Die Glockenrebe ist eine üppig wachsende Kletterpflanze, die überwiegend einjährig kultiviert wird. Die dekorative Pflanzenart aus der Familie der Sperrkrautgewächse mit dem botanischen Namen Cobaea scandens, wird häufig Glockenwinde genannt. Dank ihres rasanten Wachstums begrünt die Glockenrebe auch größere Fassadenflächen innerhalb kurzer Zeit und klettert bei guten Standortbedingungen bis zu 5 Meter in die Höhe. Mit ihren großen, blauvioletten oder weißen Blüten und den leuchtend grünen, gefiederten Laubblättern ist sie ein wahrer Augenschmaus. Zu der attraktiven optischen Wirkung tragen zudem die rötlichen Ranken bei, die hakenähnlich geformt sind. Daher nennt der Volksmund diese Kletterpflanze mitunter auch Krallenwinde. Bei guter Pflege ziert die Glockenrebe den ganzen Sommer hindurch von Juli bis Oktober Hauswände, Zäune und Pergolen, vorausgesetzt, sie findet eine passende Rankhilfe vor.
Aussaat
Da die Glockenrebe zu den gängigsten Kletterpflanzen zählt, wird sie zur Pflanzzeit ab Mai in zahlreichen Gartencentern pflanzfertig angeboten. Günstiger und problemlos durchführbar ist die eigene Anzucht aus Samen ab Ende Februar/Anfang März.
Vor der Aussaat werden die Samen der Glockenrebe über Nacht in einer Schale mit Wasser eingeweicht, zur Vorbereitung der Keimung. Am folgenden Tag verstreut der Gartenfreund sie in einer Anzuchtschale, die mit nährstoffarmem, durchlässigem Substrat gefüllt ist. Eine preisgünstige Lösung ist eine Mischung aus zwei Teilen handelsüblicher Blumenerde und einem Teil Sand. Steht ein Minigewächshaus zur Verfügung, werden kleine Anzuchttöpfchen mit dem Substrat und jeweils 3 bis 5 Samen dort hinein gestellt. Bei einer durchgängigen Temperatur von 20° Celsius keimen die Samen innerhalb von 2 bis 3 Wochen. Während dieser Zeit wird die Erde leicht feucht gehalten, ohne sie vollständig zu durchnässen. Klarsichtfolie, die über die Töpfe gespannt wird, sorgt als Alternative zum Minigewächshaus für das feucht-warme Klima, das die Samen der Glockenrebe für die Keimung benötigen.
Das Signal für die Vereinzelung der Sämlinge geben die ersten zarten Blättchen. Bis die junge Kletterpflanze ins Freie kommt, werden die stärksten Keimlinge in eigenen Töpfchen weiter kultiviert. In dieser Phase kann es bereits erforderlich sein, der jungen Glockenrebe eine Rankhilfe anzubieten in Form eines kleinen Bambusstabes, der in das Substrat gesteckt wird.
Pflanzen
Ab Mitte Mai ist Pflanzzeit. Die selbst herangezogenen oder fertig gekauften Glockenreben können hinaus an die frische Luft:
- Sonniger, windgeschützter Standort.
- Im lichten Schatten gedeiht die Cobaea scandens auch.
- Frische, humose und durchlässige Erde.
- Etwas Sand, Gartenkompost und Hornspäne einarbeiten.
- Das Pflanzloch ist doppelt so groß, wie der Wurzelballen.
- Vor dem Einpflanzen den Wurzelballen in einen Eimer Wasser tauchen.
- Glockenreben in einem Abstand von 30 cm einpflanzen.
- Vorher den Wurzelballen mit der Harke etwas lockern.
- Mindestabstand zur Rankhilfe beachten, damit die Pflanze aufrecht wächst.
- Glockenrebe in das Pflanzloch setzen und eingraben.
- Reichlich angießen.
- Bambusstab und Bindematerial entfernen.
- Triebe an der Rankhilfe verteilen.
- Nicht zu fest anbinden, um die Triebe nicht zu verletzen.
- Dünne Schnüre oder Weichgummi für einschnürungsarmes Aufbinden.
Ausgelöst durch den Berührungsreiz mit dem Kletterspalier, krümmen sich die Ranken der Glockenrebe um die Stäbe und geben der Pflanze auf diese Weise zusätzlichen Halt.
