Obstgarten & Obst Erdbeeren - Sorten, Anbau und Pflege

Erdbeeren mit vielen Blättern, blühen aber nicht: was tun?

Erdbeeren

Es gibt verschiedene Gründe warum Erdbeeren nicht blühen wollen, wir unterscheiden hier zwischen als Jungpflanzen gesetzte Erdbeeren und selbstgezogene Erdbeeren.

Als Jungpflanze gesetzte Erdbeeren

Bei Kultur vorgezogener Jungpflanzen können folgende Ursachen daran schuld sein, dass die Pflanzen die Blüte verweigern:

Offensichtliche Pflegefehler

Wenn Sie das erste Mal Erdbeeren gepflanzt haben, versichern Ihnen vielleicht übereifrige und nicht ausreichend geschulte Verkäufer, dass Sie diese Erdbeeren nur in einen Balkonkasten, Kübel, Boden setzen müssen. Ein wenig Wasser, ein wenig Dünger, und die köstlichen Früchte entstehen wie von selbst.

Das ist im Grundsatz richtig, aber schon wenn Sie eine leicht abweichende Vorstellung von „richtiger Bewässerung“ und „richtigem Düngen“ von Erdbeeren haben, können Sie den Pflanzenstoffwechsel soweit durcheinander bringen, dass die Erdbeeren die Blüte verweigern. Lesen Sie sich also vor dem Setzen der Erdbeeren einmal eine Pflege-Anleitung für Erdbeerpflanzen durch und befolgen Sie diese bei den ersten Erdbeeren genau. Wenn die Grundpflege auch nach Überprüfung stimmt, gibt es noch jede Menge Feinheiten, die den Erdbeeren die Laune verderben können.

Auswahl der falschen bzw. einer zu empfindlichen Sorte

Erdbeeren

Aus der ersten Kreuzung zur „Gartenerdbeere“ wurden seit dem 18. Jahrhundert über 1.000 Sorten gezüchtet. Sorten für alle Wünsche, die aber auch ganz entschiedene Ansprüche entwickeln können. Vor allem empfindliche moderne Zuchtsorten kommen längst nicht mit jedem normalen Boden zurecht. Diese Erdbeersorten entstehen meist aus Eltern, die im Erwerbsanbau genutzt werden und bei denen die geduldige, langsame Auslesezucht durch Beeinflussung einzelner Gene ersetzt wurde. Wenn der unendlich vielfältige Organismus „Stoffwechsel“ einseitig beeinflusst wird, zeigt das häufig negative Ergebnisse an anderen Stellen. Auch wenn Sie im Katalog der Star war: Eine richtig zickige moderne Sorte wächst in Boden A und in Boden B 10 Meter daneben nicht, und Sie müssten lange forschen, um den Grund herauszufinden.

Abhilfe: Mit der blütenverweigernden Sorte können Sie noch ein paar Mal umziehen; langfristig ist es aber sicher entspannender und erfolgreicher, wenn Sie sich unter den alten robusten Erdbeer-Sorten umsehen, die heute wieder von vielen Fachgärtnereien kultiviert werden.

Falsche Zeit

Pflanzen werden im Frühling gepflanzt? Viele Pflanzen schon, aber Erdbeerpflanzen nicht unbedingt. Normale Erdbeerpflanzen werden am besten zwischen Juli und August gesetzt, damit sie in der Wärme des Sommers gut anwachsen können und nach der folgenden Winterruhe im nächsten Jahr früh loslegen, um eine reiche Ernte auszubilden. Im Frühjahr gepflanzte Erdbeeren bringen nur unter sehr optimalen Bedingungen in der gleichen Saison noch ein paar Blüten zustande, aus denen wenige, mickrige Früchte entstehen.

Abhilfe: Gut pflegen, auf einen warmen Sommer hoffen, vielleicht entwickeln sich die Erdbeeren noch in der gleichen Saison zumindest soweit, dass Sie den Geschmack der Sorte testen können. In der nächsten Saison werden die Erdbeeren dafür um so eifriger loslegen. Im Frühjahr sollten nur sogenannte Frigopflanzen gepflanzt werden, die unter besonderen physiologischen Bedingungen überwintert werden: Nach Blütenanlage im Herbst werden diese Pflanzen eingefroren und schlagen nach diesem künstlich verlängerten Winter direkt aus, wenn sie im Frühjahr eingepflanzt werden; neun Wochen später beginnt die Ernte.

Falscher Boden

Erdbeeren lieben frische Erde, also Erde im Idealzustand: Locker und krümelig, aber so speicherfähig, dass das Gießwasser mit den darin gelösten Nährstoffen nicht zu schnell an den Wurzeln vorbeifließt. Leicht verdichtende Erde, z. B. wegen zu hohem Ton-Lehm-Gehalt, oder lagebedingt nasse Böden machen den Wurzeln der Erdbeeren zu schaffen. Wenn die Wurzelgesundheit gefährdet ist, kann das die Blütenentwicklung stören.

