Den Pflanzen soll es gut gehen, das will jeder Gärtner, logisch. Ob es sich lohnt, zu diesem Zweck auf die Hilfe des Mondes zu setzen, fragt dieser Artikel. Er gibt Ihnen einen ersten Überblick zum Gärtnern mit dem Mond und welche Gartenarbeiten in welcher Mondphase am besten zu erledigen sein sollen.
Gärtnern mit dem Mond
Einen gesicherten wissenschaftlichen Beleg, dass Gärtnern mit dem Mond Vorteile mit sich bringt, gibt es nicht. Wissenschaftler sind sich mit Astrologen und Esoterikern einig darüber, dass der Mond Einfluss auf die Erde und das Leben darauf hat. Nur der Umfang dieser Einflussnahme wird ganz verschieden beurteilt. Wissenschaftlich anerkannt ist, dass der Mond durch seine Anziehungskraft die Gezeiten beeinflusst und dass Kontinente sich im Zuge der Mond-Anziehungskraft heben oder senken.
Im Juli 2013 wurde eine Studie abgeschlossen, die in einem Bereich beweist, dass der Mond bisher unterschätzt wurde – und die 40 Prozent Deutschen, die sich als mondfühlig bezeichnen, vielleicht doch nicht nur unter überbordender Fantasie leiden:
Schweizer Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Mondzyklus die Nachtruhe messbar beeinflusst, unabhängig von der Lichtempfindlichkeit. Die Nächte der Probanden im Schlaflabor verkürzten sich bei zunehmendem Mond um rund 20 Minuten. Das ist nicht der erste wissenschaftliche Nachweis physiologischer Reaktionen auf den Mond-Rhythmus. Für Meerestiere existieren bereits ähnliche Studienergebnisse. Tief im Meer bewegt sich das Plankton z. B. mit den Mondphasen auf und ab. Die Gravitation (Gezeitenwirkung) soll aber nicht die Ursache sein, die mache sich in so kleinen Wassermengen wie im menschlichen Körper nicht bemerkbar, in Pflanzen also erst recht nicht.
58 verschiedene Tierarten sind bis heute bekannt, die auf Erdbeben lange vor jedem Seismografen reagieren, und Pflanzen reagieren auf Lichtmangel blitzschnell mit einer Veränderung ihres gesamten Stoffwechsels, hunderte von Genen werden z. B. einfach „abgeschaltet“. Vor diesem Bild erscheint es dann nicht mehr völlig ausgeschlossen, dass die Mondmasse Auswirkungen auf einzelne Individuen haben kann, egal ob Mensch oder Pflanze.
Auf jeden Fall hindert Sie niemand daran, ihre eigene wissenschaftliche Versuchsreihe im Garten zu starten, z. B. mit Gärtnern nach dem Mond. Nachfolgend haben wir die wichtigste Erfahrungen in diesem Feld für Sie zusammengestellt.
Kleine Mondkunde
Neumond und Vollmond sind insofern besondere Konstellationen, dass die Erde in diesen beiden Mondphasen in einer Linie mit Sonne und Mond steht. In beiden Konstellationen sind die Mondkräfte auf der Erde besonders gut spürbar, die Meeresspiegel steigen z. B. besonders stark an. „Mondgärtner“ vermuten, dass es sich mit den Auswirkungen auf Pflanzen ebenso verhält. Wer nach oder mit dem Mond gärtnert, tut das deshalb zunächst im Rhythmus dieser Mondphasen, die deshalb nachfolgend kurz genauer betrachtet werden.
Der Mond ist für uns nur sichtbar, wenn er bei seiner Wanderung um die Erde von der Sonne bestrahlt wird, er leuchtet ja nicht selbst. Dabei können wir immer nur höchstens die Hälfte vom Mond sehen, die „Rückseite vom Mond“ bleibt eben auch im günstigsten Fall, Vollmond, außerhalb unserer Sichtachse. Je nachdem, wie Erde, Mond und Sonne gerade zueinander stehen, sehen wir von dieser beleuchteten Hälfte unterschiedlich viel. Die Stellungen des Mondes innerhalb einer Mondphase wurden von den Astronomen benannt:
Neumond
Die Astronomie beginnt ihre Betrachtung des Mondes mit dem Neumond, dem Mond, den wir nicht sehen. Denn Neumond ist, wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht, die Sonne bestrahlt also aus unserer Perspektive die „Rückseite des Mondes“, die der Erde zugewandte Hälfte liegt voll im Dunkeln.
