Wer auf seinem Rasen braune Pilze entdeckt, muss nicht unbedingt etwas dagegen tun. Denn viele Pilze sorgen mit ihren Abbauprodukten für eine gute Bodenqualität. Manchmal sind die Pilze jedoch giftig, deshalb ist es wichtig, die Pilze abzusammeln und ein paar Maßnahmen zu ergreifen, um einem erneuten Befall vorzubeugen. In der Regel benötigen die Pilze bestimmte Standortbedingungen, damit sie wachsen können. Ändert man die guten Kulturbedingungen und stärkt den Rasen, sind die Pilze im Laufe der Zeit nicht mehr überlebensfähig. Dies geht allerdings nicht von heute auf morgen, sondern erfordert Geduld und Ausdauer.
Pilze im Rasen – Wachstum
Jeder Gärtner weiß, dass Pilze Krankheiten an Pflanzen auslösen können. Doch hierfür sind meist die unsichtbaren, niederen Pilze verantwortlich. Hier geht es jedoch um die größeren Pilze mit gut sichtbaren, braunen oder weißen Fruchtkörpern (Stiel mit Hut), die plötzlich auf der Erdoberfläche erscheinen. Pilze gehören zu den ältesten Organismen auf der Welt. Das, was wir im Rasen sehen, ist nicht der Pilz, sondern lediglich seine Fruchtkörper, die der Vermehrung dienen. Im Erdreich bildet der eigentliche Pilz ein dichtes Geflecht aus langen, aneinandergereihten Zellen: das Myzel. Dieses Myzel ist meist oberflächennah im Boden oder einem anderen Trägermedium wie beispielsweise verrottendem Holz angesiedelt.
Vermehrung
Sind die Bedingungen für den Pilz günstig, also feucht und warm, bildet er Fruchtkörper, die dann an der Oberfläche erscheinen. Je nach Pilzart kann dieser Fruchtkörper unterschiedliche Formen und Farben haben. Der Fruchtkörper dient lediglich der Vermehrung und Verbreitung des Pilzes. Zur Verbreitung benutzen Pilze zwei Techniken:
- der eigentliche Pilz im Boden (Myzel) erschließt neue Bereiche
- die Fruchtkörper bilden Sporen
Die Sporen sind extrem klein und leicht, sodass sie schon von kleinsten Luftbewegungen weit fortgetragen werden. Die Sporen bilden sich in den Lamellen an der Unterseite des Hutes (Schirmes).
Welche Bedingungen fördern das Pilzwachstum?
Pilze haben kein Chlorophyll wie Pflanzen, mit dem sie Fotosynthese betreiben können, um sich mit Energie zu versorgen. Pilze haben sich daher darauf spezialisiert, organische Kohlenstoffverbindungen, die von höheren Pflanzen oder Tieren produziert wurden, zu verwerten. Die meisten Pilze besiedeln ausschließlich totes Gewebe wie:
- abgestorbenes Laub
- totes Holz
- Überreste von Rasengräsern (Rasenfilz)
Standort
Rasenfilz besteht aus abgestorbenen (oder abgemähten) Grashalmen, toten Wurzeln und Trieben der Gräser. Er bietet einen idealen Nährboden für Pilze. Die meisten Pilze benötigen feuchte Standort-Bedingungen. In diesem Fall ist der Rasenfilz ideal, da er die Feuchtigkeit gut im Boden hält. Verrottete Pflanzenreste bieten den Pilzen beste Voraussetzungen für ein optimales Wachstum.
- feuchter Boden, der schlecht abtrocknet
- halbschattiger bis schattiger Standort (manchmal auch Vollsonne)
- verrottete Materialien unter oder auf der Erdoberfläche
Sind Pilze schädlich für den Rasen?
Die allermeisten Pilze haben überhaupt keinen Einfluss auf lebende Rasengräser. Von ihnen sieht der Gärtner lediglich den Fruchtkörper einmal im Jahr für kurze Zeit zwischen den Gräsern auftauchen. Andere Pilzarten setzen beim Abbau der Biomasse Stoffe frei, wie beispielsweise Stickstoff. Der Stickstoff wirkt als Dünger auf den Rasen. Deshalb ist häufig ein verstärktes Rasenwachstum an den Stellen um die Pilze erkennbar. Im Sommer kann das Pilzgeflecht im Boden dazu führen, dass der gesamte Boden das Wasser nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. Im schlimmsten Fall kann es dann bei starker Trockenheit zum Absterben der Gräser auf dem Rasen kommen.