Glockenrebe im Kübel pflanzen
Als Kübelpflanze macht die Glockenrebe ebenfalls eine gute Figur. Sie wächst darin allerdings nicht so weit in die Höhe, wie im Beet. Der Kübel darf nicht zu klein sein und mindestens 10 Liter Substrat aufnehmen. Ideal ist eine Mischung aus Blumenerde, Sand, Kompost und einigen Handvoll Hornspänen. Es ist dringend angeraten, nur ein Pflanzgefäß zu verwenden, das über ein Ablaufloch für überschüssiges Gießwasser verfügt. Darüber wird eine Drainage aus Kies, Perlite oder Tonscherben ausgebreitet, bevor das Substrat, die Rankhilfe und die Glockenrebe hineinkommen. Für Kletterpflanzen im Kübel bietet der Fachhandel spezielle und sehr dekorative Gerüste an, an denen sich die Glockenrebe emporwinden kann. Mit etwas handwerklichem Geschick baut der Gartenfreund sich eine individuelle Konstruktion, aus der innerhalb kurzer Zeit eine üppig blühende Skulptur entsteht. Wird die Glockenwinde in Blumenkästen gepflanzt, schafft sich der Hobbygärtner mit der fleißig kletternden Pflanze einen schönen Sichtschutz für Balkon und Terrasse.
Pflege
Ist der Standort mit Bedacht gewählt, benötigt die Cobaea scandens nur noch wenig Aufmerksamkeit:
- Regelmäßig und reichlich gießen.
- Im Kübel ist die Glockenrebe besonders durstig.
- Umtopfen im Frühjahr, wenn der Kübel durchwurzelt ist.
- Staunässe unbedingt vermeiden.
- Von Mai bis Juni wöchentlich Flüssigdünger verabreichen.
- Ab Juli weniger düngen zur Vorbeugung gegen Blühfaulheit.
- Im Beet und im Kübel mulchen zum Schutz vor Austrocknung.
- Verwelkte Blüten sogleich auszupfen.
- Ab und zu Entspitzen forciert die Verzweigung.
In ihrer Heimat Mexiko ist die Glockenrebe eine mehrjährige Kletterpflanze. Sie wird in den hiesigen klimatischen Bedingungen jedoch zumeist einjährig kultiviert. Sie verträgt keinen Frost und stirbt bereits bei Temperaturen unter 5°C ab. Da eine erneute Aussaat im nächsten Frühjahr weniger arbeitsintensiv ist, als die erfolgreiche Überwinterung, wählt der Großteil der Gartenfreunde den ersten Weg. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Cobaea scandens nicht durch die kalte Jahreszeit begleitet werden kann.
Überwintern
Sobald die Temperaturen unter 10° Celsius fallen, siedelt die Glockenwinde im Kübel oder Blumenkasten um in ihr Winterquartier. Vorher werden sämtliche Triebe bis auf 50 cm zurückgeschnitten. In der kalten Jahreszeit benötigt sie eine helle Umgebung, in der die Temperaturen sich zwischen 10° und 15° Celsius bewegen. Während dieser Zeit erhält die Kletterpflanze nur so viel Wasser, dass sie nicht vertrocknet und wird nicht gedüngt.
Da sie im Verlauf der Überwinterung im Haus anfällig ist für den Befall mit Spinnmilben, wirft der geübte Gartenfreund regelmäßig einen genauen Blick auf seinen Schützling. Bereits ab Februar ist es an der Zeit, die Krallenwinde an höhere Temperaturen und etwas Sonnenschein zu gewöhnen. Gleichzeitig wird sie das eine oder andere Mal entspitzt, um die erneute Verzweigung anzuregen, bevor es nach den Eisheiligen dann wieder hinaus ins Freie geht. Wo der Platz fehlt für eine Überwinterung der kompletten Pflanze, nehmen erfahrene Hobbygärtner im Herbst einige Stecklinge von der Glockenrebe und lassen diese während der kalten Jahreszeit auf der warmen Fensterbank im Haus bewurzeln.
Krankheiten und Schädlinge
Für die jungen Kletterpflanzen ist im Frühling und Sommer der ärgste Feind die Spanische Nacktschnecke. Bei diesem gefräßigen Schädling stehen die zarten Pflänzchen ganz oben auf der Speisekarte. Erfahrene Gartenfreunde sorgen daher von Beginn an für einen Schutz und beachten einige wichtige Verhaltensregeln, um es den Schnecken so schwer wie möglich zu machen, die Glockenrebe zu vertilgen:
- Vor dem Pflanzen Schneckennematoden versprühen.
