Der Kartoffelanbau ist recht schnell erklärt, mit der Auswahl Ihrer liebsten Kartoffelsorte können Sie aber durchaus die nächsten Anbau-Jahre verbringen. Dann ist noch lange nicht Schluss mit den Überraschungen der im Garten ziemlich spannenden Pflanze: Sie können sich an dekorativen Kartoffelblüten erfreuen, Experimente mit allen möglichen Begleitpflanzen machen, irgendwann haben Sie dann die ersten Samen geerntet und machen sich langsam an die eigene Nachzucht Ihrer Pflanzkartoffeln bzw. überhaupt an die Kartoffelzucht.
Kartoffeln brauchen Vorbereitung
Die übliche Kartoffel im Kartoffelbeet wird aus Saat- bzw. Pflanzkartoffeln gezogen, und die brauchen erst einmal etwas Vorbereitung, bevor sie ins Beet gesetzt werden:
- Saatkartoffeln werden meist schon im Winter gekauft
- Und dann vorgekeimt, bei den meisten Sorten ab Anfang/Mitte März
- In einer Umgebungstemperatur von rund 10 °C
- Zwei bis drei Wochen müssen sie so gelagert werden, um in Keimstimmung zu kommen
- Wechselnde Temperaturen und Frischluft sollen die Keimbereitschaft fördern
- Wenn sie noch ein bisschen länger bei diesen Temperaturen liegen und Licht bekommen, keimen sie vor
Sie können sich also aussuchen, ob Sie in Keimstimmung gebrachte Kartoffeln oder vorgekeimte Kartoffeln setzen, für Kartoffel-Erstanpflanzer ist letzteres wohl entspannter, weil man schon etwas sieht.
Die vorgekeimten Kartoffeln sind „fertig“, wenn sie eine Keimlänge von etwa 15 bis 20 mm zeigen. Der Vorteil des Vorkeimens (oder zumindest Stimulierens) soll neben einer schnellen Jugendentwicklung auch darin bestehen, dass die Kartoffeln mehr Knollen ansetzen und die Kartoffelpflanzen weniger häufig von Bakterien oder Pilzen befallen werden.
Wenn Sie mit den Pflanzkartoffeln etwas spät dran sind, sollen Kartoffeln auch durch drei oder vier Tage in einer Umgebung mit Temperaturen um 20 °C in Keimstimmung gebracht werden können. Das ist für all die Heimgärtner die passende Kartoffelvorbereitung, die nicht über kühle Nebenräume verfügen. Dann müssen Sie allerdings besonders darauf achten, dass die gerade im Schnellverfahren mit viel Wärme in Keimstimmung versetzten Kartoffeln nicht in einen zu kühlen Boden gesetzt werden.
Standort und Bodenvorbereitung
Während die Kartoffeln in (Keim-) Stimmung kommt, wird der Standort festgelegt und der Boden vorbereitet:
Kartoffeln lieben Sonne und sollten täglich ein paar Stunden davon abbekommen, die liebste Sättigungsbeilage der Deutschen kommt ja immerhin aus Südamerika. Unsere Urkartoffel ist wahrscheinlich ein Abkömmling von einer peruanischen Andensorte (was nichts Genaues sagt, davon gibt es mehr als 3.000).
Auf jeden Fall ist die Kartoffel viel Licht gewohnt und hat an den Boden keine speziellen Ansprüche. Am besten gedeihen Kartoffeln in lockeren, sandigen Böden mit etwas Lehm. Die Wasserversorgung sollte ausgeglichen sein und der pH-Wert zwischen 5,5 und 7. Kartoffeln mögen weder verdichtete, staunasse Böden (fördert Netzschorf), noch zu trockene Böden (dann droht Flach- und Buckelschorf).
Lehm können Sie in Sandbüchsen-Böden als Lehmpulver untermischen (achten Sie auf Erwerb unbehandelten Naturlehms), weiter freuen sich die Kartoffeln über etwas gut verrotteten Kompost und gut verrotteten Stallmist im Boden und bringen dann einen höheren Ertrag.
