Die Bepflanzung entlang eines Gehölzrandes gestaltet sich nicht selten etwas heikel. Derartige Lagen sind für die Mehrheit der Zierpflanzen entweder zu dunkel, zu feucht oder zu kalkhaltig. Die Haselwurz kennt als heimische Wildstaude derartige Probleme nicht. Mit einer Höhe bis 20 cm, gedeiht das Osterluzeigewächs in dichten Teppichen, übersät mit würzig duftenden, schimmernden Blättern im kraftvollen Grün. Wirft der interessierte Gartenfreund einen Blick auf den Steckbrief, vermitteln die aufschlussreichen Attribute, dass die Asarum europaeum Ruhe bringt in die Opulenz sommerlicher Blütenpracht, um im Winter mit rötlichem Laub dezente Farbtupfer zu setzen. Aufwändige Pflege fordert die Gewöhnliche Haselwurz freilich keine ein.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae).
- Wissenschaftlicher Name Asarum europaeum.
- Beheimatet in Eurasien bis nach Sibirien.
- Immergrüne, winterharte Wildstaude.
- Kälteverträglich bis -29° Celsius.
- Wuchshöhe 5 cm bis 20 cm.
- Unscheinbare rot-braune Blüte im März und April.
- Herzförmige, glänzende, grüne Blätter.
- Kriechender Habitus mit unterirdischem Rhizom.
- Trivialnamen: Hasewurz, Pfefferkraut, Nierenkraut, Brechwurz, Hasenöhrlein.
Die Haselwurz gilt als giftig und hat längst ihren Status als Arzneipflanze eingebüßt. Heute wissen schöpferische Hobbygärtner die Asarum europaeum gezielt als formschönen, duftenden Bodendecker dort zu nutzen, wo andere Pflanzen kaum gedeihen. Neben der dekorativen Komponente, punktet die Pflanze zudem mit einer effektiven Unterdrückung von Unkraut durch das kompakte Blätterpolster.
Standort
Der Name deutet es bereits an; die Haselwurz fühlt sich in unmittelbarer Nähe von Haselnussbäumen ausgesprochen wohl. Diese Vorliebe lässt sich ausdehnen auf Gehölze im Allgemeinen, sofern die Erde auf den Baumscheiben, entlang des Hains oder an Böschungen nicht zu trocken ist.
- Schattige bis halbschattige Lage, gerne unter Laubbäumen.
- Ab 500 Höhenmeter wird ein sonniger Standort akzeptiert.
- Feuchte, lehmhaltige Erde mit ausreichendem Kalkgehalt.
- Optimal ist ein pH-Wert zwischen 8 und 10.
- Gut durchlässig und ohne die Gefahr von Staunässe.
Mit trockenen, sandigen Pflanzstellen kann die Gewöhnliche Haselwurz sich in keiner Weise anfreunden. Solange das Erdreich nicht allzu verdichtet ist, streckt sie ihre Rhizome vorzugsweise in schwerem, humosem Untergrund aus.
Gießen und Düngen
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Feuchtgehalt und Trockenheit wirkt sich förderlich aus auf das Wachstum des Bodendeckers. Je besser das Nierenkraut am Standort etabliert ist, desto problemloser kommt sie auch mit einer längeren Trockenheit zurecht.
- Das Erdreich gleichmäßig feucht halten.
- Trocknet die obere Substratschicht an, wird gewässert.
- Regelmäßiges Mulchen hält den Boden länger feucht.
- Düngen mit Kompost oder mineralischem Präparat während der Vegetationsperiode.
Die Nährstoffzufuhr endet spätestens im September, damit die winterharte Staude sich auf die kommende kalte Jahreszeit vorbereiten kann. Junge Triebe, die erst im Spätherbst erscheinen, haben nicht genug Zeit zur Verfügung, um vollständig auszureifen und die benötigte Winterhärte zu entwickeln.
Schneiden
Die ausgesprochen langsam wachsende Brechwurz erhält keinen Rückschnitt im eigentlichen Sinn. Trotz der unterirdischen Rhizome, die der Pflanze als Überdauerungsorgane dienen, kann von einem invasiven Charakter keineswegs die Rede sein, der einen regelmäßigen Schnitt erfordern würde. Vielmehr beschränkt sich der geübte Hobbygärtner darauf, den Bodendecker ab und zu auszulichten, damit der dichte Blätterteppich erhalten bleibt.
