Das Perlkörbchen zeigt eine Menge kleiner weißer Blüten, je nach Art mehr oder weniger hoch – wenn es ungefähr das ist, was Ihnen zum Perlkörbchen einfällt, unterschätzen Sie die Anaphalis gewaltig. Sie zeigen ihre Blüten nämlich auch außergewöhnlich lange (zumindest die ursprünglichen Natursorten), diese behalten in der Vase noch länger ihre Schönheit und in Trockensträußen noch viel länger. Die Blätter der Anaphalis können Sie als Erkältungstee oder Hautumschlag nutzen. Dazu stellen Anaphalis kaum Ansprüche an Boden oder Standort, sind in beiden bekanntesten Sorten sicher frosthart, und Pflege brauchen sie eigentlich keine. Es lohnt sich wirklich, die Anaphalis näher kennenzulernen.
Das Perlkörbchen, Verwandte und Arten
Das Perlkörbchen gehört zur Ordnung der Asternartigen und innerhalb dieser zur Familie der Korbblütler, einer großen Pflanzenfamilie, deren knapp 25.000 Arten weltweit auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen zu finden sind. In Europa gehören Korbblütler zu den artenreichsten Pflanzenfamilien. Die Unterfamilie der Asteroideae, zu denen auch das Perlkörbchen gehört, ist mit knapp 65 % dieser Arten (ca. 20 Tribus, rund 1.150 Gattungen und etwa 16.000 Arten) die größte Unterfamilie, ebenfalls weltweit verbreitet.
Die Tribus der Perlkörbchen, die Gnaphalieae, enthält auch noch rund 185 aktuell bekannte Gattungen mit irgendetwas zwischen 1.250 und gut 2.000 Arten, sowohl in der Alten Welt wie auch der Neuen Welt.
Aus dieser Tribus stellt nicht nur die Gattung der Perlkörbchen, Anaphalis, bei uns beliebte Pflanzen:
- australischen Papierknöpfchen (Ammobium alatum) besiedeln europäische Balkone
- Katzenpfötchen (Antennaria) aus Amerika schmücken mit ihren ausdrucksstarken Blüten unsere Steingärten
- Filzkräuter (Filago) und Ruhrkräuter (Gnaphalium) machen sich auf unseren Äckern breit und sollen alle möglichen Heilwirkungen entfalten
- Strohblumen (Helichrysum) schmücken in etwa 600 Arten fast die ganze Welt auch in der kalten Jahreszeit
- Edelweiß (Leontopodium) sind sowieso berühmt und auf Wappen, Münzen und Briefmarken zu sehen
- Xerochrysum stellen mit der Xerochrysum bracteatum die Garten-Strohblume, eine verbreitete Zierpflanze im sommerlichen Blumenbeet, als Schnittblume und im Trockenstrauß
Anaphalis margaritacea
Sie ist das bekannteste Perlkörbchen. Im Handel auch als Silber-Immortelle oder Großblütiges Perlkörbchen bekannt. Diese Silber-Immortellen sind die einzigen Anaphalis, die nicht aus Asien kommen. Sie haben sich in Nordamerika entwickelt. Dort wurde die „Western pearly everlasting“ bereits von den Ureinwohnern als Medizinpflanze gegen Kopfschmerzen, Rheuma und Erkältung eingesetzt und ist heute noch beliebt als Vasen- oder Trockenblume (mit dem weiteren Trivialnamen „Rabbit Tobacco“ offensichtlich auch bei Hasen).
Die ursprünglichen Anaphalis margaritacea werden ziemlich hoch, 40 bis 70 cm, und können von Juni bis in den November hinein ihre weißen Blüten zeigen. Die Zuchtsorte blüht etwas größer, aber dafür auch meist kürzer. Die mehrjährige krautige Staude wird als Jungpflanze verkauft, die bei uns frosthart ist. Sie zieht sich im Winter in die Erde zurück und treibt im Frühjahr wieder komplett neu aus dem Wurzelballen aus.
Bei A. margaritacea können Sie die gerade beschriebene Naturform kaufen, die mit der mehrfachen Nutzungsmöglichkeit (s. unten) wirklich eine Bereicherung für den Garten ist, aber natürlich ebenso wie Zuchtsorten in Töpfen, Kübeln oder Balkonkästen kultiviert werden kann.
Als Zuchtsorte ist nur A. margaritacea ‚Neuschnee‘ bekannt, meist gehandelt als großes Garten-Perlpfötchen, eine etwas buschiger gezüchtete Variante. Die dafür aber nur 30 bis 50 cm hoch wird und nur im Juli und August blüht, damit bringt die Zuchtsorte hier keinen wirklichen Gewinn gegenüber der ursprünglichen Art (ein öfter zu beobachtender Befund, seit die Zucht durch persönliche Selektion viel durch industrielle Genmischung für Massenaufzucht und -handel ersetzt wird).
