Es ist ein schmaler Grat zwischen der Schönheit des Anblicks und Ernteausfällen und zerstörten Blumen- und Gemüsebeeten. Denn viele Hobbygärtner freuen sich im Sommer über die bunten Schmetterlinge im Garten. Doch diese und auch viele andere Insekten legen ihre Eier in den Gartenpflanzen ab aus denen die gefräßigen Raupen entstehen. Und so kann es schnell zu einem Raupenbefall kommen, der mit verschiedenen Mitteln bekämpft werden kann. Nicht immer soll direkt zur chemischen Keule gegriffen werden, wenn ein Kahlfraß beobachtet wird. Doch es gibt auch viele Haus- und naturnahe Mittel, die gegen die Raupen helfen.
Steckbrief
- viele verschiedene Raupenarten
- können wenige Millimeter klein sein
- auch bis zu 15 cm lang werden
- oft behaart
- besitzen in der Regel acht Paar Beine
- auf jeder Seite am Kopf sechs Punktaugen
- Farben können sehr vielfältig sein
- von einfachem grün, über schwarz gelb bis hin zu braun gepunktet
- verpuppen sich nach einiger Zeit
- in der Regel Pflanzenfresser
Raupenbefall erkennen
Die Schädlinge können von April bis September im Garten auftreten, dies ist oft auch wetterabhängig, denn ist ein Frühling kalt und verregnet, legen die Schmetterlinge und andere Insektenarten ihre Eier erst später im Sommer auf den Blättern von Pflanzen ab, aus denen dann die gefräßigen Plagegeister schlüpfen. Raupen befinden sich auf fast allen Pflanzen in der Natur, nicht nur Gemüse ist von einem Raupenbefall betroffen, auch Blumen, Obstbäume und sogar Hecken und Sträucher können Anzeichen von Fraß zeigen. In der Regel sind die Schmetterlinge bei ihrer Ablage der Eier und die geschlüpften Raupen dann auf eine Pflanzenart spezialisiert und greifen dann auch nicht auf die Nachbarpflanzen einer anderen Sorte über. Ein Raupenbefall einer oder mehrerer Pflanzen wird an den folgenden Merkmalen erkannt:
- Blätter sind an- oder abgefressen
- oft stehen nur noch die Blattrippen
- dies geht bei einem Befall relativ zügig
- sind sehr gefräßig
- unterhalb der Pflanze finden sich kleine schwarze „Kugeln“
- hierbei handelt es sich um Raupenkot
- verstecken sich meist unter den Blättern
- je nach Raupenfarbe nicht leicht zu entdecken
Tipp: Auch wer noch keine Raupe an seiner Pflanze entdeckt hat, zeigen sich abgefressene Blätter und Raupenkot unter der Pflanze auf dem Boden, dann ist eindeutig ein Befall vorhanden. Die Raupen verstecken sich meist gut. Manche haben eine grüne Farbe, die sie nicht von den Blättern der Pflanze unterscheidet.
Vorbeugen
Vorbeugende Maßnahmen sind immer sinnvoll. Vor allem dann, wenn aus früheren Jahren bereits bekannt ist, welche der Schmetterlings- und somit auch Raupenarten sich im eigenen Garten meist tummeln. Da meist nur eine Pflanzenart von den verschiedenen Schmetterlingen und Insekten zur Eiablage genutzt wird, kann hier vorbeugend gegengewirkt werden. So können folgende vorbeugende Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen angewandt werden:
- Gemüsebeete, vor allem mit Kohl, mit Kulturnetzen überdecken
- auch bei Ostbäumen die Kronen in ein Netz wickeln
- an gefährdeten Bäumen Leimringe anbringen
- so können die Schädlingen nicht von unten nach oben wandern
- einen naturnahen Blumen- und Nutzgarten anlegen
- so vielen Vögeln die Möglichkeit zum Nisten bieten
- in die Beete zwischen Blumen und Gemüse Knoblauch pflanzen
- auch andere geruchsintensive Kräuter können hier helfen
Schmetterlinge haben ein Problem, gezielt die eine gewünschte und bevorzugte Pflanze anzusteuern um ihre Eier abzulegen, wenn rundherum viele andere Gerüche vorhanden sind. So ist die Bepflanzung mit vielen verschiedenen Kräutern in einem Mischbeet im Nutzgarten wie auch im Blumenbeet eine gute Wahl, um die Schmetterlinge davon abzuhalten, ihre Eier auf den von ihnen bevorzugten Pflanzen abzulegen. Zudem sieht es auch schön aus, wenn verschiedene wohlduftende Kräuter, die ebenfalls im Sommer eine schöne Blüte zeigen, zwischen die Blumen im Beet gepflanzt werden. Im Nutzgarten hingegen hilft vor allem das Anpflanzen von Knoblauchpflanzen, zum Beispiel direkt neben den Kohlköpfen, die ebenfalls einen intensiven Geruch verströmen.
