Viele Freizeitgärtner hegen den Wunsch, eine Hänge-Birke in ihrem Garten zu kultivieren. Der sommergrüne Laubbaum mit der schlanken, malerischen Silhouette, akzentuiert durch eine schwarz-weiße Borke, ist tatsächlich nicht zu übersehen. Darüber hinaus wirft die Betula pendula vorteilhafte Attribute in die Waagschale, wie rasches Wachstum, bemerkenswerte Anspruchslosigkeit und hohen Pioniergeist. Wo kein anderes Gehölz gedeihen mag, siedelt die Weiß-Birke sich ohne Wenn und Aber an. Wenngleich sie mit einer Wuchshöhe von bis zu 25 Metern für kleine Gärten nicht geeignet ist, wartet sie auf mit spannenden Varietäten von kleinerer Gestalt. Der folgende Steckbrief und die Pflegeanleitung verraten alle wichtigen Details.
Steckbrief
- Familie der Birkengewächse (Betulaceae).
- Bezeichnung der Art: Hänge-Birke (Betula pendula).
- Einheimischer, sommergrüner Laubbaum.
- Wuchshöhe 5 Meter bis 25 Meter.
- Oval geformte Blätter mit gesägtem Rand, bis 7 cm lang.
- Blütezeit im März und April mit dekorativen Kätzchen.
- Charakteristische schwarz-weiße Rinde.
- Dünne, leicht überhängende Zweige.
- Durchschnittlicher Jahreszuwachs: 45 cm.
- Weitere Bezeichnungen: Weiß-Birke, Sand-Birke, Gemeine Birke, Warzenbirke.
Eine einzige Birke liefert im Frühjahr bis zu 3 Liter Pflanzensaft, wenn ein Ast angesägt wird. In der Vergangenheit war dieses Birkenwasser in bearbeiteter Form weltweit bekannt als Haarwasser. Heute wird es zu süßem Gelee oder lieblichem Birkenwein verarbeitet.
Standort
Die Hänge-Birke zählt zu den Lichtbaumarten. Somit benötigt sie ein gewisses Maß an Helligkeit, um überhaupt zu gedeihen. Innerhalb dieser Spezies gilt sie sogar als der mit Abstand lichthungrigste Waldbaum in Europa. Damit wären die primären Rahmenbedingungen für die Lichtverhältnisse am Standort definiert.
- Sonnige Lage bis lichter Halbschatten.
- Vorzugsweise in Solitärstellung, ohne unmittelbare Konkurrenz.
- Standorte mit stauender Hitze im Sommer meidet die Birke.
Aufgrund ihrer lichten Krone, erlaubt die Weiß-Birke ihrerseits anderen Pflanzen ein Heranwachsen im Schutz ihres Blätterdachs. Sofern es sich dabei um Gehölze handelt, die sie später überragen, bezahlt die Betula pendula diese Großzügigkeit indes mit ihrem Leben. Die Konkurrenzstärke steht in krassem Gegensatz zu ihrem Pioniergeist.
Bodenbeschaffenheit
Anpassungsfähigkeit und Schnellwüchsigkeit qualifizieren die Sand-Birke zum wichtigsten Pionierbaum in Mitteleuropa. Wenn es gilt, eine Brachfläche zu besiedeln, taucht der Laubbaum garantiert als erster auf. Nach einem großen Brand, einem Orkan oder einer anderen Naturkatastrophe dauert es nicht lange, bis sich die ersten Keimlinge einen Weg durch das Chaos bahnen. Ein derart abenteuerlustiges Gehölz stellt natürlich keine besonderen Anforderungen an die Qualität des Erdreichs.
- Trockenes, sandig-kiesiges oder torfhaltiges Erdreich.
- Gerne auch sandig-lehmig bis tonig und leicht feucht.
- Saurer Boden mit einem pH-Wert von 5 bis 8.
Auf kalkhaltigen Böden fasst eine Betula pendula nur selten Fuß. Mit Gips weiß sie sich hingegen zu arrangieren. Ein gesundes Wachstum ist garantiert, wenn dem Baum eine Oberbodendicke von ca. 60 cm geboten wird, damit er sein weitläufiges Herzwurzelsystem ausbreiten kann.