Anaphalis triplinervis
Auch als Dreinerviges Perlkörbchen oder Perlpfötchen bekannt, gehört zu den asiatisch stämmigen Anaphalis. Diese zweite bei uns bekannte Art wächst nur etwa 25 – 30 cm hoch, blüht von August bis Oktober (höher gezogene Zuchtsorten oft kürzer) und ist mit ihrer Herkunft aus dem Himalaja bei uns vorbildlich frosthart.
Von Anaphalis triplinervis wird in guten Staudengärtnereien die ursprüngliche Art als Anaphalis triplinervis ‚veg.‘ bzw. Wildstaude angeboten, die die gerade beschriebenen Eigenschaften hat.
Außerdem gibt es mehrere Zuchtsorten, die Ihnen auf allen möglichen Handelsplattformen begegnen können:
- A. triplinervis ‚Silberregen‘ ist eine unkomplizierte Anaphalis mit papierartigen, an Strohblumen erinnernde Perlkörbchen. Die horstig wachsende Staude kann bis zu 30 cm hoch werden und bildet eher lockere Blütenstände mit silbrig -weißen Blüten.
- A. triplinervis ‚Sommerschnee‘ ist das Garten-Perlpfötchen, auch eher horstig wachsend und bis zu 35 cm hoch, mit vielen weißen Blütenköpfen.
Weitere Sorten
Die Gattung der Anaphalis ist aber viel größer. Aktuell hat man gerade 120 Arten Anaphalis entdeckt. Wenn Sie also zu den Pflanzenfreunden der digitalen Generation gehören, die ihr Hobby durchaus mit Blick in die Welt betreiben, können Sie noch einige Anaphalis entdecken:
- Anaphalis adnata soll bei der englischen RHS (Royal Horticultural Society) wachsen.
- Anaphalis alpicola ist als „Prachtrozenkransje“ oder „Witte Knoop“ in den Niederlanden bekannt.
- Anaphalis bicolor soll im Royal Botanic Garden of Edinburgh gesichtet worden sein.
- Anaphalis contorta mit schmallanzettigen, grauen Blättern und früher Blüte im Juni, sie soll sich gut bewähren.
- Anaphalis javanica, das Javanische Edelweiß, wird in Indonesien getrocknet und so eifrig an Touristen als Souvenir verkauft, dass die wilde Spezies gefährdet ist.
- Anaphalis latialata, lange Blütezeit von Juni bis Spätherbst, wird bis zu 60 cm breit und 40 cm hoch.
- Anaphalis longifolia ist auch als „Edelweiß von Sumatra“ bekannt.
- Anaphalis transnokoensis ist neu bei uns, wird nur 20 bis 30 cm breit und hoch und blüht von Juli bis September.
- Anaphalis triplinervis var. intermedia wird selten angeboten, Blütezeit Juni bis August, wächst eher breit als hoch und gerne in der Sonne.
Und so weiter, von den um 120 asiatischen und indischen Arten, die in ihren Heimatländern fast alle kultiviert werden, können bei uns noch viele entdeckt werden.
Ausdauernd und dekorativ
Das Perlkörbchen (Anaphalis) ist im Blumenbeet außerordentlich attraktiv, auch wenn die üppigen Blühmonate im Sommer immer zu schnell vorbei sind. Dann sind sie noch mitten in der Blüte, zumindest wenn Sie eine ursprüngliche Art Anaphalis angepflanzt haben.
Die mittelhohe frostharte Staude schmückt das Staudenbeet, aber auch große Freiflächen in Bauern- und Naturgärten. Jedes Jahr ein wenig üppiger – wenn sie sich über ihre Ausläufer selbst verbreiten darf. Die A. margaritacea wird zur kleinen blühenden Buschlandschaft und die A. triplinervis zum blühenden Bodendecker.
Die Naturformen der Staude sind wertvolle Dauerblüher, die im Juni in die Blütensaison starten und mit ihrem Anblick lange die Menschen und mit ihrem Nektar lange die Insekten erfreuen. Gen Spätherbst vertrocknen die Blütenstände an der Pflanze, was ihrer Schönheit aber wenig Abbruch tut. Für den flüchtigen Blick sehen sie aus wie frische Blüten. In Wirklichkeit trocknen sie zu einer Art Pergament, was sie ziemlich hell leuchten und ein wenig glänzen lässt.
Beide Sorten machen sich auch sehr gut im Steingarten. die kleine A. triplinervis kann auch auf einer Dachbegrünung glänzen, beide zieren als Schnittblume (sehr lange) die Vase.
Im Beet werden sie dann irgendwann so von Wasser getränkt, dass sie unansehnlich wirken. Bis dahin sollten die pergamentartigen Blüten aber längst in einem Trockenstrauß im Haus um Ihre Aufmerksamkeit heischen. Für Trockensträuße sind die Perlkörbchen nämlich ideal. Sie trocknen, ohne an Schönheit, Ausdruck oder Stabilität zu verlieren. Sie können die Blüten zum Trocknen am besten im August schneiden, wenn sie in voller Blüte stehen, und sie einfach an der Luft trocknen lassen.
