Der Perlmuttstrauch besticht mit einer überreichen Fülle irisierend schimmernder, zartrosa Blütenglocken, dicht an dicht verteilt auf einer Wuchshöhe von bis zu 400 cm. Diese botanische Meisterleistung gelingt dem einzigen Mitglied der Gattung Kolkwitzia amabilis sogar noch im lichten Schatten. Mit der richtigen Pflege ziert der sommergrüne, winterharte Blütenstrauch Gärten und Parks über viele Jahre hinweg und entwickelt seinen malerischen Wuchs von schlank und aufrecht in der Jugend bis ausladend überbogen im Alter. Dabei verbreitet die Kolkwitzie einen betörenden Duft, der Schmetterlinge, Bienen und Hummeln in Scharen anlockt.
Pflege
Damit die phänomenale Ausstrahlung der Perlmuttstrauchs optimal zur Geltung kommt, sollte eine Kultivierung als Solitär im Beet oder im Kübel in erster Linie in Erwägung gezogen werden. Darüber hinaus eignet sich die Kolkwitzie als blühende Hecke, wobei in diesem Fall etwas Geduld erforderlich ist, denn mit einem Zuwachs von 20 cm bis 30 cm pro Jahr dauert es einige Zeit, bis sie als Sichtschutz dient. Im Rahmen der Pflege sind nur wenige Faktoren zu berücksichtigen:
- Gedeiht in normaler Gartenerde.
- Verträgt keine Staunässe.
- Sonnige bis halbschattige, geschützte Lage.
- Im Schatten ist die Blüte weniger reichhaltig.
- Junge Sträucher und Kübelpflanzen regelmäßig gießen.
- Später genügt im Beet landläufiges Regenaufkommen.
- Adulte Kolkwitzie vertragen auch längere Trockenphasen.
- In besonders nährstoffarmer Erde ab und zu Kompost einarbeiten.
- Kübelpflanzen erhalten alle 4 Wochen verdünnten Flüssigdünger.
Nach der Blüte verbleiben die eiförmigen mit einer stumpfen Spitze versehenen, smaragdgrünen Blätter den ganzen Sommer hindurch am Strauch. Im Herbst bringt der Kolkwitzia amabilis noch einmal Farbe in den Garten dank der schönen rotbraunen Laubfärbung.
Schneiden
Neben der verschwenderischen Blütenfülle, ist es insbesondere der wohlgeformte Habitus, der den Reiz des Perlmuttstrauchs unterstreicht. Das Schneiden sollte sich daher auf ein regelmäßiges Auslichten beschränken:
- In den ersten drei bis vier Jahren nicht Schneiden.
- Überalterte Zweige nach der Blüte bodennah abschneiden.
- Nach innen gerichtete Triebe entfernen.
- Sich kreuzende Äste beseitigen. Wenn möglich, einen stehen lassen.
- Erkennbar schwache Neutriebe um die Hälfte einkürzen.
Das Schneiden des Perlmuttstrauchs wird demzufolge so ausgeführt, dass ein unbeteiligter Betrachter gar nicht bemerkt, dass der Gartenfreund mit der Schere zu Werke ging. Wird allerdings das regelmäßige Auslichten alle 2 bis 3 Jahre versäumt, büßt der Blütenstrauch seine Vitalität ein. Im Prinzip ist ein Verjüngungsschnitt, also ein Setzen auf den Stock, auch bei der Kolkwitzia amabilis möglich; angesichts des langsamen Zuwachses, wird es indessen Jahre dauern, bis sich wieder ein ansehnlicher Strauch entwickelt.
Perlmuttstrauch im Kübel überwintern
Im Freiland ist der aus China stammende Blütenstrauch vollkommen winterhart. Damit die Kolkwitzie sich entsprechend auf die Vegetationsruhe vorbereiten kann, sollte lediglich darauf geachtet werden, dass sie ab September nicht mehr gedüngt und geschnitten bzw. ausgelichtet wird. Bei der Kultivierung im Kübel sind darüber hinaus noch weitere Maßnahmen für die Überwinterung zu treffen. Obgleich der Perlmuttstrauch selbst mit frostigen Temperaturen problemlos zurechtkommt, besteht im Kübel die Gefahr, dass der Wurzelballen durchfriert. Daher ist es ratsam, ihn in ein Winterquartier einzuräumen.
