornspäne unter die Erde mischen.
- Bei schweren Böden Sand untermengen.
- Auf ausreichenden Abstand zu Nachbarpflanzen achten.
- Boden mit Mulch bedecken.
Gießen und Düngen
Der Wasserbedarf des Silberblattes ist recht hoch. Ein Austrocknen des Bodens muss unbedingt vermieden werden. Deshalb sollte die Pflanze nicht nur in bei großer Hitze und Trockenperioden, sondern regelmäßig gegossen werden. Hier gilt ausnahmsweise die Regel: Lieber etwas zu viel gießen als zu wenig. Fruchtbarer, humoser Boden mit hohem Wasserspeichervermögen erleichtert die ständige Feuchtigkeitskontrolle. Zusätzlich verhindert eine Schicht Mulch das schnelle Austrocknen.
Ein entscheidender Faktor für das Wachstum des Silberblattes ist eine ausreichende Nährstoffversorgung, vor allem mit Stickstoff. Im Frühjahr empfehlen sich die Gabe von organischem Langzeitdünger wie Hornspänen sowie das Untermengen von reifem Kompost in die Erde.
Schneiden
Überlässt der Gärtner die Pflanze sich selbst, wird sie sich – insofern sie sich wohlfühlt – innerhalb weniger Jahre den Garten flächendeckend in Besitz nehmen. Dies kann nur dadurch verhindert werden, dass die Samenschoten vor dem Ausreifen und der Selbstaussaat geschnitten werden. Leider geht dann aber der dekorative Charakter der Pflanze im Herbst verloren. Wenn eine Ausbreitung eingedämmt werden soll, darf der Schnitt nicht auf den Kompost geworfen werden, insofern schon Samen vorhanden sind. Ansonsten ist entweder im nächsten Jahr der Kompost vom Silberblatt überwuchert, oder es verbreitet sich beim Verteilen des Kompostes im Garten. Im Winter sterben die oberirdischen Pflanzenteile fast vollständig ab. Damit das Silberblatt im zweiten Jahr neu austreiben und Blüten bilden kann, sollte daher im zeitigen Frühjahr bodennah zurückgeschnitten werden.
Vermehrung durch Samen
Silberblätter sind in der Regel zweijährige Pflanzen, die nur über einen kurzen Zeitraum kultiviert werden können. Deshalb ist es immer von Vorteil, den Fortbestand durch eigene Nachzucht zu erhalten. Dies ist sehr einfach: Belässt man die Blütenstände nach dem Verblühen am Strauch, bilden sich nach kurzer Zeit die charakteristischen Samenstände: eiförmige, sehr flache Samenschoten von etwa drei Zentimeter Durchmesser. In ihnen befinden sich in der Regel 4-9 Samen, die problemlos durch die zunächst noch grüne, in ausgereiftem Zustand dann pergamentartige Hülle erkannt werden können. Werden sie nicht abgeschnitten, sähen sie sich von selber aus. Natürlich können die Samen auch gezielt gesammelt werden, um eine spätere Nachzucht sicherzustellen. In trockenem Zustand sind sie über Jahre hinweg haltbar und keimfähig. Silberblätter gehören zu den Kaltkeimern, deshalb bietet sich im Freiland eine Herbstaussaat an:
- Zeitpunkt: Oktober
- Pflanztiefe: drei Zentimeter
- Pflanzabstand: Mindestens fünf Zentimeter
- In kurze Furchen säen.
