Eines dürfte klar sein, wenn es draußen frostig wird oder sogar Schnee liegt, vergeht auch dem letzten Eichhörnchen die Lust, in den Bäumen herumzutollen. Gemütlicher ist es dann schon, sich im Kobel, so der Fachausdruck für ihr Nest, zurückzuziehen und auf mildere Temperaturen zu warten. Im Gegensatz zu den wechselwarmen Tieren verfallen die kleinen Nagetiere nicht in eine Winterstarre.
Winterruhe, Winterschlaf, Winterstarre
Um Eichhörnchen, Sciurus vulgaris aus der Familie der Hörnchen, in ihren winterlichen (Nicht)Aktivitäten besser verstehen zu können, nachfolgend eine kurze Klärung der drei Begriffe:
Wechselwarme Tiere, wie Reptilien oder Fische, passen ihre Körpertemperatur an die jeweilige Umgebungstemperatur an. Im Winter bleibt ihnen dann nichts anderes übrig, als mit ihrer kalten Körpertemperatur in eine Starre zu verfallen. Alle lebenswichtigen Funktionen werden fast auf Null heruntergefahren. Nur so können sie im Winter überleben.
Einen Winterschlaf halten unter anderem Igel, Fledermäuse und Murmeltiere. Ihre Organismen fahren die Systeme herunter. Die Körpertemperatur senkt sich, die Atmung und der Herzschlag werden langsamer. Dennoch werden sie hin und wieder wach, kratzen sich und koten, falls nötig, um kurz danach wieder einzuschlafen. Nahrung nehmen sie in der Winterzeit nicht auf.
Anders sieht das für Tiere aus, die Winterruhe halten, wie zum Beispiel der Eichhörnchen. Sie halten keinen Winterschlaf und sind, genau wie Braunbären oder Dachse, im Winter aktiv. Allerdings ist ihre Aktivität gezwungenermaßen eingeschränkt. Kälte fordert mehr Energie vom Körper, hinzu kommt das eingeschränkte Nahrungsangebot. Am besten also man bewegt sich als Eichkatze nicht mehr als nötig.
Die Wohnung: der Kobel
Der ursprüngliche Lebensraum der Eichkatzen ist der Mischwald. Hier gibt es genügend Nahrung und vor allem Platz genug, um ihre kugelförmigen Nester, die Kobel zu bauen. Bevorzugte Stellen dafür sind Astgabeln ab einer Höhe von fünf Metern. Die fertigen Kobel haben einen Durchmesser von rund 40 Zentimetern und bestehen aus Zweigen, Tannennadeln und Blättern. Verlassene Spechthöhlen oder Vogelnester werden dabei gern als fertiges Fundament benutzt. Die Bauzeit beträgt lediglich drei bis fünf Tage.
Oft baut ein Eichhörnchen bis zu acht Kobel. Darunter schattige Nester für die Tagesruhe zwischendurch, dickwandige Schlafkobeln für die Winterruhe und einfach mal hier und dort Ausweich-Kobel, falls ein Nest durch Parasitenbefall oder Zerstörung unbewohnbar geworden ist. Als Einzelgänger wohnen die Eichhörnchen allein in ihrem Nest. In der Stadt bauen sie ihre Kobel bevorzugt in Parks, Gärten und auf Friedhöfen.
Wohnungshilfe
In der Stadt ist es nicht immer leicht für die Hörnchen, passende Stellen für ihre Nester zu finden. In Parks und Gärten werden Bäume und Sträucher oft stark zurückgeschnitten, sodass sie nur wenige Astgabeln in adäquater Höhe finden. Nachfolgend ein paar Hinweise, wie man den Eichhörnchen im Winter Nestbauhilfe leisten kann:
- hohe Bäume nicht unter sechs Meter Höhe herunterschneiden
- einige stabile Vergabelungen beim Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern belassen
- vor jedem Schnitt, vorher auf Nester kontrollieren
- Gartenabfälle wie Nadeln, Laub und vor allem Tannenzapfen nicht vollständig entsorgen
Aktivität im Winter
Die Eichhörnchen halten also lediglich Winterruhe. Das heißt, sie zeigen wenig Aktivitäten. Bei starker Kälte verlassen sie das Nest oft mehre Tage lang nicht. Doch ab und zu zwingt sie der Hunger hinaus in die Kälte und sie versuchen, ihre versteckten Nüsse und Zapfen wiederzufinden. Das gelingt übrigens häufiger, als man es ihnen nachsagt. Instinktiv werden so viele Vorräte versteckt, dass die gefundene Nahrung unter normalen Bedingungen ausreicht.
Ihre Körpertemperatur bleibt im Winter konstant bei 37 Grad, auch der Atem verlangsamt sich nicht. Bei der geringeren Aktivität werden so automatisch die Frequenz des Herzschlags sowie der gesamte Stoffwechsel heruntergefahren. Damit verringert sich zwar Energiebedarf, aber dennoch wird alle paar Tage Nahrung benötigt. Dann heißt es raus aus den Kobel und auf Nahrungssuche gehen. Damit sie dabei nicht erfrieren, wächst ihnen bereits im Herbst ein dichtes Winterfell.
