Im Gemüsebeet, im Kräutergarten auf dem Balkon oder im Topf auf der Fensterbank, kann jeder Hobbygärtner Ingwer selbst anbauen. Wer es versäumt, lässt sich eine würzig-scharfe Kräuterpflanze entgehen, die zugleich über natürliche Heilkräfte verfügt. Frisch zubereitet als Tee, entfaltet Ingwer eine wohltuende Wirkung, lindert kleinere Beschwerden und beugt Erkältungen vor. Es ist das Rhizom, worin all die botanischen Zauberkräfte ruhen, die im Rahmen einer angemessenen Kultivierung hervorgelockt werden. Lesen Sie im Folgenden, welche Aspekte den Ausschlag geben für ein gekonntes Pflanzen, eine umfassende Pflege und eine reichhaltige Ernte.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Ingwergewächse (Zingiberaceae)
- Name der Art: Ingwer (Zingiber officinale)
- Ausdauernde, krautige Pflanze aus den Tropen und Subtropen
- Wuchshöhe 50 cm bis 150 cm
- Verzweigtes Rhizom in horizontaler Lage
- Kräftiger Blütenstandsschaft mit ca. 25 cm Länge
- Einfache, längliche Blätter bis 30 cm Länge
- Verwendung als Kräuter-, Heil- und Zierpflanze
- In Europa nicht winterhart
Die besondere Schärfe von Ingwer beruht auf dem Inhaltsstoff Gingerol, einem Scharfmacher, der selbst Tabasco weit hinter sich lässt. Inwieweit die Schärfe auf der Zunge landet, entscheidet die Art der Zubereitung. Darüber hinaus ist das Rhizom reich an Vitaminen und Mineralstoffen.
Pflanzen
Da die Ingwerwurzel in jedem gut sortierten Supermarkt erhältlich ist, gestaltet sich das Pflanzen erfreulich unkompliziert. Beim nächsten Einkauf wandert ein gut verzweigtes, pralles, unversehrtes Exemplar in den Einkaufskorb. Daheim zerschneiden Sie das Rhizom in Segmente, die jeweils über mindestens 1 bis 2 Vegetationspunkte verfügen.
- Beste Pflanzzeit für Ingwer ist von Februar und April
- Flache, breite Töpfe mit geeignetem Substrat füllen
- Zuvor am Topfboden eine Drainage anlegen aus Kies oder Tonscherben
- Jeweils ein Wurzelstück mit der Schnittfläche nach unten einsetzen
- Am hellen Fensterplatz bei ca. 20° Celsius konstant feucht halten
Der Ingwer wird nicht vollständig mit Erde bedeckt, sondern sollte noch zu 30 bis 50 % sichtbar sein. Wer eine Schnittverletzung des Rhizoms vermeiden möchte, pflanzt es im Ganzen. Da die tropische Pflanze bestens gedeiht, wenn sie ein feucht-warmes Klima vorfindet, schafft idealerweise ein Mini-Gewächshaus die gewünschten Bedingungen. Das Ziel wird ebenfalls erreicht, indem eine Klarsichtfolie über jedes Gefäß gespannt wird. Präsentiert sich ein erster grüner Trieb, wird die Abdeckung entfernt. Bis das Rhizom weiter verzweigt und neue Sprosse entwickelt, können mehrere Wochen ins Land ziehen.
Substrat
Zweck der beschriebenen Pflanzmethode ist, den Spross primär zu animieren, zahlreiche der abwärts gerichteten, eigentlichen Wurzeln aus dem Überdauerungsorgan heraus sprießen zu lassen. Je kräftiger sich dieses Wurzelsystem entwickelt, desto besser wird der überirdische Blütenstandsschaft ausgebildet. Erfahrende Hobbygärtner favorisieren demzufolge zwei unterschiedliche Substratqualitäten, die stufenweise zum Einsatz kommen.
Substrat für die Anzucht
- Je ein Teil Torf und Sand
- Dazu eine Handvoll Perlite oder Lavagranulat
- Den Topfboden bedeckt eine dünne Schicht Kompost
Der nahrhafte Kompost soll die zarten Wurzeln zu einem zügigen Wachstum motivieren. Da im eigentlichen Substrat kaum Nährstoffe vorhanden sind, funktioniert dieser gärtnerische Kniff erfahrungsgemäß immer.
Substrat für die weitere Kultivierung
- Handelsübliche Blumenerde auf Kompostbasis
- Zugabe von Sand für eine bessere Durchlässigkeit
- Eigenmischung: Gartenerde, Kompost, Sand, Perlite, Holzfasern
Da Ingwer als äußerst genügsam gilt im Hinblick auf die Pflanzerde, erfüllt normale Blumenerde alle Voraussetzungen. Da sie bekanntermaßen vorgedüngt ist, tendieren gesundheitsbewusste Gärtner zur Eigenmischung. Sämtliche Komponenten sind ihnen bekannt und sie wissen, was sie später mit dem Ingwer verzehren.