- Vertrocknete und kümmernde Triebe abschneiden.
- Abgestorbenes Laub mit der Hand einsammeln.
Sofern das Pfefferkraut den Rand des Beetes erreicht hat, bzw. das ihm zugewiesene Areal vollständig bewachsen ist, schneidet ein aufmerksamer Gartenfreund im Frühjahr die Ränder in Form.
Überwintern
Winterharte Asarum europaeum behalten das ganze Jahr hindurch ihr grünes Laub, das sich angesichts anhaltender Kälte ins Rötliche verfärbt. Einen Schutz vor Schnee und Eis erhält der Bodendecker nicht. Einzig anhaltender Kahlfrost kann der Pflanze erheblichen Schaden zufügen. Von Kahlfrost ist dann die Rede, wenn tiefe Minustemperaturen herrschen, ohne dass Schnee fällt. Da die immergrüne Haselwurz konstant Wasser verdunstet, ist sie unter diesen Bedingungen von Trockenstress bedroht. Aus dem gefrorenen Boden können Rhizome und Wurzeln keine Feuchtigkeit ziehen. Aus diesem Grund greifen Hobbygärtner an einem frostfreien Tag zur Gießkanne und wässern das Osterluzeigewächs.
Vermehren durch Teilung
Hasenöhrlein verdanken ihre Langlebigkeit unter anderem dem unterirdischen Rhizom, in dem alle überlebenswichtigen Reservestoffe gespeichert sind. Hieraus entsprießen die oberirdischen Triebe ebenso, wie das Wurzelsystem, das die Pflanze aussendet auf der Suche nach Wasser und Nährstoffen. Zugleich bietet das Rhizom ein ausgezeichnetes Ausgangsmaterial für die unkomplizierte Vermehrung durch Teilung.
- Im Frühjahr vor dem Austrieb die gesamte Staude vorsichtig ausgraben.
- Anhaftende Erdreste entfernen, um das Rhizom und die Seitentriebe freizulegen.
- Diese Seitentriebe auf einer Länge von mindestens 5 cm mit dem Messer abschneiden.
- Die Schnittwunden mit Holzkohleasche desinfizieren und versiegeln.
Jedes dieser Jung-Rhizome wird sogleich am neuen Standort in die Erde gepflanzt. Wichtig zu beachten ist, dass der Spross horizontal exakt so tief eingesetzt wird, wie er sich zuvor an der Mutterpflanze im Boden befand.
Vermehren durch Aussaat
Im Gegensatz zur unkomplizierten Teilung, erfordert die Aussaat des Pfefferkrauts ein wenig gärtnerische Erfahrung, denn bei den Samen handelt es sich um Kaltkeimer. Dabei handelt es sich um einen Schutzmechanismus, der verhindert, dass die Samen nach der Blüte nicht im Spätsommer oder Herbst keimen, weil die Keimlinge den Winter nicht überstehen würden. Vielmehr ist ein 6 bis 8 Wochen andauernder Kältereiz erforderlich, um die Keimruhe zu brechen.
- Die Haselwurz-Samen in einer Saatschale im Torf-Sand-Gemische aussäen.
- Für 6 bis 8 Wochen bei mindestens 22° Celsius konstant feucht halten.
- Anschließend für weitere 6 bis 8 Wochen bei -4° bis +4° Celsius aufstellen.
- Im Anschluss an die Kühlperiode schrittweise an höhere Temperaturen gewöhnen.
Idealerweise herrscht während der Kaltphase Winterwetter, sodass die Anzuchttöpfe bzw. die Saatschale auf dem Balkon in einer geschützten Ecke platziert werden. Falls dem nicht so ist, füllen erfahrene Hobbygärtner die Samen mitsamt einer Portion feuchten Sand in eine Plastiktüte, um diese im Gemüsefach des Kühlschranks zu deponieren.
Angesichts der unberechenbaren Winter in den hiesigen Regionen, nehmen umsichtige Gartenfreunde Abstand von einer Direktaussaat. Ohne eine ausreichende Warm-/Kaltperiode regt sich kein Leben in den Samen, sodass die Keimung mitunter erst nach 1 bis 2 Jahren einsetzt. Bis dahin haben räuberische Vögel und hungrige Schädlinge die Aussaat längst entdeckt und vertilgt.
