Salbei richtig zu schneiden, ist nicht so einfach wie es scheint. „Einfach bei der Ernte“ stimmt schon – der Salbei ist aber eine ganz besondere Art von Strauch, bei dem Sie wissen müssen, was Sie abschneiden und bis wohin Sie es abschneiden dürfen. Das erfahren Sie im Artikel, auch zu welchen Zeitpunkten Salbei am besten beschnitten wird (zur Pflege und zur Ernte), und wie Sie sich durch Trocknen einen Vorrat an leckeren und gesunden Salbei-Blättern anlegen.
Was ist Salbei eigentlich für eine Pflanze?
Der Salbei macht es ein wenig kompliziert, er ist ein „Halbstrauch“, was erst einmal sehr vielen Menschen präzise gar nichts sagt.
Also von Anfang an zur Unterteilung der Gartenpflanzen, hier ein Überblick der Kategorien:
- In unseren Gärten wachsen kurzlebige und langlebige Pflanzen, krautig und verholzend
- Kurzlebig und immer krautig sind einjährige und zweijährige Pflanzen
- Sie kommen nur einmal zu Blüte, Frucht und Samenbildung und sterben dann
- Langlebige Pflanzen nennt man mehrjährig, wenn sie sich nur einmal (nach x Jahren) fortpflanzen und dann absterben
- Ausdauernd heißen sie, wenn sie mehrere Jahre leben und sich mehrfach fortpflanzen
- Bei beiden Arten langlebige Pflanzen gibt es krautige oder verholzende Pflanzen
- Langlebige krautige Pflanzen heißen Stauden, langlebige verholzende Pflanzen Sträucher, Bäume, Lianen – oder Halbsträucher
Ein Strauch ist eine verholzende Pflanze, die mehrjährig wächst, nicht an etwas hochklettert und nicht einen, sondern mehrere Stämme aus bodennahen Knospen bildet. Eine Staude macht das eigentlich genauso, sie entwickelt nur keine verholzten Triebe, sondern ziert den Garten als mehrjährige Blume, Farn und Gras oder Zwiebelgewächs.
Gewöhnlich kommen Sie mit den Begriffen Baum, Strauch und Staude aus, wenn Sie die Dauergäste in Ihrem Garten beschreiben. Nach ein paar Jahren Gartenerfahrung wissen Sie auch genau, wie Sie Baum, Strauch und Staude beschneiden müssen, inklusive Besonderheiten der einzelnen Arten und Sorten. Sogar verholzende Lianen wie Efeu, Brombeere und Wein schrecken einen erfahrenen Gärtner nicht, wenn es an den Schnitt geht (der ist bei Lianen sogar meist besonders unkompliziert), aber Halbsträucher?
Warum der Beschnitt von Halbsträuchern heikel ist
Halbsträucher sind kleine Pflanzen, die nicht komplett krautig wachsen wie eine Staude und nicht komplett verholzen wie ein Strauch. Also ein Mittelding zwischen beiden; ohne exakte Definition, ab wann eine Staude oder ein Strauch Halbsträucher sind. Das hängt nicht von der botanischen Art ab, sondern vom Grad des Verholzens. Eine Gradwanderung im wahrsten Sinne des Wortes, die im Ergebnis dazu führt, dass Halbsträucher nach Aussehen als Strauch oder Staude eingeordnet werden.
Sicher ist, dass der untere Teil der Pflanze verholzt, nicht sicher ist, was genau als dieser „untere Teil“ anzusehen ist und wie groß er wird. Botaniker geben Hinweise, das herauszufinden:
- Die Zweige der aktuellen Vegetationsperiode verholzen nicht, sondern entwickeln Blüten und Früchte
- Beim echten Halbstrauch sterben sie am Ende der Saison ab und treiben im Frühling aus den verholzten Pflanzenteilen wieder aus.
