Die meisten Gärtner stecken viel Zeit und Liebe in ihre Pflanzen. Doch selbst wenn für optimale Bedingungen gesorgt wird, können die Pflanzen im Garten von Krankheiten oder Schädlingen heimgesucht werden. Leider werden Clematis, insbesondere die großblumigen Arten mit ihren wunderschönen und farbenprächtigen Blüten, manchmal von Welkepilzen befallen. Die Clematiswelke gehört zu den gefürchteten Pilzerkrankungen, welche die Reben in kurzer Zeit komplett absterben lassen. Wir haben die wichtigsten Regeln zur Vorbeugung und Bekämpfung der Clematiswelke für Sie zusammengestellt.
Zarte Kletterpflanzen
Waldreben, auch Clematis genannt, kommen in etwa 300 verschiedenen Arten überwiegend in den gemäßigten Zonen vor. In Gärten werden überwiegend Hybriden verwendet, die besonders zahlreiche, große und farbenprächtige Blüten tragen. Sie ranken an Nachbarpflanzen oder anderen Stützen wie Spalieren empor und begrünen Zäune, Hecken, Häuserwände sowie Rosenbögen. Die Stängel lassen sich kaum lösen, wenn sie den Halt einmal umklammert haben. Dieses Gerüst muss aber sehr stark verankert sein. Ein dünner Stab alleine reicht nicht aus, denn wenn die Clematis nicht genügend Stütze hat, knicken die Triebe schnell ab, wenn es windig ist. Dann hat die Clematiswelke ein leichtes Spiel. Denn die Sporen der Pilze, die für die Welke verantwortlich sind, warten schon im Boden, um in verletzte Teile der Pflanze einzudringen.
Die wenigsten wissen, dass es sich bei der Clematiswelke im Grunde genommen um zwei verschiedene Krankheiten handelt, die auch einen unterschiedlichen Krankheitsverlauf haben:
- Phoma-Welke
- Fusarium-Welke
Phoma-Welke
Am häufigsten wird die Clematis von der Phoma-Clematiswelke befallen. Erste Anzeichen für den Befall mit dem Pilzerreger (Ascochyta clematidina) sind im Mai oder Juni an der Pflanze zu erkennen: Auf den bodennahen, älteren Blättern erscheinen kleine, gelblich-braune Flecken, die sich schnell ausbreiten. Zunächst noch rund werden die Flecken im weiteren Krankheitsverlauf unförmig und dunkler. Schließlich breiten sie sich auf dem ganzen Blatt aus, das dann abstirbt. Der Pilz verbleibt aber nicht auf den Blättern – wie bei der harmlosen Blattfleckenkrankheit – sondern breitet sich auch in den Stängeln und Trieben aus. Generell können zwar alle Clematis-Arten befallen werden, in der Regel ist aber nur bei den großblütigen Hybriden Eine vollständige oberirdische Zerstörung der Pflanze zu verzeichnen. Bei den ursprünglichen Arten geht das Krankheitsbild oft nicht über kleine Flecken auf den Blättern hinaus und ist relativ harmlos.
Bekämpfen
Es ist entscheidend für die Rettung der Pflanze, dass der Befall frühzeitig erkannt wird. Zuerst sind immer die älteren Blätter im unteren Drittel der Clematis betroffen. Deshalb sollten alle Waldreben im Garten ab Mitte Mai in regelmäßigen Zeitabständen auf Blattflecken kontrolliert werden. Dabei dürfen die Intervalle nicht zu weit auseinanderliegen, denn schon innerhalb von zwei Wochen können ganze Triebe absterben.
- Welke Blätter und Triebe entfernen.
- Im Restmüll entsorgen.
- Nicht auf den Kompost werfen (unkontrollierte Ausbreitung!)
- Mit handelsüblichem Fungizid einsprühen.
Insofern der Pilz noch nicht durch die Leitungsbahnen auf die Triebe oder die ganze Pflanze übergegangen ist, erholt sich die Pflanze in der Regel schnell. Bei zu später Erkennung kann die Clematis trotz Fungizidbehandlung meist nicht mehr gerettet werden, da der Pilz schon das Triebinnere erreicht hat und dort nicht mehr bekämpft werden kann.
Da der Pilz nicht in den Wurzelbereich eindringt, kann es sein, dass trotz kompletten Absterbens der oberen Pflanzenteile die Clematis überlebt und nach zwei bis drei Jahren wieder austreibt. Es ist also nicht notwendig, die Wurzeln auszugraben. Wer seiner Clematis ein wenig Zeit gibt, kann manchmal nach einiger Zeit eine positive Überraschung erleben.
