Gartengestaltung Kräutergarten

Küchenkräuter – Pflanzen und Anbau im Topf, Fensterbank und Balkon

Küchenkräuter

Küchenkräuter sind pflanzliche Vitalitäts-Booster mit konzentrierten Inhaltsstoffen und konzentriertem Aroma – sie werden verkocht, seit der Mensch mit dem Kochen anfing. Unsere Vorfahren probierten jedes Kraut, für Jäger und Sammler war Nahrungsbeschaffung sehr mühsam. Was ihnen nicht den Garaus machte, landete auf dem Speisezettel – und wurde zum Heilkraut, wenn es gegen irgendwelche Beschwerden half, wie die meisten Küchenkräuter. Gründe genug, die Kräuter auch in unseren täglichen Speiseplan einzubeziehen, Kräutersüppchen oder -salat machen so manche Zucker-Weißmehl-Sünde gut, außerdem sind Küchenkräuter überall und wirklich nicht kompliziert anzubauen.

Kräuter säen oder pflanzen

Die bekanntesten Küchenkräuter werden zu Saisonbeginn in Gärtnereien und auf Märkten als Jungpflanze verkauft. In der Regel nicht besonders teuer – wenn Sie sich wirklich vor Ort umsehen und Ihre Kräuter nicht mit unerfreulich hohem Versandkosten-Anteil im Internet bestellen.

Kräuter Samen können Sie gut übers Internet bestellen, bei seriösen Händlern zahlen Sie dafür (wenn überhaupt) nur geringe Versandkosten. Wer eigene Kräuter anbaut, will gewöhnlich Samen, die nicht mit Anti-Pestizid-Beize oder ähnlichem behandelt wurden, also Bio-Samen, die von spezialisierten Kräuter-Händlern in großer Auswahl vertrieben werden.

Kräuter-Anfänger, die (noch) keine Lust auf Hunderte von Anzuchttöpfchen haben, könnten sich den Spaß machen, eine Großpackung Kresse-Samen zu bestellen, z. B. hier: www.samen-frese.de/catalog/advanced_search_result.php?keywords=kresse&x=0&y=0. Für „Kräuteranbau light“: Kresse wächst in Erde (aus dem Garten, aus dem Handel, aus dem Wald) genauso wie auf jedem anderen ungiftigen und Wasser speicherndem Material, Watte, unversponnene Wolle, dicker Filz oder Vlies … und ist super gesund und lecker.

Auch der Supermarkt ist eine Möglichkeit zur Kräuterbeschaffung – wenn Sie die Kräuterpflänzchen in größeren Töpfen kultivieren, entwickeln sich mitunter kräftige Büsche. Womit wir beim Kräuteranbau im Topf wären

Der Topf für die Kräuteranzucht

Sie können alle möglichen Anzuchttöpfe kaufen, aus Ton und aus Holz und aus Edelstahl, in bezahlbaren Varianten meist aus Plastik, in orangebraun oder leicht blickverstörendem Knallgrün. Sie können auch alles als Anzuchttopf nehmen, was Sie schon gekauft haben: Joghurtbecher, Quarkschalen, Feinkostsalat-Töpfchen, Buttermilchbecher, aufgeschnittene Milchpackungen usw. usw.

Küchenkräuter Das gewählte Gefäß wird mit Erde gefüllt, z. B. mit gekaufter keimfreier Anzuchterde. Sie müssen aber keine Anzuchterde kaufen, Gärtner ohne Hobbygärtnerzubehör-Industrie im Umfeld sind verwundert über die Idee, Samen in keimfreie Erde auszusäen. Keimlinge brauchen ab dem Blattpaar nach den Keimblättern Nährstoffe, gewöhnlich aus einem Naturboden, „keimfrei“ ist es da nicht. Möglicherweise ist „keimfrei“ für die Entwicklung gesunder Pflanzen genauso hinderlich wie übernäßige Haushalts-Desinfektion für die Entwicklung/Erhaltung eines funktionierenden Immunsystems beim Menschen.

Viele, viele Gärtner kennen keine Anzuchterde und würden nie auf die Idee kommen, Anzuchtsubstrat (oder überhaupt Substrat) anstatt echter Erde zu kaufen. Wenn Sie einen Garten haben, kann Gartenerde Basis der Topferde werden; wenn nicht, können Sie in der nächsten Baustoffhandlung mit einem Eimer Erde abholen (Muttererde, kostet Cents).