- Vor dem Einräumen gründlich auf Schädlinge untersuchen.
- In einem frostfreien Raum bei maximal 8° bis 10° Celsius aufbewahren.
- Geeignete Räume sind Garagen, Treppenhäuser und Treibhäuser.
- Ein beheizter Wintergarten ist eventuell zu warm.
- Möglichst luftig platzieren, um Schimmelbildung vorzubeugen.
- Nur wenig gießen und nicht düngen.
- Ausschließlich mit zimmerwarmem Wasser gießen.
- An sonnigen, frostfreien Tagen den Raum gut durchlüften.
- Auf Pflanzenhygiene peinlich genau achten.
- Perlmuttstrauch regelmäßig ausputzen, Unkraut beseitigen.
Abhängig von der Temperatur während der Überwinterung, treibt die Kolkwitzie bereits früh aus. Es spricht nichts dagegen, sie bereits ab April ins Freie zu bringen, damit sie abgehärtet wird. Sie sollte in diesem Fall jedoch einen Schutz vor Spätfrösten erhalten. Übrigens ist die starke Frühjahrssonne ebenfalls gefährlich für die ersten Blüten und Blätter, sodass sie eine leichte Beschattung vor Sonnenbrand bewahrt.
Sollte kein Raum für ein Winterquartier zur Verfügung stehen, ergreift der erfahrene Gartenfreund folgende Maßnahmen für eine sichere Überwinterung im Kübel:
- Das Pflanzgefäß auf einen Holz- oder Styroporblock stellen.
- An einer Hauswand auf der Südseite platzieren.
- Den Kübel mit Luftpolsterfolie oder Bastmatten umhüllen.
- Den Wurzelballen von oben mit Stroh und Reisig bedecken.
- An frostfreien Tagen eine kleine Dosis Wasser verabreichen.
- Während der Vegetationsruhe nicht düngen.
- Den frühen Austrieb mit Jutesäcken vor Frost schützen.
- In den ersten Frühlingswochen nicht in die Sonne stellen.
Ist eine Vermehrung durch Steckhölzer geplant, werden diese nicht vor Februar geschnitten.
Umtopfen
Wenngleich der Perlmuttstrauch zu den langsam wachsenden Halbsträuchern zählt, ist es nach zwei bis drei Jahren erforderlich, ihn in ein neues Pflanzgefäß umzutopfen. Ein sicheres Zeichen, dass die Zeit reif dafür ist, sind aus dem Wasserablaufloch herauswachsende oder sich nach oben herausdrückende Wurzeln.
Der neue Kübel sollte im Durchmesser nicht mehr als 10 cm größer sein als der bisherige und unbedingt über ein Ablaufloch für überschüssiges Gießwasser verfügen. Darüber wird eine Drainage anlegt aus Kieselsteinen, grobem Sand oder klein geschlagenen Tonscherben.
Als Substrat ist herkömmliche Blumenerde geeignet. Nachdem die Kolkwitzie aus ihrem bisherigen Pflanzgefäß ausgetopft wurde, nutzt der geübte Hobbygärtner die Gelegenheit, den Wurzelballen unter die Lupe zu nehmen. Vertrocknete oder verfaulte Wurzelstücke werden mit einem scharfen Messer abgetrennt und die Schnittwunden mit Holzkohleasche verschlossen. Daraufhin wird eine Schicht Blumenerde über der Drainage eingefüllt und der Perlmuttstrauch mittig darauf platziert. Das frische Substrat umhüllt den Wurzelballen bis wenige Zentimeter unter dem Rand des Kübels. Auf diese Weise stellt der kundige Gartenfreund sicher, dass beim Gießen nichts überschwappt.