Gießen und Düngen
Ungeachtet aller Genügsamkeit, weist die Hänge-Birke einen hohen Bedarf an Wasser auf. Das Erdreich darf extrem mager und sandig sein; fehlt hingegen der Zugang zu ausreichenden Wasservorräten, wird die Lage schwierig. Das gilt insbesondere für Jungbäume. Erkennbar ist dieser Umstand daran, dass entlang von Gewässern ungewöhnlich häufig Sand-Birken anzutreffen sind. Hobbygärtner wissen diese Eigenschaft zu nutzen, indem sie den Laubbaum entlang des Gartenteichs oder Bachlaufs pflanzen zur Uferbefestigung.
- Junge Birken während des Anwachsens reichlich gießen.
- Adulte Bäume einzig bei sommerlicher Trockenheit wässern.
- Idealerweise Regen- oder Teichwasser verwenden.
Aus den Bodenansprüchen lässt sich ableiten, dass eine Hänge-Birke keinen zusätzlichen Dünger benötigt. Eine hohe Feinwurzelkonzentration ermöglicht dem Gehölz, an alle Nährstoffe in Reichweite zu gelangen.
Schneiden
Ein Form- und Erhaltungsschnitt sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn er unumgänglich ist. Im Allgemeinen verträgt die Hänge-Birke einen Schnitt nur schlecht, insbesondere aufgrund des hohen Gehalts an Pflanzensaft. Erfahrene Gärtner wählen daher den Zeitpunkt sorgfältig aus, um die Gefahr einer Schädigung zu minimieren. Im Winter, in der Zeit zwischen November und Januar, befindet sich der Saftdruck auf dem niedrigsten Niveau, während er zur Zeit des Neuaustriebs auf den höchsten Stand anwächst.
- Die Hänge-Birke schneiden an einem frostfreien, bedeckten Tag.
- Abgestorbene und erfrorene Äste an der Basis entfernen.
- Zurückschneiden bis auf mindestens zwei Blattknospen ist möglich.
- Jeden Schnitt ca. 3 mm über einem ruhenden Auge ansetzen in Schräghaltung.
- Ausschließlich frisch geschärftes, desinfiziertes Werkzeug verwenden.
Jungtriebe lässt ein erfahrener Freizeitgärtner erst einmal gewähren, bis sie 20 cm oder 25 cm Länge erreicht haben. Anschließend verkraften auch sie einen Rückschnitt bis auf ein oder zwei Blätter. Damit die Weiß-Birke anschließend nicht ausblutet, ist jede Schnittwunde unverzüglich zu behandeln. Eine eventuell ausgefranste Verletzung wird zunächst mit einem scharfen Messer geglättet. Das Wundverschlussmittel wird anschließend nicht auf die gesamte Schnittstelle aufgetragen, sondern einzig am Rand.
Umpflanzen
Eine ausgewachsene Betula pendula verwindet einen Standortwechsel erfahrungsgemäß nicht. Das weitläufige Flachwurzelsystem mit unzähligen Feinwurzeln ist für ein Umpflanzen einfach nicht geschaffen, weil sich Beschädigungen nicht vermeiden lassen. Sofern es sich hingegen um einen jungen Baum, der noch keine weiße Rinde aufweist, ist ein Umsetzen erlaubt.
- Idealerweise wird im Frühjahr umgepflanzt, wenn die Birke 1 cm ausgetrieben hat.
- Am neuen Standort ein Pflanzloch ausheben mit dem doppelten Volumen des Wurzelballens.
- Nun die Äste mit einem Strick zusammenbinden für einen problemlosen Transport.
- Die Birke weiträumig ausgraben und ohne Verzögerung ins Pflanzloch einsetzen.
Bevor der Baum eingegraben wird, schlägt der geübte Hobbygärtner einen Stützpfahl in die Sohle des Lochs ein. Anschließend füllt er den Aushub wieder ein, tritt alles fest und gießt großzügig an. Die Hänge-Birke sollte nun genauso tief im Boden stehen, wie bisher. Stützpfahl und Baum verbindet er mit einem breiten Gurt oder Kokosstrick. Spätestens im nächsten Jahr sollte das Bindematerial entfernt werden, damit es nicht in die Rinde einwächst.
