Schon vor 100.000 Jahren erkannten Menschen den guten Nährwert von Getreide. Bereits vor 8.000 Jahren wurde es im Nahen Osten kultiviert. Erst etwa 3.000 Jahre später hielt der landwirtschaftliche Anbau von Getreide auch in Westeuropa Einzug. Amerika und Asien sind für ihren Anbau von Reis und Mais schon deutlich vor Christi Geburt bekannt und auch heute noch gehören die Samen dieser Süßgräser zu den bedeutendsten Grundnahrungsmitteln in der ganzen Welt. Die heute angebauten Getreidesorten haben allerdings nur noch wenig mit den Süßgräsern gemeinsam, die die Menschen bereits vor Tausenden von Jahren anbauten.
Getreidearten von A bis Z
Alle Getreidearten sind einjährige Süßgräser. Einige Getreidesorten bilden Ähren mit langen Grannen. Eine Granne ist ein borstenförmiger Fortsatz (Barthaar), das sich an den Spelzen vieler Süßgräser befindet. Von Bedeutung sind eigentlich nur sieben unterschiedliche Getreidearten, von denen es jeweils wiederum verschiedene Sorten gibt. Bei vielen Getreidesorten wird zwischen Sommer- und Wintergetreide unterschieden. Der einzige Unterschied ist der Zeitpunkt der Aussaat. Wintergetreide wird im September gesät, Sommergetreide erst im Frühjahr. Deutlich ertragreicher sind die Getreidesorten, die über den Winter im Freiland stehen. Das liegt wahrscheinlich an der höheren Feuchtigkeit im Boden.
1. Gerste (Hordeum vulgare)
Im Grunde genommen stellt Gerste unter all den verschiedenen Getreidesorten eine eher weniger genutzte und bekannte Art dar. Sie kommt ursprünglich aus dem Vorderen Orient und dem Balkan und wird in Spelzgerste und Nacktgerste unterteilt. Während die Spelzgerste noch eine harte Schale um das Korn enthält, handelt es sich bei Nacktgerste um eine Züchtung, die nahezu spelzfrei ist. Diese Gerstenart hat den Vorteil, dass die Körner nicht noch einem mechanischen Prozess unterzogen werden müssen und ihren hohen Anteil gesunder Inhaltsstoffe behalten. Erkennbar ist die Gerste an ihren langen Grannen, die am oberen Ende auf einer Ebene enden.
- bevorzugt feuchte, tiefgründige Böden
- es gibt Sommer- und Wintergerste
- Anbau auch in nördlichen Regionen und Höhenlagen möglich
- Selbstfruchter
Verwendung
Wintergerste wird hauptsächlich als Viehfutter angebaut. Sommergerste geht vorrangig in die Brauereien (Bier und Whisky) oder wird zu Malzkaffee sowie Grieß verarbeitet. Zum Backen von Brot ist Gerste ungeeignet, da sie einen zu geringen Anteil an Klebereiweiß enthält. Deutschland zählt weltweit zu den größten Gerstenlieferanten weltweit.
2. Hafer (Avena sativa)
Hafer wird umgangssprachlich eine Art des Hafers genannt: der sogenannte Echte Hafer oder Saat-Hafer. Diese Getreideart trägt keine Ähren, sondern verzweigte Rispen, die sich sanft nach unten neigen. An den Spitzen dieser Rispen bilden sich meist zwei spindelförmige Körner. Die eigentlichen Körner sind von festen Deckspelzen umgeben. Hafer wird vorwiegend in Sommerkultur in Deutschland angebaut und wurde vermutlich als Unkraut von der Atlantikküste eingeschleppt.
- bildet bis zu 50 cm lange Rispen
- benötigt ein gemäßigtes Klima
- hohe Niederschlagsmengen sind Voraussetzung für ein gutes Wachstum
- Selbstfruchter
Verwendung
Die meisten Lebensmittel tragen den Namen bereits in sich, wenn sie aus Hafer hergestellt sind. Bekanntestes Produkt aus Hafer sind die Haferflocken, die als besonders gesundes Getreide gelten. Neuerdings gewinnen auch Produkte wie Hafermehl und Hafermilch für Allergiker oder Veganer an Bedeutung. Hafer ist glutenfrei, eignet sich pur jedoch nur bedingt zum Backen, da es eine zu klebrige Konsistenz hat.
3. Hirse
Eine der ältesten bekannten Getreidearten überhaupt ist Hirse. Ursprünglich stammt die Hirse aus Afrika. Bei dieser Getreideart werden zwei Hauptgruppen unterschieden. Zum einen gibt es die Sorghumhirse, die größere Körner entwickelt und daher als ertragreichere Sorte gilt. Zum anderen existiert eine kleinkörnige Art der Hirse, die sogenannte Millethirse. Zur zweiten Kategorie gehören die meisten der 12 bekannten Gattungen.