Alternativ können die Samen auch im Herbst in Saatkisten oder Blumentöpfen ausgesät werden. Die Samen sollten nicht zu dicht in feuchte Anzuchterde oder Kakteenerde gesät werden. Am besten gelingt dies, wenn in der Schale etwa 2-3 Zentimeter tiefe, gerade Furchen mit einem Abstand von etwa fünf Zentimetern gezogen werden. Alle fünf Zentimeter wird nun ein Samenkorn in die Vertiefung gegeben und mit Erde locker bedeckt. Um die Feuchtigkeit besser zu regulieren, wird das Saatgefäß mit einer Folie oder Tüte abgedeckt. Der Standort darf nicht zu warm sein (maximal 10-12 Grad). Schon nach wenigen Tagen beginnt die Keimung. Sind die Jungpflanzen ein paar Zentimeter gewachsen, werden sie pikiert (einzeln in Töpfe gepflanzt). Nach den Eisheiligen im Mai können die Pflanzen dann mit einem Abstand von etwa 40 Zentimetern in den Gartenboden eingesetzt werden.
Beachten: Um besonders kräftige Pflanzen zu erhalten, ist es wichtig, dass die Jungpflanzen direkt nach der Keimung genügend Licht erhalten. Direkter Sonneneinstrahlung dürfen sie aber nicht ausgesetzt werden. Stehen sie zu dunkel, wachsen sie auf der Suche nach mehr Licht sehr schnell und bekommen einen langen, sehr dünnen Trieb. Bei zu starker Sonneneinstrahlung besteht die Gefahr von Verbrennung oder Vertrocknen.
Vermehrung durch Teilen
Die horstig wachsenden Silberblätter besitzen ein ausgeprägtes Rhizom, das sich unter der Erde von der Mutterpflanze aus verbreitet und für eine starke Ausbreitung sorgt. Diese Ableger können von der Hauptpflanze abgetrennt und an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. Sie sind dann als eigenständiges Gewächs überlebensfähig. Bei dieser Art der Vermehrung unterscheidet sich die neue Pflanze nicht von der Mutterpflanze, es handelt sich um eine rein vegetative Vermehrung.
Überwintern
Das krautige Silberblatt ist winterhart. Im Herbst und Winter, wenn die leeren Samenschoten noch an der Pflanze verblieben sind, schmücken sie den sonst kargen Garten ganz besonders schön. Mit Raureif überzogen oder über einer leichten Schneedecke wirken sie bei Sonnenschein wie zarte Laternen. Sind die Pflanzen noch recht zart, weil sie erst im Sommer ausgesät wurden, kann ein wenig trockenes Laub zum Schutz vor starken Frösten nicht schaden. Verblühte Pflanzen haben nach der Entwicklung von Samen das Ende ihrer Lebenszeit erreicht und sterben ab. Sie können noch über den Winter als Zierde in der Erde verbleiben oder schon im Herbst bis auf den Boden zurückgeschnitten werden. In der Regel verfaulen die Wurzeln in der Erde und müssen nicht entfernt werden, wenn im Frühjahr eine Neuanpflanzung im Beet anstehen sollte.
Krankheiten und Schädlinge
Das Silberblatt ist nicht nur beliebte Nektarpflanze für viele Schmetterlinge und Falter, sondern auch Futterpflanze für die Raupen von Aurorafalter und Tagfalter. Wer also plötzlich eine kahl gefressene Pflanze im Garten entdeckt, sollte nicht die Schnecken verdächtigen. Um die Artenvielfalt zu erhalten und die Schmetterlinge zu schützen, sollte der Gärtner jedoch keinesfalls zu chemischen Mitteln greifen.
Im Allgemeinen ist die Pflanze sehr robust und widerstandsfähig. Deshalb wird sie nahezu nie von Pilzen, Läusen oder anderen Schädlingen und Krankheiten befallen.
Das Silberblatt zeigt sich als sehr pflegeleichte Pflanze im Garten und benötigt für ein üppiges Wachstum lediglich einen halbschattigen Standort und einen feuchten Boden. Im Frühjahr blüht die bis zu einem Meter Höhe erreichende, krautige Pflanze in zarten Rosa- oder Purpurtönen, seltener in Weiß. Besonders bekannt und beliebt sind die Pflanzen wegen ihrer pergamentartigen, flachen Schoten, in denen die Samen heranreifen. Werden die Pflanzen an einem geeigneten Standort sich selbst überlassen, neigen sie zum Verwildern.