Wer keine Zitruspflanze in seinen Wohnräumen stehen hat, ist wirklich selber schuld, er verzichtet auf köstlichen Duft, der Luftreinigung und Aromatherapie in einem bietet. Meist bereichert nur deshalb noch keine Zitruspflanze den Haushalt, weil die Pflege zu kompliziert erscheint. Deshalb stellen wir Ihnen nachfolgend die Bitterorange oder Pomeranze vor, die Pflanzen und die Pflege. Sie werden feststellen, dass es pflegeleichte Zitruspflanzen für Anfänger gibt, deren Früchte auch noch zu Delikatessen verarbeitet werden können.
Pflanzen, Standort und Wuchs
Zitruspflanzen sind der Inbegriff der Exotik, das hat aber (für uns leider) auch seinen Grund. Zitruspflanzen kommen aus warmen Regionen. Dort sind sie auch nachts Temperaturen gewohnt, die nur selten und wenig unter den Gefrierpunkt fallen.
Wir können Zitruspflanzen bei uns also nur im Kübel halten, der geschützt überwintert. Dafür fühlen sie sich in unseren Räumen ziemlich wohl. Unsere optimale Komfort-Luftfeuchtigkeit liegt in einem eher trockenen Bereich, um 45 Prozent. Meist ist sie tatsächlich aber etwas höher und damit kommt die Zitruspflanze gut zurecht. Auf jeden Fall brauchen Sie Ihrer Zitruspflanze zuliebe Ihre Räume nicht in ein Dampfbad verwandeln. Zitruspflanzen in immerfeuchten tropischen Gebieten wachsen zwar gut, fangen sich aber auch gerne alle möglichen Pilze ein.
Die Bitterorange ist also die ideale Zimmerpflanze für normale Wohnräume. Sie braucht einen hellen Standort, gerne in der Sonne, ohne merkbare Zugluft.
Im Sommer genießen die Zitruspflanze gerne Frischluft, in der Sonne oder im (hellen) Halbschatten. Auch hier möchte sie gerne windgeschützt stehen.
Die Bitterorange ist ein immergrüner Baum, der bis zu zehn Meter hoch werden könnte, im Kübel aber nur Höhen um zwei Meter erreicht. Die Blätter der Pomeranze sind dunkler und größer als bei vielen anderen Arten. Der Baum entwickelt eine runde Krone. Häufig werden die hier erhältlichen Pflanzen auf einem unbelaubten Hochstamm gezogen. Es gibt aber auch Bitterorangen, die eher in Strauchform gezogen werden.
Die Pflege der Pomeranze
Die Pflege der Zitruspflanzen ist allgemein sehr viel unkomplizierter, als viele Zimmergärtner vermuten. Man kann sie ganz normal im Zimmer halten, ohne dass Sie ständig mit Wassersprühgeräten unterwegs sein müssten wie bei so mancher Dschungelpflanze.
Helligkeit und Schutz vor Zugluft sind wichtig. Ansonsten brauchen Sie die Bitterorangen nur noch regelmäßig gießen und in der Wachstumssaison gelegentlich düngen.
Als Substrat eignet sich normale Erde, die gerne etwas angesäuert werden kann. Das können Sie z. B. tun, indem Sie gelegentlich Ihren Kaffeesatz unter die Kübelerde mischen. Er hat einen schwach sauren pH-Wert, enthält alles, was die Pomeranze an Nährstoffen braucht und sorgt gleich noch dafür, dass der Boden eine schön lockere Krümelstruktur erhält. Für Bitterorangen, die recht warm überwintert werden müssen, könnten Sie Cocossubstrat ausprobieren. Das beugt außerdem der Entwicklung von Pilzen vor.
Der Kaffeesatz enthält zwar Eisen, davon braucht die Pomeranze aber ziemlich viel. Wenn die Blätter hellgrün bis gelb werden, ist es Zeit für einen speziellen Zitrusdünger mit erhöhtem Eisengehalt oder ein reines Eisenpräparat (wenn die Blätter bereits gelb sind).