- stellt kaum Ansprüche an Standort und Witterung
- wächst auch in trockenen Gebieten
- Wuchshöhe: bis zu 5 Meter, ähnelt der Wuchsform von Mais
Hirsesorten
- Braunhirse: hat heute kaum noch Bedeutung, mineralstoffreichste Getreideart, glutenfrei, der Unterschied liegt in der braunen Farbe der Schale
- Sorghum: kleinfruchtiges Spelzgetreide in 30 verschiedenen Arten, vorwiegend als Couscous oder Hirsemehl erhältlich
- Teff (Eragrostis tef): Kulturhirse mit sehr kleinen Körnern, kleinste Getreidesorte der Welt, glutenfrei
- Japanhirse (Echinochloa frumentacea): auch Weizenhirse genannt, größtenteils Futtermittel, wird aber auch wie Reis gekocht
Verwendung
Lange Zeit war Hirse das Hauptnahrungsmittel der Menschen weltweit, auch bei uns. Später wurde das Getreide durch Mais und Kartoffeln nahezu vollständig verdrängt. In Deutschland hat Hirse heutzutage vor allem als Vogelfutter Bedeutung.
4. Mais (Zea mays)
Mais gehört zu den Getreidearten, auch wenn sich die Pflanzen und ihre Körner deutlich von anderen Süßgräsern unterscheiden. Es gehört zu den einhäusig getrenntgeschlechtlichen Pflanzen. Die Bestäubung erfolgt durch Fremdeinwirkung (in der Regel durch den Wind). Zea mays ist ein einjähriges Gras, dessen dicker, markgefüllter Halm bis zu fünf Zentimeter dick und 2,5 Meter hoch werden kann. Der Blütenstand ist keine Ähre, sondern ein dicker Kolben, der von Hüllblättern umgeben ist.
- Wuchshöhe: bis 2,5 Meter
- bildet keine Ähren, sondern Kolben mit gelben, großen Körnern
- stellt nur geringe Ansprüche an den Boden
- gut an trockene oder heiße Standorte angepasst
- Fremdbefruchter
Verwendung
Während der Mais in Nord- und Südamerika zu den Grundnahrungsmitteln gehört, wird er bei uns hauptsächlich zu Viehfutter verarbeitet.
5. Reis
Eigentlich ist das Wort Reis lediglich ein Überbegriff für inzwischen über 8.000 unterschiedliche Reissorten, die auf der ganzen Welt angebaut werden. Diese Sorten sind in drei Untergruppen aufgeteilt. Dazu gehören Langkornreis, Rundkornreis und Mittelkornreis. Reis wird nahezu ausschließlich in den feuchten Tropengebieten angebaut und gehört in Asien zu den Hauptnahrungsmitteln. Da die Pflanze nur in sumpfigen Gebieten wächst, gibt es in Deutschland keine bedeutenden Anbaugebiete.
Beliebte Reissorten:
- Basmati Reis
- Jasminreis
- Parboiled Reis
- Wildreis
Verwendung
Reis findet vor allem in gekochter Form Verwendung, aber auch als Mehl und für alkoholische Ansätze. Als Nahrungsmittel wird bei uns vor allem der Langkornreis verwendet.
6. Roggen (Secale cereale)
In Kleinasien wurde der Roggen eine sehr lange Zeit als Unkraut betrachtet. Erst im 12. Jahrhundert bekam das Getreide bei der Herstellung von Brot Bedeutung und wurde zunehmend auch an Tiere verfüttert. Auch beim Roggen wird heute nach der Anbauzeit unterschieden und es gibt sowohl Sommer- als auch Winterroggen, vorwiegend wird er aber im Winter ausgesät.
- vom Aussehen leicht mit der Gerste zu verwechseln
- bildet Grannen an den Ähren
- sehr geschmacksintensiv und ballaststoffreich
- wächst in nördlichen Regionen
- frosthart bis -25 Grad
- Fremdbefruchter
Verwendung
Die größte Bedeutung hat Roggen für Bäckereien. Aus ihm stellt man meist in Kombination mit Weizenmehl ein dunkles Brot her. Zudem ist Roggen wichtig bei der Produktion von Spirituosen (wie Wodka).
7. Weizen (Triticum aestivum)
Weizen gehört in Deutschland zu den bedeutendsten Grundnahrungsmitteln und ist daher sicherlich jedem Mitteleuropäer bestens vertraut. Es ist eine der ältesten bekannten Getreidearten. Bei der Kultivierung stellt Weizen deutlich höhere Ansprüche als andere Getreidesorten. Je nach Ausbringung der Samenkörner wird zwischen Winter- und Sommerweizen unterschieden. Der Ertrag des Winterweizens liegt weit über dem des Sommerweizens.