Beeterde
Zingiber officinale verfügt zwar über keinerlei Winterhärte; den Sommer hindurch ist trotzdem eine Kultivierung im Beet möglich. Hier gedeiht die Kräuterpflanze in jeder guten Gartenerde, die humos, nährstoffreich, durchlässig und frisch beschaffen ist. Ein gemäßigter pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5 ist wünschenswert.
Standort
Während ein heller, halbschattiger Fensterplatz für die Anzucht angebracht ist, darf es für die weitere Kultivierung gerne etwas sonniger sein. Im Anschluss an die Auspflanzung ins Beet bzw. dem Umtopfen, bevorzugt Ingwer folgende Standortbedingungen:
- Sonnige Lage ohne pralle Mittagssonne
- Warm, mit Temperaturen bis 30° Celsius
- Luftig und zugleich geschützt vor Dauerregen
Ein sonnendurchfluteter Wintergarten bietet sich als Standort ebenso an, wie ein Südfenster im Haus oder der sommerliche Balkon. Da der Haupttrieb eine stattliche Höhe von mehr als 100 cm annehmen kann, sollte dieser Umstand bei der Platzwahl berücksichtigt werden. Mit der hübschen Blumenfenstergardine im Wohnzimmer, wird der Ingwer demzufolge früher oder später kollidieren.
Auspflanzen ins Beet
Das kälteempfindliche Rhizom darf frühestens ab Mitte Mai ins Freiland. Umsichtige Freizeitgärtner warten vorsichtshalber die Schafskälte noch ab oder rüsten sich für einen raschen Kälteschutz der Pflanze über Nacht mit isolierendem Gartenvlies.
- Am gewählten Standort das Erdreich auflockern
- Ein Pflanzloch ausheben mit dem 1,5-fachen Volumen des Rhizoms
- An der Sohle eine Drainage anlegen zur Vorbeugung gegen Staunässe
- Ingwer einpflanzen und nur dünn mit Erde bedecken
Geübte Gärtner gießen frisch gepflanzten Zingiber officinale mit einer sanften Brause an, damit die Erde nicht sogleich wieder davon geschwemmt wird.
Umtopfen nach der Anzucht
Sofern das Anzuchtgefäß durchwurzelt ist und sich oberirdisch ein grüner Trieb zeigt, topfen Sie den Ingwer um in seinen endgültigen Kübel. Dieser sollte etwas größer sein, in der Hoffnung auf eine weitere Verzweigung des Rhizoms. Unverzichtbar ist eine Öffnung im Topfboden, als Ablauf für überschüssiges Gießwasser. Darüber wird wiederum eine Drainage ausgebreitet, als Schutz vor Staunässe.
Pflege
Ingwer gilt als Ausbund an Genügsamkeit. Das beweist nicht nur das kinderleichte Pflanzen, sondern setzt sich bei der Pflege fort.
- Gießen, wenn die Oberfläche angetrocknet ist
- Das Substrat nur mäßig feucht halten
- Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden
- Alle 4 Wochen organisch düngen
Für ein üppiges Wachstum ist eine möglichst hohe Luftfeuchtigkeit erforderlich, wie Zingiber officinale es von seiner tropischen Heimat her kennt. In Zimmerkultur bewirken Luftbefeuchter, ein kleiner Brunnen oder wassergefüllte Schalen die erwünschte Luftfeuchte von mehr als 60 %. Kundige Hobbygärtner füllen den Untersetzer mit Kieselsteinen und Wasser, sodass konstant eine Wolke aus verdunsteter Feuchtigkeit aufsteigt und die Pflanze umhüllt. Im Beet und auf dem Balkon ist es ratsam, den Ingwer ab und zu mit kalkfreiem Wasser einzusprühen, wenn die Sonne gerade nicht scheint.
Ernte
Bei sachgemäßer Pflege ist Ingwer nach 8 bis 10 Monaten reif für die Ernte. Gelblich verfärbtes Laub signalisiert optisch die Reife des unterirdischen Rhizoms. Nehmen Sie die gesamte Ingwerwurzel aus der Erde, wobei Sie darauf achten, die Sprosswurzeln nicht zu beschädigen. Mit einem scharfen Messer trennen Sie die zarten, jungen Verzweigungen in der gewünschten Anzahl ab. Die Blütenstängel schneiden Sie wahlweise ab oder belassen diese noch an der Pflanze. Vor dem Winter ziehen sie sich von selbst zurück. Das verbliebene Rhizom pflanzen Sie wieder ein.
Im Rahmen der Beet-Ernte setzen Sie die kälteempfindliche Wurzel nicht wieder ein, denn der Winter steht vor der Türe. Entweder topfen Sie den Ingwer in ein Gefäß, um ihn zu überwintern, oder Sie verwenden die komplette Wurzel.