Bitterorangen sollten morgens oder abends gegossen werden, nicht in der prallen Sonne, mit weichem (kalkarmem oder abgestandenem) Leitungswasser oder Regenwasser. Citrus aurantium ist zwar eine sehr robuste Zitruspflanze, die sogar pH-Werte im leicht basischen Bereich toleriert, wenn Sie jedoch ständig mit kalkhaltigem Wasser gießen, könnte ihr das zu viel werden.
In der Wachstumsphase vom Frühjahr bis zum Herbstanfang braucht die Pomeranze ziemlich viel Wasser. In der winterlichen Ruhezeit wird vorsichtiger bewässert. Staunässe sollte vermieden werden. Bitterorangen entwickeln sehr feine Wurzeln, die bei übermäßiger Feuchtigkeit schnell absterben. Insgesamt ist der Wasserbedarf der Zitruspflanze eher mäßig. Das Substrat darf sich keinesfalls dauerhaft nass anfühlen, die Oberfläche muss zwischendurch immer antrocknen. Austrocknen darf der Wurzelballen aber auch nicht. Einen Mangel an Wasser kann man daran erkennen, dass sie ihre Blätter leicht einrollen.
Schneiden
Einmal im Jahr sollten Sie Ihre Bitterorange zurückschneiden, um die Form zu halten bzw. zu verbessern. Das gilt für Hochstämme, die schon eine Krone ausgebildet haben, und für Pflanzen, die eher in Strauchform wachsen sollen. Der Beschnitt erfolgt im Frühjahr.
Wenn ein Hochstamm noch keine Krone ausgebildet hat, können Sie der Bitterorange dabei helfen, eine dichte, gut geschlossene runde Krone zu entwickeln, indem Sie zwei Mal im Jahr zur Schere greifen, im Frühjahr und im Herbst. Der Aufbau einer schönen kompakten Krone dauert etwa zwei bis drei Jahre.
Wenn das versäumt wurde und eine Bitterorange eine sehr lichte Krone zeigt, können Sie sie gerne auch stark zurückschneiden. Sie wird dann mit zahlreichen Verzweigungen wieder austreiben. Das gleiche gilt, wenn eine Bitterorange so groß geworden ist, dass die Krone sich zu sehr nach außen entwickelt.
Überwintern
Bitterorangen sind wirklich robust und die Pflanzen unter den Zitrusgewächsen, die am besten mit Kälte umgehen können, aber bei minus 5 Grad ist auch bei ihnen Schluss. Im deutschen Garten wird es meist kälter. Eine Zitruspflanze muss also geschützt überwintert werden. Die Bitterorange ist die Zitruspflanze, bei der Sie in Bezug auf die Überwinterung wirklich entspannt bleiben können, sie macht nämlich vieles klaglos mit.
Eine Pomeranze, die nur im Zimmer gehalten wird, kann auch in einem geheizten Raum überwintern, hell sollte der Standort allerdings sein. Sie wird dann ziemlich trocken gehalten. Je kühler der Standort ist, desto weniger Wasser braucht die Bitterorange. Die Erde sollte immer erst deutlich antrocknen, wenn Sie zu viel wässern, quittiert die Pflanze das mit Blattabwurf. Dann sollten Sie die Bitterorange noch trockener halten. In deutschen Haushalten werden Zitruspflanzen häufig zu nass gehalten. Gut gemeint, aber im Zweifel der Tod der Bitterorange.
Für eine Bitterorange im Kübel bietet sich ein kühler Raum mit Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad als Winterquartier an, es muss allerdings ausreichend Licht vorhanden sein. Wenn Ihnen kein heller Raum mit solchen Temperaturen zur Verfügung steht, können Sie mit einem Pflanzenlicht für Helligkeit sorgen. Wie viel Helligkeit, kommt auf die Temperatur an, je höher sie ist, um so mehr Licht braucht die Bitterorange. Die Pomeranze wird vor dem ersten Frost eingeräumt und bis zum Frühjahr im Winterquartier gelassen, während dieser Zeit wird sie nicht gedüngt.
