Blütenpracht im Winter – in unserem zu dieser Jahreszeit eher tristen Klima immer gefragt, und der Winterjasmin verwöhnt uns gleich mit einer ganzen Blütenfülle. Dabei ist er wirklich anspruchslos und nach einer etwas zurückhaltenderen Startphase auch schnellwüchsig. Wenn Sie einen grünen, im Winter blühenden Strauch vor einem Fenster brauchen oder eine Wand begrünen möchten, die im Winter auch noch Blüten zeigt, ist der Winterjasmin die richtige Pflanze für Sie. Hier erfahren Sie die wichtigsten Fakten zu Standort, Pflege und Schneiden des Winterjasmins.
Der richtige Standort für den Winterjasmin
Der Winter-Jasmin ist der Kälteliebhaber unter den dekorativen Blütenwundern der Gattung Jasmin. Er wächst recht gut in unserem Klima und verwöhnt uns je nach Außentemperaturen von Weihnachten bis in den späten Frühling mit seiner gelben Pracht. Die Blüten erscheinen sogar noch vor den Blättern, deshalb heißt dieser Jasmin Jasminum nudiflorum, „nudiflorum“ heißt „nacktblütig“.
Winter-Jasmin ist bei uns „eigentlich frosthart“, sollte aber an einen geschützten Standort gepflanzt werden. Gut geeignet ist z. B. eine Stelle an einer Hauswand, die dann den Zweigen auch gleich eine Stütze bietet. Denn in Mitteleuropa kann es schon passieren, dass der Winter-Jasmin bei starken Frösten zurückfriert. Das kann man durch die Auswahl eines ein wenig geschützten Platzes vermeiden. Ohne Rücksicht auf das Makro- und Mikroklima lässt sich ein Winterjasmin in einem Wintergarten halten.
Der Winterjasmin braucht ein wenig Platz um sich herum. Er wird sich zu einem breiten Strauch entwickeln, mit einer Wuchshöhen von bis zu 2 Metern (ohne Kletterhilfe, zu dieser siehe gleich unten). Wenn ein Winterjasmin ohne Kletterhilfe gezogen wird, werden seine langen Zweige sich in Bögen zum Boden neigen, wo sie dann gerne anwurzeln. Dadurch breitet sich der Winterjasmin zu den Seiten immer mehr aus. Wenn er unbeeinträchtigt wachsen darf, können so dichte und ziemlich wirr aussehende Strauchlandschaften entstehen. Wenn Sie den Winterjasmin an eine Mauer pflanzen, bildet er irgendwann einen dekorativen Überhang über die Mauerkrone. Dieser wächst dann zu einer dichten, grünen Matte.
Winterjasmin wächst an voll sonnigen und halbschattigen Standorten und an schattigen Standorten auch noch, dann wird die Blüte aber nicht sehr prächtig ausfallen. Er ist von April bis Oktober belaubt, wirkt jedoch wegen seinen grünen Zweige auch im Winter schön grün.
Winterjasmin pflanzen
Wenn der in Bezug auf Licht und vor allem Gartendesign passende Standort gefunden ist, werden Sie in aller Regel den Winterjasmin auch dort pflanzen können. Er wächst nämlich in praktisch jedem Boden, auch in magerem Sandboden. Nährstoffreiche Erde ist ihm natürlich lieber. Nur sehr tiefgründige Böden wie schwere Lehmböden könnten Probleme bereiten. Unter ihnen könnte der Winterjasmin unter Frost leiden.
Winterjasmin kann im Frühjahr oder im Herbst gepflanzt werden. Zwischen den einzelnen Pflanzen sollte man ein Abstand halten, der etwa der halben Wuchsbreite entspricht, die der Winterjasmin entwickeln wird. Wenn Sie Winterjasmin als Hecke oder Zaunbegrünung pflanzen möchten, sollten Sie jede Pflanze in einem Meter Abstand zur nächsten pflanzen.
Ein Tipp für eine preiswerte Hecke: Wenn Sie sehr lange Abschnitte mit einer Hecke einfassen möchten oder einen langen Zaun mit Winterjasmin begrünen möchten, können Sie die natürliche Ausbreitung des Winterjasmins nutzen. Dann müssen Sie die einzelnen Pflanzen in wesentlich größeren Abständen setzen. Nun heißt es warten, bis der Winterjasmin die Zwischenräume mit seinen eigenen Absenkern füllt.
Die Pflege des Winterjasmins
Der Jasminum nudiflorum braucht keine Pflege, noch nicht einmal Dünger. Er wird völlig von alleine gedeihen, wenn Sie ihn einmal angepflanzt haben.