- Sehr oft ist die Erklärung „Halbstrauch“ genau hier zu Ende und damit nicht so ganz logisch:
- Wenn neue Triebe im Herbst absterben, können keine verholzte Triebe entstehen …
- Tatsächlich entwickeln Halbsträucher Triebe mit unterschiedlichem Gewebe bzw. „genetischem Programm“
- Erst wächst eine verholzende Basis, dann die kurzlebigen (Frucht-) Triebe
- Wobei Basis ein paar Zentimeter oder einen Meter bedeuten kann
- Und bei den neuen Trieben auch früher oder später verholzende dabei sein können …
- Salbei gehört übrigens zu den immergrünen Halbsträuchern, der zum Ende der Saison höchstens wegen Frost abstirbt
Also Spielraum in alle Richtungen, und Halbsträucher sind noch in einer anderen Richtung ziemlich phantasiereich: Manchmal treiben Sie nur an den Spitzen des verholzten („alten“) Holzes, manchmal auch noch, wenn dieses alte Holz tief herunter geschnitten wurde. Beim Rosmarin muss Rückschnitt ins alte Holz z. B. unbedingt vermieden werden, er treibt nie wieder aus. Salbei treibt schwer wieder aus, wenn er zu weit zurückgeschnitten wird, Thymian kann tief ins alte Holz geschnitten werden und sogar komplett geteilt werden. Das ist auf jeden Fall bei den ursprünglichen, „echten“ Pflanzen so, bei Zuchtsorten kann Ihnen ein ganz abweichendes Verhalten unterkommen …
Der Schnitt
Echter Salbei, Salvia officinalis, wächst am besten, wenn er viel beschnitten wird:
- Sobald der Salbei sich zur kräftigen Jungpflanze entwickelt hat, wird er pinziert (Triebspitzen abschneiden oder abknipsen)
- So werden die Basis-Triebe zum Verzweigen angeregt, anstatt in die Höhe zu wachsen (und zu verholzen).
- Dieser Schnitt wird über das gesamte Leben des Salbei hindurch fortgesetzt, immer ganze Zweige samt Spitze wegschneiden
- Dabei können Sie dem Salbei auch die Blütenansätze wegschneiden, dann gibt es mehr Blätter anstatt Blüten
- „Netterweise“ soll der echte Salbei ein wuchswilliger Halbstrauch sein, der auch noch austreibt, wenn Sie leicht ins alte Holz schneiden
- Schneiden Sie also während der Saison rundum alle neuen Triebe bis an oder ein wenig in die verholzte Basis
- So sollte es gelingen, dass Sie den verholzenden Teil dauerhaft klein halten
- Das geht aber nur, wenn Sie vom ersten Austrieb bis in den Herbst schneiden, plötzlichen Kahlschlag verträgt keine Pflanze
Neben diesem „Dauerbeschnitt“ gibt es einige Zeitpunkte für stärkeren Beschnitt:
Der beste Zeitpunkt für den Schnitt
Pinzieren können Sie, sobald die Jungpflanzen so aussehen, als wenn sie nach Verlust eines Stückchens Triebspitze nicht gleich umfallen.
Laufender Schnitt sollte beim Salbei am besten den ganzen Sommer über erfolgen, sobald die ersten kräftigen Triebe erschienen sind.
Wenn Sie lieber ernten als vermehren (lassen) wollen, werden die Blütenansätze entfernt, sobald sie zu erkennen sind. Wenn Ihr Salbei blühen durfte, können die verblühten Zweige samt Stiel im Herbst entfernt werden, beim Salbei im Garten auf jeden Fall, ohne die absterbenden Blütenstiele kann die Pflanze mehr Kraft bis zum Winter sammeln.
Die letzte Ernte sollte im Spätsommer liegen, die verbleibenden Triebe braucht der Halbstrauch als Winterschutz. Wenn Sie einen Salbei im Herbst zu spät und zu stark zurückschneiden, kann es passieren, dass er im Frühjahr nicht austreibt. Mit dem eigenen Laub als Wintermantel treiben die einheimischen Salbei dagegen auch nach stärkerem Frost wieder aus. „Fast“ winterharte Salbei-Gäste aus dem Süden wahrscheinlich auch, die brauchen aber zusätzlich eine Abdeckung als Winterschutz.