Pflanzen
Für ausdauernde Wildstauden, wie die Haselwurz, ist das ganze Jahr hindurch Pflanzzeit, sofern der Boden nicht gefroren ist. Beste Aussichten, rasch und erfolgreich anzuwachsen, bestehen im Frühjahr während der Monate März, April und Mai.
- Die herangezogenen bzw. fertig gekauften Brechwurz in Wasser stellen.
- Derweil das Beet gründlich jäten und mit der Harke tiefgründig auflockern.
- Im Abstand von 20 cm bis 25 cm Pflanzlöcher ausheben.
- Den Aushub mit Kompost und Kalk mischen, um die Stauden anschließend zu pflanzen.
Abschließend wird das Substrat gut angedrückt und reichlich gewässert. Während der folgenden Tage und Wochen ist eine ausreichende Wasserzufuhr von essenzieller Bedeutung. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die langsam wachsenden Asarum europaeum zunächst einige Monate von Unkraut bedrängt werden, bis sie sich etabliert haben. Regelmäßiges Jäten in Verbindung mit einer dicken Mulchschicht verhindert, dass junge Stauden überwuchern, bis sie ihrerseits die Beikräuter mit ihrem dichten Habitus niederringen.
Krankheiten und Schädlinge
Von Pflanzenkrankheiten wird die Gewöhnliche Haselwurz äußerst selten befallen. Einzig auf die zarten Blätter der Jungpflanzen haben es mitunter gefräßige Nacktschnecken abgesehen. Damit diese allgegenwärtigen Plagegeister nicht gleich die gesamte Pflanzung kahlfressen, sollten einige Vorkehrungen getroffen werden:
- Eine Wanderschranke anlegen aus groben Materialien, wie Splitt oder Holzspäne.
- Hilfreich ist ein Schneckenzaun, der um das Beet gezogen wird.
- Innerhalb des Zauns locken Bierfallen die Nacktschnecken an.
- Asarum europaeum prinzipiell am frühen Morgen gießen.
- Zuvor die kältestarren Nacktschnecken mit der Zange absammeln.
Bestens bewährt hat sich Kaffeesatz, der nachweislich giftig auf Nacktschnecken wirkt. Ausgestreut rund um das Beet bzw. die einzelne Pflanze, verhindert das Hausmittel zuverlässig einen Befall. Allerdings ist es erforderlich, das Kaffeemehl nach jedem Regenguss zu erneuern. Die Verwendung chemischen Schneckenkorns sollte erst als letzten Ausweg in Betracht gezogen werden. Um andere Tiere des Gartens dem Gift nicht auszusetzen, verwenden umweltbewusste Hobbygärtner das Präparat einzig in Spaltfallen.
Schöne Begleitpflanzen
Wünscht sich ein kreativer Gartenfreund ein wenig mehr Abwechslung im Erscheinungsbild der Bepflanzung, kombiniert er die Haselwurz mit Zierpflanzen, die harmonieren, ohne zu dominieren.
- Glanz-Schildfarn (Polystichum aculeatum)
- Gelbrand-Wald-Marbel (Luzula sylvatica)
- Weißes Immergrün (Vinca minor)
- Echter Waldmeister (Galium odoratum)
Da sich die Haselwurz ausgezeichnet eignet für die Begrünung großflächiger Böschungen und Hänge, steht der Hobbygärtner mitunter vor dem Problem, dass Teile des Areals unter Sonneneinstrahlung liegen oder über ein recht trockenes Erdreich verfügen. In diesem Fall kommt die Unterart Asarum caudatum – Geschwänzte Haselwurz – gerade recht, die sich perfekt ins optische Erscheinungsbild einfügt.
Fazit
Die Gewöhnliche Haselwurz zählt zweifellos zu den besten Bodendeckern für den privaten Ziergarten. Die heimische Wildstaude besticht mit einem elegant glänzenden Blättermeer, das selbst in schattigen Lagen prächtig gedeiht. Solange das Erdreich feucht, humos und nährstoffreich ist, können auch widrige Witterungsverhältnisse dem Pfefferkraut nichts anhaben. Von aufwändiger Pflege will die robuste Pflanze trotzdem nichts wissen, solange sie ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird. Selbst die Vermehrung erfolgt ganz unkompliziert durch Teilung im Frühjahr.