Diese Erde wird auf die Ansprüche der jeweiligen Kräuter eingestellt. Für die meisten Kräuter eignet sich eine schlichte Mischung aus Sand, Erde und Kompost (die meisten Gemeinden haben einen öffentlichen Kompostplatz) zu je einem Drittel. Spezielle Ansprüche können Sie zusammen mit dem Nährstoffbedarf in den Kultur-Anleitungen zum einzelnen Kraut nachschlagen.

Der Anzuchttopf darf gerne möglichst groß sein – Kleinsttopf + Pikieren macht nur Sinn, wenn die Kräuter in den Garten gesetzt werden sollen. Welche Größe Sie nehmen, hängt vom verfügbaren Platz und vom Kraut ab – manche Kräuter wachsen in jedem Fingerhut, Kresse und Majoran, Thymian und Schnittlauch zum Beispiel, manche Kräuter wie ausdauernde Basilikum-, Rosmarin- und Salbei-Arten können in großen Töpfen zu imposanten Büschen werden. Jeder Anzuchttopf braucht unten einen Wasserauffang.

Die Aussaat und die Keimung

Damit aus dem Samen ein Keimling wird, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Samen brauchen zum Keimen Feuchtigkeit, Wärme und Sauerstoff
  • Manchmal Licht, manchmal Dunkelheit, je nach Pflanze einzeln nachzuschlagen
  • Die meisten Kräuter sind Lichtkeimer, dürfen also nicht in der Erde versenkt werden
  • Diese Samen brauchen Helligkeit, sollten aber nicht in direktem Sonnenlicht „schmoren“
  • Bärlauch im Wald Küchenkräuter Bärlauch und Borretsch sind Dunkelkeimer und werden 1 bzw. 2 cm in die Erde gesteckt
  • Bärlauch als komplizierter Sonderfall ist auch Kaltkeimer (vor Aussaat extra informieren)
  • Alle Samen brauchen Wärme, manche Samen ganz bestimmte Temperaturen
  • Kräuter sind da lässig, alles zwischen 15 und 22 °C ist den meisten recht
  • Manche Samen müssen zum Keimen Frost abbekommen (oder einen Waldbrand)
  • Sehr trockene Samen brauchen viel Feuchtigkeit, bis ihr Stoffwechsel startet und werden vor der Aussaat eingeweicht
  • Handels-Samen sind fertig aussaatfähig, privat beschaffte Samen brauchen u. U. eine Vorbehandlung
  • Das betrifft aber eher Exoten-Samen als die keimwilligen Küchenkräuter
  • Wenn keine spezielle Anleitung auf der Samentüte steht, handelt es sich um ‚Warmkeimer‘
  • Auch ‚Normalkeimer‘ oder Schnellkeimer genannt, keimen unproblematisch und fast immer
  • Dieser unkomplizierteste Keimtyp kann zwischen Frühjahr und Spätsommer ausgesät werden

Jetzt wissen Sie, welche Ansprüche Samen haben können – wenn Sie ein fast vergessenes Küchenkraut aussäen möchten, von dem es nur noch wenige Samen gibt, sollten Sie ganz genau erkunden, ob dieser Samen besondere Ansprüche hat.

Allgemeine Ansprüche von Küchenkräutern

Wenn die Aussaatbehälter bereit sind, können Sie mit der Aussaat beginnen, wie oben beschrieben. Nun passiert eine Menge im Samen:

  • Er nimmt Wasser auf, die Samenschale quillt, wird weich und reißt auf
  • In Keimling und Samenschale bilden sich stärke- und eiweißabbauende Enzyme
  • Der Keimling ist von Nährgewebe umgeben, aus dem er Speicherstoffen wie Fett, Stärke und Eiweiß abbaut
  • Und verwandelt, Fette (Öle) in Kohlenhydrate, Kohlenhydrate (Stärke + Zellulose) in lösliche Einfachzucker, festes Eiweiß in lösliches Albumin
  • Basilikum im Topf Küchenkräuter Die verwandelten Speicherstoffe werden verstoffwechselt, neue Zellen entstehen, Keimblätter und Keimwurzeln
  • Bald kommen die ersten „richtigen“ Blätter, die Pflanze kann sich nun über die Blätter mit Sauerstoff und über die Wurzeln mit Wasser und Nährstoffen versorgen

Bis zum Erscheinen des ersten Blattpaares nach den Keimblättern nutzt die Pflanze also die Nährstoffvorräte im Samen, um die Sprossachse wachsen zu lassen und dem Licht zugewandte Blätter zum Licht zu produzieren. Wenn dieses Blattpaar da ist, sind die Vorräte im Samen aufgebraucht, die kleine Pflanze soll nun ihre Energie durch Photosynthese beziehen.