Abhilfe: Boden lockern, in sehr zu Verdichtung oder stauender Nässe neigenden Böden Erdbeeren auf kleinen Dämmen kultivieren, die mit Mulchfolie überzogen werden.

Bodenmüdigkeit

Erdbeeren blüht

Bodenmüdigkeit, lange ein unergründliches Mysterium, hat handfeste inzwischen erforschte Ursachen: Diese negative Veränderung eines Kulturbodens ist eine logische Folge monokultureller Bodenbewirtschaftung. Jede Pflanze entzieht dem Boden Nährstoffe in bestimmter Zusammensetzung, was die Ansiedlung bestimmter Mikroorganismen fördert, während andere unterdrückt werden. Wenn der einseitige Entzug nicht durch Pflanzennachbarn anderer Arten ausgeglichen wird, zerstört das irgendwann das ökologische Gleichgewicht im Boden. Ökologisches Ungleichgewicht schwächt das Bodenleben, schädliche Bakterien und Pilze und hungrige Nematoden expansiver Arten haben freie Bahn. Vor allem Rosengewächse (zu denen auch die Erdbeeren gehören), verursachen schnell Bodenmüdigkeit und sollten deshalb nicht mehrfach nacheinander am selben Standort angebaut werden.

Abhilfe: Eventuell kann Bodenverbesserung mit Gesteinsmehl und Kompost die Erdbeeren zum Blühen bringen, auch eine Unterpflanzung bzw. Zwischenpflanzung bodenpflegender Kräuter könnte helfen. Die nächsten Erdbeeren sollten in einen anderen Teil des Gartens gepflanzt werden (wo keine Äpfel, Birnen, Brombeeren, Himbeeren, Kirschen, Mandeln, Pflaumen, Rosen, Weißdorne standen oder noch wachsen, weil diese Gehölze alle zur Familie der Rosengewächse gehören); insgesamt hilft eine möglichst abwechslungsreiche und vielseitige Bepflanzung des Gartens, Fruchtfolge und Mischkultur.

Zu tief gepflanzt

Wenn Erdbeeren zu tief gepflanzt werden, kann sich der Stoffwechsel der Pflanzen nicht richtig entwickeln, die Blütenanlage (kurz nach Pflanzen) stören kann.

Abhilfe: Für die gesetzten Erdbeeren schwierig, die nächsten Erdbeeren in richtiger Höhe setzen (vor allem das Herz in der Mitte braucht Luft).

Falsche Nährstoffversorgung

Erdbeerpflanze mit Blüten

Die häufigsten Gründe dafür, dass Erdbeeren zwar irgendwie wachsen aber nicht blühen, sind wohl in der falschen Versorgung mit Nährstoffen zu suchen.

Erdbeeren zählen zu den Starkzehrern, brauchen also eine recht gute Versorgung mit Dünger. Wenn die vielen Blätter zwar wachsen, aber nicht sattgrün und kräftig aussehen, sondern eher blassgrün, schlaff, unlustig, dürfte Unterversorgung mit einem oder mehreren Nährstoffen vorliegen – die Kraft reicht nicht zur Blütenbildung. Aber: Auch Überfluss macht krank und unlustig, Überdüngung mit Stickstoff sorgt z. B. dafür, dass die Pflanze zwar kräftig wächst, sich aber um nichts anderes kümmern kann.

Abhilfe: Gegen Unterversorgung hilft düngen, im richtigen Maß und mit den richtigen Nährstoffen. Handelsüblicher Flüssigdünger enthält meist schnell wirkende mineralische Nährstoffkomponenten, die sehr genau dosiert werden müssen. Gegen Überdüngung hilft Einstellen der Düngung und ev. Zwischenpflanzen von entreicheren Kräutern. Leichter fällt die angemessene Nährstoffversorgung mit organischem Dünger, der von Bodenlebewesen abgebaut und den Pflanzen langsam zur Verfügung gestellt wird (im Balkonkasten organisch-mineralischer Dünger, weil hier nicht genug Bodenleben zur Zerkleinerung rein organischen Düngers vorhanden ist).

Sonstige Störungen des Pflanzenstoffwechsels

Erdbeeren

Wenn Erdbeeren in einem nicht sehr ökologischen Umfeld wachsen müssen, zum Beispiel in einem „konventionell“ (mit Kunstdünger und synthetischen Pflanzenschutzmitteln) gepflegten Garten, lässt das ökologische Gleichgewicht in der gesamten Umgebung häufig zu wünschen übrig. Das schwächt die Pflanzen rundum, Schädlinge, Pilze, weitere Krankheiten haben ein leichtes Spiel. Jeder Schädling und jeder Pilz, der Erdbeeren im naturnahen Garten eine Zeit lang belästigt und dann ohne Folgen verschwindet, kann ich hier ernsthafte Schäden nach sich ziehen. Zum Beispiel die Erdbeeren soweit schwächen, dass sie keine Blüten entwickeln können. Krankheiten können von solchen Erdbeeren nicht wie im naturnahen Garten abgewehrt werden, sondern entwickeln sich und sorgen in vielen Fällen auch dafür, dass keine Blüten entwickelt werden.

