Ein Avocadobaum lässt sich ohne Probleme auch in unseren Breiten züchten. Natürlich haben die Blätter der jungen aus Avocadokernen gezogenen Pflanzen noch nicht die Länge von 45 Zentimetern, die sie an den bis zu 15 Meter hoch wachsenden Bäumen in den Tropen erreichen können, und sie tragen für gewöhnlich im Blumentopf auch keine Früchte. Doch als immergrüne Dekopflanzen können Avocados Hobbygärtnern viel Freude bereiten.
Standort
Avocadobäume benötigen viel Licht, Wärme und Feuchtigkeit und eignen sich für lichtdurchflutete Wintergärten. Besonders wohl fühlt sich ein Avocadobaum an der frischen Luft. Deshalb kann er im Sommer ins Freie gestellt werden. Jungpflanzen können auch problemlos die ersten zwei Jahre an einem sonnigen Ort im Zimmer verbringen. Die älteren Bäumchen vertragen sogar leichte Fröste und können deshalb lange draußen stehen bleiben, bevor sie im sonnigen Wintergarten überwintern.
Anzucht
Ein Avocadobaum lässt sich aus einem Avocadokern ziehen, der einfach aus einer im Handel erhältlichen Avocado-Frucht genommen werden kann. Nachdem er von eventuellen Fruchtfleischresten gesäubert ist, empfiehlt es sich, ihn ein bisschen trocknen zu lassen, bis sich die äußere braune Haut leicht abziehen lässt. Ein enthäuteter Avocadokern keimt leichter. Den nackten, fast golfballgroßen Samen stellt man mit der breiten Seite nach unten und mit der Spitze nach oben in ein kleines Glas. Das Gläschen muss bis knapp unter die Avocadokern-Spitze mit Wasser gefüllt werden. Die Spitze selbst schaut aus dem Wasser heraus.
Der Kern im Wasserglas keimt am besten, wenn das Glas in einer dunklen und warmen Umgebung steht. Die Temperatur sollte mindestens 20 °C betragen. Falls Wasser verdunstet, muss es immer wieder bis knapp unter die Kernspitze aufgefüllt werden. Es dauert eine geraume Zeit, bis ein Avocadokern keimt. Nach vier bis acht Wochen platzt der untere Teil des Kerns etwas auf und es bilden sich Wurzeln. Aus der Spitze des Kerns wächst gleichzeitig ein Spross, aus dem eine kleine Avocado-Pflanze entsteht.
Wenn es soweit ist, dass die ersten kleinen Wurzeln und Triebe zu sehen sind, muss das Glas an einen hellen Platz gestellt werden. Vor direkter Sonneneinstrahlung sollte der Keim dennoch geschützt sein. Vor allem die Wurzeln dürfen nicht an die Sonne. Deshalb kann das Glas mit einer lichtundurchlässigen Folie umwickelt werden, sodass das Licht nur an den jungen Trieb, aber nicht an die Wurzel dringt. Einen ähnlichen Effekt erreicht man, wenn der Avocadokern nicht im Wasserglas, sondern in feuchter Erde zum Keimen gebracht wird, was ebenfalls möglich ist. Dabei muss die Erde regelmäßig mit einer Sprühkanne befeuchtet werden. Wichtig ist bei der Erdkeimung, den Kern vorher besonders gründlich von allen Fruchtfleischresten der Avocado zu befreien, weil sonst die Gefahr besteht, dass die Erde schimmelt. Eine Anzucht im Wasserglas hat zudem den Vorteil, dass die Wurzelbildung beobachtet werden kann.
Das Pflanzen der Avocado
So sehr man sich auch gedulden muss, bis beim Keimen ein erster kleiner Trieb zu sehen ist, desto schneller wächst dann die junge Pflanze. Deshalb kann sie bald aus dem Wasserglas oder aus der Keimschale in einen Blumentopf umgesetzt werden. Die Pflanzerde sollte vor allem durchlässig und nicht sauer sein. Es genügt normale Gartenerde mit etwas Sand vermischt. Je stärker man den Sandanteil erhöht, desto mehr kann man das Wachstum der Avocado etwas eindämmen. Dann braucht man sie nicht so schnell zurückzuschneiden.
