Wenn Orchideen nicht blühen, verweigern sie die erneute Blütezeit aus gutem Grund. Fernab ihrer tropischen Heimat halten die sensiblen Regenwald-Blumen ihre Blüten unter Verschluss, wenn ihnen Standort und Pflege nicht behagen. Mit diesen Tipps finden Sie die Ursache heraus und können den Engpass beheben. So bringen Sie Ihre Orchideen wieder zum Erblühen.
Lichtverhältnisse verbessern
Beliebte Orchideen für die Fensterbank zeigen sich am hellen bis sonnigen Standort von ihrer schönsten Seite. Das gilt für epiphytische Phalaenopsis, Cattleya und Dendrobium ebenso, wie für terrestrische Cymbidium, Pleione und Vanilla. Werden ihre Blätter und Luftwurzeln nicht von der Sonne verwöhnt, wittern die empfindlichen Exotinnen ungünstige Bedingungen für ihre Knospen, Blüten und Samenstände. Sicherheitshalber vertagen sie daher den Beginn der nächsten Blütezeit, bis sich die Lichtverhältnisse bessern. Mit folgenden Maßnahmen räumen Sie das Hemmnis aus dem Weg:
- Standortwechsel auf eine helle bis sonnige Fensterbank
- Im Sommer idealerweise auf die West- oder Ostseite des Hauses
- Im Winter vorzugsweise auf die Süd-Fensterbank
- Zum Schutz vor Sonnenbrand mit Schattierung gegen pralle Sonneneinstrahlung
Sind alle lichtdurchfluteten Fensterplätze bereits belegt oder bleibt der Himmel wolkenverhangen, gleichen Sie den Lichtmangel mit künstlicher Beleuchtung aus. Zu diesem Zweck installieren Sie im Abstand von 80 bis 100 cm über den unwilligen Orchideen eine Tageslichtlampe. Stellen Sie eine Beleuchtungsdauer von 8 bis 10 Stunden täglich ein. Eine preisgünstige Lösung sind Leuchtstoffröhren mit Schwalbenschwanz-Reflektoren in der Lichtfarbe 865. In Kombination mit normalen Zimmertemperaturen von 20 bis 25 Grad Celsius, lassen die ersten Knospen und Blüten nicht mehr lange auf sich warten.
Nächtliche Temperaturabsenkung
Blühfaule Orchideen bringen Sie in Schwung mit einer nächtlichen Absenkung der Temperatur. Vornehmlich Phalaenopsis, Dendrobium, Oncidium und Epidendrum sowie daraus hervorgegangene Hybriden sprechen auf den Kälte-Impuls gut an. Gönnen Sie den Pflanzen nach ihrer letzten Blütezeit zunächst eine Verschnaufpause von mindestens 4 Wochen. Lassen die Knospen dann immer noch auf sich warten, senken Sie die Temperaturen am Abend um maximal 5 Grad Celsius gegenüber den Tagestemperaturen ab. Wiederholen Sie die tägliche Drosselung für etwa 6 Wochen, fördert diese Maßnahme den neuen Blütenansatz.
Luftfeuchtigkeit erhöhen
Warme Temperaturen bei Tage und leichte Kühle bei Nacht genügen nicht immer, um Orchideen erneut erblühen zu lassen. Zaudern die tropischen Pflanzen weiterhin, mangelt es zumeist an der erforderlichen Luftfeuchtigkeit. Erst ab 60 Prozent durchschnittlicher Luftfeuchtigkeit fühlen sich Orchideen an ihre Habitate im Regenwald erinnert und lassen ihre Knospen und Blüten sprießen. In Mitteleuropa erzielen Sie ein tropisches Raumklima mit folgenden Maßnahmen:
- Luftbefeuchter aufstellen in räumlicher Nähe zu Orchideen
- Täglich kalkfreies, lauwarmes Wasser auf die Ober- und Unterseiten der Blätter sowie die Luftwurzeln sprühen
- Die Untersetzer füllen mit Blähtonkugeln und Wasser
Spezielle Orchideen-Übertöpfe sind eine ebenso praktische wie dekorative Lösung für die Erhöhung der lokalen Luftfeuchtigkeit. Die Gefäße verfügen über ein Podest für den Kulturtopf. Der Hohlraum dient als Wasser-Reservoir und fängt überschüssiges Gießwasser auf. Die verdunstende Feuchtigkeit bestreicht permanent das Blätterkleid und erzeugt ein tropisches Mikroklima.
