Die mächtigen Riesenlilien zählen zur Gattung der Liliengewächse. Die Pflanzen sind nicht einfach nur unglaublich großwüchsig, sondern haben ebenso prächtige Blüten. Besonders schön sehen sie an Waldrändern oder in Gesellschaft von Sträuchern und Bäumen aus. Vor allem dann, wenn deren dunkles Laub einen schönen Kontrast zu den meist reinweißen Blüten bildet. Riesenlilien können bis über drei Meter Wuchshöhe erreichen. Ihre imposanten Trompetenblüten verbreiten zwischen Juli und August einen betörenden Duft im sommerlichen Garten. Lesen Sie hier alles über die Pflege und Anzucht der eleganten Schönheit.
Arten
Die Riesenlilie kommt ursprünglich nur in drei verschiedenen Arten vor, die alle in Asien beheimatet sind. Im Handel gehören sie zu den Raritäten für Gartenliebhaber, die ihnen meist einen Ehrenplatz in ihrem Garten einräumen.
- Chinesische Riesenlilie: Wuchshöhe bis 80 Zentimeter,
- Herzblättrige Japanische Riesenlilie: Wuchshöhe bis 2,5 Meter
- Himalaja-Riesenlilie: Wuchshöhe 2-4 Meter, in zwei Unterarten:
- Gewöhnliche Himalaja-Riesenlilie
- Rotstängelige Himalaja-Riesenlilie
Als Cardiocrinum giganteum wird üblicherweise nur die größte Art der Riesenlilien, die Himalaja-Riesenlilie bezeichnet.
Aus den Samen wachsen aufrechte Triebe mit rosettenförmig angeordneten, herzförmigen Blättern, die eine glänzende dunkelgrüne Oberfläche haben. Riesenlilien sind mehrjährige Pflanzen, die erst zum Ende ihrer Lebenszeit ihre Blüten ansetzen. Es ist deshalb ein wenig Geduld nötig, die sich jedoch auszahlt. Die Riesenlilie blüht nach etwa drei bis fünf Jahren. Dann entwickelt sie einen kräftigen, oft meterhohen Blütenstamm mit vier bis zwanzig trompetenförmigen Blüten. Die Blüten sind meist reinweiß, duften kräftig und können eine Größe bis zu 20 Zentimeter erreichen. Einige Hybridarten weisen einen farbigen oder dunklen Grund auf oder haben rosarote Blütenränder.
Standort
Riesenlilien bevorzugen einen halbschattigen Platz im Garten und lockere, nährstoffreiche und immer feuchte Bodenverhältnisse.
- Blütezeit: ab Juni
- Lichtbedarf: absonnig bis stundenweise halbschattig (keine Vollsonne)
- hohe Luftfeuchtigkeit
- windgeschützt
- Boden: nährstoffreich, feucht und tiefgründig
- Gut eignen sich sandig-lehmige oder sandig-tonige Böden.
- Gutes Wasserspeichervermögen
- Keine Staunässe!
- Vertragen auch torfhaltige oder leicht kalkhaltige Böden.
- Ideal: am Waldrand oder unter hohen Laubgehölzen
Pflanzen
Zwar können Cardiocrinum giganteum auch im Herbst gepflanzt werden, deutlich besser eignet sich jedoch das Frühjahr. Am besten kommen Riesenlilien zur Geltung, wenn sie in Gruppen von drei bis fünf Exemplaren gesetzt werden. Ab und an sind Jungpflanzen in Töpfen erhältlich, häufiger jedoch werden Riesenlilien als Zwiebeln angeboten. Diese können Sie ab dem frostfreien Frühjahr direkt in den Gartenboden einpflanzen.
- Pflanzabstand: etwa halbe Wuchshöhe, je nach Art zwischen 30 und 80 Zentimeter
- Schwere Böden: Mindestens 70 Zentimeter tiefe Grube ausheben.
- Auf den Grund alte Ast- oder Rindenstücke, verholzte Stängel oder andere Materialien als Drainage einbauen (mindestens 15 Zentimeter).
- Auffüllen mit Wald- oder Lauberde, humoser Gartenerde oder kompostgemischter Erde.
- Zwiebeln nur so tief pflanzen, dass die Triebspitze leicht aus dem Boden herausragt.