Zu dunkel überwinterte Pomeranzen neigen dazu, weiche dünne Triebe auszubilden und überdimensionierte Blätter wachsen zu lassen. Wenn das bei Ihrer Bitterorange auftritt, können Sie gegensteuern, indem Sie sich ein Luxmeter besorgen (Versandhandel, Gartenzubehör) und die Lichtintensität messen. Gemessen wird mitten am Tag bei leicht bedecktem Himmel dicht neben der Pflanze. Mindestens 1500 Lux sollten der Pflanze mehrere Stunden am Tag zur Verfügung stehen.
Krankheiten und Schädlinge
Nicht nur wir finden die Zitruspflanzen attraktiv, sondern auch rund 250 verschiedene Insekten, von denen sich einige auf die schmackhaften Zitruspflanzen spezialisiert haben. Dazu zählen neben Zitrus-Blattflöhen, Schwarze und weiße Fliegen sowie Schildläuse, Schmierläuse und Blattläuse. Sie saugen den Pflanzensaft. Ihre anschließenden Ausscheidungen bieten Pilzen Nährboden und übertragen Viruskrankheiten.
Die Bitterorange ist auch in dieser Beziehung vorbildlich. Wenn sie richtig gehalten wird, wird sie nur sehr selten von Krankheiten und Schädlingen befallen. Aber eben nur, wenn sie am richtigen Platz steht. Steht für eine große Pomeranze im Kübel kein kühles Winterquartier zur Verfügung, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich einige der oben aufgezählten Tierchen auf Ihrer Bitterorange einfinden. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar so groß, das empfohlen wird, in diesem Fall lieber gleich auf Zitruspflanzen zu verzichten, als sich im Kampf gegen alles Mögliche Kleingetier zu erschöpfen.
Wenn die Haltungsbedingungen „gerade so“ eingehalten werden können, ist die robuste Bitterorange jedoch die beste Zitruspflanze für einen Überwinterungsversuch. Sollten sich „nur“ Spinnmilben einfinden, können Sie einen geringen Befall mit einer Lösung mit Seife und Spiritus bekämpfen. Ob (gegen andere Schädlinge) im geschlossenen Raum ein Insektizid-Einsatz durchgeführt werden kann, ohne dass Menschen gefährdet werden, sollte sicher gut überlegt werden.
Arten und Sorten
Die Zitruspflanzen sind eine Gattung der Rautengewächse, die im tropischen Südosten Asiens beheimatet sind und sich wegen ihres köstlichen Dufts und den wohlschmeckenden Früchten schnell über alle warmen Gebieten der Erde verbreitet haben.