Bereits jetzt wird gedüngt, Kartoffeln verbrauchen den meisten Stickstoff in der Zeit vom Auflaufen (Anwachsen, Jungpflanzenentwicklung) bis zur Knollenbildung, und schmecken wollen Sie vom Dünger später ja auch nichts.
Wenn Sie vorher Gründüngung im Beet hatten, reicht das gewöhnlich, in weniger gut versorgten Beeten können Sie zusätzlich organischen Dünger aus dem Handel ausbringen.
Pflanzen und Pflanzabstand
Wenn die Kartoffeln „stimuliert“ (heißt wirklich so) und der Boden vorbereitet ist, können die Saatkartoffeln gesetzt werden. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit, eine Bodentemperatur zwischen 15 und 18 °C sollte es schon sein, und oben drüber am liebsten Temperaturen von 18 bis 20 °C, mit maximaler Nachttemperatur von 15 °C für optimale Knollenbildung.
Sie sollten also vorher ein wenig rechnen, wann all das in Ihrer Region durchschnittlich gegeben ist (Keine Ahnung? Erfahrenen Gärtner ausfragen) und demgemäß die Vorbehandlung Ihrer Pflanzkartoffeln beginnen. Ein wenig kälter oder wärmer macht natürlich nichts, aber Temperaturen unter 10 oder über 30 °C veranlassen die Kartoffeln dazu, ihr Wachstum nahezu einzustellen.
Wenn das Wetter bereit ist, wird die Saatkartoffel ins Beet gesetzt:
- Erst ziehen Sie eine Furche, oder mehrere, in 60 cm Reihenabstand
- Unten in diese Furche kann ein wenig verrotteter Kompost gelegt werden
- In diese Reihen wird alle 30 cm eine Kartoffel gesetzt
- Danach sollten Sie die Erde über den Kartoffeln anhäufeln, bis sich ein kleiner Damm ergibt
- Wenn die ersten Triebe zu sehen sind, wieder ein wenig Erde aufhäufeln
- Wenn doch noch einmal Frost kommen sollte, überstehen die Kartoffeln ihn so meist gut
- In kühlen Gegenden können Sie zusätzlich einen Folientunnel über die Kartoffeln geben
- Der sorgt für etwas wärmeren Boden und bietet damit natürlich auch zusätzlichen Frostschutz
- Sobald die Triebe ca. 20 cm hoch sind, sollten Sie noch mehr Erde anhäufeln
- Dann werden sich in der Dunkelheit des Dammes Knollen ohne grüne Stellen bilden
- In den grünen Stellen sammelt sich Solanin, ein leicht giftiger Stoff
Pflanzzeit
Jede der vielen unterschiedlichen Kartoffelsorten (s. u. Arten und Sorten) hat einen optimalen Zeitpunkt, an der sie in die Erde möchte. Die Kultur-Kartoffeln werden in frühe Kartoffeln mit einer Reifezeit zwischen 90 und 120 Tagen, mittlere Kartoffeln mit Reife nach 120 bis 150 Tagen und späte Kartoffeln mit Reife nach 150 bis 180 Tagen eingeteilt.
Je nach Anbautermin können Sie also mit der Ernte beginnen:
- Frühe Sorte, Mitte März ausgesät: Ernte Juni und Juli
- Mittelfrühe Sorte, Anfang April ausgesät: Ernte Juli bis September
- Späte Sorte, Ende April ausgesät: Ernte im September
- Bei den frühen und mittelfrühen Sorten haben Sie etwas Spielraum nach hinten
- Bei den mittleren und späten Sorten haben Sie etwas Spielraum nach vorne
Die Pflege der Kartoffeln
Nicht immer kann der Boden vor dem Setzen der Pflanzkartoffeln soweit mit Nährstoffen angereichert werden, dass der hohe Nährstoffbedarf der Kartoffel durchgehend gedeckt wird. Dann profitieren die Kartoffeln von einer Düngung später im Jahr, dass ist auf jeden Fall ratsam, wenn die Triebe Mangelerscheinungen zeigen.
Mangel zeigt sich meist in einer Verfärbung der Blätter, je nachdem wie diese ausfällt, muss der Dünger gewählt werden (Händler organischer Düngemittel sollten Sie beraten können).