Vermehren
Eine Pionierpflanze, wie die Hänge-Birke, ist insbesondere gekennzeichnet durch ihre ausgeprägte Fähigkeit zur generativen Vermehrung. Das bedeutet, dass sie Unmengen an Samen entwickelt, die sich allerorten niederlassen. Wer gerne eine Birke im Garten anpflanzen möchte, gräbt einfach einen Sämling aus, den er in freier Natur entdeckt. Sollte sich kein geeignetes Exemplar finden lassen, bestehen zwei aussichtsreiche Optionen.
Stecklinge
Im Frühsommer eignen sich ein- bis zweijährige Triebe bestens für die Verwendung als Stecklinge. Hierzu schneidet der Gärtner sie auf einer Länge von ca. 10 cm ab. Die untere Hälfte wird entlaubt, während im oberen Teil 1 bis 2 Blattpaare verweilen. Gleich anschließend setzt er sie in ein Torf-Sand-Gemisch so tief ein, dass einzig das Laub noch zu sehen ist. Es ist empfehlenswert, in jeden Anzuchttopf nur einen Steckling einzupflanzen. Diese Maßnahme beansprucht zwar mehr Platz, zieht hingegen den Vorteil nach sich, dass später keine verschlungenen Wurzeln zu entwirren sind.
- Aufgestellt am halbschattigen Platz wartet der Gärtner die Bewurzelung ab.
- Stecklinge und Substrat hält er nur so feucht, dass sie nicht austrocknen.
- Die Bewurzelung war erfolgreich, wenn sich ein neuer Austrieb zeigt.
Bis zum Herbst haben sich zwar kleine Birkenpflänzchen entwickelt; allerdings sind sie noch nicht ausreichend frostbeständig. Folglich pflegt der Gärtner sie den Winter hindurch im hellen, frostfreien Raum. Bis zum darauffolgenden Frühjahr ist der Nachwuchs reif genug, um im Garten ausgepflanzt zu werden.
Aussaat
Die reifen Samen können im August und September den kleinen Nussfrüchten entnommen werden. Alternativ bieten zahlreiche Shops sie für kleines Geld an. Im Verlauf einer Aussaat erlebt der Freizeitgärtner hautnah mit, warum die Weiß-Birke in Wildwest-Manier jedes Brachland erobert. Die Samen keimen innerhalb kurzer Zeit, woraufhin die Keimlinge richtiggehend in die Höhe schießen. Bereits im ersten Jahr haben sie eine Höhe von 30 cm erreicht. Am Ende des zweiten Jahres recken sie sich bereits 2 Meter in die Höhe, um am Ende des vierten Jahres mit 4 Metern das Erscheinungsbild des Gartens zu dominieren.
- Eine Saatschale oder Töpfe mit Anzuchterde füllen.
- Die Samen ca. 1-2 cm tief ins Substrat stecken.
- In der Folgezeit hell platzieren und ein wenig anfeuchten.
Nach 2 bis 4 Wochen setzt die Keimung ein. In Einzeltöpfe pikiert wird ab einer Höhe von ca. 5 cm. In dieser Phase werden die kleinen Betula pendula noch in magerem Substrat kultiviert. Erst wenn sie eine Höhe von 15 cm bis 20 cm erreicht haben, topft der Gärtner sie um in normale Gartenerde, die mit Sand, Kies oder Splitt vermischt ist. Kommen junge Hänge-Birken zu früh mit nährstoffhaltigem Humus in Kontakt, hemmt dieser Umstand das Anwachsen deutlich.
Krankheiten und Schädlinge
Die Hänge-Birke ist geradezu umlagert von zahlreichen wirbellosen Tierarten, von denen sich einige sogar spezialisiert haben auf den Baum. Es ist insbesondere der nahrhafte Birkensaft, der Käfer und Schmetterlinge anlockt.
