Die Bougainvillea ist zu Recht beliebt, sie „kann“ Busch und Bonsai, Hochstamm und Strauch, Rankpflanze und Fassadenkletterer, und vor allem viele Blüten. Die sind zwar keine richtigen Blüten (was sie sind, verrät der Artikel), aber dafür mit strahlenden Farben und Dreiecksform wirklich außergewöhnlich. So außergewöhnlich, dass die Drillingsblume auch Wunderblume genannt wird, ihr Blütenreichtum ist der zweite Grund für diesen Kosenamen – aber nur, wenn sie den richtigen Rückschnitt bekommt. Vielleicht schrecken deshalb immer noch einige Zimmergärtner vor dieser Schönheit zurück? Kein Grund zur Drillingsblumen-Abstinenz, Bougainvillea lassen sich in jeder Hinsicht gut und einfach beschneiden.
Der Rückschnitt der Bougainvillea
Wunderblumen heißen Wunderblumen, weil sie in Südamerika zu blühenden Bäumen wachsen können. Bei uns kann das Blütenwunder auf Dauer nur im Haus überleben. Sie müssen für eine Bougainvillea jedoch nicht Ihr Blumenfenster zum Bougainvillea-Zimmer ausbauen. Wenn Bougainvillea sich wohlfühlen, sollen sie aber auch bei uns kräftig wachsen. Wenn sie im Zimmer gehalten werden, ist deshalb allein aus Platzgründen ein jährlicher Rückschnitt fällig.
Dieser Schnitt dient zugleich der Pflege und Gesunderhaltung. In dieser Hinsicht stellt die Bougainvillea keine besonderen Ansprüche:
- Bougainvillea gehört zu den Sommerblühern
- grundsätzlicher Schnitt zu Saisonbeginn, wenn die Pflanze mit dem Austrieb beginnt
- ziemlich zeitig im Frühjahr, zwischen Anfang Februar und Mitte März
- alle Seitentriebe zurückschneiden, die von den eigentlichen Haupttrieben abgehen
- diese Blütentriebe sollen sich neu bilden
- um Platz für das Wachstum zu schaffen, müssen Blütentriebe der letzten Saison verschwinden
- bis zum Ansatz des jeweiligen Triebs zurück schneiden
- Bougainvillea zugleich rundum etwas kürzden
- gehört zu den Halbsträuchern, ein Mittelding zwischen Staude und Strauch
- der untere Teil, also die ältesten Triebe verholzen
- Blütentriebe oben/außen entwickeln sich an den Triebspitzen
- buschig wachsende Bougainvillea so schneiden, dass sie möglichst wenig verholztes „Innen“ und möglichst viel neues, grünes „Außen“ hat
- an jedem Trieb die Hälfte bis zwei Drittel des Wachstums der letzten Saison wegschneiden
- Drillingsblume über den Winter im Haus, dann kann sie bei Platzmangel auch im Herbst ihren Grundschnitt bekommen
Der Blütenschnitt
Die eigentliche Besonderheit der Bougainvillea ist die prächtige und üppige Blüte. Wegen dieser reichlichen Blüte kultivieren wir sie. Die Blühfreudigkeit soll also möglichst lange erhalten bleiben.
Wobei die Blüte gar keine Blüte ist – das kleine weiße Ding in der Mitte. Der Rest Drumherum sind Hochblätter, eine Art pflanzliches Täuschungsmanöver, um trotz unscheinbarer Blüte genug Bestäuber-Insekten anzulocken. Es ist möglich, dass eine Bougainvillea uns viele Jahre lang mit ihrer Blüte und intensiv bunten Hochblättern erfreut.
Dann braucht Sie aber unbedingt die richtige Schnittpflege rund um die Blüte:
- Blüten selbst halten nur wenige Tage
- Hochblätter bleiben mehrere Wochen an der Pflanze und attraktiv
- In dieser Zeit belasten sie die Pflanze, Hochblätter mit Schaufunktion sind chlorophyllarm oder sogar frei von Chlorophyll
- fallen für die Photosynthese aus, die Ernährung der Pflanze wurde der Sorge um die Fortpflanzung geopfert
- haben die Hochblätter „ihren Job erledigt“, trocknen sie pergamentartig ein
- anschließend die Pflanze sofort von der unnützen Last befreien
- vertrockneten Teil komplett wegschneiden
- die grünen Zweige jeweils um etwa die Hälfte stutzen, dann bildet die Drillingsblume neue Verzweigungen
- Mit jedem weggeschnittenen Blütentrieb regen Sie die Bougainvillea dazu an, neue Blütentriebe zu bilden
- zeitnah „zuschlagen“, dann öffnet die Bougainvillea nach ein paar Wochen die nächsten Blüten
- bis zu einem halben Dutzend Mal pro Jahr
- Bougainvillea kann zum Dauerblüher mit recht kurzen Blühpausen geschnitten werden
Bei diesem Sommer-Schnitt können Sie gleich Ausschau nach den langen Trieben halten, die die kletternde Bougainvillea so gerne „in die Gegend schießt“, und diese einkürzen. Nötig ist das erst, wenn sie mit der Blüte nachlassen, spätestens dann sollte man sie durch reich blühende Kurztriebe ersetzen.