Staunässe beseitigen
Die Fehleinschätzung des Gießbedarfs zählt zu den häufigsten Ursachen für Orchideen ohne Blüten. Als Aufsitzerpflanzen regulieren die exotischen Blumen ihren Wasser- und Nährstoffhaushalt vornehmlich über ihre Blätter und Luftwurzeln. Hoch oben in den Kronen majestätischer Urwaldriesen fangen Orchideen tröpfchenweise den Regen ein. Ein regelmäßiger Wasserschwall aus der Gießkanne übersteigt die Aufnahmekapazität ihrer Wurzeln, sodass es im Kulturtopf zu Staunässe kommt. Als Folge daraus entsteht Fäulnis, was letztendlich in den Ausfall der ersehnten Blütezeit mündet. Ein häufiges Symptom für Staunässe sind runzelige, aufgeweichte Blätter. Mit folgender Strategie versetzen Sie Ihre Orchidee in Blüh-Laune:
- Das vernässte Wurzelgeflecht austopfen
- Altes Substrat vollständig entfernen
- Aufgeweichte, faulig-braune Wurzeln herausschneiden
- In einen transparenten Kulturtopf eine 2 cm hohe Drainage aus Blähton einfüllen
Setzen Sie die Orchidee mit einer Drehbewegung in den neuen Kulturtopf ein. Daraufhin füllen Sie sukzessive das Pinienrinden-Substrat ein. Damit sich die groben Substratstücke gleichmäßig verteilen, stoßen Sie das Gefäß wiederholt auf. Während einer Phase der Regeneration von 8 bis 10 Tagen am hellen, warmen Standort gießen Sie die Pflanze nicht, sondern besprühen lediglich die Blätter und Luftwurzeln. Ist der Verlust des Wurzelvolumens nach einigen Wochen ausgeglichen und das Substrat in Zukunft nicht mehr staunass, legt die Orchidee wieder ihr Blütenkleid an.
Dünge-Intervalle verkürzen
Für das Wachstum von Blättern und Luftwurzeln reichen die Nährstoff-Vorräte im Substrat in der Regel aus. Damit Orchideen erblühen, sind sie auf eine ergänzende Versorgung mit Dünger angewiesen. Herkömmlicher Blumendünger ist für diesen Zweck nicht geeignet. Verwenden Sie bitte speziellen Orchideen-Dünger, dessen Zusammensetzung präzise auf die Bedürfnisse epiphytischer Blütenpflanzen abgestimmt ist. Von März bis September geben Sie den Flüssigdünger bei jedem zweiten Gießen ins Wasser.
Orchideen-Arten ohne ausgeprägte Wachstumsruhe, wie Phalaenopsis oder Dendrobium, düngen Sie von Oktober bis Februar weiterhin im Abstand von 4 bis 6 Wochen. Orchideen mit einer winterlichen Ruhephase, wie Cattleya oder Frauenschuh-Orchideen, erhalten keinen Dünger.
Vanda-Orchideen ohne Erde kultivieren
Vanda-Orchideen sind geprägt von einer hohen Anfälligkeit gegenüber Wurzelfäulnis. Selbst grobes Pinienrindensubstrat ist nicht luftig genug für die Wurzelstränge. Daher werden die Arten und Sorten dieser exotischen Gattung besser ohne Substrat kultiviert. Wundern Sie sich daher nicht über das Ausbleiben der Blütezeit, wenn Sie Ihre Vanda-Orchideen im Topf pflegen. Befreien Sie die anspruchsvolle Pflanze aus ihrem engen Gefäß und entfernen sämtliche Substratreste. So bringen Sie die furiose Blütenpracht in Gang:
- Vanda-Orchidee aufhängen am sonnigen Standort mit Schattierung bei sommerlicher Mittagssonne
- Alternativ das Wurzelgeflecht in ein Lattenkörbchen aus Teakholz setzen und aufhängen
- Temperaturen: im Sommer 25 bis 30 Grad; im Winter nicht unter 20 Grad Celsius
Damit die schwerelose Orchidee nicht austrocknet, sprühen Sie Blätter und Wurzeln täglich ein mit weichem Wasser. Darüber hinaus tauchen Sie die Pflanze alle 2 bis 3 Tage für 30 Minuten in kalkfreies Wasser. Von März bis September fügen Sie dem Tauchwasser alle 14 Tage einen flüssigen Orchideendünger hinzu. Von Oktober bis Februar verabreichen Sie den Dünger im 4-Wochen-Takt. Ist Ihrer Vanda-Orchidee diese Wohlfühl-Pflege vergönnt, erblüht sie im Frühling und Herbst in ihrer ganzen Pracht.
Fazit
Es liegen triftige Gründe vor, wenn Orchideen nicht blühen. Häufigste Ursache für den Ausfall der Blütezeit sind Standortprobleme, wie Lichtmangel und zu geringe Luftfeuchtigkeit. Fehler in der Wasser- und Nährstoffversorgung nötigen die exotischen Pflanzen aus dem Regenwald, ihre Blüten unter Verschluss zu halten. Sind alle Rahmenbedingungen wieder im Lot, bringen Sie mit einer nächtlichen Temperaturabsenkung von 5 Grad Celsius die Blühwilligkeit in Schwung. Mit diesen Tipps lösen Sie Engpässe in der Kultivierung auf, sodass Ihre Orchideen entgegen aller Befürchtungen doch noch blühen.