Auf Urlaubsreisen durch die Tropen oder den Mittelmeerraum entgehen ihre strahlend hellblauen Blüten dem geübten Auge des Hobbygärtners nicht. Die Bleiwurz mit dem botanischen Namen Plumbago auriculata ist in den warmen Regionen der Erde ein weit verbreiteter blühender Strauch in freier Natur. In den hiesigen Breiten wird sie dank ihres Zierwertes gerne als Kübelpflanze und Hochstämmchen kultiviert. Da ihre Zweige zudem hängend und kletternd gedeihen, ist sie fernerhin als dekorative Ampelpflanze oder blühender Sichtschutz am Spalier zu entdecken. Beigetragen zu ihrer wachsenden Popularität hat nicht nur ihre anspruchslose Pflege, sondern ebenso die ungewöhnlich lange Blütezeit vom Frühjahr bis in den Herbst hinein.
Pflege
Damit die Bleiwurz ihre aufwändige Blütenfülle vollständig präsentieren kann, sind reichlich Licht und Wasser sowie zusätzliche Nährstoffe vonnöten. Die folgenden Pflegetipps sind daher von zentraler Bedeutung für eine gelungene Kultivierung der Plumbago auriculata:
- Helle bis vollsonnige Lage.
- Lichter Schatten dämpft die Blütenentwicklung etwas.
- Möglichst windgeschützter Standort.
- Gartenerde-Kompost-Gemisch als geeignetes Substrat.
- In der Wachstumsperiode gutbemessen wässern.
- Gießwasser direkt an die Wurzeln geben.
- Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser nutzen.
- Staunässe verkraftet Bleiwurz nicht.
- Verwelkte Blüten regelmäßig ausputzen.
- Im Sommer im 2-Wochen-Takt düngen.
- Handelsüblicher Flüssigdünger deckt den Nährstoffbedarf.
So durstig die Bleiwurz im Sommer auch sein mag, vor einem Regenschauer sollte man sie trotzdem schützen, denn die tellerförmigen Blüten erholen sich meist nicht mehr davon. Sie werden matschig und kleben auf den grünen Blättern fest. Damit sie das Wachstum neuer Blüten nicht hemmen, müssen sie in mühsamer Kleinarbeit abgezupft werden. Ein überdachter Platz ist aus diesem Grunde sinnvoll.
Vermehren
Die Vermehrung durch Stecklinge ist nicht nur einfach durchzuführen, sondern verspricht die höchste Erfolgsquote. In der Zeit von Mai bis Juli nimmt der erfahrene Gartenfreund sich etwas Zeit, die passenden Triebe auszusuchen. Sie dürfen einerseits nicht zu weich und fleischig sein; andererseits nicht zu hart und komplett verholzt. Auf eine Länge von 10 cm bis 15 cm können sie die ausgewählten Stecklinge mit einem scharfen Messer von der Mutterpflanze abtrennen oder einfach abreißen. Die Blüten werden entfernt und die Blätter an der unteren Hälfte abgeschnitten. Anschließend kommen die Triebe in ein feuchtes Torf-Sand-Gemisch, das in Anzuchttöpfe gefüllt wurde.
Eine wichtige Rolle bei der Bewurzelung übernimmt die Plastiktüte, die über jedes Töpfchen gestülpt wird. Sie sorgt für ein feucht-warmes Mikro-Klima, wie es in den Tropen vorherrscht. Gleichzeitig werden umherschwirrende Insekten daran gehindert, ihre Eier im Substrat abzulegen und die Larven sich über die zarten Wurzeln hermachen. Wer sicherstellen möchte, dass sich nicht bereits Keime oder Eier im Anzuchtsubstrat befinden, stellt es für 20 Minuten bei 200° in den Backofen oder für 10 Minuten bei 800 Watt in die Mikrowelle und steckt die Triebe erst hinein, wenn es abgekühlt ist. An einem hellen, warmen Platz bei Temperaturen zwischen 19° und 21° Celsius, werden die Stecklinge schnell bewurzeln. Daraufhin wird die Tüte entfernt und die jungen Bleiwurze regelmäßig gewässert. Nach einem Monat erhalten sie ihre erste Dosis verdünnten Flüssigdünger.
Die wüchsigen Sträucher werden innerhalb kurzer Zeit eine Höhe von 30 cm erreicht haben. Dann ist es an der Zeit, die Triebe zu entspitzen, um die Bleiwurze zu einem möglichst buschigen Wachstum zu animieren. Gleichzeitig werden die jungen Pflanzen umgetopft und ab dann wie erwachsene Plumbago auriculata behandelt.
