Im Mittelalter bewahrte die Edelkastanie mit ihren nahrhaften Maronen so manche Familie vor dem Hungertod. Der moderne Gartenfreund weiß die Esskastanie als imposantes Ziergehölz zu nutzen, das Beständigkeit im wechselnden Erscheinungsbild symbolisiert. Die stacheligen Früchte der Esskastanie erscheinen zwar erst nach 2 bis 3 Jahrzehnten; die Aufgabe als strukturierende Gartenskulptur erfüllt sie hingegen von Beginn an mit Bravour. So anspruchslos das Buchengewächs sich auch gibt; ohne die Beachtung elementarer Hinweise zu Pflanzen und Pflege, wird die Kultivierung einer majestätischen Edelkastanie ein Wunschtraum bleiben und der Genuss selbst gezogener Maronen in weite Ferne rücken.
Standort
Da die Edelkastanie eine Wuchshöhe von 20 bis 25 Metern erreichen kann, zählt ein geräumiger Wirkungskreis zu den essenziellen Faktoren bei der Wahl des Standortes. Zu Beginn entwickelt die Esskastanie zwar lediglich eine tiefreichende Pfahlwurzel. Im Laufe der Zeit folgt ein weit verzweigtes System an Seitenwurzeln, das ebenfalls eine gebührende Ausbreitungsfläche beansprucht. Nicht zuletzt darf der Mindestabstand zum benachbarten Grundstück, zur Straße oder zum eigenen Wohnhaus außer Acht gelassen werden. Betrachtet der Hobbygärtner diese Prämissen als erfüllt, gilt es, der Bodenbeschaffenheit Beachtung zu schenken.
- Als Lichtbaum benötigt die Edelkastanie einen sonnigen bis halbschattigen Standort.
- Warme, geschützte Lage, möglichst wenig windexponiert.
- Tiefgründige, humose Erde mit leichtem Sand- oder Kiesgehalt.
- Feuchtes, durchlässiges Erdreich, mit einem pH-Wert von 4,5 bis 6.
Die Esskastanie zeigt sich besonders wüchsig an Standorten mit einem Kalkgehalt unter 20 %. Zugleich begrüßt sie Lagen mit hohem Kalium- und Phosphorgehalt, solange sie nicht zu schwer oder gar staunass sind.
Der beste Zeitpunkt für die Pflanzung
Die Edelkastanie wird von Baumschulen in der Regel in drei unterschiedlichen Varianten angeboten: Containerware, Ballenware und wurzelnackt.
Eine Esskastanie im Container kann ganzjährig eingepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. Anders stellt sich die Sachlage dar beim Erwerb von wurzelnackter oder Ballenware. In diesem Fall besteht ein eng begrenztes Zeitfenster für die Pflanzung.
- März bis Mitte April.
- Mitte Oktober bis Ende November.
In wurzelnackter Form ist die Edelkastanie zwar deutlich preisgünstiger, als im Container. Da ihr hingegen jeglicher Kontakt zu Pflanzerde fehlt, muss sie umgehend in die Erde. Schon eine Lagerung von 1 bis 2 Tagen kann die Hoffnung auf eine prächtige Esskastanie zunichtemachen. Ballenware verursacht zwar einen nicht gerade so drängenden Zeitdruck, weil die Wurzeln mit Erde umgeben sind. Trotzdem ist eine zeitnahe Pflanzung auch in diesem Fall angesagt, wenn das Projekt gelingen soll.
Pflanzen
Sind alle offenen Fragen hinsichtlich des Standortes geklärt, steht im nächsten Schritt die Bodenvorbereitung auf dem Plan. Wer die Kosten einer umfassenden Bodenanalyse scheut, sollte zumindest einen einfachen Test des pH-Wertes durchführen. Erfahrungsgemäß bewegt sich in herkömmlicher Gartenerde dieser Wert um 7, also im neutralen Bereich. Da die Edelkastanie besser in leicht saurer Pflanzerde gedeiht, verschafft sich der Hobbygärtner mithilfe des Tests aus dem Gartencenter Gewissheit, ob Handlungsbedarf besteht. Ein zu hoher, alkalischer pH-Wert kann mit einfachen Mitteln gesenkt werden, wie der Beigabe von Torf, Rhododendronerde, Kaffeesatz oder Nadelkompost.
- Am geplanten Standort die Gartenerde spatentief auflockern.
- Derweil die noch eingetopfte Esskastanie in einen Eimer Wasser stellen und vollsaugen lassen.
- Ein Pflanzloch ausheben, das im Durchmesser doppelt so groß ist, wie der Wurzelballen.
- An der Sohle eine Drainage anlegen aus Kies oder Tonscherben, um Staunässe vorzubeugen.
