Gartenpflanzen Kakteen & Sukkulenten

Anleitung: Kakteen vermehren – Stecklinge/Ableger und Samen

Warzenkaktus

Hat den Kaktus-Liebhaber erst einmal die Sammelleidenschaft gepackt, rückt das Thema Vermehrung rasch in den Fokus des Interesses. Unter Hobbygärtnern ist es zweifellos eine Frage der Ehre, die Prozedur von eigener Hand durchzuführen. Wie gut, dass sich Kakteen so einfach vermehren lassen. Für welche Vorgehensweise Sie sich auch entscheiden; per Stecklinge, Ableger oder Samen expandiert Ihre Sammlung rasch auf ein Niveau mit höchstem Neid-Faktor. Die folgende Anleitung bringt Sie auf den Weg dorthin.

Stecklinge – Kakteen klassisch vermehren

Wer bereits stolzer Besitzer eines Kaktus ist oder sich durch einen befreundeten Kakteen-Gärtner für die Zucht begeistern lässt, wählt gerne die Stecklingsvermehrung. Das Prinzip ist rasch erklärt. Mit einem scharfen Messer trennen Sie die Seitentriebe von einer gesunden Mutterpflanze ab. Eingepflanzt in frisches Substrat in neuen Topf, entwickelt sich daraus ein hübscher Kaktus.

Abhängig von der kultivierten Kakteen-Art, stehen mannigfache Stecklinge zur Verfügung. Ein Überblick:

Blattstecklinge
Kindel am Kaktus Die große Familie der Kakteen besteht nicht ausschließlich aus den altbekannten stacheligen Kugeln. Verschiedene Gattungen, wie Epiphyllum, haben sich zu wunderschönen Blattschmuckpflanzen mit herabhängenden Trieben entwickelt. Andere Gattungen, wie Rhipsalidopsis, gedeihen mit aufrechten, beblätterten Trieben. Es sind genau diese Kaktusblätter, die als Ausgangsmaterial für die Vermehrung dienen.

Kindel
Eine Vielzahl an Kakteen entwickelt im Verlauf der Vegetationsphase Seitensprossen, die exakt den Habitus der Mutterpflanze präsentieren, und zwar im Mini-Format. Diese Ableger werden als Kindel bezeichnet. Es liegt nahe, dass sie sich ausgezeichnet eignen, um daraus neue Kakteen zu züchten.

Ausläufer
Ein bizarres Erscheinungsbild geben Kakteen ab, die bis zu 1 m lange, herabhängende Triebe entwickeln. Gattungen, wie Rhipsalis, auch Rutenkaktus genannt, kultivieren Hobbygärtner sehr gerne in Blumenampeln. Unabhängig davon, ob die Triebe nun rund, zylindrisch oder kantig geformt sind, bieten sie sich an für gleich zwei Methoden einer unkomplizierten Stecklingsvermehrung: Kopfstecklinge und Absenker.

Material- und Werkzeugliste

  • scharfes, desinfiziertes Messer
  • Streichhölzer oder ein Feuerzeug
  • hochwertige Alufolie
  • Kerze
  • Anzuchtsubstrat
  • Kunststofftöpfe

Das optimale Substrat für Stecklinge und Ableger

Kakteen stellen andere Ansprüche an das Substrat, als herkömmliche Topfpflanzen. Je näher die Erde an die Bedingungen der heimatlichen Umgebung heranreicht, desto besser wird die Vermehrung gelingen. Daraus folgt, dass handelsübliche Blumenerde ebenso ungeeignet ist, wie Pflanzenerde mit einem pH-Wert größer 7. Günstiger für die Vermehrung von Kakteen sind folgende Voraussetzungen:

  • Gut durchlässiges Substrat
  • Lockere, luftige Konsistenz
  • Arm an Humus und Nährstoffen
  • Mittlere Wasserspeicherung

Kindel am Kaktus Idealerweise nimmt Kakteenerde Wasser und Nährstoffe vollständig auf, um sie allmählich an die Wurzeln der Pflanzen abzugeben. Aus diesem Grund bietet der Handel spezielle Erdmischungen für Kakteen an. Erfahrene Kaktus-Gärtner empfehlen, dieses Substrat zusätzlich aufzuwerten mit Bimskies, Lavagranulat, Vermiculite oder feinem Splitt. Die Sparfüchse unter den Freizeitgärtnern greifen zur preisgünstigeren Pikiererde im Supermarkt und fügen dieser die Ergänzungsmaterialien hinzu.