Das bereits beschriebene Aufhäufeln lockert auch immer gleich den Boden und sorgt für gute Nährstoffaufnahme. Sie sollten also auch zwischendurch anhäufeln, wenn der Damm auf dem Beet flacher wird.
Wasser braucht die Kartoffelpflanze natürlich auch genug, wenn länger kein Regen fällt, müssen Kartoffeln bewässert werden.
Zeitabstand und Fruchtfolge
Auch selbst angebaute Bio-Kartoffeln können von Krankheiten und Schädlingen befallen werden, wenn sie wiederholt im selben Boden angebaut werden, in dem sich bestimmte Mikroorganismen anreichern.
Deshalb wird empfohlen, einen Standort nur alle drei bis vier Jahre mit Kartoffeln zu besetzen. Da Kartoffeln im Boden viel löslichen, auswaschungsgefährdeten Stickstoff hinterlassen, sollten danach Pflanzen angebaut werden, die viel Stickstoff verwerten, oder eine entsprechende Gründüngung angepflanzt werden. Die sollte nicht aus mehrjährigem Kleegras bestehen, das fördert den Befall mit Drahtwurm, Schorf, Dry core (Pilz Rhizoctonia solani) und Schnecken.
Wenn die eingesetzten Pflanzen mit ihren Wurzeln den Boden intensiv durcharbeiten, reduziert das die Gefahr, dass Drahtwürmer überhand nehmen.
Da die Nährstoffe der Kartoffel gleich nach dem Setzen zur Verfügung stehen sollen, eignet sich jede Zwischenbepflanzung besonders gut, die die Bodenstruktur fördert und viel leicht zersetzbares organisches Material hinterlässt. Unter den Nutzpflanzen z. B. tiefwurzelnde Kräuter wie Bärlauch, Buschbohnen,Kohlrabi, Salate und Speiselupinen. Wenn es nur um Bodenpflege bis zu den nächsten Kartoffeln geht, könnten Sie einjähriges Kleegras, Ackerbohnen, Körnererbsen und andere Hackfrüchte anbauen.
Ernte
Die Ernte hängt natürlich von Aussaattermin und der Sorte ab, siehe oben Zeitpunkt.
Über welchen Zeitraum Sie ernten können, hängt auch von der Sorte ab: Frühkartoffeln können ab Reife fortlaufend geerntet werden. Sie graben dazu vorsichtig die Dämme an der Seite auf, entnehmen ein paar erntereife (entsprechend große) Kartoffeln und decken den Rest danach wieder ab.
Die mittleren und späten Sorten werden an einem Termin alle zusammen aus dem Boden geholt. Um den vorgesehenen Erntetermin herum schauen Sie kurz nach, ob sich die Kartoffeln auch entsprechend entwickelt haben (eine oder zwei ausgraben). Dann sollten Sie möglichst ein paar warme und trockene Tage abwarten, um die Kartoffeln zu ernten. Wenn sie eingelagert werden sollen (in einem dunklem Raum oder einer Erdmiete, trocken und frostgeschützt), dürfen sie noch ein wenig liegen, bis sie ganz trocken sind.
Warum Kartoffeln anbauen
In ländlichen Boden ohne Platzmangel sicher eine gute Idee. Aber die kostbaren Gartenflächen im gewöhnlich nicht gerade parkähnlichen Hausgarten mit Kartoffeln zu besetzen, erscheint erst einmal eher merkwürdig, Kartoffeln gibt es im nächsten Supermarkt ja nun wirklich genug.
Der erste Grund, einen Teil des Gartens „für Kartoffeln zu vergeuden“, ist der Geschmack. Die Kartoffeln für den Handel werden auf Ertrag gezüchtet, nicht auf Geschmack, Sie können andere Pflanzkartoffeln setzen. Außerdem haben ohnehin nur Bio-Kartoffeln eine Chance, so richtig nach Kartoffeln zu schmecken, dazu gleich bei Grund 3.
Der zweite Grund ist die Vielfalt, die Ihnen im Handel nicht zur Verfügung steht (dazu siehe unten Arten und Sorten).
