Tigerlilien gehören zu den langlebigsten und anpassungsfähigsten Zwiebelblumen im Garten. Es lohnt sich, auf die letzte Lilienblüte im Jahr zu warten, denn auf den langen Stängeln sitzen nicht selten 20 nach unten geneigte Blüten mit gefleckten, stark zurückgebogenen Blütenblättern und dunklen Staubgefäßen. Neben einer ganzen Reihe an reinen Arten gibt es auch bizarre Varietäten wie die Lilium lancifolium var. floreplenum, die gefüllte Blüten hat. Tigerlilien-Erbgut ist auch in den zahlreichen Tigrinum-Hybriden enthalten, die die ganze Palette an pastellfarbigen Blütenfarben abdecken.
Steckbrief
- botanischer Name: Lilium lancifolium (Syn. Lilium tigrinum)
- gehört in die Familie der Liliengewächse (Liliaceae)
- Wuchshöhe: 80 bis 150 cm (teilweise bis 2 m)
- mehrjährige, krautige Pflanze (Zwiebelgewächs)
- aufrechter gerader Stängel
- Blätter: lanzettförmig (3-18 cm Länge) mit weißlichen Härchen
- Blüte im Juli bis August, 3-20 Blüten pro Stängel
- stark zurückgebogene Blütenblätter
- mit auffälligen dunklen Punkten
- Samen: Kapselfrüchte im September/Oktober
Standort
Tigerlilien fühlen sich an einem hellen Standort oder im hellen Halbschatten wohl. Sie benötigen ausreichend Schatten für die Wurzeln, während sich die Blüten in der Sonne aalen möchten. Der Boden sollte das Regenwasser nicht stauen aber trotzdem gut speichern können, damit die Zwiebelpflanze nicht austrocknet. Am besten eignet sich ein sandig-lehmiger Boden mit mittlerem Humusanteil. Die meisten Gartenböden bilden eine gute Grundlage für das Wachstum der Tigerlilie. Da die Tigerlilie sehr hoch werden kann, setzt man sie in gemischten Beeten besser in den hinteren Bereich.
- Lichtbedarf: sonnig bis halbschattig
- schattiger Wurzelbereich
- Boden: gut drainiert, wasserspeicherfähig
- mäßig humos
Pflanzen
Eine Neuanpflanzung mit Zwiebeln der Tigerlilie sollte bevorzugt im Herbst an eher kühlere Plätze im Garten erfolgen. Eine Pflanzung im Herbst hat den Vorteil, dass die Zwiebel bereits Wurzeln bilden kann, bevor die ersten Fröste auftreten. Alternativ ist auch eine Pflanzung Ende April bis Mai möglich. Da im Handel gekaufte Lilienzwiebeln schnell austrocknen, sollten sie möglichst ohne große Lagerzeiten eingepflanzt werden. Wenn es nicht anders möglich ist, sind kühle Temperaturen für eine Lagerung besser als warme.
- Zeitpunkt: früher Herbst (September bis Oktober)
- Pflanzabstand: 30 cm
- je nach Nachbarbepflanzung auch mehr
- Pflanzloch: dreimal so groß wie die Zwiebel
- eventuell Drainage anlegen
- schwere Böden mit Sand und Kompost mischen
- Pflanztiefe: 15 cm
- darauf achten, dass die Spitze nach oben zeigt
Pflege
Am besten wird die Tigerlilie an einen vor Winden geschützten Platz im Garten gepflanzt, wie beispielsweise vor eine Mauer. Ist das nicht möglich, kann die schnell wachsende Lilium lancifolium, die manchmal an die zwei Meter Wuchshöhe erreicht, mit einer Stange gestützt werden. Auch starker Regen führt an ungünstigen Standorten häufig zum Abknicken der starren Blütenstängel. Ansonsten sind die hübschen Blühpflanzen nicht besonders pflegeintensiv.
Gießen, Düngen und Schneiden
Die Tigerlilie ist kein Freund von Staunässe und extremer Trockenheit. Nässe führt im schlimmsten Fall zu Krankheiten wie der Stängelgrundfäule oder dem Verfaulen der Zwiebel im Boden. Während der trockeneren Sommermonate sollte der Boden um die Lilie herum leicht feucht gehalten werden. Damit sich die Feuchtigkeit besser im Erdreich hält, kann die Oberfläche gemulcht werden.
