Lange Zeit wurde die Tellerhortensie als ‚arme Verwandte‘ der Bauernhortensie angesehen und recht stiefmütterlich von Züchtern und Händlern behandelt. Dabei lockt sie den Gartenfreund mit individuellen Reizen, wie einem filigranen Habitus, der sich offenbart in einer zierlichen Wuchsform und zweifarbigen, abgeflachten Blüten. Wer sich nicht anfreunden kann mit der floralen Wucht der Garten- und Bauernhortensien, erhält mit der Tellerhortensie (Hydrangea serrata) ein gärtnerisches Gestaltungselement an die Hand, mit dem sich selbst schattige Plätze in blühende Landschaften verwandeln.
Standortansprüche
Die Tellerhortensie entstammt den dämmerigen, regenreichen Bergwäldern Koreas und Japans. Entsprechend stellen sich ihre Anforderungen hinsichtlich des Standortes und der Bodenbeschaffenheit dar:
- Eine Lage im lichten Schatten ist ideal.
- Sonniger Standort wird vertragen bei ausreichender Feuchtigkeit.
- Humose, nährstoffreiche Pflanzerde mit luftigen Poren.
- Die pH-Wert-Toleranz erstreckt sich von 5 bis 8.
- Leichter Kalkgehalt des Substrats ist kein Problem.
Mit tiefwurzelnden Laubbäumen in unmittelbarer Nachbarschaft harmoniert die Tellerhortensie ganz ausgezeichnet, denn sie weiß die Vorteile dieser Örtlichkeit zu nutzen. Unter dem dichten Blätterdach ist die Hydrangea geschützt vor heißem Sonnenschein und prasselndem Regen. Trotzdem wird sie des Morgens oder abends mit den milderen Sonnenstrahlen verwöhnt. Da die Hydrangea serrata mit einer Wuchshöhe von etwa 100 cm und den dezenten, tellerförmigen Blüten bei weitem nicht so dominant daherkommt, wie ihre Artgenossen, reiht sie sich wunderbar in sonnige Staudenrabatten ein, solange sie mit ausreichend Wasser versorgt wird.
Pflege
Der botanische Name Hydrangea deutet bereits an, worauf es bei der Pflege der Tellerhortensie vor allem ankommt, denn übersetzt bedeutet er ‚Wassergefäß‘ bzw. ‚viel Wasser‘:
- Ideale Pflanzzeit ist im Mai.
- An jedem Standort reichlich gießen.
- Im Kübel ist die Tellerhortensie besonders durstig.
- Dennoch die Bildung von Staunässe unbedingt vermeiden.
- Gesammeltes Regenwasser bevorzugen.
- Tellerhortensien im Kübel rechtzeitig umtopfen.
Der hohe Wasserbedarf der Tellerhortensie, selbst an schattigen Plätzen, erklärt sich durch die große Blattfläche, über die auch außerhalb der Blütezeit reichlich Wasser verdunstet. Es gilt daher, den Halbstrauch nicht nur während der Blühphase von Juni bis September mit der benötigten Feuchtigkeit zu versorgen, sondern zu jeder Jahreszeit solange er sein Laub trägt und es gerade nicht friert.
Schneiden
So sehr die verwelkten Blüten im späten Herbst den Hobbygärtner dazu verleiten mögen, zur Gartenschere zu greifen, hätte ein Rückschnitt zu diesem Zeitpunkt fatale Folgen für die Tellerhortensie. Da der überwiegende Teil der Sorten die Blütenknospen am vorjährigen Holz anlegt, ist die ersehnte Farbenpracht für das kommende Jahr dahin, wenn im Herbst oder Winter geschnitten wird. Darüber hinaus weiß der erfahrene Gartenfreund, dass seine Hydrangea zwar ihre Blätter abwirft, die vertrockneten Blütenstände jedoch am Strauch verbleiben. Werden sie im Winter mit Raureif, Schnee und Frost überzogen, zieren sie zweifellos den ansonsten so tristen Garten. Im zeitigen Frühjahr ist es dann soweit, mit einem leichten Schneiden die herannahende Blütenfülle zu unterstützen:
- Erfrorene Triebspitzen kappen.
- Alles Totholz in Bodennähe herausschneiden.
- Nach innen gerichtete Zweige abschneiden.
- Sich überkreuzende Triebe beseitigen.
- Die verwelkten Blüten entfernen.
- Den Schnitt knapp über den neuen Knospen ausführen.
- Keine langen Ast-Stummel (Kleiderhaken) stehen lassen.
- Nur scharfes, desinfiziertes Schneidewerkzeug benutzen.
- Zweige und Triebe keinesfalls quetschen.
Übrigens lässt ganz einfach feststellen, ob ein Trieb noch lebt. Mit dem Fingernagel wird ein wenig Rinde abgekratzt. Kommt grünes Gewebe zum Vorschein, ist dies ein untrüglicher Hinweis darauf, dass die Gartenschere hier nicht zum Einsatz kommen sollte. Wird diese Form des Erhaltungsschnitts jedes Jahr durchgeführt, besteht keine Gefahr, dass die Tellerhortensie von unten her verkahlt, weil Licht und Sonne alle Teile des Strauches erreichen. Versäumt der Gartenfreund das regelmäßige Auslichten, verkümmert die Hydrangea serrata hoffnungslos. Dann hilft nur noch ein radikaler Verjüngungsschnitt bis auf 15 cm bis 20 cm in der Hoffnung, dass sich die Pflanze nach zwei bis drei Jahren wieder erholt und neu austreibt.