- Den Aushub mit Gartenkompost und Hornspänen mischen, jedoch keinen Stallmist verwenden.
- Die ausgetopfte Edelkastanie so einpflanzen, wie sie in der Baumschule erworben wurde.
- Ein eventuelles Ballentuch erst zuletzt öffnen. Das Material wird in der Erde verrotten.
- Die Pflanzerde gut antreten und reichlich mit kalkarmem Wasser gießen.
Im Anschluss an die Pflanzung werden die Triebe um ca. 30 % zurückgeschnitten. Hintergrund dieser Empfehlung ist die Tatsache, dass die Marone im Rahmen der Entnahme aus der Baumschule einen Teil ihrer Wurzelmasse verliert. Damit sich der Baum in der Folge nicht völlig verausgabt, um alle Pflanzenteile zu versorgen, leistet der Pflanzschnitt wertvolle Unterstützung für ein gelungenes Anwachsen. Eine Marone im Container bedarf nicht zwingend eines Rückschnitts, weil keine Wurzelmasse verloren ging.
Die Fixierung
Ein Großgehölz, wie die Edelkastanie, ist im Verlauf der Anwachsphase anfällig für Windwurf, unabhängig davon, ob sie als Container-, Ballen- oder wurzelnackte Ware gepflanzt wurde. Um dem Baum vom Start weg eine ausreichende Stabilität zu geben, ist es ratsam, zugleich einen oder mehrere Stützpfähle in die Erde zu schlagen. Idealerweise nehmen die Holzpfosten die Esskastanie in die Mitte und werden mithilfe von Gurten mit ihr verbunden. Damit sie beim Einschlagen in die Erde den Wurzelbereich nicht verletzen, wird der Baum erst im Anschluss vollkommen mit Pflanzerde umgeben.
Zumindest in den ersten beiden Standjahren verbleiben die Fixierungen an Ort und Stelle, wobei regelmäßig kontrolliert wird, ob das Bindematerial in die Rinde einwächst. Bei der Verwendung spezieller Gurte ist ein derartiger Schaden zwar kaum zu befürchten; bei Bastband oder Kokosstricken ist das Risiko hingegen nicht zu unterschätzen. Der dabei entstehende Makel an der dekorativen Baumrinde ist nahezu irreparabel.
Gießen und Düngen
Bis die Edelkastanie ihre Pfahlwurzel tief genug ins Erdreich ausgestreckt hat, wird sie regelmäßig gewässert, vorzugsweise mit gesammeltem Regenwasser. Adulte Bäume begnügen sich in den hiesigen Breiten mit dem normalen Regenaufkommen.
- Nur bei längerer Trockenheit die Edelkastanie durchdringend wässern.
- Dauerhafte Staunässe richtet mehr Schaden an, als eine sommerliche Dürre.
- Eine gezielte Gabe von Dünger ist nicht erforderlich.
Wird die Esskastanie während der Wachstumsphase ab und zu mit einer Schicht Gartenkompost bedacht, nimmt sie die zusätzlichen Nährstoffe gerne an.
Schneiden
An den Esskastanien, die in freier Natur prächtig gedeihen, ohne dass sie jemals Kontakt zu einer Schere hatten, ist zu erkennen, dass ein Schneiden grundsätzlich nicht erforderlich ist. Dient die Edelkastanie in einem großen Park als solitärer Blickfang, strebt der Hobbygärtner natürlich eine symmetrische, harmonische Silhouette an, die mithilfe eines Schnitts gefördert wird.
- Der Pflanzschnitt bestimmt 3 bis 4 Leitäste. Alle anderen Triebe werden entfernt.
- Ausladende Seitenäste zugunsten einer harmonischen Kronenform einkürzen.
- Senkrecht wachsende Triebe vollständig abschneiden ohne den Astring zu verletzen.
- Totholz, kranke und kümmerliche sowie überkreuz wachsende Äste an der Basis entfernen.
- Wasserschosse und Stockausschläge grundsätzlich beseitigen.
Eine traditionelle Gärtnerweisheit besagt, dass ein Baum richtig geschnitten wurde, wenn eine in die Luft geworfene Kappe durch die Krone zu Boden fällt.
Überwintern
Eine gut etablierte Edelkastanie verkraftet die mitteleuropäischen Frosttemperaturen problemlos. Junge Bäume sollten in den ersten drei Standjahren einen Winterschutz erhalten, bis sie ausreichend abgehärtet sind.
- Die Baumscheibe mit einer dicken Schicht aus Laub oder Stroh bedecken.
- Bastmatten oder Vlies um die Triebe wickeln.
- In der näheren Umgebung kein Streusalz verwenden.