Anleitung für die Stecklingsvermehrung

Stehen die Arbeitsmaterialien bereit, geht es an die eigentliche Vermehrung. Die Monate von April bis August sind der perfekte Zeitraum für diese Maßnahme. Von essenzieller Bedeutung für ein gutes Gelingen ist, dass Sie für absolute Ruhe gesorgt haben. Konzentration gilt als die zentrale immaterielle Zutat, um Kakteen zu vermehren.

  • Die Kerze anzünden
  • Das Messer mit Alufolie umwickeln und über der Flamme erhitzen
  • Färbt sich die Folie schwarz, schneiden Sie den Steckling ab
  • Kopfstecklinge sind 10-15 cm lang
  • Kugelige Ableger sind größer als ihr Durchmesser
  • Kindel sind möglichst weit entwickelt
  • Blattstecklinge schneiden Sie in Originalgröße von der Mutterpflanze

Nach jedem Schnitt drücken Sie das noch heiße Messer auf die Schnittstelle, sodass es zischt. Auf diese Weise stoppen Sie den Saftfluss, damit der Kaktus nicht ausblutet. Bevor Sie den nächsten Ableger abschneiden, wickeln Sie erneut Alufolie um die Klinge und halten sie über die Kerzenflamme.

Achten Sie bei der Schnittführung auf eine leicht konische Formung. Die robuste Außenhaut des Kaktus verursacht eine wellige bis glockenförmige Verformung des weichen Speichergewebes. Ein konisch geführter Schnitt lenkt die spätere Wurzelbildung gezielt in die erwünschte Richtung, was alle Folgearbeiten erleichtert.

Stecklinge von Kakteen werden nicht sogleich eingetopft. Vielmehr werden sie in den nächsten Tagen an der Luft trocknen. In das Substrat setzen Sie einen Ableger erst dann, wenn er die ersten Wurzeln ausgebildet hat. Nur bewurzelt ist er in der Lage, überhaupt Wasser aufzunehmen.

  • Anzuchttöpfe mit nährstoffarmem Kakteensubstrat füllen
  • Jeweils einen Steckling maximal bis zur Hälfte eintopfen
  • In der ersten Woche nicht gießen
  • Anschließend das Substrat nur leicht feucht halten mit kalkarmem Wasser

Da die Vermehrung von Kakteen während der schönen Jahreszeit praktiziert wird, tragen Sie den stacheligen Nachwuchs jetzt an einen halbschattigen Platz an der frischen Luft. Sobald ein Steckling sein Anzuchtgefäß durchwurzelt hat, topfen Sie ihn um in seinen endgültigen Topf. Gepflegt wird er sogleich wie ein adultes Exemplar seiner Gattung.

Tipp: Größere Blattstecklinge bewahren Sie vor dem Umfallen durch ein Streichholz als Stütze.

Sonderfall Absenker

Ableger von Kakteen Kakteen mit langen, herabbaumelnden Trieben eignen sich für eine extra unkomplizierte Vermehrung. Platzieren Sie die Mutterpflanze so, dass gleich daneben ein Topf mit Anzuchtsubstrat Platz findet. Wählen Sie einen kräftigen, vitalen Trieb aus und legen ihn auf die Erde. Dort, wo er das Substrat berührt, ritzen Sie die Kaktushaut leicht mit einer Rasierklinge an und drücken den Absenker hinein. Bis sich aus dem Wundgewebe ein neues Wurzelsystem bildet, wird nicht gegossen. Die Vermehrung von Kakteen verläuft erfolgreich, wenn der Trieb neu austreibt. Nun trennen Sie ihn mit einem scharfen Schnitt von der Mutterpflanze und topfen ihn in normale Kakteenerde ein. Idealerweise versiegeln Sie die Schnittwunde mit Holzkohleasche.