Birken-Blattroller (Deporaus betulae, Rhynchitidae)
Der schwarze, 3-5 mm kleine Käfer mit gepunkteten Flügeln, richtet einen eher optischen Schaden an. Im Frühjahr rollt er die Blätter zu kleinen Tüten zusammen, um seine Eier darin abzulegen. Während in den kommenden 3 Monaten darin die Larven wachsen, färben sich die Blätter braun und vertrocknen. Da sich nur eine Generation im Jahr entwickelt, genügt es, die braunen Blätter zu entfernen und im Hausmüll zu entsorgen.
Birkenblatt-Wespe (Craesus septentrionalis syn. Croesus)
Gravierender wirkt sich der Schaden aus, den die 10 mm große Wespe anrichtet. Die Larven fressen die Blätter von außen her auf, wobei sie vorzugsweise über junge Weiß-Birken herfallen. Durch regelmäßiges Absammeln kann der Befall in Grenzen gehalten werden. Als natürliche Feinde gelten Schlupfwespen, Vögel und Igel. Als hilfreiche Bekämpfungsmittel haben sich Niemöl-haltige Präparate erwiesen sowie Spritzmittel gegen Larven, die im Kleingarten erlaubt sind.
Birkensplintkäfer (Scolytus ratzeburgi)
Dieser Borkenkäfer befällt hauptsächlich geschwächte Sand-Birken. Die Weibchen bohren bis zu 10 cm lange Gänge ins Holz, um den Nachwuchs heranzuzüchten. Diese Löcher locken Spechte an, die auf der Suche nach Beute den Schaden noch vergrößern. Effektive Bekämpfungsmethoden sind bislang nicht bekannt. Einzig eine artgerechte Pflege dient als wirksame Vorbeugung, damit die Betula pendula erst gar nicht ins Visier des Birkensplintkäfers gerät.
Unter den unzähligen Pilzkrankheiten, die eine Hänge-Birke bedrohen, zählt der parasitäre Birken-Porling (Piptoporus betulinus) zu den gefährlichsten Infektionen. Die Sporen verursachen eine rasante Braunfäule, die den Baum an einer optimalen Lichtausbeute hindert. Bislang müssen befallene Bäume gefällt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Schöne Varietäten für den Kleingarten
Wo eine Hänge-Birke mit ihrer stattlichen Größe als überdimensioniert auftritt, muss der Freizeitgärtner auf den hübschen Baum nicht verzichten. Folgende Sorten bieten eine sinnvolle Alternative:
Trauerbirke (Betula pendula ‚Youngii‘)
- Wuchshöhe 400 cm bis 700 cm.
- Herabhängende Laub, wie ein Wasserfall.
Blutbirke (Betula pendula ‚Purpurea‘)
- Wuchshöhe 700 cm bis 900 cm.
- Herrliches, dunkelrotes Laub.
Gold-Birke (Betula pendula ‚Golden Cloud‘)
- Wuchshöhe 500 cm bis 700 cm.
- Goldgelbes Laub an rötlichen Zweigen.
Farnblättrige Birke (Betula pendula ‚Dalecarlica‘)
- Wuchshöhe 800 cm bis 1000 cm.
- Tief geschlitzte Blätter mit wunderschöner Herbstfärbung.
Säulenbirke (Betula pendula ‚Fastigiata‘)
- Wuchshöhe 600 cm bis 800 cm.
- Von schlanker Gestalt, wie ein Obelisk.
Eine interessante Neuzüchtung stellt die Zier-Birke ‚Karaca‘ dar. Sie gedeiht in Strauchform und wird selten größer als 250 cm bis 300 cm. Daher ist sie auch für die Kübelhaltung geeignet.
Fazit
Die Hänge-Birke fasziniert mit einzigartigen Charakterzügen, die sie zu einer interessanten Pflanze für große Gärten und Parkanlagen qualifizieren. Sie lässt sich von keinem noch so unwirtlichen Ort abschrecken und besiedelt Böden, in denen kaum eine andere Pflanze gedeihen will. Somit stellt sie an ihre Pflege kaum nennenswerte Ansprüche. Zugleich setzt sich die Betula pendula mit einer schwarz-weißen Rinde und malerisch herabhängenden Zweigen eindrucksvoll in Szene.