Vorbeugen
Die abgestorbenen Triebe und das abgefallene Laub der befallenen Clematis sind mit dem Pilz infiziert und können bei Kontakt jederzeit andere Pflanzen im Garten anstecken. Deshalb muss unbedingt für peinliche Hygiene gesorgt werden.
- Alle abgefallenen Blätter aufheben.
- Auch das vertrocknete Laub aus dem Vorjahr.
- Zusammen im Hausmüll entsorgen.
- Verwendetes Werkzeug mit heißem Wasser oder Alkohol gründlich desinfizieren.
Pflanzen werden nur in feuchtem Zustand infiziert. Deshalb sollte die Clematis einen regengeschützten Standort haben, an dem die Luft gut zirkulieren kann.
Fusarium-Welke
Verursacht wird diese weniger häufig vorkommende Clematiswelke, die sogenannte Fusiarose, durch einen Schleimpilz namens Coniothyrium clematidis-rectae. Dieser dringt von außen über Verletzungen im Gewebe der Pflanzen ins Holz ein. Dort verbreitet er sich über die Versorgungsleitsysteme in der Pflanze und sorgt für Verstopfungen, sodass die oberen Pflanzenteile nicht mehr ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden können. Besonders häufig sind großblumige Arten sowie Jungpflanzen betroffen. Jede Clematis kann prinzipiell erkranken. Ist die Pflanze kräftig und gesund, ist sie in der Regel besser geschützt. Besonders häufig sind es die alten oder schwachen Clematis-Stöcke, die als Erste infiziert werden. Ebenso begünstigen Beschädigungen der jungen Triebe sowie am Grund des Stängels einen Befall. Diese können durch starke Winde, mechanische Einflüsse (beispielsweise bei der Gartenarbeit oder durch Tiere und spielende Kinder) oder auch großen Temperaturschwankungen entstehen.
Anders als bei der Phoma-Welke welken bei der Fusiarose alle Blätter und Triebe überhalb der Schadstelle schlagartig. Sie verfärben sich zudem nicht punktförmig, sondern beginnen mit einem braunen Rand, der sich zur Blattmitte hin ausbreitet. Da der Pilz relativ hohe Temperaturen (20-30 Grad) benötigt, treten erste Anzeichen für die Fusarium-Welke selten vor Mitte Juni auf.
Bekämpfen
Wenn ab Juni einzelne Triebe der Clematis ohne erkennbaren Grund plötzlich absterben, ist wahrscheinlich die Fusarium-Clematiswelke Schuld. Jetzt ist schnelles Handeln wichtig:
- Alle Triebe umgehend bodennah abschneiden.
- Alle abgefallenen Blätter (auch aus dem Vorjahr) aufsammeln.
- In Plastiktüte geben und im Hausmüll entsorgen.
- Niemals auf den Kompost werfen (Infektionsgefahr anderer Pflanzen).
- Schneidgeräte nach Gebrauch desinfizieren.
- Fungizide sind bei der Fusarium-Welke wirkungslos.
Wenn die Fusarium-Welke frühzeitig erkannt wird und der Gärtner zügig handelt, stehen die Chancen gut, dass sich die Clematis nach einiger Zeit wieder erholt. Denn wie bei der Phoma-Welke dringt der Pilz nicht in den Wurzelbereich ein, sondern befällt lediglich Triebe und Blätter.
Vorbeugen
Natürlich können von Anfang an widerstandsfähige Arten ausgewählt werden. Das ist aber nicht die einzige Möglichkeit, das Befallsrisiko zu verringern. Der richtige Schutz fängt schon beim Kauf an: Eine kräftige Pflanze im 2- bis 3-l-Container hat ihre kritische Zeit schon hinter sich.
Als vorbeugende Maßnahmen gegen die Fusarium-Clematiswelke sind vor allen Dingen die Auswahl des richtigen Standortes und eine gute Vorbereitung des Bodens beim Pflanzen wichtig. Von der Welke werden in der Regel Pflanzen heimgesucht, die an ungeschützten oder feuchten Stellen im Garten stehen. Durch ungünstige Bedingungen geschwächte Pflanzen sind deutlich anfälliger als gesunde, kräftige Exemplare.