Droht ein Winter mit lang anhaltendem Kahlfrost (Minustemperaturen ohne Schneefall), besteht die Gefahr, dass die Esskastanie vertrocknet. Folglich erhält sie an einem frostfreien Tag eine gut bemessene Dosis Wasser unmittelbar auf den Wurzelballen.
Vermehren
Die Profis in den Baumschulen vermehren die Edelkastanie durch Aufpfropfen eines Edelreisers auf eine passende Unterlage. Diese Methode funktioniert schnell und bringt kräftige Jungpflanzen hervor, denn im gewerblichen Bereich gilt der Grundsatz ‚Zeit ist Geld‘. Der Hobbygärtner kann die Vermehrung seiner Esskastanie etwas gemächlicher angehen, ohne sich mit Fachbegriffen wie Okulation oder Kopulation herumzuschlagen. Die folgenden zwei Methoden der Vermehrung haben beste Aussichten, eine vitale, junge Edelkastanie hervorzubringen:
Steckhölzer
- Im Spätwinter gesunde, kräftige Steckhölzer schneiden.
- Jedes Steckholz verfügt über mindestens 3 bis 4 schlafende Augen.
- Die Triebspitzen werden gerade, die unteren Enden schräg geschnitten.
- Anzuchttöpfe mit feuchtem Torf-Sand-Gemisch füllen.
- Je ein Steckholz pro Topf zu 2/3 einpflanzen mit der schrägen Schnittstelle nach unten.
An einem hellen, frostfreien Platz entwickeln sich aus den Blattknoten neue Wurzeln, während das Substrat nur minimal feucht gehalten wird. Beginnen die Steckhölzer im Frühjahr mit dem Austrieb neuer Blätter, ist dies der Beweis, dass sich unterirdisch das gewünschte Wurzelsystem bildet. Es steht dem Gartenfreund nun frei, die bewurzelten Steckhölzer gleich im Garten auszupflanzen oder sie noch eine weitere Saison im Kübel zu kultivieren, um ihre Widerstandskraft zu stärken.
Aussaat
- Nach der Ernte einige Kastanien für 2 Tage in Wasser legen.
- Anzuchttöpfe mit nährstoffarmem Substrat füllen und je 1 Kastanie einpflanzen.
- Nicht tiefer als 1 cm in die Erde stecken und leicht angießen.
Erfahrungsgemäß sind die Keimlinge nach einem Jahr soweit gediehen, dass sie in normales Substrat und einen größeren Kübel umgepflanzt werden können. Bis dahin dürfen Substrat und Sämlinge weder austrocknen, noch mit Wasser ertränkt werden.
Edelkastanien und Rosskastanien unterscheiden
Auf den ersten Blick sehen sich beide Bäume und ihre Früchte zum Verwechseln ähnlich. In Wahrheit verbindet sie noch nicht einmal eine botanische Verwandtschaft. Während die Edelkastanie (Castanea sativa) zu den Buchengewächsen zählt, bildet die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) eine eigenständige Pflanzengattung. Für jeden Pflanzenfreund und seine Familie ist es wichtig, die Unterschiede zu erkennen, denn während Edelkastanien als kulinarische Delikatesse gelten, sind Rosskastanien für Menschen nicht nur ungenießbar, sondern auch giftig. Anhand der folgenden 4 Merkmale erkennt auch der Laie, welche Kastanien er vor sich hat:
- Die Fruchtbecher der Maronen sind dichter mit langen Stacheln besetzt.
- Rosskastanien enthalten pro Hülle stets nur eine Frucht, Edelkastanien dagegen 2 bis 3.
- Esskastanien weisen eine herzförmig abgeplattete Form auf, während Rosskastanien rund sind.
- Die Fruchtspitze der Maronen ist behaart, während Rosskastanien überhaupt keine Spitze besitzen.
Auch wenn Rosskastanien nicht für den Verzehr geeignet sind, ist es gleichwohl ein Riesenspass für die Kinder, sie zu sammeln und fantasievolle Figuren aus ihnen zu basteln.
Fazit
Die Edelkastanie besticht mit einer imposanten Silhouette, hübschen weißen Blüten im Juni und Juli, elegant glänzendem Laub und schmackhaften Früchten. Als Solitär in einem großen Park entwickelt sich die Esskastanie bei guter Pflege im Laufe der Jahrzehnte zu einem generationenübergreifenden Naturdenkmal. Abgesehen vom jährlich zunehmenden Laubfall und den Schnittmaßnahmen in luftigen Höhen, nimmt die Marone nicht viel Aufmerksamkeit in Anspruch. Für den kleinen Hobbygarten hält Mutter Natur hingegen eine reiche Auswahl attraktiver Alternativen bereit.