Ihren frühlingsfrischen Blüten in unschuldigem Weiß ist nicht anzusehen, dass Schneeglöckchen es faustdick hinter den Ohren haben. Hinter ihrem kecken Erscheinungsbild verbirgt sich ein Giftgehalt von bedenklichem Ausmaß. Somit ist für den verantwortungsbewussten Hausgärtner mit Familiengarten die Frage durchaus legitim: Sind Schneeglöckchen giftig für Mensch, Katzen oder Hunde? Eine fundierte Antwort sollte nicht nur dem Hobbygärtner bekannt sein, denn wir begegnen den emsigen Massenblühern in freier Natur über viele Wochen zuhauf. Die wichtigsten Infos dazu finden Sie hier.
Steckbrief
- Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
- Gattung Schneeglöckchen (Galanthus) mit mehr als 25 Arten
- einheimische, krautige Zwiebelblume
- Wuchshöhen von 5 bis 35 cm
- lanzettliche, schmale, grundständige Blätter
- endständige, nickende, weiß-grüne Blüten
- Blütezeit von Januar/Februar bis März/April
- kleine Kapselfrüchte mit 3,5 mm kleinen, braunen Samen
- volkstümliche Namen: Milchblume, weiße Jungfrau
Als Schneeglöckchen in freier Natur nahezu ausgestorben waren, wurden sie gerade noch rechtzeitig unter Naturschutz gestellt. Seither hat sich ihr Vorkommen deutlich erholt, sodass die weißen, nickenden Blüten wieder zum gewohnten Erscheinungsbild in den Wäldern Europas gehören.
Bedenkliche Inhaltsstoffe
Angegliedert an die Familie der giftigen Amaryllisgewächse, sind Schneeglöckchen ebenfalls mit Vorsicht zu betrachten. In allen Pflanzenteilen sind divergente Alkaloide enthalten. Dabei handelt es sich um organische Verbindungen, die in zehntausendfachen Variationen in der Pflanzenwelt vorkommen. Das tödliche Alkaloid Colchicin in Herbstzeitlosen zählt ebenso in diese Kategorie, wie Coffein in Kaffeegewächsen oder das superscharfe Capsaicin in Paprika. Da simple Präsenz von Alkaloiden in einer Pflanze impliziert somit nicht zwangsläufig, dass hier eine gesundheitsbedrohliche Gefahr besteht. Die Art des Alkaloids ist dabei ebenso von Relevanz, wie die Höhe der Konzentration. Für Schneeglöckchen gelten die folgenden Bedingungen:
- Die Blumenzwiebel enthalten eine hohe Konzentration an giftigem Amaryllidaceen-Alkaloid
- Blätter, Triebe und Blüten enthalten in geringem Maß Galantamin, Lycorin und Tazettin
Aufgrund der chemischen Zusammensetzung lässt sich die Frage, ob Schneeglöckchen giftig sind, klipp und klar beantworten: Alle Galanthus-Arten sind giftig in unterschiedlicher Ausprägung. Die Zwiebeln weisen den höchsten Gehalt an Toxinen auf, während in den krautigen Pflanzenteilen von einem leichten Giftgehalt auszugehen ist.
Verzehr verursacht Vergiftungserscheinungen
Die in Schneeglöckchen befindlichen Giftstoffe wirken sich explizit nach einem Verzehr gesundheitsschädlich aus. Dabei sind Menschen, Katzen und Hunde gleichermaßen betroffen. Die Symptome einer Vergiftung äußern sich so:
- Schwindelgefühle
- Starke Schweißausbrüche
- Übelkeit mit Erbrechen
- Heftige Bauchkrämpfe
- Vermehrter Speichelfluss
- Durchfall
- Herzrasen
- Lähmungserscheinungen
Zur kritischen Dosis konnte bislang keine wissenschaftlich fundierte Erkenntnis gewonnen werden. Wie Erfahrungswerte aufzeigen, setzen bei Menschen erste Beschwerden nach dem Verzehr von 3 Schneeglöckchen-Zwiebeln ein. Für kleine Katzen und Hundewelpen beginnen die Leiden bereits nach 1 bis 2 Zwiebelchen oder 3 bis 4 Blättern.
Sofortmaßnahmen bei Menschen
Kam es zu einem unabsichtlichen oder absichtlichen Verzehr von 3 oder weniger Blumenzwiebeln, rät die Giftzentrale Bonn zu folgenden Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- Die Aufnahme von reichlich Flüssigkeit
- Idealerweise kohlensäurefreies Wasser oder Kamillen-Tee trinken
Bestehen Unklarheiten über die tatsächlich verzehrte Menge an Schneeglöckchen, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. In jedem Fall ist eine ärztliche Konsultation dringend zu empfehlen, wenn es sich um ein Kleinkind oder einen alten Menschen handelt. Der Arzt entscheidet über das weitere Vorgehen, wie die Einnahme eines Kohlepräparates oder die Entgiftung im Krankenhaus.
Sofortmaßnahmen bei Katzen und Hunden
Treten Anzeichen einer Schneeglöckchen-Vergiftung an Haustieren auf, sollte im ersten Schritt mit dem Tierarzt telefonisch Kontakt aufgenommen werden. Ist zu befürchten, dass Ihr Hund oder Ihre Katze eine größere Menge an Zwiebeln verspeist hat, begeben Sie sich am besten ohne weitere Zeitverzögerung in die Tierarzt-Praxis. Idealerweise nehmen Sie eine Probe der Pflanze mit, damit über die Herkunft der Giftstoffe keine Zweifel bestehen. Umso konkretere Gegenmaßnahmen kann der Veterinär einleiten.
