Mit einem Pistazienbaum hält der Zauber des Orients Einzug in Wintergärten, Wohnräume und auf dem sommerlichen Balkon. Mit formschöner Krone aus aparten, grau-grünen Fiederblättern und schlankem Wuchs, bringt sich das exotische Gehölz augenfällig in Positur. Im Verlauf des Sommers versprechen die zierlichen weiblichen Blüten einen reichen Fruchtbehang köstlicher Steinfrüchte, sofern sich eine männliche Pistazien-Pflanze in der Nähe befindet. Die gärtnerische Messlatte für einen erfolgreichen Anbau liegt hoch, denn hinsichtlich der Licht- und Temperaturverhältnisse gibt es nur wenig Spielraum. Mit dieser Anleitung und einer guten Portion Sorgfalt und Beharrlichkeit, werden Sie alle Hürden überwinden. So züchten Sie einen Pistazienbaum selbst.
Steckbrief
- Pflanzenfamilie der Sumachgewächse (Anacardiaceae)
- Gattung: Pistazien (Pistacia)
- Bezeichnung der Art: Echte Pistazie (Pistacia vera)
- Laubabwerfender Baum mit Steinfrüchten
- Beheimatet im Nahen Osten und in Zentral-Asien
- Wuchshöhe in Kultur: 180 bis 500 cm, selten höher
- Wechselständige, unpaarig gefiederte, grau-grüne Blätter
- Unscheinbare Blüten in Doppeltrauben im April und Mai
- Längliche, 1,2 bis 1,25 cm lange Steinfrüchte im Herbst
Zu den botanischen Charakteristika zählt, dass die Pistazien-Pflanze zweihäusig, getrenntgeschlechtlich gedeiht. Dieses Attribut impliziert, dass für eine Ernte knackiger Pistazien mindestens ein weibliches und ein männliches Exemplar in räumlichen Nähe zueinander anzusiedeln ist.
Das richtige Saatgut
Die Pistazienkerne aus dem Ladenregal sind für die Verwendung als Saatgut ungeeignet. Im Rahmen der Verarbeitung geht die Keimfähigkeit verloren. Um einen Pistazienbaum selbst zu züchten, halten Sie bitte Ausschau nach adäquaten Angeboten des Fachhandels Ihres Vertrauens. Legen Sie bei der Auswahl besonderen Wert auf die Frische der Samen. Je kürzer die Lagerzeit, desto besser die Keimlaune.
Zeitpunkt
Im Grunde genommen ist die Anzucht aus Samen ganzjährig möglich. Sie verbessern die Aussichten auf einen erfolgreichen Anbau deutlich, wenn Sie den zeitlichen Ablauf der Aussaat auf die natürliche Vegetationsperiode einer Pistazien-Pflanze abstimmen. Starten Sie im Januar/Februar mit den Arbeiten, profitieren die Jungpflanzen im Anschluss an die Keimung von den verbesserten Licht- und Temperaturverhältnissen.
Vorbehandlung
Nehmen Sie innerhalb von 6 Wochen nach dem Erhalt des Saatgutes die Anzucht einer Pistazien-Pflanze in Angriff. Die Keimfreudigkeit der Kerne wird optimiert, indem sie 48 bis 72 Stunden zuvor in zimmerwarmem Wasser einweichen. Verwenden Sie hierzu abgekochtes Wasser, in das die Samen mitsamt Schale eingelegt werden.
Substrat
Sie gewähren dem Saatgut ideale Startbedingungen, wenn Sie der Qualität der Anzuchterde Ihre besondere Aufmerksamkeit schenken. Saaterde vom Discounter kommt den besonderen Ansprüchen von Pistazien-Samen nicht entgegen. Greifen Sie stattdessen zu einer hochwertigen Aussaat-Erde, die Sie mit Kokohum und etwas grobem Sand vermischen. Auf diese Weise erzeugen Sie eine feine Krume, die eine ausreichende Luftzufuhr der zarten Keimlingswurzeln sicherstellt. Bevor Sie die Samen darin einsetzen, kommt die Anzuchterde für 30 Minuten bei 150 Grad in den Backofen zur Sterilisierung.