Der dritte Grund ist Ihre Gesundheit. Denn konventionell angebaute Kartoffeln landen nicht einfach so, wie sie aus der Erde kommen, auf Ihrem Tisch, sondern sie werden nach der Ernte behandelt, damit sie im Supermarkt auch immer schick aussehen. Mit Chlorpropham, Imazalil und Thiabendazol, und diese Keimhemmer und Pestizide sind genau so giftig, wie sie sich anhören (gewöhnlich dabei, wenn „nach der Ernte behandelt“ auf der Kartoffelpackung steht). Hier ein Artikel dazu: www.artikelmagazin.de/gesundheit/ernaehrung/chlorpropham-keimhemmer-auf-kartoffeln-wie-giftig-sind-pommes-co.html. Der Artikel ist aus dem Jahr 2011, aber eine Suchanfrage zu „Kartoffeln“, „Chlorpropham“, „letzter Monat“ gibt auch im April 2015 als erstes eine Seite für die Landwirtschaft aus, auf der 29 Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Chlorpropham aufgelistet werden – sieht nicht nach viel Änderung aus.
Aus dem gerade Berichteten ergibt sich auch gleich der vierte Grund für eigenen Kartoffelanbau: Sie können alles ernten, was der Boden hergibt, während im konventionellen Anbau nur ein kleiner Teil der Kartoffeln in den Handel kommt. Alles, was schief, klein, fleckig usw. ist, wird aussortiert, was uns zunehmend nicht mehr egal zu sein scheint – immer mehr Menschen bekommen spontan schlechte Laune, wenn sie von solchem Unsinn hören.
Der fünfte Grund ist, dass der Kartoffelacker in Ihrem Garten nicht unbedingt wie ein Kartoffelacker aussehen muss. Kartoffeln gehören zur Familie der Nachtschattengewächse, die auch so schöne Pflanzen wie die Bauernorchideen (Spaltblumen, Schizanthus) und die Calibrachoa (Balkonpflanze des Jahres 2012) hervorbringen. Kartoffeln selbst sehen auch ziemlich schick aus, mit wohlgeformten, dunkelgrünen Blättern und sehr attraktiven Blüten, siehe: www.proplanta.de/Fotos/Blueten-der-Kartoffelpflanze_Bild1152709086.html. Niemand zwingt Sie, Kartoffeln ordentlich in Furchen zu pflanzen, Sie können mit den eigenen Kartoffelpflanzen im Garten alle möglichen Gestaltungen ausprobieren.
Arten und Sorten
Innerhalb der Familie gehört die Kartoffel zur Gattung Nachtschatten, Solanum, und bildet die Kartoffel-Klade in der Untergattung Potatoe. Zu der neben so spannenden Gewächsen wie Solanum blanco-galdosii, Solanum rhomboideilanceolatum und Solanum violaceimarmoratum auch die Tomate und die Pepino (Melonenbirne) gehören.
Eine Art dieser rund 170 Arten umfassenden Gattung, die Kartoffel Solanum tuberosum, ist der Liebling der Züchter, sie hat es bisher auf gut 5000 Sorten gebracht, und ein Ende ist nicht abzusehen.
Die Sorten können hier nicht behandelt werden, das wäre eher ein Buchprojekt, schon für die hierzulande verfügbaren. Nur so viel: Bei einem gut sortierten Bio-Kartoffelhändler können Sie ca. 150 verschiedene Kartoffelsorten kaufen.
Sie können die Kartoffeln nach Reifezeit (früh bis spät, schnell bis langsam) aussuchen. Und nach Verwendungszweck, Speisekartoffeln, Veredlungskartoffeln, Wirtschaftskartoffeln, Futterkartoffeln, Pflanzkartoffeln. Die Veredlungskartoffeln sind die Sorten für Weiterverarbeitung zu Pommes frites, Chips und Kartoffelflocken, Wirtschaftskartoffeln werden zur industriellen Nutzung der Stärke angebaut.
Speisekartoffeln können Sie nach Kocheigenschaften (festkochend, vorwiegend festkochend, mehlig kochend, übrige Kochtypen) auswählen, nach Fleischfarbe (weiß, gelb, rosa, violett), nach Schalenfarbe (gelb, rot, blau, violett), nach Knollenform (lang, oval, kugelrund, nierenförmig) und nach Schalenbeschaffenheit (glattschalig, rauschalig).