Alle Zitruspflanzen kreuzen sich gerne quer durch alle Arten. Deshalb ist die botanische Einordnung der verschiedenen Citrus hoch kompliziert und umstritten, Carl von Linné „ordnete“ 1753 die Gattung Citrus in fünf Vertreter:
- Zitronatzitrone (Citrus medica)
- Zitrone (C. medica var. limon)
- Bitterorange (C. aurantium), die nicht mit der Dreiblättrigen Orange (Poncirus trifoliata) verwechselt werden darf, die auch Bitterorange genannt wird, aber nicht der Gattung der Citrus angehört
- Süße Orange (C. aurantium var. sinensis)
- Pampelmuse (C. grandis)
Die Citrus aurantium erwies sich später als Kreuzung. Der Name wird deshalb heute häufig durch ein Kreuzungs-Zeichen ergänzt: Citrus × aurantium. Zu den Citrus (×) aurantium gehört nicht nur die hier beschriebene Pomeranze, sondern alle Zitruspflanzen, die aus einer Kreuzung von Mandarine (C. reticulata) mit Pampelmuse (C. maxima) entstanden sind. Diese Früchte (Pflanzen) werden wieder in mehrere Sortengruppen eingeteilt:
- Satsumas: Citrus × aurantium der Satsuma-Gruppe
- Pomelos: Citrus × aurantium der Pomelo-Gruppe
- Orangen: Citrus × aurantium der Orangen-Gruppe
- Grapefruits: Citrus × aurantium der Grapefruit-Gruppe
- Clementinen: Citrus × aurantium der Clementinen-Gruppe, und eben unsere
- Bitterorangen: Citrus × aurantium der Bitterorangen-Gruppe
Die Kreuzung, die die Citrus × aurantium hervorbrachte, geschah wahrscheinlich in Süd-China. Die Pflanzen sind seit dem Mittelalter in Europa bekannt, seit dem 11. Jahrhundert sind in Spanien Pflanzungen von Bitterorangen belegt.
Die Citrus × aurantium der Bitterorangen-Gruppe gibt es in einigen verschiedenen Varietäten. Zum Beispiel die normale Bitterorange und die Chinotto (C. aurantium myrtifolia), schwachwüchsiger und im Gegensatz zur normalen Citrus aurantium ohne Stacheln.
Von der normalen Bitterorangen und der Chinotto gibt es dann jeweils mehrere Zuchtsorten, wobei es mitunter bei den Sorten recht spaßig wird. Zum Beispiel bei der Citrus aurantium „Fasciata“, die auf Deutsch „Landsknechtshosen-Pomeranze“ heißt, weil sie gestreift wie die Hosen dieser historischen Söldner ist.
Falls Ihnen das nicht reichen sollte, geht es weiter: Die Citrus aurantium kann sich (wie alle Zitruspflanzen) mit jeder Art aus einer der anderen fünf Gattungen der Citrus kreuzen, tut das auch bzw. wird derart gezüchtet. So entstehen weitere Sorten:
- Citrus bergamia oder Bergamotte
- eine ganze Gruppe, die aus Bitterorange und Zitronatzitrone oder aus Bitterorange und Zitrone oder aus Bitterorange und Limette hervorging
- Citrus bizzaria oder Bizarre Orange
- eine Kreuzung aus Zitronatzitrone und Bitterorange
Blüte und Frucht
Die Bitterorange blüht je nach Wachstumsrhythmus, bei uns meist im Mai/Juni. Grundsätzlich können Blüten aber über das ganze Jahr verteilt erscheinen. Pomeranzen können gleichzeitig Blüten und Früchte tragen. Wenn sich eine Pomeranze als blühfaul erweist, haben Sie sie wahrscheinlich in Winter zu eifrig gegossen. Dann können Sie die Bitterorange vielleicht mit einer vier- bis sechswöchigen reduzierten Wassergabe noch zur Blüte anregen.
Die Pomeranze bringt zwittrige und rein männliche Blüten hervor, die mit ihrem starken Duft und ihrem Nektar Insekten zur Befruchtung einladen. Die orangefarbenen säuerlichen Früchte sind bei Blüte im Mai im Januar erntereif.
Die Früchte, übrigens Sonderformen der Beere, lassen sich in vielfacher Art und Weise verarbeiten, zu Orangeat und Orangenmarmelade, zu Curaçao oder Bitterorangenlimonade, als Duftbaustein in einem Parfüm, zu Orangenblütenwasser und Bitterorangenöl. Das in der Bitterorange enthaltene Synephrin soll sich außerdem noch als Fatburner nützlich machen.
Fazit
Die Bitterorange ist eine ziemlich spannende Art der Zitruspflanzen. Wenn Sie Ihre liebste Sorte finden möchten, lohnt sich bestimmt eine nähere Beschäftigung mit den Varietäten und Zuchtformen.