Aussaat
Lassen Sie die eingeweichten Samen bitte nicht mehr trocknen, sondern nehmen Sie Aussaat zeitnah in Angriff. Das sterilisierte, abgekühlte Substrat wird eingefüllt in eine Saatschale oder kleine Töpfe und mit destilliertem Wasser angefeuchtet. In diesen Schritten gehen Sie weiter vor:
- Die Samenkörner dergestalt in die Saaterde setzen, dass sie zur Hälfte daraus hervorlugen
- In ein beheizbares Zimmergewächshaus verbringen mit Temperaturen von 18 bis 22 Grad Celsius
- Am hellen, nicht vollsonnigen Standort die Saat konstant leicht feucht halten
Während der folgenden 6 bis 8 Wochen darf die Saaterde keinesfalls austrocknen. Es ist von Vorteil, wenn Sie das Gewächshaus täglich lüften, damit sich kein Schimmel bildet. Idealerweise gießen Sie von unten, indem Sie die Saatgefäße für kurze Zeit in weiches Wasser stellen, damit die Feuchtigkeit aufgrund der Kapillarkraft zu den Samen aufsteigt.
In dieser Phase der Anzucht wird kein Dünger verabreicht. In nährstoffarmer Erde geben sich keimende Samen umso mehr Mühe, das Wurzelwachstum voranzutreiben.
Pikieren
Unter idealen Rahmenbedingungen spitzen innerhalb von 6 bis 8 Wochen die ersten Keimblättchen aus den Samen hervor. Setzen Sie das empfohlene Pflegeprogramm unvermindert fort, bei weiterhin konstanten Licht- und Temperaturverhältnissen. Erst wenn ein Keimling nach weiteren 4 bis 6 Wochen über mindestens 2 Blattpaare verfügt, kann die Vereinzelung in Betracht gezogen werden. So pikieren Sie Pistazien-Sämlinge richtig:
- Mittelgroße Töpfe zu zwei Drittel füllen mit Pikiererde oder einem Mix aus Kakteenerde und Perlite
- Zuvor über dem Wasserablauf eine Tonscherbe legen, die als Drainage gegen Staunässe fungiert
- Mittig im Substrat mit dem Pikierholz ein Pflanzloch bohren
- Einen kräftigen Keimling mithilfe eines Löffels aus der Saaterde heben
- So in die Mulde einsetzen, dass die Wurzeln nicht knicken
Füllen Sie den Topf mit Pikiersubstrat auf, bis auf einen kleinen Gießrand. Bitte achten Sie darauf, dass die Erde bis an das untere Blattpaar heranreicht, drücken diese ein wenig an und gießen mit weichem Wasser. Ab diesem Zeitpunkt hat das Zimmergewächshaus seine Aufgabe erfüllt. Platzieren Sie die Töpfe an einen halbschattigen Fensterplatz, an dem durchschnittliche Temperaturen von 15 bis 18 Grad herrschen. Gießen Sie regelmäßig, sobald die Oberfläche der Pflanzerde angetrocknet ist. Pikiererde ist in der Regel leicht vorgedüngt. Sind diese Vorräte nach 4 Wochen aufgezehrt, verabreichen Sie alle 3 bis 4 Wochen einen Flüssigdünger.
Umtopfen
Die Wachstumsphase im Pikiertopf ist abgeschlossen, wenn das Gefäß vollständig durchwurzelt ist. Spätestens wenn die ersten Wurzelstränge aus der Bodenöffnung herauswachsen, topfen Sie die junge Pistazien-Pflanze um in einen Kübel mit 5 bis 10 Litern Volumen. Als Kultur-Substrat dient ab diesem Zeitpunkt eine hochwertige, strukturstabile Kübelpflanzenerde, angereichert mit Perlite oder Lavagranulat. Gießen Sie weiterhin nur mäßig, denn Trockenheit toleriert ein Pistazienbaum besser als Nässe. Nach 3 bis 4 Jahren legt das Gehölz zum ersten Mal sein Blütenkleid an. Sofern aus den Samen weibliche und männliche Exemplare hervorgingen, bestehen berechtigte Hoffnungen auf eine Ernte aromatischer Pistazienkerne.