Überwintern
Tellerhortensien kommen im Beet zwar mit Temperaturen um die 0° Celsius sowie leichtem Frost zurecht; zeigt sich der Winter jedoch von seiner kalten Seite, ist ein Schutz angeraten. Der Wurzelbereich wird mit einer dicken Schicht aus Laub, Stroh oder Reisig bedeckt. Die Zweige und Triebe erhalten eine schützende Hülle aus Gartenvlies, Luftpolsterfolie oder Jutesäcken. An frostfreien Tagen gönnt der kundige Hobbygärtner seinen Tellerhortensien eine Dosis weichen Wassers, damit die bereits angelegten Blütenknospen nicht vertrocknen. Sobald die Temperaturen dauerhaft auf einem Niveau über 0° Celsius pendeln, wird der Winterschutz entfernt, damit sich kein Schimmel bildet. Eventuell wird der Überzug noch einmal hervorgeholt, wenn in der Zeit zwischen Austrieb und Blüte in der Wettervorhersage die Rede von Spätfrösten ist.
Im Kübel sind die Tellerhortensien im Winter der Gefahr ausgesetzt, dass der Wurzelballen vollständig durchfriert. Sie sollten daher in ein helles, kühles aber frostfreies Winterquartier umziehen, wo sie ebenfalls nicht austrocknen dürfen.
Die Tellerhortensie zum Blühen bringen
Wenn die Hydrangea so gar nicht blühen will, kann dieser Umstand auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden:
Falscher Schnitt
Werden die dargelegten Hinweise zum Schneiden der Tellerhortensie nicht berücksichtigt, beraubt sich der Hobbygärtner der Blüten in nächsten Frühling.
Spätfröste
Da die fleißigen Tellerhortensien mit dem Austrieb bereits Ende März beginnen, können heftige Spätfröste die Knospen derart schädigen, dass es zu keiner Blüte kommt. Der bereits zur Seite gelegte Winterschutz sollte daher bis Mitte Mai noch griffbereit sein.
Nährstoffmangel
Zeigt sich die Hydrangea serrata etwas blühfaul, kann es daran liegen, dass sie nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. In diesem Fall ist es ratsam, zunächst einen Bodentest durchzuführen. In Gartencentern und Online Shops werden praktische Test-Sets für unter 5 Euro angeboten, die ohne chemische Vorkenntnisse angewendet werden können. Anhand von Verfärbungen wird der Säuregrad der Pflanzerde angezeigt, woraus der Gartenfreund schließen kann, was der Tellerhortensie fehlt, damit er sie zum Blühen bringen kann. Erweist sich der pH-Wert beispielsweise als zu hoch, kann die Pflanze nicht genügend Eisen aufnehmen, was letztendlich eine Blüte verhindert und eine gelbliche Verfärbung der Blätter verursacht. Ein adäquater pH-Wert alleine genügt unter Umständen nicht, wenn die Tellerhortensie zum Blühen gebracht werden soll. Erst in Verbindung mit einem speziellen Hortensiendünger stehen die Chancen gut auf einen prächtig blühenden Strauch. Das Besondere an diesem Dünger ist der geringere Anteil an Phosphor gegenüber herkömmlichen Volldüngern. Aus diesem Grund ist die Verwendung von Blaukorn mit einer hohen Phosphor-Quote vollkommen ungeeignet, um die Blüte der Tellerhortensie anzuregen. Deutlich umweltbewusster und kostengünstiger ist dagegen die Verwendung von gutem Gartenkompost. Regelmäßig in die Erde eingearbeitet, sorgt dieser natürliche Dünger auf Dauer für eine ausgewogene Bodenqualität, wofür sich die Pflanzen mit wunderschönen Blüten bedanken. Nur dann, wenn eine eigentlich blau blühende Tellerhortensie sich zusehends hell verfärbt mit Tendenz ins Rosa, begibt sich der kundige Gartenfreund in die Apotheke und erwirbt dort Alaun (Aluminiumsulfat), auch Hortensienblau genannt. Mithilfe dieses Mittels bleiben der erforderlich niedrige pH-Wert des Bodens und damit die tiefblaue Blütenfarbe erhalten. Alternativ wird saurer Kompost selbst angesetzt und in das Substrat eingearbeitet.
Sauren Kompost selbst herstellen
Für Gärten, die einen großen Bestand an Hydrangea beherbergen oder einen hohen Anteil an blühenden Pflanzen, die eine saure Bodenqualität bevorzugen, bietet es sich an, einen sauren Komposthaufen anzulegen. Neben den herkömmlichen Bestandteilen eines Komposthaufens, wie Pflanzenreste, Rasenschnitt, Gemüse- und Obstabfälle, sollten zu 10 % die folgenden Stoffe enthalten sein:
- Kiefernnadeln
- Eichenlaub
- Azaleenblüten
- Sägemehl
Hobbygärtner, die jedes Jahr ein großes Laubaufkommen zu bewältigen haben, legen einen reinen Laubkomposthaufen an:
- Die verschiedenen Laubarten mischen.
