Wer nur einen flüchtigen Blick auf die weit verbreitete Taubnessel (Lamium) wirft, verwechselt das Blattwerk des Gewächses leicht mit den ebenso häufig vorkommenden Brennnesseln. Obwohl die Ähnlichkeit zwischen den beiden Pflanzenarten verblüffend ist, weisen die Taubnesseln als wesentlicher Unterschied keinerlei Brennhaare auf. Sowohl die Weiße als auch die Rote Taubnessel erfreuen sich im heimischen Garten keiner großen Beliebtheit und werden häufig wie klassisches Unkraut behandelt. Sehr geschätzt ist hingegen die in Europa zwar heimische, aber insgesamt seltener vorkommende Gefleckte Taubnessel, die dekorative Lippenblüten entfaltet und vielseitig einsetzbar ist. Absolut pflegeleicht und robust, gehört dieses Gewächs zu den beliebten staudenartigen Pflanzen im heimischen Garten.
Arten-Überblick
Die Art Lamium präsentiert sich in sehr unterschiedlichen Farben und Variationen, die jedoch alle einen ähnlichen Grundaufbau aufweisen. Insbesondere die Weiße Taubnessel wird dabei häufig mit der Brennnessel verwechselt, die ebenfalls weiße Blüten ausbildet. Zusammen mit der Roten Taubnessel, die rötliche Blüten ausbildet, wird das Gewächs wie Brennnesseln im heimischen Garten wie ein Unkraut behandelt und bekämpft. Wesentlich dekorativer erscheint die Gelbe Taubnessel, die auch „Goldnessel“ genannt wird und sattgelbe glänzende Blüten in den Blattachseln bergen, die im Sonnenlicht schimmernde Effekte entfalten.
Ihre Blätter sind dunkelgrün und enthalten eine zartgelbe Zeichnung, die den dekorativen Effekt noch unterstreicht. Gefördert und bewusst angebaut wird in der heimischen Grünanlage neben der Goldnessel jedoch vor allem die Gefleckte Taubnessel, bei der insbesondere die dekorativen Sorten durch ihre zarte Farbgebung überzeugt. Während die Sorte „White Nancy“ schimmernde, silbrig überhauchte Blätter präsentiert, bildet „Silbergroschen“ silberweißes Laub aus, das mit einem satten Grün am Rand gesäumt ist. Als Kleinstaude, die einen buschigen Wuchs zeigt und durch Ausläufer größere Teppiche ausbildet, kann man die Taubnessel in unterschiedlichen Bereichen der heimischen Grünanlage kultivieren. Dabei sind sich die unterschiedlichen Arten sowohl hinsichtlich des geeigneten Standortes, der Ansprüche an den Boden sowie der Vermehrungsmöglichkeiten und der Empfindlichkeit gegenüber bestimmter Erkrankungen und Schädlinge sehr ähnlich.
Standort und Boden
Alle Arten der Lamium gedeihen an halbschattigen Standorten besonders gut. Darüber hinaus werden jedoch auch Bereiche im Garten, die im Vollschatten liegen, gut vertragen. Insbesondere wenn eine optimale Wasserversorgung der Pflanze gewährleistet ist, kann man die Taubnessel darüber hinaus auch an absonnigen Standorten kultivieren. Doch nicht nur im Garten kann man die Taubnessel pflanzen; insbesondere die Gefleckte Variante eignet sich auch als Topfpflanze für den Balkon. Hier bevorzugt das Gewächs ebenfalls einen halbschattigen und hellen Bereich. Dabei kommt sie mit der Morgen- und Abendsonne gut zurecht.
Aufgrund dieser Eigenschaften ist die Taubnessel besonders gut zur Bepflanzung des Gehölzrandes im Garten geeignet; auch unter eingewachsenen Gehölzen kann das Gewächs kultiviert werden. Doch nicht nur zwischen Gehölzen dient die Taubnessel als ausgezeichneter Bodendecker, sondern die Pflanze präsentiert sich in naturnahen Gartenpartien insgesamt eine eindrucksvolle Dekoration in allen halbschattigen Bereichen.