Aussaat
Weniger vielversprechend ist die Vermehrung durch Aussaat, wenn die Samen der Bleiwurz selbst geerntet wurden, denn ihnen fehlt die Energie, die sie nur im mediterranen Sommerklima erhalten. Einzig Samen direkt aus ihrer südafrikanischen Heimat oder dem Mittelmeerraum haben eine Chance zu keimen. Die Aussaat ist ganzjährig möglich. Idealerweise kommt Kokosfaser Anzuchterde zum Einsatz oder eine Torf-Sand-Perlite-Mischung. Als Dunkelkeimer werden die Samen maximal 0,5 cm in das Substrat gesteckt, mit Folie abgedeckt und an einem hellen Ort bei 20° bis 23° Celsius platziert. In den nächsten 3 bis 4 Wochen werden Samen und Substrat permanent leicht feucht gehalten. Während dieser Zeit wird die Folie ab und zu gelüftet, um einer Schimmelbildung vorzubeugen. Wenn sich nach der Keimung das erste Blätterpaar zeigt, werden die kräftigsten Sämlinge pikiert und ab dann wie die Stecklinge behandelt.
Überwintern
Ihre tropische Herkunft lässt es bereits erahnen: Bleiwurz-Sträucher sind nicht winterhart. Daher sind sie nur selten in Rabatten anzutreffen, sondern werden vorzugsweise im Pflanzengefäß kultiviert. Damit der exotische Strauch gut durch den Winter kommt, halten geübte Hobbygärtner sich an folgende Grundregeln:
- Vor dem Einräumen um die Hälfte stutzen.
- Das Winterquartier ist hell und kühl bei etwa 8° Celsius.
- In dieser Phase nur wenig gießen und nicht düngen.
- Regelmäßig auf Schädlinge untersuchen.
- Am dunklen Platz wird das Laub abgeworfen.
- Im Frühjahr schrittweise an wärmere Orte gewöhnen.
Alternativ kann die Bleiwurz im warmen Zimmer am Fenster überwintern. In diesem Fall wird die Pflanze mit großer Wahrscheinlichkeit ihr Laub nicht abwerfen. Der Nachteil bei dieser Form der Überwinterung liegt darin, dass ein möglichst kühler Standort im Winter das Blütenwachstum der nächsten Saison fördert. Ist es zu warm, legt die Plumbago auriculata nicht die erforderliche Ruhepause ein, um die Energie für eine erneute Blütenpracht zu sammeln.
Nach dem Winter umtopfen
Wenn der Frühling naht, verlässt die Bleiwurz ihre Winterherberge und wird in frisches Substrat umgetopft. Das neue Pflanzengefäß sollte nur wenig größer sein, als das bisherige. Ansonsten wäre der Strauch zunächst einmal eifrig damit beschäftigt, den neuen Kübel zu durchwurzeln, anstatt seine Energie in das Trieb- und Blütenwachstum zu investieren. Im neuen Topf wird zunächst eine Drainage aus Kies oder Blähton angelegt, um der Bildung von Staunässe vorzubeugen. Ist ein Stück wasser- und luftdurchlässiges Gartenvlies griffbereit, wird es über die Drainage gelegt, damit sie vom Substrat nicht verstopft. Darüber kommt eine erste Schicht des Erde-Kompost-Gemischs. Im nächsten Schritt wird die Bleiwurz ausgetopft und mit kritischem Blick untersucht. Sollten sich im Wurzelbereich vertrocknete oder verfaulte Stellen befinden, entfernt Sie diese und versorgen die Schnittstellen mit Holzkohlepulver. Anschließend wird die Pflanze mittig im Gefäß platziert und die Erde um sie herum verteilt. Vorausschauende Gartenfreunde lassen einen Gießrand frei, damit später nichts überläuft.
Schneiden
Ein unverzichtbares Werkzeug bei der Kultivierung der Bleiwurz ist die Gartenschere, denn der Strauch neigt zum Wuchern. Da die Pflanze gleichzeitig angenehm schnittverträglich ist und die Blüten ausschließlich am einjährigen Holz sprießen lässt, ist ein zu üppiges Wachstum gut unter Kontrolle zu halten. Erfahrungsgemäß wird in folgenden Schritten geschnitten:
- Im Frühjahr bis auf 15 cm oder 20 cm Höhe stutzen
- junge Triebe nach 30 Tagen entspitzen
- Schwache Triebe gänzlich entfernen
- Im Sommer leichter Formschnitt und auslichten
- Vor der Winterpause um die Hälfte kürzen
Obgleich die Plumbago auriculata ein häufiges Schneiden nicht übel nimmt, ist es doch wichtig, darauf zu achten, dass die Maßnahme nicht unter praller Sonneneinstrahlung vorgenommen wird. Die frischen Schnittstellen vertrocknen und beschädigen den gesamten Zweig.
Bleiwurz zum Hochstamm erziehen
Da der Strauch imposante Höhen von 2 bis 4 Metern erreicht, nimmt er einen breiten Raum um sich herum ein. Im kleineren Garten oder im Kübel bietet es sich daher an, ihn zum Hochstamm zu erziehen. Idealerweise ist die Bleiwurz noch jung, weil ihr Wuchs dann einfacher zu beeinflussen ist:
- Ein möglichst kräftiger Ast in der Mitte des Strauches wird als Hauptstamm auserwählt. Er sollte sich zudem so gerade, wie möglich gen Himmel strecken.
