Der Weidenbohrer ist ein großer Nachtfalter, den man recht selten zu sehen bekommt. Seine Raupen dagegen sind keine Seltenheit, diese findet man recht häufig. Der Weidenbohrer lebt hauptsächlich in Auenwäldern, kommt aber auch in Siedlungsgebieten vor. Am häufigsten findet man ihn in der Nähe von Weiden, an fließenden Gewässern, auf Wiesen und in Parkanlagen. Im Juni und Juli ist die bevorzugte Flugzeit der Schmetterlinge, zu denen die Falter gehören. Sie fliegen aber schon von Ende Mai bis Anfang August. Die Raupe findet man von August bis Mai. Sie ist groß, eigentlich nicht zu übersehen.
Aussehen und Lebensweise des Weidenbohrers
Sowohl die Raupe als auch der Falter sind ganz charakteristisch gezeichnet. Die erwachsenen Tiere erreichen eine Flügelspannweite von bis zu 80 mm. Weibchen sind größer und dicker als die Männchen. Der Körperbau beider ist eher plump. Auf den hellgrauen Flügeln sieht man eine dunkelgraue Marmorierung bzw. feine Linien. Einige Teile der Flügel sind aber auch von eher bräunlicher Farbe. Insgesamt erinnert das gesamte farbliche Aussehen der Falter an Baumrinde, die perfekte Tarnung also. Weidenbohrer haben nur verkümmerte Saugrüssel, so dass sie keine Nahrung aufnehmen können. Deshalb werden sie auch nicht alt, mehr als einige Wochen, maximal bis zu drei Monate, älter werden sie nicht.
Als Schädlinge gelten die Raupen der Weidenbohrer, denn sie fressen sich durch das Holz vieler Laubbäume. Zwar bevorzugen sie Weiden, was aus dem Namen deutlich hervorgeht, aber sie verschmähen auch Pappeln, Birken, Schwarzerlen und Obstbäume nicht, was sie zum erklärten Feind der Hausgärtner macht. Besonders Apfel- und Birnenbäume sind betroffen. Das Raupen im Garten sind, soll man am deutlich wahrnehmbaren Essiggeruch feststellen können. Die Raupen selber sind ca. 100 mm lang, also richtig groß. Sie haben einen gelben Körper, allerdings mit einem breit gefärbten dunkelroten Rücken. Kopf und ein Teil des Nackenschildes sind schwarz. Der ganze Körper glänzt recht stark. Vereinzelt findet man kurze weiße Haare. Im Raupenstadium kann zwei- bis viermal überwintert werden.
Die Weibchen des Weidenbohrers legt ihre Eier ( bis zu 700) bevorzugt in kranke oder schon abgestorbene Bäume. Unsere Gärten sind aber viel zu aufgeräumt, so dass sich derartiges Holz dort kaum finden lässt. Deshalb werden auch gesunde Bäume genutzt. Die Raupen leben und fressen in der Rinde und häuten sich mehrmals. Sie dringen dann tiefer in das Holz ein und durchziehen es mit ihren Gängen. Diese können bis zu 2 cm breit sein. Wenn sich viele Raupen in einem Baum breit machen, kann es passieren, dass dieser abstirbt. Nach zwei bis vier Jahren ist die Entwicklung der Raupen abgeschlossen. Sie verpuppen sich. Die Puppen sind rot-gelb gefärbt und besitzen eine dunkle Dornenreihe entlang der Hinterleibssegmente. Ungefähr im Juni schlüpft der fertige Weidenbohrer und der Kreislauf beginnt von vorn.
Befall erkennen – Schadbild
Der Befall ist am Essiggeruch zu erkennen. In der unmittelbaren Nähe des Baumes riecht es nach Ziegen. Von außen sieht man Kot und Bohrspäne, beides in der unmittelbaren Nähe der Bohrlöcher. Diese sind breiter als hoch und recht groß. Das Problem ist, dass ein befallener Baum, der den typischen Geruch ausströmt, dadurch weitere Weibchen zur Eiablage anlockt. Dadurch kommt es zu einem starken Befall. Man findet viele Raupen, oft in ganz unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die Raupen wandern auch gern zu benachbarten Bäumen. Sie legen auch vergleichsweise weite Strecken zurück, überqueren sogar Straßen, wenn es sein muss.
Wenn man Äste abschneidet, findet man an und in den Fraßgängen Pilzinfektionen. Das ist typisch für den Weidenbohrer. Die Raupen lösen diese Infektionen aus, um das Holz besser verdaulich zu machen.
Vorbeugung
In Gegenden, die dafür bekannt sind, dass der Weidenbohrer dort auftritt, müssen die Bäume im Juni und Juli auf den Befall untersucht werden. Dann sind vor allem die Baumstämme wichtig. Von Juli bis September ist die Rinde zu untersuchen, am Stamm und an stärkeren Ästen. Fraßspuren deuten auf die Raupen hin.