Als Blattschmuckstaude stellt sie darüber hinaus in aussagekräftigen Pflanzungen einen echten Blickfang dar. Besonders eindrucksvoll wirkt das Gewächs dann in Kombination mit Astilben, Storchenschnäbeln oder Salomonssiegeln, ferner mit Kaukasus-Vergissmeinnicht, Farnen, Funkien und der Bunten Japan-Segge. Außerdem stellt die Taubnessel eine wertvolle Bienenweide dar, die im Sommer zahlreiche Insekten anzieht. Insgesamt eignet sich die Taubnessel sowohl als klassische bodendeckende Pflanze für den Garten als auch zur Gefäßkultur.
Neben dem idealen Standort ist auch die Wahl des Substrats von Bedeutung, wenn die Pflanze sich gut entwickeln soll. Für alle Sorten wird Erde mit folgenden Eigenschaften bevorzugt:
- locker
- humos
- reich an Nährstoffen
- frisch bis feucht
Von Vorteil ist auch eine hohe Durchlässigkeit des Substrats, die Staunässe verhindert. Zusätzlich wirkt sich ein moderater Lehmanteil günstig aus.
Gießen, Düngen, Überwintern
Insgesamt zeigen sich alle Arten der Lamium recht anspruchslos. Bei der Bewässerung sollte darauf geachtet werden, dass stets eine leichte Bodenfeuchte erhalten bleibt. Bei anhaltender Trockenheit während der Sommermonate ist es daher ratsam, das Gewächs regelmäßig zu gießen. Im Topf auf dem Balkon gehalten, darf die oberste Substratschicht zwar antrocknen, aber nicht komplett austrocknen. Dabei zeigt sich die Pflanze gegenüber gelegentlichen Wasseransammlungen im Untersetzer unempfindlich, sofern diese nicht mehrere Tage stehendes Wasser bilden. Während der Sommerzeit zwischen April und September sollte man die Taubnessel für eine optimale Nährstoffversorgung im Abstand von vier Wochen düngen. Zu diesem Zweck wird ein handelsüblicher Flüssigdünger verabreicht, zum Beispiel ein organischer Gemüsedünger. Allerdings sollte nur die Hälfte der empfohlenen Konzentration zur Nährstoffversorgung angesetzt werden. Im ersten Jahr nach dem Eintopfen oder Umtopfen ist die Gabe eines Düngers hingegen nicht erforderlich.
Ein gezielter Rückschnitt im Herbst empfiehlt sich grundsätzlich nicht. Zum einen stellen die Blätter einen dekorativen Winterschmuck dar, andererseits dienen diese gleichzeitig auch als Winterschutz der Pflanze. Diese zeigt sich je nach Sorte winterhart bis zu Temperaturen von -30°C. Zusätzlicher Winterschutz ist dann nicht erforderlich. Im Winter kann an frostfreien Tagen zusätzlich eine Bewässerung erfolgen. Gedüngt wird während der kalten Jahreszeit jedoch nicht.
Zur Pflege der Taubnessel gehört das regelmäßige Entfernen des Unkrautes, das nach dem Aufkeimen direkt weggeschnitten werden sollte. Fühlt sich die Pflanze an ihrem Standort besonders wohl, kann auch ein ungewolltes Wuchern zum Problem werden. Als Gegenmaßnahme wird hier das gezielte Abstechen empfohlen.
Vermehrung und Pflanzen
Die Vermehrung der Taubnessel kann grundsätzlich mit unterschiedlichen Methoden erfolgen:
- über Aussaat
- durch Teilung
- mit Hilfe von Stecklingen
- durch Selbstvermehrung
In wilden Anlagen oder naturnahen Gärten stehen zahlreiche Taubnesseln meist dicht nebeneinander; als Ursache für das zahlreiche Auftreten ist die Selbstvermehrung zu nennen, die insbesondere bei günstigen Standortbedingungen gelingt. Dabei vervielfältigt sich die Pflanze nicht nur über Samen, sondern auch über die Wurzeln; hierbei spielen die unterirdischen Ausläufer der Wurzelteile eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus ist auch eine gezielte Vermehrung des Gewächses möglich. Besonders einfach funktioniert dies über Teilung. Nach dem Abstechen heben Sie den Wurzelballen mit einer Grabegabel aus der Erde und zerpflücken ihn in zwei oder mehrere Teilstücke. Bei der Trennung sollten Sie die Verletzungsgefahr einzelner Pflanzenteile möglichst gering halten. Jedes Teilstück sollte mehrere Blätter und ein sorgfältig und reichhaltig ausgeprägtes Wurzelsystem verfügen. Die Teilung, die insgesamt bevorzugt im jüngeren Zuwachsbereich der Pflanze erfolgt, sollte stets nach der Blüte durchgeführt werden.