Zunehmender Mond
Nun wandern bzw. drehen sich Sonne, Mond und Erde weiter, und bald können wir ein Stückchen Mond sehen. Immer fängt der Mond auf der rechten Seite an, sichtbar zu werden, zunehmender Mond nimmt also von rechts nach links zu. Um zu erkennen, dass der Mond gerade am Zunehmen ist, gibt es einen Merksatz: In der alten deutschen Sütterlinschrift war das „z“ ein Zeichen, das nur aus Bögen nach rechts bestand, „z wie zunehmender Mond“ war nach diesem Alphabet ein praktischer Merksatz.
Wenn der Mond dann so weit zugenommen hat, dass wir die gesamte rechte Hälfte sehen, ist Halbmond, ob wohl dieser Halbmond verwirrenderweise das erste Viertel der Mondphase abschließt, also eigentlich ein „Viertelmond“ ist. Diesen zunehmenden Mond können Sie in Deutschland am Abendhimmel und in der ersten Hälfte der Nacht sehen.
Vollmond
Der nächste ist der für uns voll (eigentlich nur halbvoll, nämlich mit der Vorderseite) sichtbare Mond, der Vollmond. Der Mond erscheint für uns in dieser Weise, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne steht. Die Sonne „scheint sozusagen um die Erde herum“ auf den Mond, der sich uns als voll beleuchte, prächtige Kugel präsentiert.
Abnehmender Mond
Nach dem Vollmond nimmt der Mond für unsere Augen ab, seine rechte Hälfte wird nämlich immer weniger von der Sonne bestrahlt. Wenn abnehmender Mond ist, ist also für uns immer „Mond auf der linken Seite“ zu sehen, die rechte Hälfte „nimmt ab“, liegt immer mehr im Dunkeln. Der Merksatz dafür lautet: „a wie abnehmender Mond“, weil beim a die Rundung an der linken Seite ist, wie das, was man beim abnehmenden Mond vom Mond sieht. Rund eine Woche nach dem Vollmond steht der Mond wieder so, dass genau seine linke Hälfte noch zu sehen ist, es ist also wieder Halbmond (bzw. Dreiviertelmond).
Gärtnern im Rhythmus der Mondphasen
Und was hat die aktuelle Mondphase nun mit dem Garten zu tun? Nach Ansicht nicht weniger erfahrener Gärtner eine Menge. Kurz gesagt könnte man den vermuteten Einfluss der Mondphasen auf die Pflanzen so ausdrücken:
Was in die Erde wächst, sollte am besten bei abnehmendem Mond gepflanzt und gehegt werden. Was nach oben wächst, sollte besser bei zunehmendem Mond vom Gärtner umsorgt werden. Die Pflanzensäfte sinken nach unten in die Wurzeln, wenn der Mond abnimmt, und steigen in die oberirdischen Teile der Pflanzen auf, wenn er zunimmt. Daraus lassen sich für jede Mondphase spezielle Erkenntnisse ableiten:
- Gärtnern bei Neumond
- Kräfte für neue Anfänge sammeln sich
- jetzt alle Arbeiten durchführen, die die Regeneration der Pflanzen unterstützen
- Schädlingsbekämpfung, Rückschnitt kranke Bäume und Sträucher, durchaus radikal
- Wachstumsenergie zu dieser Zeit soll in unterirdischen Teilen der Pflanze sitzen
- Gärtnern bei zunehmenden Mond
- Erde soll ausatmen, die Pflanzensäfte steigen wieder nach oben
- im ersten Viertel soll der Mond dem oberirdischen Wachstum die ersten Impulse geben
- jetzt pflanzen, was über der Erde wächst: Zum Beispiel Blattgemüse und Blumenkohl, Brunnenkresse und Salat, Gurken und Kohl, Rosen und einjährige Blütenpflanzen
- zweite Viertel des zunehmenden Mondes gehört den oberirdischen Früchten
- je nach Jahreszeit zum Setzen und zum Ernten
- auch Stecklingsvermehrung und Veredlung sollen jetzt an der Reihe sein
- Gärtnern bei Vollmond
- Jetzt ist die Kraft des Mondes am größten
- Pflanzen sollen besonders gut Nährstoffe aufnehmen
- Jetzt düngen, ein Beschnitt sollte dagegen unterbleiben
- Kräuter sollen die meisten Inhaltsstoffe enthalten, wenn man sie an Vollmond-Tagen sammelt
- Gärtnern bei abnehmendem Mond
- Erde soll nun einatmen
- Pflanzensäfte sinken wieder nach unten in die Wurzel
- Jetzt alles säen und pflanzen, was unterirdische Früchte entwickelt
- Wurzelgemüse, Knollen und Zwiebeln in die Erde setzen, bzw. gießen, düngen, schneiden und ernten
- Auch Unkraut jetzt jäteen
- kurz vor Neumond bereits mit der Schädlingsbekämpfung und dem Rückschnitt der Gehölze starten
Gärtnern mit dem Mond für Fortgeschrittene
Beim Gärtnern mit dem Mond für Fortgeschrittene geht es nicht nur um die Kräfte, die abnehmender und zunehmender Mond entfalten, sondern um die Wirkung der Sternkreiszeichen auf den Garten und die Pflanzen. Und genau hier wird es mehr als schwierig. Wir leben heute nicht mehr nach einem Mondkalender, sondern schon lange nach einem Sonnenkalender, bei dem die „Mondmonate“ zeitlich angepasst werden mussten. Schon mit dem eigentlichen Mondmonat haben wir also nicht mehr viel zu tun.
