Wo sich hauchzarte Blütenrispen gen Himmel türmen, verbreitet die Wiesenraute ihren sommerlichen Zauber. Ausgestattet mit einer breit angelegten Standortamplitude, gedeiht die prächtige Staude wunderbar in Rabatten und entlang mächtiger Gehölze. Da die artenreiche Gattung aufwartet mit zierlichen Bodendeckern bis hin zu majestätischen Strukturbildnern, ist für jeden Gestaltungswunsch die geeignete Blütenschönheit vertreten. Damit Thalictrum die erhoffte Blütezeit von Juni bis in den Herbst hinein meistert, stellt sie keine gärtnerischen Hürden in der Kultivierung auf. Die folgenden Pflege-Informationen vermitteln im Detail, was tatsächlich von Belang ist für ein vitales Wachstum und einen üppigen Blütenflor.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
- Gattung: Wiesenrauten (Thalictrum)
- Mehr als 100 Arten innerhalb der Gattung, davon 15 in Europa
- Krautige, ausdauernde Pflanze mit verholzenden Rhizomen
- Wuchshöhen von 15 cm bis 250 cm
- Dichte Blütenrispen in Weiß, Gelblich, Violett, Rosa oder Purpur
- Blütezeit je nach Art von Juni bis August oder Juli bis Oktober
- Gestielte, ungestielte und gefiederte Blätter
- Winterhart und laubabwerfend
- Leicht giftig in allen Teilen
Die Wiesenraute ist ein echter Kosmopolit und dient Hobbygärtnern auf der ganzen Welt als dekorative Gartenstaude. Überdies werden von den schönsten Arten und Sorten die blütenreichen Stängel als Schnittblumen verwendet.
Standort und Bodenbeschaffenheit
Wo es gilt, im lichten Schatten einen Logenplatz im Garten zu besetzen, ist die Wiesenraute eine treffliche Wahl. Bietet das Erdreich eine ausreichende Feuchtigkeit, darf es auch gerne eine sonnige Lage sein. Damit die hoch wachsenden Arten ihre aufrechte Haltung bewahren, sollte es im Beet nicht allzu windig sein. Die wichtigsten Standortfaktoren im Überblick:
- Sonnige bis halbschattige Lage
- Gerne kühl, luftfeucht und windgeschützt
- Nährstoffreicher, frisch-feuchter und gut durchlässiger Boden
Vor der dunklen Kulisse einer immergrünen Hecke erzeugt die blütenreiche Wiesenraute atemberaubende Effekte und findet zugleich den optimalen Standort vor. Nicht weniger eindrucksvoll agiert die Staude entlang des Teichufers, wo sie harmonische Zwiesprache hält mit Ziergräsern. In schöpferisch gestalteten Rabatten fungieren Thalictrum gerne als Leitstaude, umringt von kleineren Staudenarten. Diese Aufgabe erfüllt die Pflanze überdies perfekt in Naturgärten, umschwärmt von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen.
Gießen und Düngen
Die Wiesenraute verlangt nach einer ausreichenden Wasser- und Nährstoffversorgung. Gießen Sie die Staude daher, sobald der Boden angetrocknet ist. Idealerweise handelt es sich um gesammeltes Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser, um dem Wunsch nach einer leicht sauren Bodensäure entgegenzukommen. Unter dem üppigen Blätterkleid kann dies selbst nach einem sommerlichen Regenguss erforderlich sein, da die Tropfen nicht bis an die Wurzeln gelangen. Mit einer Startdüngung im April in Form von Langzeitdünger, die im Juni aufgefrischt wird, ist der Nährstoffbedarf bedeckt. Alternativ verabreichen Sie von April bis August alle 2-3 Wochen eine Portion Laubkompost mit Hornspänen, sofern Sie eine organische Düngung bevorzugen. Im Pflanzgefäß empfiehlt sich die Verwendung von Flüssigdünger, da dieser unkompliziert zu dosieren und zu applizieren ist.
Schneiden
In fachgerecht gepflegten Thalictrum steckt das Potenzial für eine wiederholte Blüte, sofern mit dem gezielten Schnitt Platz geschaffen wird. So schneiden Sie die Sommerstaude richtig:
- Verwelkte Blütenrispen bis zum ersten Blattpaar abschneiden, um eine Nachblüte hervorzulocken
- Frisch erblühte Stängel am Vormittag schneiden als Vasenschmuck
- Bodennaher Rückschnitt im Herbst oder Spätwinter
Bedenken Sie bei allen Schnittarbeiten, dass Sie ein Hahnenfußgewächs vor sich haben mit einem leichten Giftgehalt. Tragen Sie daher Handschuhe und langärmelige Kleidung, damit es nicht zu unangenehmen Hautirritationen kommt.