Des Weiteren kann man die Taubnessel auch über Stecklinge vermehrt. Die gewinnt man aus nicht blühenden Trieben im Sommer. Solche Kopfstecklinge werden mit einem sauberen Schnitt direkt unterhalb eines Knotens abgetrennt. Bevor man den Steckling in das vorbereitete Anzuchtsubstrat gibt, entfernt man die unteren Blätter. Nach dem Einstecken – wobei der ursprünglich basale Teil nach unten zeigt – muss zumindest ein Auge aus der Erde heraus schauen. In der Folgezeit ist eine hohe Luftfeuchtigkeit von besonderer Bedeutung, damit sich der Steckling optimal entwickeln kann. In diesem Zusammenhang hat es sich als sinnvoll erwiesen, eine Plastikhaube als Verdunstungsschutz über die das Pflanzengefäß zu stülpen. Sobald sich neue Blätter gebildet haben, kann die Taubnessel ausgepflanzt werden.
Die Bepflanzung bestimmter Gartenabschnitte mit Taubnesseln erfolgt dann grundsätzlich im Frühjahr oder im Herbst. Bei flächiger Verwendung hat es sich bewährt, pro Quadratmeter zwischen 8 und 15 Exemplare zu veranschlagen. Die Pflanzung ist sowohl in kleineren Trupps von 5 Pflanzen bis hin zu größeren Gruppen bis zu 40 Exemplaren möglich. Dabei sollte stets ein ausreichender Abstand zwischen den Gewächsen realisiert werden, der in der Regel zwischen 20 und 30 Zentimetern beträgt.
Krankheiten und Schädlinge gezielt behandeln
Taubnesseln zeigen sich bestimmten Krankheiten und Schädlingen gegenüber empfindlich. Häufig treten Pilzkrankheiten auf, die durch Pilze der Gattung Botrytis hervorgerufen werden. Als typisches Beispiel präsentiert sich in diesem Zusammenhang Grauschimmel, bei dem sich folgendes Schadbild zeigt:
- Weichwerten von Blättern und Stängeln
- Faulen von Blättern und Stängeln
- Bildung eines mausgrauen, stark stäubenden Pilzrasens
Ein optimal gewählter Standort hilft bereits im Vorfeld, das Risiko eines Befalls zu minimieren. Hierzu gehört auch ein durchlässiger, luftiger Boden, ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Exemplaren und das regelmäßige Ausgeben von Pflanzenstärkungsmitteln, zum Beispiel Gesteinsmehl. Im Akutfall werden betroffene Pflanzenteile entfernt.
Nicht nur Pilzbefall macht der Taubnessel zu schaffen; auch wenn das Gewächs von Blattläusen befallen wird, können Krankheitssymptome auftreten. Hierzu zählen vor allem Veränderungen der Blätter, die sich stark eingerollt und teils blasig aufgetrieben zeigen und insgesamt klebrige Pflanzenteile. Die Blattläuse selbst sind meist in dicht gedrängten Kolonien an der Unterseite der Blätter sowie an jungen Trieben zu sehen. Abhilfe schafft das Abspritzen der Pflanzen mit einem kräftigen Wasserstrahl oder diverse Spritzungen mit Rainfarntee, Brennnesselauszug oder Seifenlösung. Stark befallene Pflanzenteile werden entfernt.
Nahrungsmittel und Heilpflanze
Blätter Taubnesseln aus eigenem Anbau eignen sich hervorragend zum Verzehr, zum Beispiel in einem Frühlingssalat mit Wildkräutern. Besonders gut schmecken Taubnesseln in Kombination mir Safran. Durch Aussagen der Blüten gelangt man zudem an den süßen Nektar. Aufgrund des Gehaltes an Saponinen und Schleimstoffen entfaltet die Taubnessel darüber hinaus einen schützenden und beruhigenden Effekt auf die Schleimhäute und wird auch äußerlich bei Hauterkrankungen und Blutergüssen als Heilmittel verwendet.