Den eigentlichen Hauptschnitt bekommt der Salbei im frühen Frühjahr: Schneiden Sie das überwinterte Laub komplett weg, bis an die Basis heran. Sie sollten außerdem jedes Jahr einen Teil des Halbstrauchs ins alte Holz zurückschneiden, so bleibt der Salbei jung.
Der Ernte-Salbei wird dann den Sommer über bei der Ernte beschnitten, der Ziersalbei kann im Sommer nochmals beschnitten werden: Kürzen Sie einfach gleichmäßiges alle Triebe.
Ernten
Wie schon ausgeführt, ist die beste Salbei-Ernte dauernde Ernte rund um den ganzen Halbstrauch. Wenn Sie jedes Mal, wenn Sie Salbei zum Kochen brauchen, ein paar Zweige mehr schneiden, schaffen Sie diesen Rundum-Beschnitt ohne Zusatzaufwand. Diese Zweige können Sie ganz ohne Aufwand vor dem Haus in die Sonne hängen und irgendwann alle zusammen einlagern.
Wenn Sie Salbei auf Vorrat ernten möchten, sollte das kurz vor der Blüte geschehen, dann hat er das meiste Aroma und den höchsten Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen. Warten Sie möglichst einen Sonnentag ab und duschen Sie den Salbei nachmittags mit einem feinen Sprühstrahl ab. Am nächsten Morgen/Vormittag, wenn die Sonne schon eine Weile scheint und der Morgentau weggetrocknet ist, wird geerntet, das Aroma ist jetzt dem Tageshöchststand. Wenn Sie länger warten, nimmt der Aromagehalt wieder ab, je wärmer es ist, desto mehr.
Trocknen
Salbei eignet sich gut zum Trocknen, vor allem wenn Sie mit einem Maximum an Aroma ernten. Ernten Sie immer ganze Zweige, und waschen Sie diese möglichst nicht mehr – wenn Sie die gerade empfohlene Vortages-Dusche durchgeführt haben, ist Ihr Salbei sicher noch sauber. Bündeln Sie die Zweige zu Sträußchen und hängen Sie sie in einem gut durchlüfteten, dunklen, trockenen Raum.
Haben Sie nicht? Es gibt einige Alternativen:
- Backblech mit Backpapier auslegen, Salbeizweige ausbreiten, mit Alufolie abdecken, in die Sonne stellen.
- Oder (ohne Alufolie) in den Ofen, 40 Grad Umluft, Ofentür leicht offen halten (Löffel in die Tür)
- Trocknen öfter kontrollieren, nach ein paar Stunden sollten die Blätter beim Anfassen rascheln
- Wenn das der Fall ist und Sie auch am durchgebrochenen Stängel keine Feuchtigkeitsspuren sehen, kann der Salbei verpackt werden
- Erst einmal nicht vollkommen luftdicht, damit Restfeuchtigkeit wegtrocknen kann
- Zum Beispiel in einen Butterbrotbeutel, der ein paar Mal angepiekt wird
- Nach ein, zwei Wochen kann der Salbei „endverpackt“ werden
- Der Teil für Sofortverbrauch wird zerbröselt und kommt in ein dunkles Schraubglas
- Der Teil, der länger gelagert werden soll, kommt als ganzer Zweig in ein größeres dunkles Schraubglas
Zu viel Salbei abgeschnitten?
Immer wenn Sie ein paar Zweige zu viel geschnitten haben, können Sie diese Stecklinge zu neuen Salbei-Pflanzen ziehen. Untere Blätter vom Trieb entfernen und Steckling in die Erde stecken, Salbei bewurzelt eigentlich immer.
Da Sie selbst kaum mehr Salbeipflanzen brauchen, wenn Sie „zu viele Zweige“ geschnitten haben, sollten Sie den Salbei am besten in Töpfchen pflanzen, in denen Sie ihn verschenken können. Kleine Mitbringsel für viele Gelegenheiten ergibt der Salbei-Steckling im hübschen Tontöpfchen, das mit dem Schriftzug „Salbei“ und/oder einem einem Salbei-Bild bemalt wird.