Die Anaphalis war eine alte Medizinpflanze der Indianer. Auch im nordamerikanischen Bauerngarten wurde sie früher als Tee gegen Erkältung und Husten und als Umschlag bei allen möglichen Hauterkrankungen eingesetzt.
Sobald es in sensible oder medizinische Bereiche hinein geht, sollte auf jeden Fall einen Arzt und/oder Naturheilkundler befragt werden. Menschen, die durch übermäßigen Gebrauch von Chemieprodukten allergisch anfällig wurden oder durch übermäßigen Verzehr süßer (Hefe-) Brötchen in Form von Burger, Donuts, Muffins und Co. ihrem Darm bereits geschadet haben, reagieren häufig auch empfindlich auf unbekannte gesunde Natur.
Pflanzen und Pflege
Anaphalis sind mehrjährige Stauden, die Sie als fertige Pflanzen kaufen sollten. Die Aufzucht von Stauden aus Samen/Zwiebeln ist häufig recht kompliziert. Wenn Sie die Jungpflanze vor der Blütezeit kaufen, erhalten Sie hohe kleine Pflanzen. Wenn Sie sie nach der Blütezeit kaufen, in der Regel zurückgeschnittene Pflanzen, oder diese haben sich schon in die Erde zurück gezogen oder sie wurden als Zwiebel gerade neu gesetzt. Rechnen Sie zum Pflanzen 5 bis 7 Anaphalis pro Quadratmeter. Bei den selbst Lücken schließende Naturform gehen auch weniger.
A. margaritacea braucht in der Naturform keine volle Sonne, sondern gedeiht auch noch im lichten Halbschatten, mit viel Sonne wächst sie aber üppiger (die Zuchtsorte soll nur mit viel Sonne gedeihen). Der Boden sollte nährstoffreich und darf trocken sein, das bedeutet kaum Gießen und damit minimale Pflege. Gerne etwas Wasser, wenn es sehr trocken ist, gerne etwas organischen Dünger, wenn die Staude etwas mickert.
Anaphalis triplinervis braucht einen eher sonnigen Standort und einen humosen, durchlässigen Boden, gerne sandig oder lehmig, gerne mit leicht alkalischem pH-Wert. Diese Anaphalis halten sommerliche Trockenperioden sehr gut aus und brauchen eigentlich überhaupt keine Pflege.
Pflanznachbarn
Weil die Blätter der Anaphalis etwas gräulich-filzig wirken, passen alle graublättrigen Pflanzen (Kugeldisteln, Lavendel, Salbei) sehr gut zu den höheren Anaphalis. Aber auch Bergastern, Iris und Zierlauch passen gut zu den Staudenimmortellen, und vor roten Rosen machen sie sich richtig gut.
Kleinere Anaphalis werden gut durch die ähnlich lang blühende Fetthenne ergänzt, oder durch Schleifenblumen, oder durch Stachys byzantina, das Eselsohr.
Wenn Sie weiße Blüten im Garten mögen, werden Sie wohl beide Arten Perlkörbchen kombinieren und vielleicht mit weiteren Arten experimentieren.
Schneiden
Können Sie, nach der Blüte, wenn Sie viel Ordnung im Garten mögen.
Müssen Sie aber nicht. Sie können die Anaphalis auch ganz nach Belieben einziehen lassen und die übrigen Stängel erst im zeitigen Frühling bei Austriebsbeginn (Anfang Februar/März) bis auf den Boden wegschneiden.
Vermehrung
Da die Naturformen der Anaphalis Ausläufer bilden, lassen sie sich wunderbar vermehren. Einfach eines der kriechenden Rhizome abtrennen und am gewünschten neuen Standort einpflanzen.
Weiter können Sie Anaphalis durch Teilung vermehren (am besten im Frühjahr, zu Austriebsbeginn), das geht ebenso einfach und unkompliziert.
Aussaat ist möglich, aber nicht wirklich empfehlenswert, Staudensamen sind häufig etwas zickig.
Die Zuchtsorten können meist nur durch Stecklinge vermehrt werden (weil sie unfruchtbar sind), die nicht unbedingt so gut anwachsen wie Rhizomstücke.
Fazit
Anaphalis sind super leicht zu pflegende, in den Wildformen sogar selbst vermehrende, ausläuferbildende Stauden. Die ein richtiges weißes Blütenmeer bilden können, das sie über den größten Teil der Saison zeigen. „Faule“ (entspannte) Gärtner brauchen auf jeden Fall Anaphalis im Garten, und alle Menschen mit einem gesunden Restbestand an Sehnsucht nach Romantik wahrscheinlich auch. Sonderlich schwierig ist das nicht zu erreichen, die Perlkörbchen wachsen ohne viel Pflege, wie von selbst.