Sobald die Tigerlilien im Frühjahr beginnen auszutreiben, können die Pflanzen mit einer kleinen Menge organischem Dünger versorgt werden. Hierzu eignen sich sowohl reifer Kompost als auch Hornspäne oder Hornmehl. Spätestens, wenn die Lilie beginnt, Knospen zu bilden, sollte man ihr Nährstoffe zuführen. Eine Düngung mit Langzeitdünger im Jahr (Kompost oder Hornspäne) reichen völlig aus, um die Pflanze mit Nährstoffen zu versorgen.
Der einzig wichtige Schnitt erfolgt im späten Herbst, wenn die Lilium tigrinum bereits komplett welk oder vertrocknet ist. Grüne Pflanzen lagern im Spätsommer noch Nährstoffe in der Zwiebel ein, um im kommenden Frühjahr wieder neu austreiben zu können. Die Stängel werden kurz über dem Boden geschnitten und können auf dem Kompost entsorgt werden. Wer möchte, kann auch verwelkte Blüten herausnehmen.
Vermehrung
Tigerlilien sind in Kultur fast immer steril und können daher nicht über Samen vermehrt werden. Allerdings bleibt immer noch die einfache Möglichkeit der vegetativen Vermehrung über die Achselbulben, die genetisch identische Tochterpflanzen hervorbringen. Diese Knöllchen bilden sich übrigens auch an abgetrennten Zwiebelschuppen.
1. Bulbillen
Die Bulbillen, auch Brutknospen genannt, sind bei der Lilium tigrinum recht einfach zu erkennen: Die kugelförmigen Bulben bilden sich in den Blattachseln und sind grünschwarz gefärbt. Bei Reife sind die Knöllchen leicht zu lösen oder fallen sogar schon von selbst ab.
- Zeitpunkt: ab Anfang September
- reife Brutknollen entnehmen und direkt in Substrat einpflanzen
- Substrat: sandige Torferde
- Abstand: etwa 5 cm
- Einpflanztiefe: maximal 3 cm
- dazu mit dem Finger ein Loch in die Erde drücken
- Bulbillen einlegen
- mit feiner Erde oder Torfmoos bedecken
- zwei bis drei Knospen pro Topf
- Substrat leicht feucht halten
Die eingepflanzten Bulbillen bleiben über den Winter an einem hellen Platz in der Wohnung ohne direktes Sonnenlicht stehen. Ab Mai können die Töpfe auch an einer geschützten Stelle auf die Terrasse oder in den Garten gestellt werden. Den kommenden Winter verbringen die kleinen Zwiebelchen am besten noch einmal an einem frostfreien, dunklen Ort, wie einem Keller oder in der Garage. Ab Mai können sie dann an ihren endgültigen Platz im Garten gepflanzt werden.
2. Zwiebelschuppen
Von der Zwiebel im Boden lassen sich im Spätsommer oder Herbst, wenn sich die Tigerlilie zurückgezogen hat und die oberirdischen Teile abgestorben sind, die äußeren Schuppen lösen. Sie sitzen in der Regel recht locker und können einfach mit der Hand abgebrochen werden. Die Schuppen bilden, wenn sie feucht liegen, nach einiger Zeit ebenfalls Brutknospen, die meist aus der Bruchstelle herauswachsen.
- Zeitpunkt: Herbst, wenn die Pflanze verblüht ist
- Schuppen leicht in Torfmoos oder Sand-Torf-Gemisch eindrücken
- Spitzen müssen herausschauen
- können auch auf feuchtes Küchenpapier oder Watte gelegt werden
- in Gefrierbeutel stellen (verhindert Verdunstung)
- warm und dunkel aufstellen
- täglich lüften, um Schimmel zu vermeiden
- es kann bis zu drei Monaten dauern, bis sich die Tochterbulben bilden
Haben sich an den Rändern der Zwiebelschuppen kleine Zwiebelchen gebildet, muss man den Topf oder der Beutel erst einmal für einige Wochen kühl und dunkel lagern. Bei Temperaturen zwischen vier und acht Grad entwickeln sich die Knospen weiter. Anschließend kann man sie in Töpfe mit sandiger Einheitserde pflanzen (etwa zwei bis drei Zentimeter tief). Ein halbschattiger Standort auf der Ost- oder Westfensterbank bietet den jungen Pflänzchen einen optimalen Standort. Ab Mai dürfen die Jungpflanzen ins Beet gepflanzt werden.