Überwintern
Alle Wiesenrauten-Arten, die sich für den Ziergarten eignen, verfügen über Wurzelknollen oder Rhizome als Überdauerungsorgane. Wenngleich die oberirdischen Pflanzenteile im Winter vollständig eingezogen werden, überdauert die Staude dennoch frostige Temperaturen bis – 28 Grad Celsius im Boden unbeschadet. Schneiden Sie die verdorrten Triebe nach dem ersten Frost bodennah ab und bedecken die Pflanzstelle mit einer Laubschicht oder Nadelreisig. Übersteigen im Frühjahr die Temperaturen die Null-Grad-Marke, wird der leichte Winterschutz entfernt, damit sich darunter kein Schimmel bildet. Befindet sich die Pflanze im Kübel, sind folgende Vorkehrungen ratsam, damit der Wurzelballen nicht durchfriert:
- Wiesenraute im Topf vor dem ersten Frost auf einen Holzblock stellen vor die Südwand des Hauses
- Das Pflanzgefäß umhüllen mit Noppenfolie oder Gartenvlies
- Die Triebe bis zum Boden abschneiden, um das Substrat mit Laub oder Holzwolle zu bedecken
Gehen Stauden im Winter zugrunde, resultiert das Dilemma nur selten aus Erfrierungen. Stattdessen ist Trockenstress die häufigste Ursache, wenn eine Wiesenraute im Frühling nicht wieder austreibt. Lässt Gevatter Frost den Schnee vermissen, gießen Sie daher an milden Tagen im Beet und Kübel.
Vermehren
Für die Nachzucht weiterer Exemplare einer Wiesenraute bietet sich in erster Linie die Teilung des Wurzelballens an, gefolgt von der Stecklingsmethode; beide explizit geeignet für in Europa heimische Arten und Sorten. Die beliebte Chinesische Wiesenraute (Thalictrum delavayi) oder die ebenfalls aus Asien stammende Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) sind erfolgreicher zu vermehren mittels Aussaat. Die drei Methoden werden im Folgenden näher erläutert:
Teilung
Im zeitigen Frühjahr, wenn der Boden gut aufgetaut ist, öffnet sich das Zeitfenster für die Vermehrung durch Teilung. Lockern Sie den Wurzelballen mit der Grabegabel rundherum auf und heben ihn mit dem Spaten aus dem Boden. Ausgelegt auf einer festen Unterlage, wie einem Holzbrett, zerteilen Sie die Pflanze in zwei oder mehr Segmente. Solange ein Teilstück über mindestens zwei Knospen verfügt, bestehen gute Aussichten auf einen erfolgreichen Verlauf der Aktion. Am neuen Standort heben Sie eine kleine Grube aus, reichern die Erde an mit Laubkompost und Hornspänen. Unter Beibehaltung der bisherigen Pflanztiefe setzen Sie die Wiesenraute ein und gießen reichlich an.
Stecklinge
Im Frühsommer stehen die Chancen gut, dass die Vermehrung mit Kopfstecklingen gelingt. In diesen Schritten gehen Sie vor:
- Nicht blühende Triebspitzen abschneiden mit einer Länge von 10-15 cm
- In der unteren Hälfte entlauben, die oberen Blätter halbieren
- Kleine Töpfe füllen mit Torf-Sand, Kakteenerde oder einem Mix aus Moorbeeterde und Sand
- Jeweils einen Steckling zu zwei Drittel einsetzen und eine transparente Haube überstülpen
- Gießen Sie vorzugsweise von unten und platzieren Ihre Zöglinge am halbschattigen, geschützten Platz
Während das Substrat konstant leicht feucht gehalten wird, entwickelt sich an den Stecklingen ein neues Wurzelsystem. Ein frischer Austrieb signalisiert den erfolgreichen Verlauf der Bewurzelung. Die Haube hat ihre Aufgabe erfüllt und kann entfernt werden. Ist der Anzuchttopf vollständig durchwurzelt, pflanzen Sie die junge Wiesenraute aus ins Beet oder den Kübel.
Aussaat
Sammeln Sie im Herbst die Samen aus den Nussfrüchten ein, um sie möglichst frisch auszusäen. Hierzu wird eine Saatkiste gefüllt mit Saaterde oder Torf-Sand. Darauf streuen Sie die Samen aus und übersieben diese 2-3 cm dick mit Substrat, Sand oder Vermiculite. Anfeuchten, abdecken und im Kalten Kasten oder dem geschützten Gartenplatz den Winter hindurch regelmäßig gießen. Nachdem die Samen den erforderlichen Kältereiz erhielten, dürfen Sie sich im Frühjahr über zahlreiche Keimlinge freuen. Alternativ führen Sie die Stratifikation im Kühlschrank durch. So gelingt es:
- Das frische Saatgut mit feuchtem Sand in eine Plastiktüte füllen und fest verschließen
- Für 4-6 Wochen deponieren im Gemüsefach des Kühlschranks
- Hin und wieder den Feuchtigkeitsgehalt prüfen, um bei Bedarf mit weichem Wasser zu besprühen
Nach Ablauf der Frist säen Sie die Samen aus in kleinen Töpfchen mit Saaterde, damit sie am halbschattigen Fensterplatz bei 15-18 Grad Celsius keimen. Haben sich über den beiden Keimblättern mindestens 2 weitere Blätter entwickelt, wird pikiert. Bis Mitte Mai pflegen Sie die Pflänzchen mit weichem Wasser und stark verdünntem Flüssigdünger, bis die Pflanzzeit beginnt.