Beim Klettern müssen Sie ihm natürlich durch Aufbinden helfen. Sogar in Bezug auf den Schnitt ist der Winterjasmin vorbildlich anspruchslos.
Jasminum nudiflorum schneiden
Winterjasmin braucht in den ersten Jahren überhaupt nicht beschnitten werden. Er beginnt seine Wachstumsentwicklung sehr zögerlich. Auch wenn er dann endlich beginnt, längere Zweige zu entwickeln, müssen Sie ihn nicht schneiden. Wenn Sie z. B. eine freiwachsende Hecke heranziehen möchten, die sich „richtig breit machen“ soll, ist der Winterjasmin ein guter Kandidat für Sie. Sie würden ihn in diesem Fall nicht beschneiden. Er darf sich ganz bewusst völlig frei entwickeln, samt Ableger-Ausbreitung zu den Seiten hin.
Sie können den Winterjasmin jedoch beschneiden, z. B. um ihm eine „ordentliche Form“ zu geben oder um einen Ausgleich zu schaffen, wenn sich am Spalier eine Seite schneller entwickelt als die andere.
Sie sollten den Winterjasmin beschneiden, wenn Sie Wert auf möglichst viel Blüten legen. Denn der Winterjasmin blüht am Trieb der jeweiligen Saison, an einem frischen, neuen Jungtrieb, der im Sommer ausgebildet wird, dann überwintert und noch vor den Blättern die Blüten hervorbringt. Wenn Sie möglichst viele Blüten sehen möchten, müssen Sie also dafür sorgen, dass der Winterjasmin jedes Jahr möglichst viele junge Triebe ansetzt. Das erreichen Sie durch regelmäßigen Rückschnitt. Der sorgt jedes Mal dafür, dass sich die beschnittenen Triebe weiter verzweigen. Bei diesem Rückschnitt geht es dann darum, all die Triebe wegzuschneiden, die bereits geblüht haben, um Platz für neue blühfähige Triebe zu machen. Wie Sie einen Blütentrieb von dem Rest der Triebe unterscheiden sollen? Ganz einfach, Sie schneiden direkt nach der Blüte im April. Die verwelkten Blütenreste sagen Ihnen ganz genau, welche Zweige Sie wegnehmen sollten.
Diese Schnittpflege hat bei einer von Winterjasmin bewachsenen Fläche, die dekorative Aufgaben hat, auch eine den Dekorationswert erhöhende bzw. erhaltende Wirkung. Denn die Zweige des Winterjasmin sind nur im jugendlichen Alter grün. Wenn sie alt werden, verholzen sie und werden braun. Den oben beschriebenen Effekt, dass der Winterjasmin wegen seiner grünen Zweige auch im Winter fast wie belaubt wirkt, also im Ganzen fast wie eine immergrüne Pflanze wirkt, können Sie nur dann über längere Zeit erhalten, wenn sehr viele junge Äste an der Pflanze sind.
Winterjasmin klettern lassen
Sie können dem Winterjasmin eine mächtige Wuchsentwicklung abfordern, wenn Sie ihn an einer Kletterhilfe hochwachsen lassen. Winterjasmin gehört zu den Spreizklimmern. Er klammert sich mit seinen langen biegsamen Trieben überall fest, wo er kann. Das bedeutet, dass der Winterjasmin wie eine Kletterrose weder Haftorgane noch spezielle Schlingtriebe ausbildet, sondern lange, dünne, biegsame Triebe, die „einfach durch ihre Länge“ nach oben steigen.
Der Winterjasmin wird es also immer nur dann in wirkliche Höhen schaffen, wenn Sie ihm eine Rankhilfe zur Seite stellen und wenn Sie ihm beim Klettern helfen. Wenn der Winterjasmin hoch hinaus soll, braucht er also entweder ein Steilsystem, oder Sie binden die Triebe an einem Spalier fest. Dann schafft ein Winterjasmin bis zu 5 m. Wenn die neuen Triebe erscheinen, müssen Sie sie jeweils durch die Rankhilfe leiten. Dabei ordnen Sie den Wuchs zugleich und bestimmen die Kletterrichtung.
Bis Sie das tun müssen, wird es jedoch einige Zeit dauern. Winter-Jasmin wächst in den ersten Jahren nach dem Einpflanzen kaum. Erst danach fangen die Triebe an, beachtliche Längen anzunehmen.