Pflege-Tipps
In einem Pistazien-Baum ruht die Lebenskraft für bis zu 300 Jahre. Mündet die erfolgreiche Anzucht in das folgende Pflege-Programm, gehen Sie mit der orientalischen Rarität eine lang andauernde Gemeinschaft ein.
Standort
Von April bis Oktober verweilt die Pistazien-Pflanze gerne im Kübel auf dem sonnendurchfluteten Balkon oder an einem anderen, vollsonnigen Standort. Von Natur aus an die pralle Sonne gewöhnt, bereiten selbst hochsommerliche Temperaturen dem Sumachgewächs keine Probleme. Vielmehr ist Hitze sogar erwünscht und wirkt sich vorteilhaft aus auf die Vitalität und Fruchtbarkeit.
Gießen und Düngen
Während die Anzucht nach einem konstant feuchten Substrat verlangt, ändert sich diese Anforderung mit zunehmendem Alter. Am adulten Pistazienbaum erweist sich der Wasserbedarf als gering. Gießen Sie mit kalkfreiem Wasser erst dann, wenn die Substratoberfläche 2-3 cm tief getrocknet ist. Lassen Sie das Wasser langsam auf die Wurzelscheibe laufen und stoppen, sobald sich der Untersetzer füllt. Bis zum nächsten Gießdurchgang sollte die Erde wiederum gut angetrocknet sein, denn Staunässe beendet jegliche Hoffnung auf ein langes Pflanzenleben.
Ebenso genügsam gibt sich das Steinfrucht-Gehölz in Punkto Nährstoffhaushalt. Alle 14 Tage eine Dosis organischer Flüssigdünger von April bis September, deckt den Bedarf vollkommen ab.
Überwintern
Die lange Lebenserwartung basiert nicht zuletzt auf der winterlichen Wachstumspause, die ein Pistazienbaum für die Regeneration nutzt. Fallen im Herbst die Temperaturen, räumen Sie die Kübelpflanze ein ins lichtarme Winterquartier. Bei Temperaturen zwischen 8 und 10 Grad Celsius, gießen Sie ab und zu. Gedüngt wird zwischen Oktober und März nicht.
Schneiden
Wahlweise schneiden Sie die Pistazien-Pflanze unmittelbar nach der Ernte oder am Ende der Winterruhe. Hierzu kürzen Sie die Triebe auf die gewünschte Länge ein, wobei der einzelne Schnitt knapp oberhalb einer Knospe angesetzt wird. Fernerhin lichten Sie die Krone gründlich aus.
Häufig gestellte Fragen
Ist ein Pistazienbaum zum Bonsai geeignet?
In der Tat erfreut sich der Pistazienbaum unter Bonsai-Freunden großer Beliebtheit. Dank seiner Schnittverträglichkeit, bietet sich das Gehölz für zahlreiche Varianten der asiatischen Gartenkunst. Wichtig zu beachten ist, dass Sie während der Vegetationsperiode alle 6-8 Wochen regelmäßig schneiden, statt einen einzelnen Formschnitt durchzuführen. Darüber hinaus erweist sich die Pistazien-Pflanze als tolerant gegenüber Maßnahmen, wie Drahten und Blattschnitt.
Ist die Pistazien-Pflanze winterhart?
Beheimatet in den heißen und trockenen Regionen des Nahen Ostens, erträgt die Pistazien-Pflanze nur kurzzeitig leichten Frost. Für einen Anbau im Freiland ist das Gehölz somit nicht geeignet. Da der Baum im Herbst sein Laub abwirft, sollte er die kalte Jahreszeit im frostfreien, lichtarmen Winterquartier verbringen.