Schöne Arten und Sorten
Die Thalictrum-Gattung wartet auf mit einer facettenreichen Arten- und Sortenmelange. Empfehlenswerte Exemplare für den privaten Garten stellen wir im Folgenden kurz vor:
Akeleiblättrige Wiesenraute ‚Thundercloud‘ (Thalictrum aquilegiifolium)
Die charmante Art besticht mit dreifach gefiederten Blättern, die an eine Akelei erinnern. Ihre purpurrosa Blütenrispen präsentiert die Staude bereits ab Mai bis in den Juli hinein.
- Wuchshöhe 70 bis 90 cm
- Ideal geeignet für Freiflächen und den Gehölzrand
Prächtige Wiesenraute (Thalictrum rochebruneanum)
Sie macht ihrem Namen alle Ehre mit rotvioletten Blüten von Juni bis August an langen Rispen, die sich federleicht im Wind wiegen. Trotz ihrer Größe, ist die Prächtige Wiesenraute gut standfest und toleriert sonnige Lagen, solange der Boden nicht allzu trocken ist.
- Wuchshöhe 90-120 cm
- Sehr schön als Solitär und Leitstaude
Große Wiesenraute (Thalictrum polygamum)
Die populäre Art erzeugt im lichten Schatten mit grünlich-weißen Blüten transparente Effekte. Sehr dekorativ wirkt das grau-blaue Laub, das die zarten Blütenrispen untermalt.
- Wuchshöhe 150 bis 180 cm
- Prächtige Kulissenpflanze vor dunklem Gehölzrand
Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum ssp. glaucum)
Die schwefelgelben Blüten kontrastieren wunderbar mit dem silbrig-grünem, leicht blau angehauchten Laub. Die gut standfeste Staude liefert mit ihren prächtigen Stängeln zugleich einen schönen Vasenschmuck für Wohnräume. Ihre Popularität basiert nicht zuletzt auf einer extra langen Blütezeit bis in den Oktober hinein.
- Wuchshöhe 120 bis 150 cm
- Ideal als Uferbepflanzung und in Feuchtwiesen
Gefüllte Wiesenraute ‚Hewitt’s Double‘ (Thalictrum delavayi)
Ihre relativ kurze Lebensdauer von wenigen Jahren macht diese Züchtung wett mit üppig gefüllten Blüten in leuchtendem Violett. Erhält sie aufgrund der schweren Blütenrispen eine Stütze, ziert die Prachtstaude den Garten von Juli bis September. Ein Rückschnitt bis zum ersten Blattpaar nach der ersten Blüte, wird belohnt mit einer ebenso dichten Nachblüte.
- Wuchshöhe 80 bis 120 cm
- Die optimale Zierpflanze für das Staudenbeet
Zwerg-Wiesenraute (Thalictrum kiusianum)
Eine vielgestaltige Gattung, wie Thalictrum, lässt einen opulenten Bodendecker nicht missen. Die Zwerg-Wiesenraute blüht in zartem Rosa und bedeckt das kleine Beet oder auch den Kübel blickdicht dank kleiner Ausläufer.
- Wuchshöhe 10 bis 15 cm
- Schöner Bodendecker für den kleinen Garten
Fazit
Die vielfältige Thalictrum-Gattung beschert uns sommerliche Pracht-Stauden, die in Rabatten, am Gehölzsaum oder entlang des Teichufers als Blickfang fungieren. Liebäugeln Sie mit der Kultivierung einer Wiesenraute in ihrem Garten, sind umfangreiche gärtnerische Vorkenntnisse nicht erforderlich. Am halbschattigen Standort mit nährstoffreicher, humos-feuchter und gut durchlässiger Erde gedeiht die Zierpflanze prächtig. Wie diese Pflege-Informationen darlegen, ruht die Kultivierung auf lediglich drei tragenden Säulen. Regelmäßiges Gießen bei Trockenheit, organisch düngen von April bis August und ein Rückschnitt nach der Blüte entlocken der charmanten Staude ihre schönsten Seiten. Wer ihrer nicht überdrüssig wird, vermehrt die Blütenschönheit einfach per Teilung oder züchtet weitere Exemplare mithilfe von Stecklingen oder Aussaat heran.