Das geht nur, wenn sie ausreichend Licht bekommt, deshalb gilt für die Kultur: Egal ob Topfkultur, Fensterbank oder Balkon, wichtiger als eine besondere Zusammensetzung der Anzuchterde ist genug Licht. Einheimische Kräuter mit viel Grünmasse (Kresse, Petersilie, Schnittlauch) kommen meist mit lichtem Halbschatten aus, können etwas mehr Nährstoffe vertragen und verbrauchen mehr Wasser.

Im Winter leiden im Haus kultivierte Kräuter noch mehr unter Lichtmangel. Sie können sie zwar einfach weiterwachsen lassen, reiche Ernte mit viel Aroma ist aber nur zu erwarten, wenn Sie Ihren Küchenkräutern zusätzliche Pflanzenbeleuchtung zukommen lassen.

Düngen

Außerdem braucht die Pflanze mit Erscheinen der ersten Laubblätter Nährstoffe von außen, von Ihnen also, und weiterhin Wasser selbstverständlich auch. Vor allem die Küchenkräuter aus dem Süden, meist verholzende Halbsträucher (Rosmarin, Salbei, Thymian), brauchen vom beidem recht wenig. Sie sind karge Ernährung gewöhnt. Aber sie benötigen viel Sonne und Wärme. Sie sollten an den wärmsten und hellsten Fensterplätzen und Balkon-Standorten angesiedelt werden. Wenn Sie diesen Kräutern wenig Naturlicht bieten können, kann ev. ein wenig mehr Dünger helfen, das karge Licht besser auszunutzen.

Himbeeren düngen - Kaffeesatz Die Nährstoffe für die Küchenkräuter sollte man sorgfältig auswählen. Manche Dünger sind nicht aus dem Stoff, den ein Gourmet auf der Zunge haben möchte und manche synthetische Dünger enthalten schließlich Stoffe, die er nicht im Haus haben möchte. Je größer der Anbautopf ist, desto eher klappt die Pflanzenernährung nur mit organischen Düngern, die müssen aber erst durch Mikroorganismen zersetzt werden. Organisch-mineralischer Dünger ist für Topfpflanzen mit begrenztem Erdvolumen besser, weil schneller verfügbar.

Küchenkräuter auf der Fensterbank

Sie können einfach eine Reihe Küchenkräuter in Töpfen auf das Fensterbrett stellen, das ist der übliche, aber nicht unbedingt der dekorativste Weg.

Massenansammlungen von Töpfchen sehen schon einmal wesentlich hübscher aus, wenn man sie in einem rechteckigen Behälter versammelt, der genau Fensterbank-Größe hat und mit attraktiven Außenwänden ausgestattet ist. Die glücklichen Zimmergärtner, die gleichzeitig begabte Heimwerker sind (oder solche im Umfeld haben), bauen eine Holzkiste. Hoch genug füt Kunststoffschalen mit Kies als Wasserauffangschicht, ggf. passend zur Einrichtung bemalt.

Massenansammlungen von Töpfchen sind auch nicht unbedingt der schlauste bzw. den Küchenkräutern zuträglichste Weg. Ein Fensterbrett bietet mächtig Raum, wenn es sich um ein Fensterbrett handelt, das nicht unbedingt von außen einsehbar sein muss, auch noch den ganzen Raum nach oben. Eine einzige Fensterbank kann bis zu 2 Quadratmeter Anbaufläche bieten, wenn sie komplett genutzt wird. Hier einige Ideen:

  • Pflanzenregale aus Holz, Metall, Kunststoff in passender Größe kaufen
  • lässt sich das Fenster nicht öffnen, kann man Regalbretter in den Rahmen bauen
  • kann das Fenster normal geöffnet werden, wäre ein Blumengestell an einem Haken eine Idee
  • sitzt der Haken in einer Schiene, kann man das Gestell soweit zur Seite fahren, dass Öffnen möglich ist
  • so können Küchenkräuter bei Wärme Naturlicht bekommen, bringt besseres Wachstum

Küchenkräuter auf dem Balkon

Kräuter Balkon Auf dem Balkon bekommen Küchenkräuter immer Naturlicht, er ist deshalb der beste Ort, um leckeres und gesundes Grün anzubauen. Ein durchschnittlicher, nicht gerade riesiger Balkon bietet so viel Platz zum Anbau von Küchenkräutern, dass Sie zum Selbstversorger werden.