Winterjasmin vermehren
Winterjasmin können Sie ganz prima vermehren, weil die Triebe „es ja gewohnt sind“, zu bewurzeln, sobald sie auf dem Boden aufliegen. Das können Sie nutzen, um neue Winterjasmin-Pflanzen zu gewinnen. die können Sie dann nach dem Anwurzeln ausbuddeln und umsetzen. Sie sollten mit dem Umpflanzen warten, bis der neue Winterjasmin einigermaßen kräftig aussieht. Ansonsten ist der unverwüstliche Winterjasmin auch in dieser Hinsicht nicht problematisch.
Viel wahrscheinlicher ist, dass Ihr Winterjasmin sich schneller vermehrt, als es Ihnen lieb ist. Wenn Sie einen Winterjasmin z. B. einmal einige Zeit lang unbeobachtet lassen, werden Sie anschließend wahrscheinlich viele kleine Winterjasmine ausbuddeln dürfen.
Wissenswertes über den Winterjasmin
Der Winterjasmin gehört zur Familie der Ölbaumgewächse. Davon sind rund 25 Gattungen mit gut 600 Arten über die Welt verstreut, von den gemäßigten Zonen bis in die Tropen. Die Ölbaumgewächse zeichnen sich alle durch eine auffallende Pracht an Blüten aus. Meist werden ganze Rispen, Trauben oder Dolden an Blüten ausgebildet. Ein typisches Ölbaumgewächs ist im Frühjahr eine einzige Blütenwolke, die oft einen betörenden Duft ausstrahlt. Auch die Namensgeber der Familie, die Ölbäume, entfalten zur Zeit Ihrer Blüte eine unglaubliche Menge an Blütenständen. Die wirken nur deshalb etwas bescheidener, weil die Blüten eine sehr zarte hellgelbe Farbe aufweisen.
Wie so viele unserer Zierpflanzen entstammt der Winter-Jasmin dem asiatischen Zweig der dekorativen Pflanzen, der in zehn Gattungen und 160 Arten auch die von gelben Blüten übersäten Forsythien, den vielfarbig und reichlich blühenden Flieder, die attraktiven Duftblütensträucher und den beliebten Liguster hervorgebracht hat. Der Winter-Jasmin hat seine Heimat in den nördlichen und westlichen Provinzen Chinas. Dort wächst er in Höhenlagen von etwa 1000 bis 4500 Metern.
Der Weg der dekorativen Pflanze nach Europa ist durchaus abenteuerlich. Bald nachdem der Vertrag von Nanking 1842 den Ersten Opiumkrieg zwischen Großbritannien und China befriedet hatte, machte sich der abenteuerlustige Botaniker Robert Fortune im Auftrag der Royal Horticultural Society (Königliche Gartenbaugesellschaft) auf, um in China Pflanzen zu sammeln. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. In der Hauptsache ging es nämlich um Teepflanzen, und deren Ausfuhr war streng verboten. Wie andere „Pflanzen-Jäger“ der damaligen Zeit reiste Fortune deshalb als chinesischer Händler verkleidet. Fortune hatte auf jeden Fall Fortune (Glück). Er konnte Teepflanzen aus China herausschmuggeln, die führte er gleich in Indien ein. Ihm verdanken wir also, dass wir heute Darjeeling-Tee trinken. Auf seiner Rückreise brachte er jede Menge schöne blühende Pflanzen nach Großbritannien mit. Neben den nach ihm benannten Fortunearias (Zaubernussgewächse) und Fortunellas (Kumquats) eben auch den Winter-Jasmin.
Echter und falscher und noch mehr Jasmin
Der Winter-Jasmin ist nicht der einzige Jasmin. Die Gattung Jasminum umfasst vielmehr über 200 Arten, von denen etliche ebenfalls als Zierpflanzen kultiviert werden.
- Rosa Jasmin, Jasminum beesianum
- Jasmin aus China, mäßig frosthart, wunderschöne karminrosa Blüten
- Strauch-Jasmin, Jasminum fructicans
- Wächst in Europa, aber vorwiegend im mediterranen Klima, ist ziemlich frostempfindlich, blüht goldgelb
- Niedriger Jasmin oder Gelber Jasmin, Jasminum humile
- Kommt aus Mittel- bis Ostasien, ist mäßig frosthart
-
Echter Jasmin oder Gewöhnlicher Jasmin, Jasminum officinale
- fällt durch reinweißen und duftenden Blüten auf, ist jedoch ziemlich frostempfindlich
- Arabischer Jasmin, Jasminum sambac
- weißblühender Jasmin, der in Indien wild wächst und weltweit kultiviert wird
- es gibt Sorten mit sternförmigen und mit gefüllten Blüten
Und dann gibt es noch den Bauernjasmin. Das ist ein falscher Jasmin. Genau so wird der Philadelphus coronarius aus der Familie der Hortensiengewächse auch gerne bezeichnet. Wenn Sie beim Kauf gerade nicht so genau auf den Namen geachtet haben, haben Sie dann einen Pfeifenstrauch gekauft.