Aussaat von Samen

Hobbygärtner mit einem langen Geduldsfaden wählen die Vermehrung von Kakteen durch Aussaat, um auf preisgünstige Art und Weise ihre Sammlung zu erweitern. Insbesondere für die Züchtung seltener Kakteen-Arten stehen häufig nur Samen zur Verfügung. Die ideale Zeit, um Kakteen zu vermehren durch Samen, sind die Wochen im April.

Anfängern sei geraten, sich für den Start mit Kakteen zu beschäftigen, die über eine gute Keimfähigkeit verfügen. Hierzu zählen beispielsweise Echinopsen, Lobivien, Rebutien oder Mammillarien. Opuntien haben hingegen den Ruf, dass ihre Samen sich ewig Zeit nehmen, bis sie endlich keimen.

Kaktussamen selber ernten

Wenn Sie bereits eigene Kakteen kultivieren, können Sie die Samen ganz einfach selbst ernten. Zu diesem Zweck sind mindestens 2 Exemplare der gleichen Art bzw. Sorte erforderlich. Präsentieren die Auserwählten ihre prächtigen Blüten, nehmen Sie einen Pinsel zur Hand und führen die Bestäubung durch, indem Sie die Pollen übertragen. Damit es anschließend nicht zu einer unerwünschten Kreuzbestäubung kommt, isolieren Sie die beiden Kakteen, wenn sich noch weitere Exemplare im Raum befinden. In Profi-Gärtnereien wird eine Glasglocke solange über die bestäubten Kakteen gestülpt, bis die Blüten verwelkt sind.

Bis zum Herbst haben sich die typischen Kaktusfrüchte entwickelt. Wenn sie ausgereift sind, pflücken Sie die Beeren ab. Sofern die Früchte nicht von selbst platzen, um die Samen freizugeben, helfen Sie mit den Fingern etwas nach. Anschließend reinigen Sie das Saatgut gründlich und legen es auf Löschpapier zum Trocknen aus. Bis zur Aussaat im nächsten Jahr bewahren Sie die Kaktussamen in beschrifteten Papiertütchen oder kleinen, luftdichten Dosen auf.

Material- und Werkzeugliste

  • Samen
  • Aussaatsubstrat
  • Quarzsand in 3 mm Körnung
  • Saatschale oder kleine Töpfchen
  • Kaliumnitrat, oder Wasserstoffperoxid
  • Zimmergewächshaus
  • Handsprüher mit Regenwasser

Kakteen Als Aussaatsubstrat schwören erfahrene Hobbygärtner auf ein rein mineralisches Material, wie Perlite oder Bimskügelchen. Darin können die Samen ungehindert quellen, während die zarten Wurzeln dank der luftigen Poren gut Fuß fassen, ohne beschädigt zu werden. Darüber hinaus ist mineralisches Substrat stabil genug, um die kleinen Sukkulenten während der langen Zeit der Aussaat sicher zu beherbergen. Wer es ganz genau nimmt mit den perfekten Aussaatbedingungen, fügt im Aussaatgefäß als untere Lage eine Schicht aus Sphagnum-Moos ein. Die Rechenkünstler unter den Freizeitgärtnern haben Katzenstreu als preisgünstiges Medium für die Aussaat von Kaktussamen entdeckt. Klumpstreu ist hingegen ungeeignet.

Hinweis: Sterilisieren Sie das Aussaatsubstrat vor der Verwendung im Backofen für 30 Minuten bei 150-180 Grad oder für 10 Minuten bei 800 Watt in der Mikrowelle.