Wobei dieser Mondmonate schon nach den astronomischen Definitionen einen ziemlich unterschiedlichen Zeitraum umfasst. Es gibt nämlich für die Astronomie viele verschiedene Mondmonate:
- synodische Monat (29,53 Tage, Ursprung der Monate)
- siderischen Monat (27,32 Tage)
- tropischen Monat (7 Stunden kürzer als der siderische)
- drakonitischen und den anomalistischen Monat (hier nicht wichtig)
Nach Mondmonaten bestimmen jedoch die Astrologen die Tierkreiszeichen. Wobei die klassische Astrologie auf den zwölf tropischen Tierkreiszeichen aufbaut und die siderische Astrologie auf die zwölf siderischen Sternbilder abstellt. Und nach diesen Sternbildern bzw. Tierkreiszeichen soll sich dann die Gartenarbeit richten. Widder, Löwe und Schütze sollen uns z. B. Fruchttage bescheren, an denen es heiß ist und alles schneller austrocknet.
Allerdings ist im tropischen System vom 21. März bis 20. April „Widder“, im siderischen System vom 19. April bis 14. Mai. Bei Löwe und Schütze gibt es auch Unterschiede, aber andere, denn im Gegensatz zu den bekannten tropischen Tierkreiszeichen haben die siderischen völlig unterschiedliche Längen.
Wenn eine Veröffentlichung bzw. ein Mondkalender also nicht angeben, auf welches astrologische System sie sich beziehen, können Sie aus diesem Werk nur eines schließen: Hier will jemand Geld oder ein paar geldwerte Klicks von Ihnen, ohne sich mit dem Inhalt dessen, was er da schreibt, irgendwie näher beschäftigt zu haben.
Wenn eine Veröffentlichung angibt, welches astrologische System sie verwendet, wissen Sie immer noch nicht, warum im Sternzeichen Zwilling nur Kletterpflanzen gesät werden dürfen, im Sternzeichen Löwe Setzlinge verdorren sollen und vor allem das Sternzeichen Skorpion die geeignete Zeit zur Schneckenbekämpfung sein soll (nach dem siderischen System die Zeit vom 23. bis 30. November, eine ziemlich ungünstige und kurze Zeit für Schneckenbekämpfung). Für kritische Geister sicher keine geeignete Handlungsanweisung. Irgendwelche Begründungen, die eine eigene Nachvollziehbarkeit fördern würden, fehlen hier typischerweise auch.
Fazit
Gärtnern mit dem Mond – warum nicht? Vielleicht bewegt er nicht nur die Meere, sondern auch die Pflanzensäfte. Wenn Sie sich allerdings nach einem Mondkalender richten, nach dem Sie am 19.3. Wurzelpflanzen setzen dürfen, aber nicht zwischen 5:30 und 9:45 Uhr, am 20.3. bis 1:30 Uhr Wurzelpflanzen und ab 4:30 Uhr (beides nachts?!) Blütenpflanzen, kann man wohl nur sagen, dass Sie wirklich selbst schuld sind, wenn Ihre Pflanzen nicht gedeihen.