Wenn Sie Ihren Jasmin nur nach dem deutschen Namen einzukaufen versuchen, geraten Sie in dieser reichhaltigen „Jasmin-Welt“ nicht selten auch bei genauem Blick auf den Namen in Schwierigkeiten. Der Winterjasmin kann Ihnen auch unter den Bezeichnungen „Nacktblütiger Jasmin“, „Gelber Winterjasmin“ und „Echter Winterjasmin“ begegnen. Da liegt die Verwechslung mit dem echten „Echten Jasmin“ nicht mehr fern.
Der Winterjasmin wird auch gerne einmal als Winterginster verkauft, weil seine Zweige den Zweigen des Ginsters ziemlich ähnlich sehen.
Die Auswahl nach botanischem Namen empfiehlt sich deshalb. Sie erhöht übrigens auch gleich die Gewissheit, dass Sie es mit einem Fachgeschäft zu tun haben. Die Chancen, dass ein Jasmin bei Ihnen überlebt, erhöht sie auch. Der Winterjasmin mit botanischem Namen Jasminum nudiflorum oder Jasminum sieboldianum ist nämlich die einzige wirklich winterharte Art der Gattung, die es in Mitteleuropa problemlos im Garten aushält.
Viele der anderen Jasmine kommen aus warmen Gegenden, bis hin zum tropischen Afrika. Solche Jasmine oder Hybriden mit Einkreuzung solcher Jasmine halten es bei uns nur im Kübel aus. Apropos Kübel: Der Winterjasmin kann natürlich auch sehr gut im Kübel gehalten werden, im Gegensatz zu den anderen Jasminen sogar ganzjährig. Je nach Kübelgröße empfiehlt sich vielleicht ein wenig Winterschutz (kleinere Kübel frieren schneller komplett durch). Ganz kleine Kübel müssten vielleicht sogar frostsicher aufgestellt werden. In den meisten Fällen können Sie sich beim Winterjasmin das Hin- und Herschleppen des Kübels jedoch sparen.
Der Winterjasmin ist z. B. eine gute Pflanze für Kübel, die die Terrasse geruchsempfindlicher Menschen schmücken sollen, denn seine Blüten duften nicht. Die Blüten vieler anderer Jasmine schon, eigentlich zwar ziemlich lecker, aber ganz in der Nähe kann dieser Duft dann schon einmal zu viel werden.
Mehr Blütenpracht im Winter
Wenn Sie die gesamte Vorderfront Ihres Hauses mit Sträuchern bestücken möchten, die Ihnen auch im Winter Blüten zeigen, stehen Ihnen noch einige andere Gehölze zur Auswahl:
- Schneeball, Viburnum
- Zeigt ab November seine weiß bis rosa getönten Blüten, in dicht an dicht mit Blütenköpfen besetzten Dolden
- Zaubernuss, Hamamelis
- Meist gelbe Blüten, die im Vergleich zum Winterjasmin einen sehr viel dunkleren, fast orangefarbenen Ton haben, es gibt aber auch rötlich blühende Sorten
- Schmuck-Mahonie, Mahonia bealii
- Blüten von cremefarben bis goldgelb, das ganze restliche Jahr über blauschwarzer Beerenschmuck
All diese Blütensträucher machen übrigens nicht nur beim Blick aus dem Fenster gute Laune. Sie können von allen Sträuchern Zweige schneiden und sie in eine Vase im Haus stellen. Wenn Sie Freude an floristischen Arbeiten haben, können Sie so ganz außergewöhnliche winterliche Arrangements zusammenstellen. Zarte Blüten am Zweig neben einem knorrigen, momentan unbelaubten Ast, ein wenig immergrüne Nadelbaum-Äste dazu.
Fazit
Winterjasmin im Garten oder auf der Terrasse ist eine Freude – nicht nur in Bezug auf die Schönheit seiner Blüten, sondern auch im Hinblick auf die Anspruchslosigkeit, die dieser Strauch an den Tag legt. Sie haben Bedarf an Stimmungsaufhellern im Winter? Überhaupt keine Zeit zur Gehölzpflege oder eine Mauer in der Sichtachse, die zuwachsen soll? Der Winterjasmin ist Ihr Gehölz!