Bekämpfung
Die Bekämpfung ist schwierig, denn oft kommt man gar nicht an die Raupen im Inneren des Baumes heran. Frühzeitige Erkennung hilft. Die jungen und nur die ganz jungen, noch auf der Rinde fressenden Raupen können, bevor sie sich ins Holz bohren, mittels einer gezielten chemischen Behandlung bekämpft werden. Helfen soll Spruzit® Schädlingsfrei von Neudorff. Ich habe allerdings nichts gefunden, was dies bestätigt. Das Mittel wirkt gegen saugende und beißende Insekten. Beides trifft auf die Raupen des Weidenbohrers nicht zu.
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Recht gut funktioniert die Methode, mit einem Draht in die Fraßgänge zu stechen und zu versuchen, die Schädlinge so abzutöten. Die Vorstellung allein bereitet mir aber Unbehagen. Außerdem kommt man so wahrscheinlich nicht an alle Raupen heran. Auch hier ist es wichtig, den Befall beizeiten zu entdecken und dann gleich zu handeln.
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Befallene Äste entfernen und verbrennen und das vor dem Schlüpfen der Falter. Es muss unbedingt bis in gesundes Holz geschnitten werden.
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Schnittwunden sind mit Wundverschlussmitteln zu behandeln.
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Bei einem starken Befall ist es oft sinnvoller, den Baum zu fällen und alles zu verbrennen. Notfalls muss auch die Wurzel gerodet werden, wenn da unten noch Fraßspuren zu finden sind. Wichtig ist, vor der Verpuppung der Raupen zu fällen.
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Eine chemische Bekämpfung ist fast unmöglich. Pflanzenschutzmittel stehen zulassungsbedingt nicht zur Verfügung.
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Eine Empfehlung habe ich gefunden, die bezog sich auf ein systemisch wirkendes Mittel, auf „Confidor“, hauptsächlich wegen dem Wirkstoff Imidacloprid. Das ist eine chemische Substanz der Bayer AG und wahrscheinlich die weltweit meistverwendete gegen Insekten. Imidacloprid kommt in verschiedenen bei uns im Handel erhältlichen Mitteln vor. Es ist ein Kontakt- und Fraßgift und hilft deshalb gegen saugende und beißende Insekten. Bei Kontakt müsste es aber gegen deutlich mehr Schädlinge helfen. Imidacloprid wirkt auf die Nervenzellen der Insekten.
Alternativer Tipp
Einige Male habe ich gelesen, dass es doch ein Mittel gegen die Raupen gibt. Es heißt Quassia und ein Extrakt aus Quassia amara, dem Surinam-Bitterholz. Dieses Mittel hat eine Fraß- sowie eine Kontaktwirkung gegen beißende und saugende Insekten. Es wirkt auf alle Fälle gegen Apfelblütenstecher und Apfelsägewespe, außerdem gegen Kirschfruchtfliege, Pflaumenwickler und zahlreiche Blattlausarten. Im Handel findet man Quassia oft unter Quassia-Pulver bzw. Bitterholz-Pulver. Häufig gibt es auch Quassia-Extrakt oder Quassia-Holz, geschnitten. Wichtig ist die zeitige Anwendung, ideal im Juni/Juli. Durch das wiederholte Bespritzen des Stammes kann man den Falter beim Schlüpfen oder bei der Eiablage vernichten. Auch ausschlüpfende Raupen, die sich noch außen am Stamm aufhalten, werden miterfasst.
Quassia-Holz wird z.B. in Wasser eingeweicht und gekocht. Es wird in deutlich mehr Wasser eingeseiht. Dazu kommt Schmierseife. Mit der Lösung wird gezielt gespritzt. Man lässt die Lösung auch direkt in die Gänge eintröpfeln oder spritzt sie mit Hilfe einer Spritze hinein. Die Brühe ist von Frühjahr bis zum Herbst haltbar. Das Bitterholz selbst kann wieder getrocknet und noch etwa zwei- bis dreimal genutzt werden.
Die Wirkung auf Nützlinge ist minimal. Weder Raubmilben noch Bienen werden getötet. Nebenwirkungen auf Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen, Wanzen, Bienen und Raubmilben konnten bei Versuchen nicht festgestellt werden.
Fazit
Der Weidenbohrer befällt hauptsächlich Weiden. Hin und wieder sind aber auch andere Bäume betroffen. Ärgerlich wird die Sache, wenn Obstbäume befallen werden. Bei rechtzeitigem Erkennen des Befalls ist eine gezielte Bekämpfung noch möglich. Später wird die Sache komplizierter. Anfangs kann man gegen die frisch geschlüpften Raupen noch mit Spritzmitteln vorgehen. Wenn diese tiefer in das Holz eindringen, wird die Bekämpfung zunehmend schwieriger. Bei leichtem Befall sollte versucht werden, befallene Äste abzuschneiden. Ist der Stamm selbst betroffen, bringt das natürlich nichts. Bei starkem Befall ist es meist besser, den Baum zu fällen und zu verbrennen, mit allen Raupen und Puppen drin. In der freien Natur sind fast alle Weiden vom Weidenbohrer befallen. Sind es nur wenige Schädlinge, ist das meist nicht schlimm. Bei starkem Befall brechen oft ganze Äste weg und im schlimmsten Fall knickt der Stamm einfach ab. Bei großen Bäumen in Siedlungsgebieten und an Straßen und Wegen kann das gefährlich sein.