Anfangs holt sich die Jungpflanze alle benötigten Nährstoffe aus dem Avocadokern, dem sie entwächst. Sind die Nährstoffe aufgebraucht, so schrumpft der Kern und wird kleiner. Irgendwann zersetzt er sich in der Erde und ist nicht mehr zu sehen. Dann kann die Avocado leicht gedüngt werden. Der Dünger sollte nicht salzhaltig sein, dafür aber reich an Kalium und Stickstoff.
Schnitt
Oft wächst eine Avocado-Pflanze nur an einem Strang, denn schließlich will sie sich ja zu einem Baum entwickeln. Doch im Zimmer, im Wintergarten oder auf der Terrasse soll sie meist als exotische Dekopflanze dienen und braucht keinen Baumstamm auszubilden. Deshalb ist es oft erwünscht, dass sich die Avocadopflanze schon als junger Schössling ansehnlich verzweigt. Das kann durch einen beherzten Schnitt erreicht werden, der etwa 10 cm unterhalb der Spitze ausgeführt wird, sobald die Avocado mehr als 30 cm groß ist. Wenn die junge Pflanze oben nicht mehr weiter wächst, beginnt sie sich zu verzweigen und wächst zu einer attraktiven, großblättrigen Grünpflanze heran und nicht zu einer lang aufgetriebenen Rute.
Auch das Höhenwachstum der Avocado kann durch Beschneiden reguliert werden. Wem die Pflanze zu schnell wächst, der kann sie jederzeit so weit zurückschneiden, dass sie wieder optimal an ihren Standort passt. Sie wächst dann anschließend umso üppiger, weil sie an allen Schnittstellen schnell wieder austreibt. Auf diese Weise erhalten Sie eine füllige und buschige Dekopflanze in der gewünschten Höhe.
Die Art, wie die Avocado geschnitten wird, trägt stark zur ästhetischen Ausstrahlung der Pflanze bei. Mit einem durchdachten Schnitt kann man dafür sorgen, dass das Laub in gleichmäßigen Abständen wächst und das Bäumchen später weder zu dicht bewachsen, noch zu kahl erscheint.
Pflege
Nachdem man den Avocado-Kern zum Keimen gebracht hat und sich ein gesunder Schössling zeigt, ist die Avocado-Pflanze relativ pflegeleicht. Sie möchte an einen hellen und warmen Platz gestellt werden. Ideal ist eine Umgebungstemperatur von zirka 25 °C. Vor direkter Sonneneinstrahlung oder praller Mittagssonne sollte das Bäumchen jedoch geschützt werden. Danach darf man es aber nicht einfach vergessen. Dem Wachsen des ersten Sprosses kann man noch in Ruhe zusehen, denn er bezieht die benötigten Nährstoffe zunächst noch aus dem Avocadokern. Wenn sie aufgebraucht sind, trocknet der Kern ein. Die Erde sollte immer leicht feucht gehalten werden, aber nie nass sein, denn Staunässe kann die Avocado nicht vertragen. Auf einem konstant feuchten Boden kann der Sprössling kontrolliert wachsen und später zu einem hübschen Bäumchen werden.
Der Wasserbedarf der Avocado zeigt sich am Aussehen der Pflanze und am Zustand der Erde. Ist die Erde völlig abgetrocknet, benötigt die Avocado wieder neues Wasser. Die Avocado sollte immer nur dann gegossen werden, wenn sie wirklich Wasser braucht, denn bei zu reichlichen Wassergaben werden die Blätter gelb und braun. Mitunter kommt es sogar vor, dass die Avocado-Blätter Löcher bekommen. Oft ist die Ursache dafür nicht zu erkennen. Meist hilft es, die betroffenen Blätter einfach abzuschneiden. Dann wachsen wieder gesunde Blätter nach. Solange die junge Avocado noch am Kern hängt, braucht man sich nicht um Nährstoffmangel zu sorgen, denn die Pflanze erhält aus dem Kern alle Nährstoffe, die sie braucht. Deshalb kann bei sehr jungen Pflanzen Nährstoffmangel nicht die Ursache für Löcher in den Blättern sein. Um alles richtig zu machen, kann man darauf achten, dass das Gießwasser nicht zu kalkhaltig ist.