Vorbehandlung

Die Samen entstammen den Früchten der jeweiligen Kaktusart oder -sorte. Sie sind umhüllt von einer harten, wasserundurchlässigen Schale, damit sie in freier Natur nicht vorzeitig keimen. Um diese Keimhemmung zu brechen, ist eine gezielte Vorbehandlung erforderlich. Sofern die Samen groß genug sind, um sie zwischen den Fingern zu halten, nehmen Sie eine Feile oder Schmirgelpapier zur Hand und rauen die Oberfläche auf. Anschließend legen Sie das Saatgut für 24 Stunden in heißes Wasser, damit es ausreichend vorquellen kann. In einer Thermoskanne behält das Wasser konstant die erforderliche Temperatur. Sofern die Kaktussamen sehr klein sind, gehen Sie bei der Vorbehandlung wie folgt vor:

  • Die Samen für 24 Stunden in 0,2-prozentigem Kaliumnitrat bei Zimmertemperatur einweichen
  • Alternativ für 20 Minuten in 3,0-prozentigem Wasserstoff-Peroxid vorquellen
  • Anschließend mit Wasser auf 50 Prozent verdünnen und 24 Stunden darin liegen lassen

Im Anschluss an die Vorbehandlung nehmen Sie ohne weitere Verzögerung die Aussaat vor.

Anleitung für die Aussaat

Da eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Aussaat eine penible Sauberkeit ist, belassen erfahrene Hobbygärtner es nicht bei der Sterilisation des Substrats. Die Saatschale, die Töpfchen sowie das Zimmergewächshaus werden vor der Verwendung penibel gereinigt.

  • Das Saatgefäß mit Substrat füllen und die Samen darauf verteilen
  • Die Lichtkeimer dürfen nur ein wenig angedrückt, jedoch nicht bedeckt werden
  • Erlaubt ist eine dünne Schicht aus lichtdurchlässigem Quarzsand zur Vorbeugung gegen Schimmel
  • Jeden Topf bzw. die Saatschale kurz in lauwarmes, kalkarmes Wasser stellen

Echionpsis Erst wenn die Saaterde bis zur obersten Schicht mit Wasser vorgesaugt ist, kommen die Gefäße ins Zimmergewächshaus. Bei einer konstanten Temperatur von 20 bis 25 Grad Celsius setzt die Keimung innerhalb von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen ein. Unter pralle Sonneneinstrahlung darf die Aussaat zu keiner Zeit geraten. Ideal ist ein halbschattiger Platz auf der Fensterbank an der Westseite des Hauses. Die Abdeckung wird täglich kurz gelüftet. Zeigen sich die ersten Dornen, lassen Sie den Deckel permanent offen stehen.

Gewässert wird die Aussaat von Kakteen-Samen stets von unten, indem Sie die Saatgefäße in handwarmes Regenwasser bzw. abgekochtes Leitungswasser stellen, bis das Substrat sich vollgesaugt hat.

Richtig pikieren

Es können mehrere Monate vergehen, bis Sie die Kakteenjünglinge in eigene Töpfe pikieren können. Idealerweise verwenden Sie hierzu einen Pikierstab, mit dessen Hilfe jeder Keimling aus dem Substrat gehoben wird. Vermeiden Sie es unbedingt, an den kleinen Kakteen zu ziehen, weil dann unverzichtbares Wurzelmaterial abgerissen wird. Setzen Sie die Pflanzen in normales Kakteensubstrat ein, indem Sie das Pflanzloch mit dem Pikierstab vorbohren. Ab diesem Zeitpunkt pflegen Sie den stacheligen Nachwuchs ebenso, wie Ihre adulten Kakteen.

Fazit
Kakteen zu vermehren, geht leicht von der Hand und bereitet jede Menge Spaß. In erster Linie favorisieren Kaktus-Gärtner die Vermehrung mittels Stecklingen und Ableger. Steht eine fundierte Anleitung bereit, lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. Ob Blattsteckling, Kindel, Kopfsteckling oder Absenker; ein Hobbygärtner wählt einfach diejenige Methode, die ihm zusagt. Seine Sammlung nimmt auf diese Weise zügig an Umfang zu. Geduldige Freizeitgärtner wählen die Vermehrung mit Samen, in erster Linie dann, wenn sie eine eher seltene Kaktusart kultivieren möchten oder das Saatgut eigenhändig ernten.