- Sollte der Hauptast noch nicht stabil genug sein, wird ein Stützpfahl neben ihm in den Boden geschlagen und beide mit einem breiten Bastband verbunden.
- Alle Basis- und Seitentriebe werden entfernt, und zwar bis zu der Höhe, wo sich die Krone befinden soll.
- Zukünftig werden neue Triebe an der Basis und an den Seiten sogleich entfernt, wenn sie nicht Teil der Krone sein sollen.
Die Krone des Hochstämmchens wird umso ausladender, je öfter die Seitentriebe entspitzt werden. Die beste Zeit, mit den Schnitt- und Erziehungsmaßnahmen zu beginnen, ist das zeitige Frühjahr vor dem neuen Austrieb, wenn es nicht mehr friert. Übrigens lässt sich auf ähnliche Weise die Bleiwurz zur dekorativen Blumensäule formen. Bei dieser Variante verbleiben einige Basis- und Seitentriebe am Hauptstamm und werden ebenfalls durch regelmäßiges Entspitzen zum Verzweigen angeregt.
Am Spalier als hellblauer Sichtschutz
Zu den zahlreichen positiven Attributen der Plumbago auriculata zählt ihre Kletterfreudigkeit. Diesen Umstand weiß der geübte Hobbygärtner zu nutzen und schafft sich einen blühenden Sichtschutz für den Balkon, die Terrasse oder den Sitzplatz im Garten. Bestens geeignet für diesen Zweck sind Pflanzkästen mit Rankgitter, weil sie dank ihrer Mobilität im Herbst problemlos ins Winterquartier umgeräumt werden können. Bei der Wahl des Materials ist es ratsam, kesseldruckimprägniertes Holz oder Metall zu bevorzugen, was für die nötige Stabilität und Widerstandsfähigkeit sorgt.
Da Bleiwurz ein ausgeprägt starkwüchsiger Strauch ist, genügt pro laufendem Meter Blumenkasten eine Jungpflanze. Zu Beginn benötigt die Schling- und Kletterpflanze ein wenig Starthilfe, indem die jungen Triebe bogen- und spiralförmig am Spalier festgebunden werden. Auf diese Weise bremsen Sie ihr Höhenwachstum, wobei Sie gleichzeitig die Blütenbildung senkrecht und waagerecht fördern. Hat die Bleiwurz erst einmal Halt gefunden am Spalier, schlingt sie sich zwar im Prinzip ohne weitere Hilfe in die Höhe; trotzdem greift der erfahrene Hobbygärtner immer wieder regulierend ein, indem der eine oder andere Zweig bogenförmig festgebunden wird. Auch wenn es schwerfällt, sollte auf das regelmäßige Schneiden nicht verzichtet werden, damit die Plumbago auriculata nicht zu sehr ins Kraut schießt.
Bleiwurz blüht nicht immer in Hellblau
Zweifellos ist die Sorte ‚Caerulea‘ mit den himmelblauen Blüten der große Favorit unter den Bleiwurz-Sträuchern, denn dieser Farbton ist im Allgemeinen unter den Kübelpflanzen recht selten vertreten. Darüber hinaus hat die Pflanzenart noch folgende Sorten zu bieten:
Plumbago auriculata ‚Alba‘
- unzählige weiße Blüten
- Wuchshöhe 50 cm bis 200 cm
- lange Blütezeit April bis Oktober
- auch als Zimmerpflanze geeignet
Plumbago auriculata ‚Royal Cape‘
- starkwüchsige Sorte
- royalblaue Blüten
- guter Kletterer
- ideal in der Blumenampel
Übrigens verwechselt man die Bleiwurz (Plumbago auriculata) schnell mit der Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides), einer ebenfalls spät blühenden Pflanze mit leuchtend blauen Blüten, die jedoch ausschließlich als Bodendecker wächst.
Fazit
Sie sind das Symbol für sommerliche Leichtigkeit, die himmelblauen Blüten der Bleiwurz. Vom Frühling bis in den Herbst hinein schmücken sie im Kübel, Topf oder Blumenkasten den Balkon und die Terrasse. In der Ampel sind die majestätischen Sträucher ebenfalls häufig anzutreffen, denn dank ihrer lang herabhängenden Zweige geben sie in dieser Form ein dekoratives Bild ab. Überhaupt ist die Plumbago auriculata ein wahrer Tausendsassa, denn als apartes Hochstämmchen oder reich blühende Kletterpflanze am Spalier nutzen findige Gartenfreunde sie ebenfalls. Dabei ist die Bleiwurz erfreulich pflegeleicht. Lediglich zur Gartenschere greift der Pflanzenliebhaber des Öfteren, damit sie nicht allzu sehr ins Kraut schießt. Steht ein passendes Winterquartier zur Verfügung, wird die exotische Naturschönheit auch im nächsten Jahr zeigen, was alles in ihr steckt.