Erscheinungsbild
Seit Schneeglöckchen unter Naturschutz stehen, haben sich ihre Vorkommen in freier Natur sichtlich erholt. Wer die Blumen unterwegs zweifelsfrei identifizieren möchte, sollte über diese Erkennungsmerkmale informiert sein:
- 2 bis 3 schmale, lineale, grüne Blätter an der Basis
- 5 bis 30 cm hoher Blütenstängel mit endständiger Blüte
- nickende Blüte mit 3 weißen Hüllblättern außen und 3 grün-weißen Hüllblättern innen
- 1 bis 2 cm kleine, kugelige bis ovale Zwiebel als Überdauerungsorgan
Unter normalen Witterungsbedingungen erstreckt sich die Blütezeit von Februar bis in den April hinein. Nach einem milden Winter sind im Januar bereits die ersten Schneeglöckchen zu entdecken.
Vorkommen
Schneeglöckchen-Arten sind in ganz Europa heimisch. Das Verbreitungsgebiet erstreckt von in Kleinasien bis hin zum Kaspischen Meer. In ihren Habitaten suchen sich die kleinen und großen Galanthus einen halbschattigen, frisch-feuchten Standort. Somit sind sie auf den Lichtungen in Wäldern ebenso anzutreffen, wie in Böschungen oder inmitten von Waldwiesen. Unter dem schützenden Laubdach hoher Bäume fühlen sich die Frühlingsboten so wohl, dass sie im Laufe der Jahre dichte Teppiche bilden.
Tipps für die Kultivierung im Garten
Wie die Infos zum Giftgehalt aufzeigen, sind Schneeglöckchen für den Familiengarten mit Kindern, Katzen oder Hunden nicht geeignet. In einem Garten ohne spielende Kinder und neugierige Haustiere spricht hingegen nichts dagegen, die aparten Frühlingsboten anzupflanzen. Wie Sie es richtig machen, veranschaulichen die folgenden Tipps:
Im Drahtkorb pflanzen
Indem Sie Schneeglöckchen-Zwiebeln im Drahtkorb in die Erde setzen, bewahren Sie diese vor gefräßigen Wühlmäusen und anderen Schädlingen. Im gleichen Zug gelangen buddelnde Hunde oder Katzen nicht an die giftigen Knollen, wenn sie sich einmal in Ihren Garten verirren sollten. So geht es:
- zur Pflanzzeit im Herbst am halbschattigen Standort 15 cm tiefe Pflanzlöcher graben
- darin jeweils einen Wühlmauskorb mit offenem Deckel mittig einstellen
- 2 bis 3 cm starke Sandschicht als Drainage auf Boden einfüllen
- mit Kompost angereicherten Aushub hineingeben
- Schneeglöckchen-Zwiebeln in kleinen Tuffs 7 bis 8 cm tief einpflanzen
Nachdem Sie die Erde für einen guten Bodenschluss angedrückt haben, kann der Maschendraht-Deckel verschlossen werden. Zum guten Schluss das Angießen bitte nicht vergessen.
Schnittgut nicht kompostieren
Am Ende der Blütezeit verlagern Schneeglöckchen aus den Blättern die restlichen Nährstoffe in die Zwiebeln. Erst wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, schneiden Sie das Laub bodennah ab. Das Schnittgut enthält die erläuterten Giftstoffe, sodass es nicht auf dem Kompost entsorgt werden sollte. Ebenso sollten Reste von Schneeglöckchen nicht auf Weiden oder Pferdekoppeln landen, da die Auswirkungen der enthaltenen Giftstoffe auf die Tiere nicht abzuschätzen sind. Besser ist, Sie bringen das Schnittgut zur örtlichen Kompostieranlage oder geben es in den Hausmüll. Diese Vorkehrungen sollten ebenfalls getroffen werden für verwelkte Galanthus aus Vasen oder Blumengestecken.
Fazit
Schneeglöckchen täuschen mit ihrem weißen Blütenzauber über den Giftgehalt hinweg. In höchster Konzentration befinden sich toxische Alkaloide in den 1 bis 2 cm kleinen Zwiebeln. In Blättern, Stängeln und Blüten sind ebenfalls bedenkliche Stoffe enthalten, wie das Übelkeit-erregende Galanthamin. Für den Familiengarten mit Kindern, Katzen und Hunden sind die Frühlingsboten somit nicht geeignet. Um bei einer Begegnung in freier Natur gewappnet zu sein, sollten diese Infos zu Erscheinungsbild, Vorkommen und Blütezeit bekannt sein. Schnuppern ist erlaubt, während der absichtliche oder unabsichtliche Verzehr zu heftigen Vergiftungserscheinungen führen kann. Daher werden Schneeglöckchen-Zwiebeln im Garten stets im Drahtkorb gepflanzt, was die Blumen vor Schädlingen schützt und buddelnde Hunde und Katzen vor Ungemach. Wer fernerhin im Rahmen der Kultivierung im Garten darauf achtet, das Schnittgut im Hausmüll zu entsorgen, hat alles richtig gemacht.