- bevorzugt gemäßigtes Klima
- bis -20 Grad frostresistent
- stellt hohe Ansprüche an Standort und Witterung
- verlangt schwere, nährstoffreiche Böden
- Selbstfruchter
Weizensorten
Es gibt über 1000 verschiedene Weizensorten, die jeweils an das Klima und den Boden in der jeweiligen Region, in der die Sorte angebaut wird, angepasst wurde. Die in Deutschland häufigste Sorte nennt sich Nackt- oder Saatweizen. Aus dieser Art wird das Mehl für Kuchen, Brötchen und Brote hergestellt.
- Dinkel (Triticum spelta): stammt ursprünglich aus Asien und ist nah mit dem Weichweizen verwandt, seine Körner sind fest mit den Spelzen verwachsen und haben keine langen Borsten. Übrigens nennt man die unreif geernteten Körner des Dinkels Grünkern.
- Einkorn: Urform des Weizens, die weniger ertragreich ist, dafür aber anspruchsloser bei der Kultivierung und resistent gegen viele Krankheiten
- Emmer: eine der ältesten Getreidesorten aus der Gruppe der Weizenarten, optisch dem normalen Weizen ähnlich, Anbau heute vorwiegend in der biologischen Landwirtschaft, gilt auch als Urform des Weizens
- Hartweizen (Triticum durum, Durumweizen): benötigt nährstoffreiche Böden und viel Sonne, rundliche Kornform, Verwendung vorwiegend für Teigwaren (Nudelprodukte)
- Weichweizen: häufigste Weizenform in Deutschland, auch Brotweizen wegen seiner Verwendung in allen Arten von Backwaren
Verwendung
Weizen wird zu Mehl, Grieß, Graupen, Stärke, Weizenbier oder auch Weizenkeimöl weiterverarbeitet. Aber auch in der Industrie findet er in der Herstellung von Papier, Kleister und Kosmetika Verwendung.
Triticale
Triticale ist eine Kreuzung aus Roggen (männlich) und Weizen (weiblich). Bereits im 19. Jahrhundert wurden fruchtbare Exemplare gezüchtet und durch gezielte Kreuzungen zu leistungsstarken Sorten weiterentwickelt. Inzwischen sind fast 40 unterschiedliche Sorten bekannt. Deutschland ist einer der größten Produzenten für Triticale weltweit. Triticale-Getreidesorten werden nicht nur in der Schweinemast verwendet, da sie einen hohen Futterwert haben. Sie gewinnen auch in der Backwarenindustrie immer mehr an Bedeutung, vor allem bei Vollkornprodukten.
Pseudogetreide
Neben den vielen echten Getreidesorten gibt es auch Pseudogetreide. Diese Sorten gehören nicht zur Gattung der Süßgräser, finden aber ähnliche Verwendung. Hierzu gehören:
- Amaranth (Amaranthus): auch Fuchsschwanz genannt, hirseähnliche Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse, ursprünglich aus der Andenregion, benötigt nährstoffreiche Böden und warme Wachstumsbedingungen
- Buchweizen (Fagopyrum): gehört zu den Knöterichgewächsen, krautige Pflanze, wächst als mehrjähriger Halbstrauch mit herzförmigen oder dreieckigen Blättern, Früchte ähneln Bucheckern
- Leinsamen (Linum usitatissimum): als Leinsamen werden die Samen des Flachses bezeichnet, je nach Sorte braune oder gelbe Schale, nussiger Geschmack
- Hopfen (Humulus): gehört zu den Hanfpflanzen und kommt nur auf der Nordhalbkugel vor, bekanntester Vertreter ist der Echte Hopfen, der zum Bierbrauen verwendet wird
- Quinoa (Chenopodium quinoa): gehört in die Gattung der Gänsefüße innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse, in den Anden bereits seit 5.000 Jahren als Kulturpflanze bekannt, einjährige, krautige Pflanze mit verzweigtem, aufrechtem Stängel
- Chiasamen(Mexikanische Chia, Salvia hispanica): gehören in die Gattung des Salbeis, haben in Deutschland eine untergeordnete Bedeutung im Anbau
Fazit
Von Bedeutung als Grundnahrungsmittel sind lediglich zwei Getreidearten in Deutschland: Weizen und Roggen, wobei der Weizen den größten Anteil aller Getreidesorten ausmacht. Während Mais weltweit Millionen von Menschen ernährt, wird er bei uns meist als Viehfutter oder zu Maisöl verwertet. Reis wird hierzulande zwar konsumiert, angebaut wird das Süßgras jedoch vorwiegend im asiatischen Raum.