Ähnlich wie die Erde weder zu nass, noch zu trocken sein darf, sollte sie auch weder einen zu hohen Kalkanteil, noch einen zu hohen Säureanteil besitzen. Dass sie nicht zu kalkhaltig ist, kann sichergestellt werden, indem die Pflanze ab und zu mit Regenwasser gegossen wird. Wenn die Erde hingegen etwas zu sauer ist, können Sie sie häufiger mit kalkhaltigem Leitungswasser gießen. Auch die Beigabe von Lehm zur Pflanzerde kann den Säuregehalt etwas absenken. Weder zu sauer, noch zu kalkhaltig ist Erde bei einem pH-Wert von 7,0. Ein Boden mit diesem Wert trägt dazu bei, dass für die Avocado wichtige Nährstoffe wie Kalium optimal verfügbar sind. Der pH-Wert kann mithilfe von in der Apotheke erhältlichem Indikator-Papier oder mit elektronischen Messgeräten festgestellt werden.
Wenn für sie ideale Bedingungen geschaffen werden und in der jährlichen Wachstumsphase für gleichmäßig Feuchtigkeit gesorgt ist, entwickelt sich die Avocado so schnell zu einer prächtigen Pflanze, dass sie jedes Jahr einmal in einen größeren Topf gesetzt werden muss. Beim Umtopfen können Sie jedes Mal ein neues Erd-Sand-Gemisch verwenden, weil die Nährstoffe aus der alten Erde möglicherweise verbraucht sind. Bei älteren Pflanzen kann dem Erd-Sand-Gemisch etwas Lehm beigemischt werden.
Gießen
Der Wasserbedarf der Avocado ist nicht sehr hoch bis mittelhoch, sodass Sie die Pflanze nicht sehr stark gießen müssen. Zwischendurch darf sie, vor allem im Winter, ruhig einmal kurzzeitig austrocknen. Das Substrat darf nicht zu nass sein. Die Wurzeln der Avocado dürfen auf keinen Fall im Wasser stehen, während kurzzeitiges Austrocknen der Avocado wenig ausmacht. Am besten bekommt der Avocado eine stets leicht feuchte Erde.
Düngen
Wenn der Kern eingetrocknet ist, können der Avocado durch regelmäßiges schwaches Düngen die benötigten Nährstoffe zugeführt werden. Empfehlenswert ist ein flüssiger Grünpflanzendünger, der Stickstoff und Kalium enthält. Während der winterlichen Vegetationspause kann man jedoch auf das Düngen vollständig verzichten.
Überwintern
Zur fürsorglichen Pflege junger Avocado-Pflanzen gehört auch, zu vermeiden, dass sie Fröste abbekommen. In den ersten drei Jahren nach dem Keimen können die Jungpflanzen Frost noch nicht sehr gut vertragen. Wenn sie draußen stehen, sollten sie vor dem ersten Frost zum Überwintern ins Haus geholt werden. Ältere Avocado-Bäumchen hingegen sind sehr robust und können bis zu den ersten Frösten draußen stehen bleiben.
Da Avocado-Pflanzen nicht laubwerfend sind, brauchen sie auch im Zimmer während des Winters Licht. Zudem muss die Avocado auch im Winter hin und wieder gegossen werden, um ein Abfallen der Blätter zu verhindern. Zu reichliche Wassergaben quittiert sie allerdings mit braun werdenden Blättern.
Krankheiten und Schädlinge
Wenn die Blätter der Avocado Löcher bekommen, kann das verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise sind die Wurzeln der Pflanze vom Dickmaulrüssler befallen. Das ist ein Käfer, dem die Pflanze als Nahrungsquelle dient. Beim Umtopfen kann die Avocado vom Dickmaulrüssler befreit werden, indem man ihn entfernt und die Pflanze mit neuer Erde versorgt.
Werden die Blätter des Avocado-Bäumchens braun, ist die Ursache dafür meist zu viel Wasser. Dann empfiehlt es sich, die Wassergaben zu reduzieren und die braunen Blätter abzuschneiden. Die nachwachsenden Blätter werden dann wieder grün.
Die Gießwassermenge darf jedoch nicht zu gering sein, denn bei trockener Erde kann die Avocado von Läusen befallen werden. Diese lassen sich jedoch durch mehrmaliges Absprühen der Pflanze mit einer Wasser-Spülmittel-Emulsion entfernen. Wird danach die Erde gleichmäßig feucht gehalten, kommen sie nicht so schnell wieder.
Fazit
Eine Avocado lässt sich leicht und preiswert selber ziehen und wächst bei guter Pflege zu einem attraktiven kleinen Bäumchen mit großen grünen Blättern heran, dass in Wintergärten und auf Terrassen einen schönen Anblick bietet.