- Zwiebeln mit maximal zehn Zentimeter Erde bedecken.
- Nach dem Austreiben gut mulchen, das hält die Feuchtigkeit im Boden.
- Leicht angießen und stets feucht halten.
Pflege
Generell gehört die Riesenlilie zu den wenig pflegeintensiven Pflanzen. Steht sie an einem günstigen Platz im Garten, muss der Boden lediglich immer leicht feucht gehalten werden. Er darf niemals austrocknen, aber auch keine Staunässe entwickeln. Bei einem nährstoffeichen und humosen Boden ist in den ersten Jahren kein zusätzlicher Dünger notwendig. Bei nährstoffärmeren Böden kann man mit Langzeitdüngern wie Hornspänen den Nährstoffgehalt erhöhen. In dem Jahr, in dem die Cardiocrinum giganteum ihre Blüte entwickelt, sollte man unbedingt zusätzlich düngen. Bei der Ausbildung des Blütenstammes und der Reife der Samen benötigt die Pflanze deutlich mehr Nährstoffe, sonst kommt es zu verkümmerten (und wenig keimfähigen) Samen. Riesenlilien benötigen während des Jahres und auch vor dem Winter keinen Rückschnitt. Lediglich abgestorbene Pflanzenteile sollten regelmäßig entfernt werden.
Ernte der Samen
Für eine Vermehrung aus Saatgut sind samenfeste Arten der Cardiocrinum giganteum notwendig. Hierzu gehören altbewährte Zuchtsorten und ursprüngliche Sorten. Hybride Arten eignen sich zur Vermehrung wenig. Sie sind entweder nur sehr schlecht keimfähig oder sehen schon in der nächsten Generation völlig anders aus. Neben einer guten Nährstoffversorgung während der Blütezeit benötigt die Riesenlilie auch genügend Wasser. Der Boden sollte jedoch niemals wirklich nass, sondern nur feucht sein. Zum Ende der Blütezeit wird das Gießen deutlich reduziert, damit die Samen schneller reifen können. Die Samen der Riesenlilie reifen in einer Schote heran. Die Reife ist erreicht, wenn diese sich braun färbt, trocknet und am Ansatz leicht öffnet. Möglicherweise ist eine Nachtrocknung auf einem trockenen, saugfähigen Tuch notwendig. Die Samen sind, insofern sie trocken und kühl gelagert werden, über einige Jahre keimfähig.
Aussaat
Die Samen der Riesenlilie muss man vor dem Keimen für einige Wochen einer Kälteperiode aussetzen. Dazu mischt man die Samen mit feuchtem Sand und legt sie für etwa 10-12 Wochen in den Kühlschrank (Gemüsefach). Erst nach dieser Zeit kann man die Samen in Substrat in Blumentöpfe oder ein Zimmergewächshaus säen. Der beste Zeitpunkt für die Kaltphase (Stratifikation) ist im Winter (November/Dezember). Die Aussaat erfolgt dann etwa drei Monate später.
- Zeitpunkt: Im Frühjahr in Töpfen im Freien oder in kaltem, frostfreiem Gewächshaus
- Alternativ in unbeheiztes Treppenhaus stellen.
- Substrat: Kakteenerde, Anzuchterde
- Substrat leicht anfeuchten.
- Samen einlegen und nur leicht mit Erde bedecken.
- Keimtemperatur: Um 10 Grad, nicht zu warm halten (Keimung bleibt bei hohen Temperaturen aus).
- Die Töpfe im Freien halbschattig aufstellen.
- Zur besseren Feuchtigkeitsregulierung mit Glasscheibe oder Folie abdecken.
- Heller Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung.
- Keimzeit: unregelmäßig zwischen 8 und 24 Wochen.
- Erde konstant leicht feucht halten.
Beim Gießen muss sehr vorsichtig gearbeitet werden. Ein Schwall Wasser aus der Gießkanne schwemmt Erde und Samen leicht weg. Deshalb ist es einfacher, mit der Sprühflasche die Erde einzunebeln. Da die Töpfe in der Regel recht klein sind und man auch nur die Oberfläche anfeuchtet, hält sich der Aufwand hierfür in Grenzen.