Tipp: Werden Leimringe an Obstbäumen angebracht, dann sollten hier die grünen Exemplare genutzt werden. Ansonsten könnten an den weißen Ringen, die ebenfalls im Handel erhältlich sind, kleine nützliche Insekten kleben bleiben.
Absammeln
Die erste Möglichkeit, wenn an wenigen Pflanzen ein Raupenbefall entdeckt wurde, ist das Absammeln. Hierzu muss die gesamte befallene Pflanze gut untersucht werden, da sich die Schädlinge hier überall befinden können. Die Raupen können dann in einem Behältnis abgelegt und in einem nahegelegenen Wald ausgesetzt werden, damit sie sich zu wunderschönen Schmetterlingen verpuppen können. Doch auch als frisches Vogelfutter können die Raupen genutzt werden, zum Beispiel wenn eine Amsel im eigenen Garten gebrütet hat und ihren Nachwuchs versorgen muss. Dann können die abgesammelten Schädlinge in einer hohen Schale in der Nähe des Vogelnests als Futter bereitgestellt werden. Wenn der Raupenbefall sehr groß ist, können auch im gut sortierten Gartenfachhandel Spezialsauger geliehen werden, die für das Absaugen der Pflanzen eingesetzt werden können. Beim Absammeln sollten immer Handschuhe getragen werden, denn oft ist es unangenehm, die kleinen glitschigen oder behaarten großen Pflanzenfresser mit den bloßen Händen anzufassen. Beim Absammeln sollte daher wie folgt vorgegangen werden:
- jedes einzelne Blatt anheben
- die Larven sitzen gerne unter den Blättern
- auch die Stiele insgesamt untersuchen
- gerade bei sehr kleinen Tieren ganz genau schauen
- der Kot zeigt den Weg der Tiere
- bei großen Pflanzen daher vermehrt über den Kotausscheidungen suchen
Tipp: Wer sich ein wenig damit auskennt, welche Raupenart zu welchen heimischen Schmetterlingen gehört, die leider von Aussterben bedroht sind, sollte die abgesammelten Tiere auf jeden Fall in einem nahen Wald oder einem unbewirtschafteten Grünstück wieder aussetzen, damit der Erhalt dieser Art gewährleistet werden kann.
Hausmittel
Viele Hausmittel können gegen die lästigen Schädlinge eingesetzt werden. Leider reagiert nicht jede Raupenart gleich auf die verschiedenen Hausmittel. So kann eine Raupenart durchaus mit dem Geruch von Tabak vertrieben werden, eine andere Art interessiert dieser Geruch jedoch gar nicht. So muss gerade bei diesem Einsatz von den diversen Hausmitteln ausprobiert werden. Hilft das eine Mittel nicht innerhalb von wenigen Tagen, sollte ein weiteres herangezogen werden. So gehören hierzu:
- Tabak, Asche auf die befallenen, befeuchteten Pflanzen verteilen
- Knoblauchpulver ebenfalls auf den Pflanzen verteilen
- Algenkalk, einfach über die Pflanzen streuen
- Pflanze mit hohem Wasserdruck abspülen
- bei zarten Pflanzen nicht einsetzen
- Schmier- oder Kernseife einsetzen
- diese in Wasser auflösen und Pflanze besprühen
Tipp: Bevor ein Raupenbefall bekämpft wird, sollte sich darüber schlau gemacht werden, um welche Schmetterlings- oder Falterart es sich hierbei handeln könnte. Denn aufgrund des Artenschutzgesetzes sind manche Schmetterlingsarten in den hiesigen Breitengraden geschützt da sie vom Aussterben bedroht sind. Daher ist Vorbeugen in jedem Fall immer sinnvoller, als einen eingetretenen Befall zu bekämpfen.
Mit Schlupfwespen bekämpfen
Ebenfalls eine gute Möglichkeit, die gefräßigen Pflanzenbewohner sinnvoll zu bekämpfen, ist der Einsatz von Schlupfwespen, bei denen es sich um einen natürlichen Feind handelt, der so aber nicht einfach in den Garten zu locken ist. Daher bietet der gut sortierte Gartenhandel Schlupfwespen-Kulturen an, die einfach auf den betroffenen Pflanzen oder dem betroffenen Gartenbeet ausgesetzt werden. Die Wespen benutzen die Larven von Schmetterlingen oder Faltern, um selbst ihre eigenen Eier abzulegen. Hierbei sollte wie folgt vorgegangen werden:
- sobald die Schlupfwespen erworben wurden, aussetzen
- werden in der Regel als Puppen geliefert
- schlüpfen dann an ihrem Einsatzort
- Idealerweise direkt in der Nähe der befallenen Pflanzen
- Schlupfwespen werden nicht mehr als ein bis drei Millimeter groß
- sehen aus wie fliegende Ameisen
Tipp: Der Begriff „Wespe“ ist hier irreführend. Denn die Schlupfwespen haben es nicht auf Menschen abgesehen und stechen auch nicht. Daher ist es unbedenklich, diese Tiere auch in einem belebten Bereich des Gartens auszusetzen.