Um welche Pilze handelt es sich?
Unter den vielen Arten von Pilzen, die auf einem Rasen gefunden werden können, sind zum Teil auch recht seltene Exemplare. Es gibt weitverbreitete Pilze, manchmal auch Speisepilze und einige giftige Pilzarten, die bei guten Bedingungen auf einer Rasenfläche wachsen können.
- Düngerling (Panaeolus): 15 Arten, meist mit kegeligem, bräunlichem oder gräulichem Hut (1-1,5 cm breit) auf 6 bis 10 cm langem, zerbrechlichen Stiel, giftig
- Hallimasch (Armillaria): bräunlicher bis honiggelber Hut, je nach Art 3 bis 10 cm Durchmesser, wächst auf bis zu 20 cm langem Stiel, besiedelt auch lebende Nadelbäume, roh giftig
- Gifthäubling (Galerina marginata): brauner Hut bis zu 5 cm Breite, abgeflachte Form, Stiel mit weißer Basis, giftig
- und viele andere Arten
Bekämpfung
Tauchen braune Pilze auf dem Rasen auf, folgt automatisch meist der Ruf nach ihrer Bekämpfung. Pilze effektiv auszurotten, ist jedoch kein einfaches Unterfangen. Chemische Bekämpfungsmittel sind gegen Pilze im Allgemeinen nicht zugelassen, also bleibt dem Gärtner oft nichts anderes übrig, als sich mit ihnen zu arrangieren. Solange der Pilz einfach wachsen kann, geht von ihm in der Regel keine Gefahr aus. Erst der Verzehr macht sie gefährlich. Das ist vor allem dann kritisch, wenn sich Tiere oder kleine Kinder auf dem Rasen aufhalten.
Am besten wird der Rasen einfach in kurzen Abständen gemäht, wenn die Fruchtkörper erscheinen. Dazwischen ist es ratsam, die Fruchtkörper mit einem Fächerrechen abzuharken. Bei der Entfernung sollten Handschuhe getragen werden, falls es sich um giftige Exemplare handelt. Zudem sind die Reste immer im Hausmüll zu entsorgen, damit die Pilzsporen sich nicht auf dem Kompost ausbreiten.
Staunässe beseitigen
Pilze benötigen feuchte Böden. Der Befall wird vor allem durch einen Wasserstau im Boden begünstigt. Wichtig ist, dass der Rasen immer gut abtrocknen kann, wenn es geregnet hat oder sich an kühlen Tagen Tau bildet. Wird der Rasenschnitt beim Mähen nicht oder nur unzureichend entfernt, verhindert das die Verdunstung des Wassers. Ist der Standort zudem von Natur aus sehr feucht und der Boden schwer, bilden sich optimale Bedingungen für einen Pilzbefall.
Rasenfilz vermeiden
Im Rasen ist alles zu vermeiden, was die Bildung von Rasenfilz fördert. Die dünne Schicht aus abgestorbenen Halmen und geschnittenem Gras fördert das Wachstum des Pilzes im Boden. Ist der Rasenfilz bereits vorhanden, muss er unbedingt entfernt werden. So wird dem Pilz die Nahrungsgrundlage entzogen. Bei lange anhaltender Trockenheit sollte der Rasen regelmäßig gegossen werden. Damit bleiben nicht nur die Gräser lebensfähig, sondern auch die Bakterien im Boden, die den Filz abbauen.
Vertikutieren
Um eine starke Verfilzung des Rasens zu beseitigen und eine Neuverfilzung zu verhindern, sollte der Rasen je nach Bedarf mehrfach im Jahr vertikutiert werden. Beim Vertikutieren wird das abgestorbene Gras sowie alter Rasenschnitt mithilfe von rotierenden Messern vertikal durchschnitten und anschließend entfernt. Das Wachstum ist bei Gräsern zwischen April und Juni am stärksten ausgeprägt, deshalb sollte vor allem in diesen Monaten häufiger vertikutiert werden.