Wenn Ihnen Balkonkästen auf der Brüstung nicht genug Ernte bringen: Bauen Sie sich einen Salatbaum, der vervielfältigt die Anbaufläche und kann natürlich ebenso gut mit Küchenkräutern wie mit Salat bepflanzt werden. Noch mehr Anbaufläche bringen Hängeampeln, die man mit herabhängenden oder rankenden Kräutern bestückt.

Küchenkräuter-Ideen

Die üblichen Kräuter für die Küche kennen Sie, alle gut 1.000 Küchenkräuter würden diesen Artikel sprengen. Hier finden Sie daher ein paar nicht so bekannte Kräuter nach Einsatzzweck:

1. Küchenkräuter mit Zwergwuchs, für Vielfalt auf kleinsten Raum:

  • Erdbeerminze, Mentha species
  • Mini-Chili, Capsicum annuum v.minimum
  • Rosenduftthymian, Thymus species
  • Slowenische Bergminze, Micromeria thymifolia
  • Zwerg-Salbei, Salvia officinalis ‘Nana’
  • Zwerg-Thymian, Thymus vulgaris ‘Compactus’

2. Nicht sehr lichthungrige, unkomplizierte Küchenkräuter für’s Fensterbrett:

  • Australisches Zitronenblatt, Plectranthus species „Mount Carbine“
  • Chinesischer Teejasmin, Jasminum grandiflorum
  • Glockenchili Küchenkräuter Glockenchili, Capsicum baccatum
  • Jiaogulan, 7-blättrig, Gynostemma heptaphyllum
  • Kardamom, Elettaria cardamomum
  • Lemongras, Zitronengras, Cymbopogon citratus
  • Mexikanischer rosa Oregano, Poliomintha longiflora
  • Pilzkraut ‚Mushroom Plant‘, Rungia klossi
  • Pinien-Rosmarin, Rosmarinus angustifolia
  • Sibirischer Hauspaprika, Capsicum annuum v.
  • Stevia ‚Zuckerhut‘, Stevia rebaudiana
  • Tabasco, Capsicum frutescens
  • Vietnamesischer Koriander, Polygonum odoratum
  • Zimmerknoblauch, grün, Tulbaghia violacea
  • Zwerg-Tamarillo, Cyphomandra abutiloides
  • Zyprisches Strauchbasilikum, Ocimum species

3. Küchenkräuter, die trotz beengtem Wurzelraum gut wachsen, für Kübel auf Balkon und Terasse:

  • Ananassalbei, Salvia rutilans
  • Arabischer Zatar, Majorana syriaca
  • Ausdauernder Borretsch, Borago laxiflora
  • Bananenminze, Mentha arvensis ‚Banana‘
  • Basilikum ‚Pesto Perpetuo‘, Ocimum basilicum, das erste weiß panaschierte
  • Cilantro, Coriandrum sativum cv.
  • Gewürztagetes ‚Lemon Gem‘, Tagetes tenuifolia ‘Lemon Gem’
  • Honigmelonensalbei, Salvia elegans
  • Hornveilchen Hornveilchen, Viola cornuta
  • Italienischer Oreganothymian, Thymus species
  • Japanische Blütenkresse, Orychophragmus violaceus
  • Kapuzinerkresse ‚Red Wonder‘, Tropaeolum majus
  • Lemon Mint, Mentha „Hillary‘s Sweet Lemon“
  • Limetten-Agastache, Agastache mexicana
  • Majoran, Origanum majorana
  • Mauretanische Malve, Malva sylvestris ssp. mauretanica
  • Orangenthymian, Thymus fragrantissimus
  • Tulsi, Indisches Basilikum, Ocimum sanctum
  • Wasabi, Japanischer Meerrettich, Wasabia japonica ‚Matsum‘

Fazit
„Ein Gewürz beeinflusst den Geschmack einer Speise, ein Kraut beeinflusst den seelischen oder körperlichen Zustand“, sagt ein altes Sprichwort. Sorgen auch Sie dafür, dass Sie seelisch und körperlich von Küchenkräutern profitieren, die ganz frisch am besten wirken (und würzen) und ohne viel Mühe im Topf, auf der Fensterbank und dem Balkon gezogen werden können.