Vögel anlocken
Da es sich bei den gefräßigen Plagegeistern um ein natürliches und gutes Vogelfutter handelt, kann auch ein naturnaher Gartenbereich angelegt werden, bei dem vielen heimischen Vogelarten Nistplätze geboten werden. Hierbei handelt es sich um die natürlichste Bekämpfung eines Raupenbefalls. Denn brüten die Vögel im Garten und schlüpfen die Küken aus, benötigen Vater- und Muttertier in der Regel viel Nahrung in der nächsten Umgebung. So sind schnell alle Pflanzen von den lästigen Fraßschädigern wieder befreit. Bei dem Anlegen eines solchen Gartens sollte wie folgt vorgegangen werden:
- viele Nistplätze bieten
- einige gemeinsam in einer Runde aufhängen
- Stare sind zum Beispiel sehr gesellig
- andere Vögel sind Einzelgänger
- hierfür einzelne Nistkästen in größerem Abstand aufhängen
- diese mit den Einfluglöchern nach Osten zeigend aufhängen
- keine starke Sonneneinstrahlung
- geschützt vor Mardern und Katzen aufhängen
- viele Hecken, Büsche und hohe Blumen als zusätzliche Unterschlupfmöglichkeiten
- Vögel das ganze Jahr über anfüttern um sie zu locken
Zudem können Hecken angelegt werden, in denen die Vögel Beeren als Futter finden, in denen sie gleichzeitig aber auch einen Unterschlupf finden. Hierzu gehören Liguster, Pfaffenhütchen, Vogelbeere oder auch Weißdorn. Einheimische Vogelarten wie Kohl- oder Blaumeise, Rotkehlchen, Star oder Hausrotschwanz ernähren sich über den Sommer vor allem von Käfern, Spinnen, Raupen und anderen Insekten, so dass es sich bei diesen Vögeln gleichzeitig um eine Vorbeugung gegen einen Befall wie auch um eine Bekämpfung eines bestehenden Befalls handelt, wenn diese im eigenen Garten eingezogen sind.
Tipp: Vögel lieben naturnahe Gärten, werden ihnen die entsprechenden Nistmöglichkeiten geboten, dann ziehen sie gerne ein. Der Effekt ist groß, denn nicht nur eine Raupenplage kann man mit den heimischen Vögeln bekämpfen, auch viele andere Schädlinge werden von den Vögeln gerne aufgenommen. Gerade die jungen Vögel benötigen viel Eiweiß, welches die Insekten in hohem Maße liefern.
Chemische Mittel als letzte Maßnahme
Chemische Keulen aus dem Handel sollten erst als allerletzte Maßnahme angewendet werden, denn diese schaden nicht nur den gefräßigen Tieren, auch die Pflanzen, wie zum Beispiel Gemüse oder Obst, die noch verzehrt werden sollen, werden auf diese Weise chemisch belastet. So gibt es zwei Mittel im gut sortierten Gartenhandel, die gegen den starken Raupenbefall eingesetzt werden können:
- Bakterium Bacilius thuringiensis
- wirkt gegen junge Raupen
- für andere Gartenbesucher und Insekten unschädlich
- Mittel zum Spritzen mit Pyrethrum oder Prethrine
- hilft bei älteren Raupen
- kann auch anderen Insekten durchaus schaden
- handelt sich um ein neurotoxisches Kontaktgift
Um Kohlweißlinge aus einem Gemüsebeet fernzuhalten, werden häufig vorbeugend auch entsprechende Insektizide eingesetzt. Diese haben mit den Jahrzehnten jedoch ihre Wirkung verloren, da die Falter gegen diese Art der Bekämpfung bereits resistent geworden sind. Daher kann es sein, wenn vorbeugend mit Insektiziden speziell gegen einen Befall von Kohlweißlingen vorgegangen werden soll, sich dennoch ein Raupenbefall auf den Kohlpflanzen findet.
Tipp: Werden die chemischen Keulen eingesetzt, sollte hier ganz genau auf die Herstellerangaben geachtet werden. Ein Zuviel hilft in der Regel nicht besser. Auch wenn sich Kinder oder freilaufende Haustiere in der Nähe der Beete aufhalten, sollte auf diese Mittel ganz verzichtet werden, ebenso wenn der Raupenbefall sich in einem Nutzgarten zeigt.