Für Design-Freaks
Die Drillingsblume ist die richtige Pflanze für Freunde außergewöhnlichen Designs.
Nicht nur wegen der ungewöhnlichen dreieckigen Hochblätter in teils wirklich schon schrillen Rottönen, sondern kletternde Bougainvillea-Arten können viel mehr: Sie können im Kübel zu blühenden Skulpturen wachsen. Sie brauchen nur die richtige Kletterhilfe, um als Gestaltungselement Furore zu machen, eine Figur aus Draht zum Beispiel. Kletternde Bougainvillea-Arten können im Sommer auch Zäune und Mauern überwuchern, schöner kann man „leicht baufällig“ nicht in „wild romantisch“ verwandeln, und sie können sogar deutsche Fassaden schmücken (wenn auch leider nur im Sommer), mehr dazu unten.
Auch die Bougainvillea-Arten, die sich eher dazu eignen, als Strauch gezogen zu werden, können Designer mit kreativen Ideen anregen: Da eine Bougainvillea jeden Schnitt verträgt, kann sie nämlich auch zum Bäumchen gezogen werden, bzw. zum Baum, die Stämme werden irgendwann richtig schön dick. Oder zum buschigen Strauch mit einer genau definierten Anzahl von Haupttrieben, wenn Sie eine geeignete Jungpflanze auswählen, könnten Sie z. B. eine doppelte Dreiecks-Pflanze ziehen, mit drei Stämmen und dreieckigen Blüten.
Solche Sonderformen müssen sehr häufig ringsherum gestutzt werden, um in die jeweils richtige Richtung zu wachsen. Mindestens alle vier Wochen sollten Sie alle über die Form hinauswachsenden Triebe kürzen, damit die Gestalt gelingt. Dadurch wird das Formgehölz auch gleich wieder zur Verzweigung angeregt. So ähnlich wie bei einem Bonsai eben – den Sie aus Ihrer Drillingsblume übrigens auch formen können.
Je regelmäßiger und kräftiger Sie eine Bougainvillea zurückschneiden, desto wichtiger ist die Pflege nach dem Schnitt. Schnitt ist Stress für die Pflanze, ein wenig Dünger und eine besonders sorgfältige Wasserversorgung sollten Sie ihr in der Zeit danach gönnen.
Schnitt der Fassaden-Bougainvillea
Auch bei uns kann eine Bougainvillea über die Sommersaison eine Fassade begrünen. Eine Bougainvillea glabra zum Beispiel. Die Kletterpflanze kann in milden Gegenden in Mitteleuropa mit Kletterhilfe durchaus ein paar Meter erklimmen, wenn sie schon beim Klettern die richtige Schnittpflege bekommt:
- Triebe aufleiten (einfädeln) und so beim Klettern helfen
- Überhängende Äste, die wegen ihrer Wuchsrichtung schlecht Halt finden, früh zurückschneiden
- Bei jungen Pflanzen werden die Haupttriebe durch Rückschnitt tragfähiger, da sie dann eine unnatürliche Dicke entwickeln
- Die Bougainvillea tendiert aber zu „Entwicklung in den Raum“, die aus Gewichtsgründen ev. ausgedünnt werden muss
- Fassaden-Bougainvillea erhalten im Herbst den jährlichen Grundschnitt, damit sie passende Größen für Überwinterung im Haus bekommen
Verjüngungsschnitt
Bougainvillea entwickeln die Blüten ganz außen, an den Triebenden, die immer weiter wachsen und zu den Haupttrieben hin nach und nach verholzen. Ohne regelmäßigen Beschnitt wandern die Bougainvillea-Blüten deshalb immer weiter nach außen. Zugleich rücken die Blüten damit auch optisch immer weiter auseinander, eine Bougainvillea-Blüte am äußeren Rand von ganz langen Trieben wirkt dann irgendwann ziemlich dürftig.
Wenn das passiert ist – weil die Bougainvillea länger ohne Schnitt vor sich hin wachsen durfte – ist es Zeit für eine radikale Verjüngung der Pflanze. Die sie gut vertragen soll, im Gegensatz zu einigen anderen Halbsträuchern wie Rosmarin z. B. soll die Bougainvillea auch aus dem alten Holz in der Regel gut austreiben. Zumindest bei der kletternden Bougainvillea glabra gibt es derartige Erfahrungsberichte. Bei anderen Arten/Zuchtsorten der Drillingsblume könnten Sie mit dem Verjüngungsschnitt erst einmal an einem Haupttrieb ansetzen und abwarten, was passiert.
Schnittvorlieben der Sorten
Es gibt insgesamt rund 20 Bougainvillea-Arten, von denen vor allem drei Drillingsblumen bei uns verkauft werden, hier die in Bezug auf den Schnitt zu beachtenden Besonderheiten:
- Bougainvillea glabra: Unsere häufigste Art, in vielen Hybriden gezüchtet, rankende Bougainvillea, die jeden Rückschnitt verträgt
- B. spectabilis: Ebenfalls gut bekannt, wuchsstärker und weniger blühwillig, empfehlenswert ist also unbedingt ein sehr regelmäßiger Schnitt
- B. x buttiana: Bekannte Hybride mit recht langsamem Wachstum, gut zum Busch schneiden und verursacht von den drei bei uns bekannten Arten den geringsten Aufwand bei der Schnittpflege