Da jedes Umtopfen für die Kolkwitzia amabilis Stress bedeutet, wird diese Maßnahme im zeitigen Frühjahr, kurz vor dem Austrieb vorgenommen und nicht während der Wachstumsphase.
Krankheiten und Schädlinge
Der Perlmuttstrauch ist resistent gegen Krankheiten und Schädlinge. Kommt es trotzdem zu Problemen, sind diese zumeist auf Versäumnisse in der Pflege oder nichtparasitäre Ursachen zurückzuführen:
Spätfröste
Da die glockenförmigen Blüten der Kolkwitzie bereits im Mai erscheinen, sind sie gefährdet durch plötzlich auftretende Spätfröste. In der Zeit bis Mitte Mai sollte der Wetterbericht genau verfolgt werden, denn dort werden regional auftretende Bodenfröste angekündigt. Gartenfreunde, die das zauberhafte Blütenwachstum an ihrem Perlmuttstrauch schützen möchten, haben für diesen Fall Jutesäcke, Gartenvlies oder Luftpolsterfolie griffbereit. Mit wenigen Handgriffen ist die schützende Hülle übergestülpt und die Blütenpracht für dieses Jahr gerettet.
Witterungsschäden
Es geschieht zwar im Rahmen der Klimaerwärmung immer seltener, trotzdem kann es vorkommen, dass sich die Eisheiligen bis Mitte Mai mit einem Hagelsturm zurückmelden. Blätter, Knospen und Blüten des Perlmuttstrauchs, die durch Hagelkörner verletzt wurden, sollten sogleich entfernt werden, weil diese anfällig sind für den Befall durch Pilze oder Schädlinge.
Auftausalze
Zu den vielen positiven Attributen der Kolkwitzie zählt die robuste Trockenheitsresistenz. Sollten sich im Laufe des Sommers die Blätter trotzdem einrollen, sich verfärben und abfallen, liegt der Verdacht nahe, dass sie durch im Boden versickerte Auftausalze geschädigt ist. Im ersten Schritt sollte der Perlmuttstrauch durchdringend gewässert werden, wobei der Gartenschlauch mindestens 1 Stunde läuft. Tritt das Schadbild weiterhin auf, wird ein kompletter Bodentausch vorgenommen, die Pflanze durch regelmäßige Düngung gestärkt und häufiger gewässert, ohne, dass Staunässe entsteht. Vorbeugend sollten Sie im Bereich von Pflanzen keine Auftausalze verwenden, sondern umweltfreundliche Streumittel, wie Sand oder Holzkohleasche.
Vermehren
Bei winterharten Sträuchern, wie der Kolkwitzie, bieten sich für die schnelle und effiziente Vermehrung drei Methoden an:
Steckholz-Vermehrung
Im Gegensatz zu einem Steckling, verfügt das Steckholz über keine Blätter verfügt:
- Im Februar an einem frostfreien Tag einjährige, verholzte Triebe abschneiden.
- Jedes 15 cm bis 20 cm lange Steckholz verfügt über mehrere Blattknoten.
- Triebspitzen der Steckhölzer gerade abschneiden.
- Fehlt der oberste Blattknoten, fördert dies die Bewurzelung im unteren Teil.
- Den unteren Teil schräg abschneiden, um einer Verwechslung vorzubeugen.
- Falsch herum gepflanzte Steckhölzer bewurzeln nicht.
- An einem kühlen Ort zu 2/3 in Töpfe mit Anzuchterde stecken.
- Während der Bewurzelung Steckholz und Substrat leicht feucht halten.
Bis sich am Steckholz ein ausreichend kräftiges Wurzelsystem gebildet hat, darf er nicht zu hell oder in der Nähe eines sonnigen Fensters stehen, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass die jungen Triebe vergeilen. Übrigens praktizieren Gartenfreunde die Steckholz-Vermehrung auch direkt im Beet, wenn kein ausreichender Platz im Haus oder im Treibhaus vorhanden ist. In diesem Fall wird das Steckholz zu 2/3 an einem geschützten Platz im Garten direkt in die nicht gefrorene Erde gesteckt und an frostfreien Tagen leicht gegossen.