Überwintern
Auch wenn die Tigerlilie gut winterhart ist, so können ihre Zwiebeln bei sehr starken Frösten doch Schaden nehmen. In rauen Lagen sollte der Gärtner daher für einen Winterschutz sorgen. Dazu eignet sich altes Laub oder auch Fichten- oder Tannenzweige. Diese halten außerdem das Regenwasser von der Zwiebel fern. Meist sind es nämlich nicht die niedrigen Temperaturen, sondern Staunässe, die die Zwiebel im Winter zerstört.
Beliebte Sorten
Die einzelnen Sorten und Hybriden der Tigerlilie unterscheiden sich teilweise stark in der Blütenfarbe voneinander. Zudem gibt es einfache und gefüllte Blütenformen. Im Handel sind die Zwiebeln meist unter dem Namen Lilium tigrinum, manchmal auch als Lilium lancifolium erhältlich.
- Lilium tigrinum var. splendens: bekannteste Sorte mit kräftig orangefarbenen Blüten, auffallend dunkle Punkte, süß duftend, bis 120 cm Höhe
- var. flavifolium: Gelb blühende Tigerlilie
- var. floreplenum (auch ‚Flore Pleno‘, gefüllte Tigerlilie): gefüllte Blüten in unterschiedlichen Farbschattierungen mit dunklen Punkten
- ‚Citronella‘: hängende Blüten in kräftigem Gelb mit dunklen Spots, duftend, Wuchshöhe bis 120 cm, robust, ideal für Anfänger
- ‚Fire King‘: tief orangerote Blüte mit roten Tupfen, Wuchshöhe 120 cm
- ‚Pink Tiger‘: rosafarbene Blüte mit braunen Spots, Wuchshöhe bis 100 cm
- ‚Purple Life‘: weiße Blüte mit unzähligen purpurfarbenen Tupfen, mit nur 80 cm eher niedrig wachsend
- ‚Red Flavour‘: feuerrote Blüte mit rotbraunen Flecken, bis 100 cm Wuchshöhe
- ‚Salmon Flavour‘: Blüte sehr hell Lachsfarben (fast Weiß), bis 100 cm Wuchshöhe
- ‚Salmon Tiger‘: Lachsfarbene Blüte mit dunklen Punkten im Schlund, Wuchshöhe bis 120 cm
- ‚White Tiger‘: cremeweiße Blüten mit kleinen rotbraunen Punkten im Schlund, Wuchshöhe bis 100 cm
Verwechslungsgefahr
Die Tigerlilie (Lilium lancifolium) verwechselt man wegen der Namensgleichheit gerne mit der mexikanischen Tigerlilie (Tigrida pavonia), die nur drei große Blütenblätter außen und drei kleinere innen hat. Lilium lancifolium (Syn. Lilium tigrinum) hat sechs stark nach außen gebogene Blütenblätter mit sehr großen und langen Staubgefäßen.
Krankheiten und Schädlinge
Bei der Tigerlilie treten häufig Lilienhähnchen auf. Um gegen einen Befall mit den Käfern und Larven vorzubeugen, sollten Sie die Lilien in kühlere Regionen im Garten pflanzen, wie beispielsweise an einen Gehölzrand.
- Lilienhähnchen (mit Schlupfwespen biologisch bekämpfen)
- Schnecken (frühzeitig vorsorgen)
Fazit
Die Tigerlilie gilt als besonders robuste Lilienart, die bemerkenswerte Wuchshöhen von über 1,5 Meter erreichen kann. Dabei bilden sich an jedem Stängel bis zu 20 nach unten geneigte Blüten, die je nach Sorte sehr unterschiedlich gefärbt sein können. Die Tigerlilie ist besonders pflegeleicht und eignet sich auch für Anfänger, die ihren Garten gerne mit einer spät blühenden Zwiebelpflanze schmücken möchten.