Ein „richtiges“ Geschenk wird es, wenn Sie eine ganze Reihe solcher Tontöpfchen mit verschiedensten Kräutern bestücken und verzieren; Sie können echte Design-Töpfe anfertigen (bunt bemalen, Serviettentechnik, usw.) oder kaufen.
Sie können zu viel Salbei natürlich auch als Salbei-Tee trinken oder verschenken, soll sehr gesund sein. Salbei wird oft gegen Halsschmerzen empfohlen, womit seine Möglichkeiten unzureichend beschrieben werden: „Warum sollte ein Mensch sterben, wenn er Salbei im Garten hat?“ lautete ein Sprichwort im Mittelalter; heute weiß man, dass Salbei eine leistungsfähige Heilpflanze ist, mit starker antifungizider, antibakterieller, astringierender, entzündungs- und schweißhemmender Wirkung.
Rezept: 1 El Salbeiblätter mit heißem Wasser übergießen, zu Heilzwecken 10 min ziehen lassen (sehr stark und nicht unbedingt lecker), als gesunden Tee für zwischendurch ein wenig kürzer. Beide Varianten können Sie mit einem Schuss Zitrone, Honig oder Fruchtsirup geschmacklicher etwas gefälliger machen.
Salbei: Viele Gestalten, leicht unterschiedlicher Schnitt
Bisher war vom Salvia officinalis die Rede. Er ist der bekannteste und meistverkaufte Salbei, von dem es auch Zuchtsorten gibt. Die oben beschriebene Schnittbehandlung gilt auch für diese, muss aber möglicherweise ein wenig variiert werden. Hier einige Zuchtsorten mit ihren „Schnitt-Vorlieben“:
- Blatt-Salbei, Salvia officinalis ‚Non-Flower‘, Blätter statt Blüten für begeisterte Köche, je mehr, desto häufiger pinziert wird
- Dreifarbiger Salbei, Salvia officinalis ‚Tricolor‘, weiß und lila panaschiert, kräftig, kann reichlich beerntet werden
- Flaumiger Salbei, Salvia officinalis ‚Crispa‘, Sorte mit gesägtem Blattrand, die vergleichsweise wenig verholzt
- Goldsalbei, Salvia officinalis ‚Aurea‘, goldfarben panaschierte Blätter, robuste Art, die häufig beschnitten werden sollte
- Purpursalbei, Salvia officinalis ‚Purpurascens‘, schmale, lange Blätter, niedriger Wuchs, nur mäßiger Schnitt erforderlich
- Salbei officinalis, blau blühend, hoch wachsender Mittelmeer-Salbei, muss im Frühjahr kräftig zurückgeschnitten werden
- Salbei officinalis ‚Extrakta‘, viele kleine Blätter für reiche Ernte, mit der auch ständiger Beschnitt erfolgt
- Salvia officinalis ‚Nazareth‘, wärmebedüftiger Salbei mit harzig-süßem Aroma und fast weißen Blättern, mäßiger Rückschnitt
- Salvia officinalis ‚Rosea‘, im Frühjahr sehr reichliche rosa Blüte, Ausputzen entsprechend umfangreich, sonst wenig Schnittbedürfnis
- Zwerg-Salbei, Salvia officinalis ‚Nana‘, s. oben ‚Nana Alba‘, wächst sehr kompakt, vor allem Rückschnitt nach der Blüte ist wichtig
Fazit
Salbei ist als Halbstrauch eine Art unten verholzende Staude, die durch häufigen Beschnitt davor bewahrt werden muss, immer weiter zu verholzen. Das funktioniert gut mit Pflegeschnitt im Frühjahr, Rückschnitt der Blütenansätze oder -reste und ständigem Ernte-Schnitt. Dieses Grundmuster gilt leicht variiert für alle Zuchtsorten (und für die meisten anderen der 800 Salbei-Arten). Weil beim ständigen Beschnitt viel Salbei anfällt, ist das bequeme Trocknen eine gute Konservierungsmöglichkeit.