Stecklinge
Wer die Vermehrung während des Sommers bevorzugt, wählt die Stecklings-Methode. An einem milden Tag im Juni ohne prallen Sonnenschein wird ein 15 cm bis 20 cm langer halb verholzter Triebspitzen-Steckling geschnitten. Vollkommen grüne Stecklinge sind für diesen Zweck noch viel zu weich und unausgereift, um aus eigener Kraft zu bewurzeln.
- Den unteren Teil des Stecklings vollständig entlauben.
- Außerdem sämtliche Blüten entfernen.
- Der obere Teil muss über mehrere Blattknoten verfügen.
- Blattknoten sind erkennbar an Verdickungen unter der Rinde.
- Einen Topf mit Anzuchterde füllen.
- Das Einsteckloch für den Steckling vorbohren.
- Den Steckling zur Hälfte in die Erde pflanzen und anfeuchten.
- An einem nicht zu hellen, warmen Ort platzieren.
- Steckling und Substrat leicht feucht halten, jedoch nicht durchnässen.
- Weidenwasser forciert die Bewurzelung.
- Eine übergestülpte Klarsichttüte unterstützt ein geeignetes Mikroklima.
- Gleichzeitig werden Insekten davon abgehalten, ihre Eier im Substrat abzulegen.
- Die Tüte regelmäßig lüften, damit sich kein Schimmel bildet.
- Wachsen die Wurzeln aus dem Wasserablaufloch heraus, ist der Vorgang abgeschlossen.
Je wärmer der Standort während der Vermehrung, desto schneller erfolgt die Durchwurzelung des Topfes. Mit etwas Glück ist der junge Perlmuttstrauch bereits nach drei bis vier Wochen soweit, dass er ins Beet eingepflanzt werden kann.
Absenker
Die Kolkwitzia amabilis eignet sich dank ihrer gebogenen Äste ganz ausgezeichnet für die Vermehrung durch Absenker. Die Mutterpflanze sollte nicht zu jung, jedoch kräftig und gesund sein:
- Einen biegsamen Ast aus dem unteren Strauchbereich auswählen.
- Diesen bis zum Boden ziehen und die Stelle markieren.
- Dort das Erdreich auflockern und mit dem Spaten eine 10 cm tiefe Rinne ziehen.
- Den Astbereich zwischen Rinne und Mutterpflanze entlauben.
- An zwei oder drei Stellen mit einer Rasierklinge leicht anritzen.
- Den Absenker mit Erde bedecken und eventuell mit Steinen beschweren.
- Alternativ den Trieb mit Zeltheringen am Hochschnellen hindern.
- Die Triebspitze muss noch aus der Erde herausschauen.
Wenn der Absenker zu wachsen beginnt, ist dies das Signal, dass sich genügend Wurzeln gebildet haben. Den Zweig von der Mutterpflanze trennen und vorsichtig ausgraben, damit die noch zarten Wurzeln nicht beschädigt werden.
Fazit
Der Perlmuttstrauch hält, was sein Name verspricht. Mit seinen unzähligen zartrosa Blütenglocken und seinem malerischen Habitus ziert er den Garten als Solitär oder in der Gruppe als blühende Hecke. Nennenswerte Ansprüche an den Standort und die Pflege stellt die genügsame Kolkwitzie nicht, sodass sie auch an weniger lichtdurchfluteten Ecken gedeiht. Krankheiten und Schädlinge können dem Blütenstrauch nichts anhaben, solange seine Wurzeln nicht permanent im Wasser stehen. Im Sommer verträgt die sommergrüne Kolkwitzia amabilis im Beet sogar eine längere Durststrecke. Im Herbst zieht der Perlmuttstrauch dann noch einmal alle Blicke auf sich mit seiner tiefroten Laubfärbung, bevor er in einen Winterschlaf verfällt.