Überwintern
Im Anschluss an die Ernte geht es nahtlos über in die Vorbereitungen für die Überwinterung. Wie von Ingwer nicht anders zu erwarten, hält sich der Aufwand wiederum im überschaubaren Rahmen:
- Alle oberirdischen Pflanzenteile abschneiden
- Den Kübel in ein schattiges, kühles Winterquartier tragen
- Ideal sind Temperaturen zwischen 10° und 15° Celsius
Bis zum nächsten Frühjahr erhält das Rhizom kein Wasser, denn es zehrt von seinen Reserven. Auf die Gabe von Dünger verzichten Sie in dieser Phase ebenfalls.
Krankheiten und Schädlinge
Der hohe Anteil an Gingerol, dem scharfen Inhaltsstoff, schützt insbesondere das Rhizom vor einem Befall durch Krankheiten und Schädlinge. Kommt es hier zu Problemen, sind diese zumeist auf Fehler in der Pflege zurückzuführen. In erster Linie verursacht ein übermäßiges Gießen innerhalb kurzer Zeit Wurzelfäule aufgrund von Staunässe. Die eigentlich pralle, feste Ingwerwurzel verwandelt sich in ein matschiges Etwas, übersät mit braunen Stellen. Der Ingwer ist rettungslos verloren und wird entsorgt. Vorbeugend wirkt ein maßvolles Gießen, das grundsätzlich erst nach einer Daumenprobe erfolgt. Darüber hinaus wird ein Untersetzer nach spätestens 30 Minuten entleert, sofern er nicht mit Kieselsteinen gefüllt ist.
Die meisten Schädlinge machen einen Bogen um Ingwerpflanzen, bis auf Trauermücken und die allgegenwärtigen Blattläuse.
Trauermücken
Es sind nicht die schwarzen, 1-6 mm kleinen Mücken, die einer Ingwerpflanze Schaden zufügen, sondern deren durchscheinenden Larven. Die Muttertiere legen hunderte von Eiern im Substrat ab, woraus sich eine gefräßige Brut entwickelt. Der Nachwuchs hat es vor allem auf die zarten Sprosswurzeln abgesehen, die dem Rhizom entspringen. Auf Dauer wird die Pflanze stark geschwächt, beginnt zu welken und stirbt ab. So bekämpfen Sie die Trauermücke:
- Das Substrat mit einer fingerdicken Schicht aus Sand bedecken
- Stets von unten gießen, also den Untersetzer füllen und die Kapillarwirkung nutzen
- Neempresskuchen zerkleinern und in das Substrat einarbeiten
Damit die fliegenden Muttertiere erst gar nicht an das Substrat gelangen, ist es ratsam, Klebefallen um den Ingwer herum aufzustellen.
Blattläuse
Wenn Sie die kleinen grünen oder braunschwarzen Schädlinge auf den Stängeln und Blättern entdecken, ist die Katastrophe bereits in vollem Gange. Da Blattläuse zur Jungfernzeugung fähig sind, vermehren sie sich unter guten Bedingungen explosionsartig. Wenngleich sich an Ingwer als Nutzpflanze die Anwendung chemischer Bekämpfungsmittel verbietet, sind Sie nicht vollkommen wehrlos:
- Den Topf mit dem Rhizom in eine Plastiktüte packen
- Die grünen Pflanzenteile mit scharfem Wasserstrahl abspritzen
- Anschließend mit einer Kernseifen-Wasser-Spiritus-Lösung einsprühen
Recherchieren Sie die Standortbedingungen daraufhin, ob der Ingwer zu dunkel oder zu kalt platziert ist. Zudem ist es empfehlenswert, die Gabe von Dünger für einige Zeit einzustellen. Darüber hinaus macht Urgesteinsmehl verstärkt von sich Reden als wirkungsvolles Bekämpfungsmittel gegen Blattläuse. Mithilfe einer Pulverspritze bringen Sie das natürliche Mittel auf den Ober- und Unterseiten der Blätter wiederholt aus, bis die Plage beendet ist.
Fazit
Im privaten Umfeld etabliert Ingwer sich als Klassiker mit zukunftsweisenden Eigenschaften. War die tropische Pflanze bislang überwiegend als das Gewürz mit dem scharfen Geschmack bekannt, gewinnen die natürlichen Heilkräfte nunmehr an Bedeutung. Da eine Ingwerwurzel sich ganz unkompliziert pflanzen, pflegen und ernten lässt, sollten selbst Anfänger die Kultivierung nicht versäumen. Wichtig zu beachten ist, dass Zingiber officinale nicht winterhart ist. Die Haltung im Kübel ist daher angeraten. In milden Regionen bietet sich zudem der Anbau im Beet an. Die angemessene Überwinterung, ganz ohne Wasser und Dünger stellt sicher, dass Sie die interessante Zauberwurzel auf Jahre hinweg für die Küche und Hausapotheke nutzen können.