- Wanderschranken einrichten aus Splitt oder Holzspänen.
- Einzelne Pflanzen mit Kragenfallen schützen.
- Schneckenzäune errichten und Bierfallen aufstellen.
- Ausschließlich am frühen Morgen gießen.
- Täglich in der Frühe mit der Schneckenzange alle Exemplare einsammeln.
- Kaffeemehl und Kaffeesatz sind giftig für Schnecken.
- Fraßfeinde anlocken, wie Vögel, Igel, Kröten und Laufkäfer.
Zu den wohl effektivsten biologischen Bekämpfungsmitteln der Nacktschnecken zählen die Indischen Laufenten. Wo es sich anbietet, sollten diese Nützlinge gehalten werden, denn sie verschmähen kaum einen Gartenschädling, erst recht nicht die Spanische Nacktschnecke.
Neben den Schnecken machen sich auch Blattläuse und Spinnmilben über die Glockenrebe her. Bei der Bekämpfung haben sich verschiedene biologische Methoden bewährt:
- Florfliegenlarven
- Schlupfwespen
- Marienkäfer
- Brennnesseljauche
- Schmierseifenlösung
- Schwebfliegen
Die Schmierseifenlösung ist ein besonders preiswertes und einfach anzuwendendes Bekämpfungsmittel. Sie besteht aus 1 Liter Wasser, 15 Milliliter reiner Kernseife und 15 Milliliter Spiritus. Wie die meisten umweltschützenden Mittel, sollte die Schmierseifenlösung wiederholt im Abstand von 3 bis 4 Tagen zum Einsatz kommen.
Schöne Begleitpflanzen für die Glockenrebe
Die Glockenrebe harmoniert auf größeren Flächen sehr schön mit anderen einjährigen Kletterpflanzen:
- himmelblaue Prunkwinde – Ipomoea tricolor
- Schwarzäugige Susanne – Thunbergia alata
- Kletternde Herzblume – Dicentra scandens
- Passionsblume – Passiflora
- Rosenkelch – Rhodochiton atrosanguineus
- Kanarische Kapuzinerkresse – Tropaeolum peregrinum
- Duftwicke – Lathyrus odoratus
- Kletterrosen in allen Farben
Ein bezauberndes Farbenspiel erzielt die gemischte Pflanzung der Cobaea scandens mit der Sorte ‚Alba‘, die reinweiße Blüten hervorbringt.
Schnell wachsende Kletterpflanzen, wie die Glockenrebe, eigenen sich hervorragend, um langsam wachsenden, mehrjährigen Artgenossen den Weg zu ebnen und die Lücken solange zu füllen. Cobaea scandens bietet sich als ‚Vorhut‘ vor allem an für:
- Akebie – Akebia quinata
- Blauglöckchen – Sollya heterophylla
- Clematis – vor allem die Hybriden
- Kletterhortensie – Hydrangea (anomala) petiolaris
- Kletterrose Compassion mit lachsrosa Blüten
- Kletterrose Dortmund – rote Blüte mit weißem Auge
- Winterjasmin – Jasminum nudiflorum
- Zierkiwi – Actinidia kolomikta
Insbesondere die Kletterrosen benötigen eine ganze Zeit, bis sie ein Spalier oder eine Fassade bedeckt haben. In der Übergangszeit übernimmt die Glockenrebe die Aufgabe, die bestehenden Lücken auf dekorative Art und Weise zu füllen.
Fazit
Die Glockenrebe zählt fraglos zu den schönsten und dankbarsten Kletterpflanzen, die der Gartenfreund wählen kann, wenn möglichst schnell eine Fläche dekorativ bedeckt oder attraktiver Sicht- und Windschutz geschaffen werden soll. Die Cobaea scandens liebt die Wärme und den Sonnenschein. Erhält sie dann noch ausreichend Wasser, ab und zu eine Dosis Flüssigdünger, ist sie schon zufrieden und klettert fleißig in die Höhe. Bei frostigen Temperaturen verabschiedet sie sich im Nu, wenn der Gartenfreund sie nicht rechtzeitig ins Winterquartier bringt. Wer sich diese Mühen ersparen möchte, sät sie einfach im nächsten Frühjahr wieder aus, damit sie sich erneut elegant gen Himmel windet.