Das richtige Substrat
An das Substrat werden hohe Ansprüche gestellt. Nicht jede beliebige Garten- oder Blumenerde ist auch für die Anzucht von Pflanzen aus Samen oder Stecklingen geeignet. Eine gute Aussaaterde sollte folgende Eigenschaften aufweisen:
- arm an Nährstoffen (die jungen Pflanzen vertragen keine hohen Salzgehalte)
- gute Speicherkapazität für Wasser.
- gute Durchlässigkeit für Wasser (gegen Staunässe)
- frei von Pilzsporen und Krankheiten
- frei von Unkrautsamen
Da normale Blumenerde stets einen Dünger enthält, sollte man bei der Anzucht von Riesenlilien auf nährstoffarme Substrate zurückgreifen. Gut geeignet sind Anzuchterde, Kakteenerde und Kokohum (aus den Fasern der Kokosnuss).
Anzucht
Wenn die Samen gekeimt haben, kann die Temperatur etwas erhöht werden. Am besten stehen die jungen Pflänzchen an einem hellen Standort bei etwa 15-18 Grad. Wenn die Sonne direkt auf die Pflanzen scheint, vor allem durch eine Glasscheibe, entstehen lokal leicht sehr hohe Temperaturen. Das führt schnell zu Verbrennungen oder einem Vertrocknen der noch sehr empfindlichen Cardiocrinum giganteum. Ist der Keimling ein paar Zentimeter gewachsen, kann man die Glasscheibe oder Folie entfernen. Das Substrat sollte man aber weiterhin feucht halten. Staunässe hingegen begünstigt die Bildung von Schimmel und hat nicht selten ein Verfaulen der Jungpflanze zur Folge.
- Pflanzen in den ersten zwei Jahren im Topf belassen.
- Regelmäßig gießen und düngen.
- Gegebenenfalls in größere Gefäße umtopfen.
- Substrat: humose Blumenerde, sandhaltig
- Überwintern im Topf: Kalt (5-10 Grad) und frostfrei
- Erst im dritten Jahr ins Freiland pflanzen.
Vegetative Vermehrung
Neben der üblichen Verbreitung über Samen können sich Riesenlilien auch vegetativ vermehren. Im Gegensatz zur Vermehrung durch Bestäubung und Samen entstehen hierbei absolut identische Nachkommen der Mutterpflanze. Nach der Blüte stirbt die Cardiocrinum giganteum ab und bildet dabei bis zu fünf Tochterzwiebeln im Boden. Diese können herausgenommen und verpflanzt werden oder auch an Ort und Stelle verbleiben. Sie treiben im nächsten Frühjahr neu aus und erlangen in den folgenden drei bis fünf Jahren erneut ihre Blühreife. Im Handel sind häufig diese Tochterzwiebeln von verschiedenen Hybriden erhältlich.
- Zeitpunkt: Im Frühjahr ins Freiland (Mai, nach den Eisheiligen)
- Pflanztiefe: Etwa 10 Zentimeter je nach Zwiebelgröße (nur wenig mit Erde bedecken)
- Pflanzabstand: halbe Wuchshöhe, je nach Art zwischen 30 und 80 Zentimeter
Überwinterung
Riesenlilien sind mehrjährige und meist ausgesprochen frostresistente Pflanzen. Einige Arten reagieren allerdings empfindlich auf ständige Wechsel zwischen Frost und Tauwetter. Hier kann eine dichte Decke aus Laub (mindestens 20 Zentimeter) schützen, die man mit einem Korb oder einem Gitter fixieren sollte. Im Frühjahr wird dann das Gitter oder der Korb entfernt. Das Laub sollte noch bis in den Mai liegen bleiben, um den frühen Austrieb von späten Nachtfrösten zu schützen. In sehr kalten Klimazonen kann man die Pflanze auch ausgraben und in einem 10- bis 15-l-Eimer kühl, aber frostfrei überwintern.
Krankheiten und Schädlinge
Riesenlilien sind wahre Schneckenmagnete. Wer erste Anzeichen von Fressspuren an der Pflanze entdeckt, sollte unbedingt großzügig Schneckenkorn ausstreuen. Ansonsten zeigen sich die Gewächse sehr robust und widerstandsfähig.