Aerifizieren und Besanden
Für ein gutes Rasenwachstum ist eine gute Durchlässigkeit der Rasennarbe für Wasser notwendig. Gleichzeitig sind diese Bedingungen ungünstig für das Wachstum des Pilzes. Vor allem häufige Belastung des Rasens durch spielende Kinder oder andere Tritte verdichten den Boden und machen ihn anfällig für Staunässe. Diese Verdichtung macht mechanische Maßnahmen notwendig. Beim Aerifizieren werden in den Boden mithilfe von Hohlstacheln feine Löcher eingebracht. Es werden dünne Erdkerne von etwa fünf bis sieben Zentimeter Tiefe ausgestochen, die auf der Rasenoberfläche verbleiben. In einem zweiten Arbeitsgang muss diese ausgestochene Erde dann entfernt werden. In der Praxis ist es sinnvoll, diese Maßnahme etwa zweimal pro Jahr durchzuführen. Die entstandenen Löcher werden zur besseren Drainage mit Sand befüllt.
Totholz entfernen
Finden sich im Boden unter dem Rasen abgestorbene Wurzeln oder totes Holz, können auch andere Schädlinge im Boden Auslöser für einen Pilzbefall sein. In diesem Fall sollten Sie die Stellen, die von braunen Pilzen befallen sind, nach kleinen Löchern im Boden absuchen. Werden Sie fündig, muss der Boden großzügig umgegraben werden, um Aushöhlungen ausfindig zu machen, in denen sich Käfer, Larven oder andere Schädlinge aufhalten. Häufig sind Maulwurfsgrillen die eigentliche Ursache für den Pilzbefall.
Mangelerscheinungen
Ist Nässe und Ungezieferbefall für die vielen verrottenden Pflanzenreste auszuschließen, kann im Boden auch ein Mangel an Nährstoffen oder ausreichender Durchlüftung vorliegen. Die meisten Pflanzen können auf einem Gartenboden von sehr schlechter Qualität nicht wachsen. Deren Wurzeln sterben langsam ab und bilden ideale Voraussetzungen für einen Pilzbefall. Häufig ist eine Mangelerscheinung an der Bildung von sogenannten Hexenringen zu erkennen. Dabei sind die Pilze in Kreisen angeordnet und die Pilzringe werden von dunkler gefärbtem Rasen gesäumt. Der Rasen um die Hexenringe wächst deshalb besser als an anderen Stellen, weil die Pilze bestimmte Stickstoffverbindungen (Ammoniumverbindungen) absondern, die als Dünger für den Rasen fungieren. Etwa 50 unterschiedliche Pilzarten können dieses Schadbild produzieren. Bei der Entfernung von Pilzen muss immer sehr vorsichtig vorgegangen werden, da diese nicht nur giftig sein können, sondern bei Erschütterung oder Berührung ihre Sporen ausstreuen.
- Boden um die Pilznester ausheben
- auch in der direkten Umgebung die Erde entfernen
- eventuell abgestorbene Pflanzenteile im Boden herausholen
- Löcher mit sandhaltigem Humus füllen
- Boden unter dem Rasen auflockern
- im kommenden Frühjahr neues Gras ansäen
Hexenringe
Die Fruchtkörper vieler Pilze wie des Nelkenschwindlings erscheinen oft auf dem Rasen in kreisförmiger Anordnung. Diese Kreise können bis zu mehrere Meter groß werden. An diesen Stellen wächst das Gras im Rasen deutlich stärker und hat auch eine dunklere Farbe. Ursache dafür sind die Pilze. Sie wachsen von ihrem ursprünglichen Standort aus nach außen, weil sie ihre Nahrungsgrundlage aufgebraucht haben. Da sich der Pilz zu allen Seiten hin ausbreitet, entsteht die ringförmige Erscheinungsform. Jedes Jahr wird der Ring ein wenig größer. Diese Pilzringe werden auch Elfenring oder Feenring genannt. Es sind schon Hexenringe gefunden worden, die mehrere Kilometer Durchmesser haben und viele Hundert Jahre alt sind.
Fazit
Braune Pilze im Rasen mögen zwar unschön erscheinen, stellen in den meisten Fällen jedoch keine Gefahr für den Rasen dar. Lediglich in den Fällen, in denen sich Tiere oder Kleinkinder dort aufhalten, müssen sie unbedingt entfernt werden. Am besten geht das mit regelmäßigem Mähen und Absammeln. Den Pilz zu bekämpfen, ist sehr schwierig, da es sich bei den sichtbaren Teilen nur um die Fruchtkörper handelt. Der eigentliche Pilz ist als Geflecht im Boden versteckt.