Nahrung
Mühselig, das ist schon klar, ernährt sich das Eichhörnchen. Doch wovon eigentlich? Die geschickten Nagetiere haben einen abwechslungsreichen Speiseplan, denn sie sind Allesfresser. Sie können sich das ganze Jahr über nach dem Angebot der Natur richten, gerade so, wie wir Menschen (es tun sollten):
- Beeren
- Nüsse
- Samen, Körner
- Knospen, Blüten, Rinde
- Früchte
- Pilze
- Würmer. Schnecken
- Insekten, Maden
- Vogeleier, Jungvögel
Geschickt wissen sie ihre Nahrung mit den Vorderpfoten zu halten und je nach Beschaffenheit mit den Zähnen zu schälen oder zu knacken. Um ein Gefühl für die Menge der Nahrung zu bekommen, ein Beispiel anhand von Fichtensamen: Sie benötigen davon ca. 100 Zapfen täglich, das sind bis zu 100 Gramm. Der Bedarf liegt durchschnittlich, je nach Nährwert, zwischen 35 und 80 g Futter.
Als Vorräte für den Winter werden in der Regel Haselnüsse, Walnüsse, Eicheln und Bucheckern versteckt. Sie lassen sich besonders gut vergraben, oft bis zu 30 Zentimeter tief. Im Winter verdanken sie es dann ihrer feinen Nase, dass sie ihre Verstecke wieder aufspüren können.
Futterhilfe
Gerade in städtischen Gebieten kann es nicht schaden, den Waldhörnchen ein wenig zur Seite zu stehen. Nicht selten sieht man sie, wenn viel Schnee liegt, an den Vogelhäuschen speisen. Eine Schale, extra für die Eichkatzen, gefüllt mit Eicheln, Bucheckern oder Sonnenblumenkerne wird gerne angenommen. Besonders, wenn es ein harter Winter ist, mit langen Kälteperioden oder geschlossener Schneedecke. Einige Eichhörnchen nehmen dann in ihrer Not sogar Nüsse aus der menschlichen Hand.
Im Handel gibt es inzwischen Futterboxen extra für Eichhörnchen. Sie besitzen ein Schaufenster, so dass die Hörnchen die Leckereien sehen können. Sie verfügen über einen Mechanismus, der eine Klappe öffnet, sobald ein Eichkätzchen davor sitzt und die Nüsse bestaunt.
Es reicht aber auch, die Nahrung unter Bäumen und Büschen einfach hinzulegen. Die findigen Eichhasen werden die Köstlichkeiten erschnuppern. Am besten das Futter dann immer an der selben Stelle auslegen. Auf keinen Fall sollten gesalzene oder gewürzte Nüsse und Früchte dabei sein, das vertragen die Eichkätzchen nicht.
Geeignet für die Winterfütterung sind:
- Haselnüsse
- Walnüsse
- Erdnüsse
- Kürbiskerne
- Sonnenblumenkerne
- Rosinen
Wasser
Eichkater, wie sie in manchen Regionen genannt werden, benötigen auch im Winter Wasser. Die Wasserversorgung kann bei den „Stadteichhörnchen“ an trockenen Wintertagen problematisch werden, da viele Gebiete begradigt sind und asphaltiert, so dass sich nur wenig Wasser ansammeln kann. Wer helfen möchte, stellt in seinem Garten oder in der Nachbarschaft einen Wassernapf in eine ruhige Ecke. Dabei nicht vergessen, den Napf und den Platz auch sauber zu halten.
Jungtiere
Jungtiere bleiben einige Monate im Nest der Mutter, bevor sie dann ebenfalls ihr Leben als Einzelgänger beginnen. Gerade im ersten Winter überleben viele, genauer fast 80 Prozent der Jungtiere, diese erste Kälteprüfung nicht. Wenn sie den Winter überlebt haben, so können sie im Durchschnitt drei weitere Lebensjahre erwarten.
Frühlingserwachen
Für die Eichhörnchen gibt es keine festen Termine im Frühjahr zum Ende der Winterruhe. Ihre Aktivität passt sich ganz den jeweiligen Außentemperaturen an. So kann es sein, dass sie an warmen Tagen im Februar bereits wieder munter über die Äste flitzen, sich an grimmig kalten Märztagen aber wieder in ihre Schlafkobel zurückziehen müssen.
Fazit
Sie sind niedlich, diese Sciurus vulgaris, und sie sind nützlich. Schon längst haben sich die kleinen Waldtiere an den menschlichen Lebensraum angepasst. Besser gesagt: anpassen müssen. Es macht daher Sinn, sich mit ihrer Lebensweise, gerade im Winter, zu beschäftigen, um sie in dieser Zeit möglichst effektiv unterstützen zu können.