- In einen Komposter oder ein geeignetes Gefäß einfüllen.
- Es darf keinen geschlossen bzw. festen Boden haben.
- Als erste Schicht grobes Material, wie Äste und Zweige einfüllen.
- Wenn möglich, das Laub häckseln, damit es nicht zusammen pappt.
- Abwechselnd mit dünnen Schichten aus Gartenerde aufschütten.
- Bei Bedarf Kompostbeschleuniger verwenden.
Wird der Laubkomposthaufen im Frühjahr umgesetzt, steht ab dem Herbst das saure Düngematerial zur Verfügung. Wichtig zu beachten ist, dass es nur leicht in die Pflanzerde der Tellerhortensie eingearbeitet und keinesfalls eingegraben wird. Dank dieser Maßnahme erhalten die Tellerhortensien alle Nährstoffe, die sie brauchen, um eine üppige Blütenpracht zu entwickeln, wobei gleichzeitig sichergestellt wird, dass blaue Hydrangea auch blau bleiben.
Vermehren
Hat sich die Tellerhortensie im Garten dank sorgfältiger Pflege und regelmäßigen Schneidens als dekoratives, lange blühendes Gestaltungselement etabliert, stellt sich schnell der Wunsch ein nach weiteren Exemplaren. Die Vermehrungsmethode mit der höchsten Erfolgsquote funktioniert mithilfe von Stecklingen. In der Zeit von Ende Mai bis in den Juni hinein werden von der Mutterpflanze mehrere Triebe jeweils knapp über einer Knospe abgeschnitten. Sie sollten über zwei Blattpaare und eine Länge von 10 cm bis 15 cm verfügen. Die beiden Blätter am unteren Ende werden abgeschnitten, weil die Stecklinge an dieser Stelle ein neues Wurzelsystem entwickeln sollen.
Gartenfreunde, die sich auskennen, forcieren den Vorgang, indem sie diesen Teil der Triebe in Bewurzelungspulver aus Meeresalgen-Extrakt oder in Weidenwasser tauchen. Die nächsten 14 Tage verbringen die Stecklinge in einem kleinen Topf, der mit Anzuchterde gefüllt ist, die permanent leicht feucht gehalten und mit einer Klarsichtfolie bedeckt wird. Nach weiteren 14 Tagen ist die Bewurzelung soweit fortgeschritten, dass die Folie entfernt werden kann. Sobald der Anzuchttopf vollständig durchwurzelt ist, werden die Jungpflanzen umgetopft. In der kalten Jahreszeit gesellen sie sich zu den Kübelpflanzen im hellen und kühlen Winterquartier, bis die Tellerhortensien im nächsten Frühling ins Beet eingepflanzt werden können.
Schöne Sorten
Eine breit gefächerte Palette an farbenprächtigen Sorten der Tellerhortensie stellt den engagierten Hobbygärtner vor die Qual der Wahl:
Tellerhortensie ‚Blaumeise‘
- Wuchshöhe bis maximal 130 cm
- herrlich blaue Blüten
- Blütezeit Juni bis September
- Alaun erhält die blaue Farbe
Tellerhortensie ‚Fasan‘
- Wuchshöhe 100 cm bis 130 cm
- dekorative purpurne Blüten
- Blütezeit Juli bis September
- buschig und aufrecht wachsend
Tellerhortensie ‚Lanarth White‘
- Wuchshöhe 90 cm bis 120 cm
- strahlend weiße Blüten
- Blütezeit Juli bis September
- ideal für den kleinen Garten
Tellerhortensie ‚Bluebird‘
- Wuchshöhe bis 140 cm
- innere Blüten sind lila
- die äußeren Scheinblüten hellblau
- Blütezeit Juli bis Oktober
- besonders robuste Sorte
Gefüllte Tellerhortensie You & Me ‚Romance‘
- Wuchshöhe 100 cm
- Blütenfarbe je nach pH-Wert rosa oder blau
- Blütezeit Juni bis September
- winterhart bis -25° Celsius
Fazit
Statt mit Dominanz punktet die Tellerhortensie mit Anmut und grazilem Habitus. Längst ist sie herausgetreten aus dem Schatten der mit ihr verwandten Bauern- und Gartenhortensien und das gerade weil sie auch im lichten Schatten gedeiht. Wer sich mit ihren Ansprüchen hinsichtlich der Pflege und des Schneidens vertraut macht, bereichert den Garten mit einem ausdauernd blühenden Halbstrauch mit charaktervoller Ausstrahlung. Eine besondere Faszination in der Kultivierung der Hydrangea serrata liegt im Umstand, dass es in der Hand des Gartenfreundes liegt, in welcher Farbe die Blüten erscheinen. Das bringt ein ungeahntes Maß an spannender Unterhaltung in die Hobbygärtnerei.