Standort
- regengeschützt
- windgeschützt
- geschützt vor starken Temperaturschwankungen (kalte Winde, Mittagssonne)
- Am besten sind Standorte geeignet, an denen die Morgen- oder Abendsonne für ein paar Stunden scheint.
- In sehr sonnigen Lagen Schattiernetz anbringen.
- Spalier in genügendem Abstand zur Hauswand anbringen.
Boden/Pflanzen
- Vor dem Pflanzen den Boden gründlich auflockern.
- Alle alten Wurzeln von Nachbarpflanzen entfernen.
- Gegebenenfalls Drainage aus Sand oder Kies einbringen.
- Rhizomsperre oder ein altes Brett im Wurzelbereich graben (gegen Wurzelkonkurrenz durch Nachbarpflanzen).
- Es kann auch der Topf genutzt werden, in dem die Clematis gekauft wurde. Dann aber den Boden des Topfes vorsichtig herausschneiden.
- Boden mit viel Laubhumus oder reifem Kompost anreichern (etwa zwei Spaten tief).
- Leicht schräg einpflanzen und zwei Augenpaare tiefer als im Topf.
- Unkrautwuchs durch Aufbringen von Rindenmulch unterdrücken.
Pflege/Pflegefehler
- Niemals den Boden unter der Clematis harken (Beschädigung der Wurzel oder Triebe möglich).
- Alle Beschädigungen der Triebe unbedingt vermeiden (hier findet der Pilz Angriffspunkte).
- Staunässe schwächt die Pflanze (im Extremfall Wurzelfäule).
- Nur im Wurzelbereich gießen, nicht jedoch über die Blätter.
- Unbedingt die Schnittregeln beachten.
- Jungpflanzen in den ersten zwei Jahren unbedingt regelmäßig düngen sowie wässern.
Clematis mögen es im Wurzelbereich gerne kühl. An ihrem natürlichen Standort am Waldrand im Schatten der Bäume müssen sie sich ihr Sonnenlicht erst erkämpfen. Kein Wunder also, wenn ihnen die Vollsonne um Wurzelbereich (vor allem in einem aufgeheizten Kübel) nicht behagt.
Unempfindliche Arten
Wer sich absichern möchte, sollte beim Kauf einer Clematis lieber auf ursprüngliche Arten wie die Italienische Waldrebe (Clematis viticella) zurückgreifen.
- Prinz Charles: zartes Hellblau, manchmal leicht Rosa
- Etoile Violette: samtig Violett
- Betty Corning: hellblaue Glöckchen
- Alba Luxurians: Weiß
Es gibt aber auch durchaus ein paar großblütige Hybriden, die wenig anfällig sind:
- General Sikorski: Mittelblau mit violetten Streifen (Frühjahrsblüher)
- Pink Champagne: intensives Rosa (Frühjahrsblüher)
- Niobe: dunkelsamtrot (Frühjahrsblüher)
- Gypsy Queen: dunkelviolett (Sommerblüher)
- Hagley Hybrid: helles Rosa (Sommerblüher)
- Jackmannii: Blauviolett (Sommerblüher)
- Viola: Blauviolett bis Schwarz (Sommerblüher)
Auch die kleinen, tulpenförmigen Blüten der Clematis texensis sind sehr robust:
- Duchess of Albany: Rosa mit hellen Streifen
- Prinzess Diana: leuchtend Rosa bis Lachs
Sehr widerstandsfähig sind viele goldgelbe Sorten der Clematis tangutica:
- Helios: Gelb, lange Blütezeit
- Bill MacKenzie: gelbe Glöckchen
Fazit
Der Schutz vor der Clematiswelke fängt schon mit dem Kauf der Pflanze an. Suchen Sie gezielt nach resistenten Arten. Beide Arten der Clematiswelke kommen oft nur dann vor, wenn die Pflanze an einem ungünstigen Standort steht und geschwächt ist. Während bei der Phoma-Welke das Abzupfen der Blätter und eine Behandlung mit Fungiziden schon sehr wirkungsvoll zur Bekämpfung sein kann, muss bei der Fusarium-Welke etwas radikaler vorgegangen werden. Sterben plötzlich ganze Triebe ab, sollte die Clematis sofort bodennah abgeschnitten werden. Erkennt man die Clematiswelke rechtzeitig, kann die Pflanze den Pilzbefall durchaus überstehen, auch wenn es manchmal zwei Jahre dauert, bis sie wieder austreibt.