Abhilfe: An den aktuell wachsenden Erdbeeren können viele Einzelmaßnahmen angewendet werden, die sich auf die jeweilige Schädigung (das Symptom) richten. Auf Dauer kann die ständige Symptombekämpfung nur vermieden werden, wenn der ganze Garten naturnäher gestaltet wird (was dem Hobbygärtner allerdings eine deutliche Arbeitserleichterung bei der laufenden Pflege einbringt).

Selbst gezogene Erdbeeren

Bei selbst gezogenen Erdbeeren können alle gerade oben genannten Ursachen daran beteiligt sein, dass die Erdbeeren die Blüte verweigern, es kommen aber noch einige weitere Gründe in Frage:

„Falsche“ Eltern

Wenn Sie die Erdbeeren selbst aus Ablegern einer Mutterpflanze gezogen haben, kann es passieren, dass Sie einen Ausleger gepäppelt haben, der nicht richtig überlebensfähig ist.

Erdbeeren

Die Gartenerdbeere entstand im 18. Jahrhundert aus der zufälligen Kreuzung der beiden amerikanischen Erdbeerarten Fragaria chiloensis (Chile-Erdbeere) und Fragaria virginiana (Scharlacherdbeere). Diese Gartenerdbeere wird also seit über 200 Jahren gezüchtet; noch im letzten Jahrhundert wurden die Schwächen, die bei Zuchtauswahl nach besonderen Stärken regelmäßig auftreten, durch geduldige Zuchtarbeit ausgemerzt, bis robuste Sorten entstanden waren. Weil heute oft nicht der Inhalt, sondern der Gewinn im Vordergrund stehen und Neuheiten mehr Gewinn versprechen, wird häufig anders vorgegangen: Statt die Zucht bis zu einer überlebensfähigen Sorte fortzuführen, werden oft sogar die Kreuzungen der 1. Generation verkauft, die sogenannten F1-Hybriden, mit denen für seriöse Züchter die Zucht gerade erst beginnt.

Abhilfe: Wenn Sie den neuesten Zuchtstar erworben haben, kann es gut möglich sein, dass dieser zwar noch Ableger bildet, diese aber nicht überlebensfähig sind und ihre Erdbeeren nie eine Blüte entwickeln werden. Sie können den kleinen Erdbeeren noch etwas Zeit lassen, vielleicht sind es nur Spätentwickler; wenn es nicht wird, sollten Sie sich das nächste Mal Ableger von einer belegbar bzw. woanders sichtbar robusten und blühwilligen Erdbeersorte besorgen.

Zu schwache Mutterpflanzen oder Ableger

Wenn Sie die Ableger von einer Mutterpflanze genommen haben, die bereits gesunde, fruchtende Nachkommen produziert hat, ist die Mutterpflanze möglicherweise bereits altersschwach. Sie produziert dann manchmal besonders viel Ableger, um sich rechtzeitig fortzupflanzen, so richtig überlebensfähig sind diese Ableger aber nicht mehr unbedingt (bei vielen Zuchtsorte überhaupt nicht mehr, sie haben in Bezug auf Ausläufer einfach schon alles gegeben). Oder Sie haben den falschen Ableger ausgewählt – wenn man Erdbeeren über Absenker weitervermehren will, sollte man immer nur die erste Pflanze nach der Mutterpflanze verwenden, weil die weiteren Ausläufer immer schwächer werden.

Abhilfe: „Falsche Eltern“

Erdbeeren wurden aus Samen gezogen

Erdbeeren

Aufzucht aus Samen ziehen ist bei diesen tausendfach hin und her gezüchteten Pflanzen auch nicht mehr bei jeder Sorte möglich. Von der Frucht gewonnene Samen werden zu voll ausgebildeten Erdbeerpflanzen oder auch nicht; beim Samen aus der gekauften Tüte können zwar alle Erdbeeren keimen, aber nicht alle Erdbeeren zu Blüte und Fruchtbildung fähig sein; F1-Sorten verweigern häufig schon bei kleinsten Beeinträchtigungen die Ausbildung der gerade anstehenden Pflanzenteile.

Abhilfe: Zu sicherem Erfolg mit Samen kommen Sie, wenn Sie sich eine Fachgärtnerei suchen, die sich mit alten Erdbeerpflanzen beschäftigt, und sich dort eine Sorte zum Aussamen empfehlen lassen.

Fazit
Erdbeeren sind nur dann sicher einfach zu kultivieren, wenn Sie einige Mühe und Zeit auf die Auswahl der richtigen Sorte verwendet haben. Bei empfindlichen Sorten hilft Abwarten und ansonsten vielleicht die Optimierung der Pflege, in besonders ungünstigen Fällen wird der Erdbeere aber auch in der übernächsten Saison kaum eine Blüte zu entlocken sein.